Hallo,
auf den ersten Blick sieht das nach einem Welpen aus einer schlechten Zucht aus, dem u.a. die positive Sozialisation auf den Menschen fehlt.
Das Pinkeln beim Hochnehmen ist eine Beschwichtigungsreaktion, die (vor allem) Welpen zeigen, wenn sie sich bedroht fühlen. Durch das Urinieren signalisieren sie, dass sie noch klein sind (was andere Hunde im Gegensatz zum Menschen am Geruch erkennen können) und dass sie keine Bedrohung darstellen.
Normal sozialisierte Welpen bepinkeln sich normalerweise nicht, wenn sie von Menschen hochgehoben werden, weil sie das vom Züchter bereits kennen. Dass sie beim Begrüßen pinkeln, kommt hingegen häufiger vor und ist weitestgehend unabhängig von der Sozialisation.
Dass der Welpe sich beim Führen an der Leine sperrt, ist nicht unbedingt ungewöhnlich. Die meisten Welpen müssen erst lernen, sich an das Geführtwerden zu gewöhnen. Vor allem vom Haus weg sträuben sich Welpen häufig gegen die Leine, weil ihr Instinkt ihnen sagt, dass sie außerhalb des Lagers gefährdet sind.
Verschärft hat man dieses Problem aber häufig bei Welpen, die ihren Platz im Stall/ Zwinger/ Aufzuchtraum bis zum Tag der Abgabe nicht verlassen haben. Ihnen fehlt die Erfahrung, dass es auch noch ein Leben außerhalb gibt, weswegen sie besonders ängstlich sind. Kommt da noch das fehlende Zutrauen zum Menschen hinzu, hat man einen Hund, der sich in der Welt ziemlich bedroht vorkommt.
Leckerchen und Locken verschärfen die Situation. Der Hund registriert, dass an der Situation irgendwas komisch/ besonders zu sein scheint und wird nur noch ängstlicher.
Tipp: Besorg dem Kleinen ein Brustgeschirr, das ist für den Anfang weniger bedrohlich, als wenn da jemand am Hals rumzieht. Leine ihn ruhig öfter am Tag einfach mal an und dann wieder ab, ohne rauszugehen, damit er sich daran gewöhnt. Wenn du das ein paar Tage lang machst, wird er das schon ganz entspannt betrachten.
Zum Hochnehmen ruf’ ihn ran, leine ihn an und nimm ihn dann kommentarlos (wichtig!) hoch. Nicht erst auf ihn einreden, denn das verstärkt den Pinkeldrang zusätzlich. Hochnehmen, rausgehen, absetzen, fertig.
Idealerweise sollte er draußen frei laufen. Bis zur 16. Woche ist der Nachlauftrieb noch aktiv, was bedeutet, dass dein Hund dir mit hoher Wahrscheinlichkeit (außer er ist völlig fehlgeprägt) freiwillig folgen wird. Wenn das wegen Straße o.ä. nicht geht, setze ihn kurz ab, damit er pinkeln kann, und dann trage ihn vom Haus weg und lass ihn erst auf dem Rückweg selber laufen. Das funktioniert meist besser. Falle er sich sträubt, ziehe ihn sanft, aber bestimmt hinter dir her.
Fordere ihn 1x (nicht öfter) freundlich auf, mitzukommen und geh’ dann einfach los, ohne ihn zu locken, ihn anzusprechen, stehenzubleiben oder ihn anzuschauen. Nach relativ kurzer Zeit wird er
a) verstanden haben, dass stehenbleiben unangenehm ist
und
b) begreifen, dass er dir folgen kann, weil du offenbar weißt, was du willst. Besonders Letzteres ist für sein Sicherheitsgefühl sehr wichtig.
Schöne Grüße,
Jule