Mein Mann ist ein Pedant

Er ist übergenau, die kleinste Abweichung wird kritisiert. Er hat alles wohl durchdacht, kann alles supergut begründen. Alles muss genau so gemacht werden, die es sein muss. Das Geschirr so in die Abtropfschale, dass es optimal abtropft. Das richtige Messer für den richtigen Zweck usw. usw. Für spontane Dinge, für das Leben ist kein Platz mehr. Wenn etwas anders ist, wird kritisiert. Er muss auch alles genau überlegen, stundenlang, hin und her, wenn überraschend eine Entscheidung zu treffen ist.
Wie geht man am bestem mit einem Pedanten um?
Gibt es irgendwo eine gute Infoseite?
Wird das im Alter immer schlimmer oder gibt sich das irgendwann?
Wer hat mir einen Rat?
Bin manchmal am verzweifeln.
Moni

Hallo Moni,

hast du mal mit ihm darüber gesprochen, wie du ihn wahrnimmst und wie es dir damit geht? was sagt er dazu?

Gruß,
Anna

Hallo Moni,

Wie geht man am bestem mit einem Pedanten um?
Gibt es irgendwo eine gute Infoseite?
Wird das im Alter immer schlimmer oder gibt sich das
irgendwann?
Wer hat mir einen Rat?

mein Rat ist ein Lektüre-Tipp:
Fritz Riemann, Grundformen der Angst
http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3497007498/qid…

In diesem klassischen Werk werden vier Persönlichkeitstypen auf je ca. 50 Seiten auf eine sehr leicht lesbare Weise beschrieben;

im Kapitel über die „zwanghafte Persönlichkeit“ wirst Du die Verhaltensweisen Deines Mannes ganz anschaulich wiederfinden, v.a. wirst Du dann erkennen, dass er oft einfach gar nicht anders handeln kann, dass Vorwürfe wegens seines Handelns nicht viel bringen können, etc.

Vielleicht erkennt er sich ja auch selbst in dieser Beschreibung, was die erste Voraussetzung für eine Verhaltensänderung wäre …

Viele Grüße
franz

hallo moni

so wie du das verhalten deines mannes beschreibst, könnte er ein zwangscharakter zu sein. ich kann mir vorstellen, dass du in einer schwierigen position bist, denn egal was du tutst, du wirst ein problem haben. lebst du spontan, so erntest du seine kritik. passt du dich ihm an, so bestärkst du ihn in seinem verhalten und gibst ihm das gefühl, sein verhalten wäre normal.

mein freund ist ebenfalls ein zwangscharkater. ich lebe (glücklicherweise) nicht mit ihm zusammen. wenn ich ihn besuche, so achte ich bewusst und nach absprache darauf, dass ich nicht „herumschlampe“, aber auch nicht besonders vorsichtig bin. denn es ist nicht mein verhalten, das krank ist, sondern seines. allerdings arbeitet er seit einiger zeit (seit seiner selbsterkennung) stark an sich und konnte schon viele verhaltensweisen verbessern und damit ein zusammenleben ermöglichen! dazu braucht es aber viel zeit, geduld und v.a. den willen des zwangskranken, sich zu heilen. spannend finde ich, dass er dieses verhalten nur in seiner wohnung aufweist, bei mir ist er total relaxt und geniesst dieses unglaublich :smile:)

liebe grüssli
corinne

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hallo coco,

mein freund ist ebenfalls ein zwangscharkater

das wäre doch echt ein gelungener ironisch-selbstironischer Kosename, oder nicht?

Viele Grüße
franz

Literatur-Ergänzung
Lieber Ben

mein Rat ist ein Lektüre-Tipp:
Fritz Riemann, Grundformen der Angst

Das alte Buch von Riemann (60er Jahre) ist immer noch schön, ebenso wie W.Reichs „Charakteranalyse“, aber die Bücher zu den Persönlichkeits-Typen von KARL KÖNIG sind aus den 90er Jahren und wirklich auf einem noch verbesserten, erweiterten Stand, weshalb ich sie hier gerne als Ergänzung empfehle. Sie sind fachlich auf hohem Niveau, aber trotzdem leicht lesbar.
Gruß,
Branden

1 Like

Hallo Moni,

erst einmal möchte ich dir die selbe Literaturempfehlung geben, wie sie dir Ben gegeben hat. Lese dir das Kapitel zu dem entsprechenden Charaktertypus deines Mannes durch und eventuell noch das Kapitel zu deinem Charaktertypus (glaube mir du wirst dich selbst auch in dem Buch finden). Das hilft dir erst einmal etwas klarer zu sehen.

Danach solltest du auf jeden Fall mit deinem Mann darüber reden, wie es dir mit seinem pedantischen Verhalten geht. Versuche nicht ihn schlecht zu reden, sondern beschreibe einfach wie du dich fühlst.

Als nächstest würde ich dir empfehlen, dich auf gar keinen Fall durch seine Ansichten einschränken zu lassen. Mache alles so wie du es für richtig empfindest. Soll er doch Dinge an den - für ihn - falschen Orten finden. Wenn er darüber meckert reagiere selbstbewusst und auf gar keinen Fall eingeschüchtert und klein beigebend. Argumentiere selbstbewusst mit deiner Meinung.

Mein Ex-Freund war auch ein Pedant, mit der Zeit wurde es bei ihm immer schlimmer. Ich habe sogar eine leichte Form des Authismus bei ihm vermutet. Ich konnte damit nur umgehen, in dem ich alle Dinge nach meinen Vorstellungen gemacht habe. Es ist nicht einfach mit so einem Menschen zusammen zu leben und wird ein ewiger Kampf sein, wenn man sich nicht selbst aufgeben will oder derjenige nicht bereit ist an sich zu arbeiten.

Ich wünsche dir viel Kraft.

Viele Grüße

Phoebe

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Hi,

und ja, zum Verzweifeln ist so ein Verhalten wirklich. Die
Umstehenden leiden darunter mehr, als sich der Betroffene vorstellen
kann - aber da es sich tatsächlich um Zwänge handelt, hilft auch
nicht das Wissen, dass andere darunter leiden.

Bei mir ist es der Vater, der der Pedant ist. Oh, habe ich darunter
gelitten!!! Leider ist dadurch auch die Toleranz, die Du wenigstens
noch hast, bei mir verloren gegangen.

Als Kind, bzw eher als Jugendliche, habe ich schrecklich darunter
gelitten. Mittlerweile kann ich aber die Zusammenhänge verstehen -
ich habe ADS, und dies (und vielleicht auch Aspergers?) liegt eben
bei uns in der Familie. Mein Cousin hat meiner Meinung nach auch ADS,
aber der ist halt alles andere als ein Pedant.

Das Ganze kann aber nur therapeutisch und evtl auch medikamentös
behandelt werden - wie gesagt, Zwänge kann man nicht einfach durch
das Bewusstsein derselben abschalten.

Klar gehört erstmal die Erkenntnis, DASS es Zwänge sind, dazu.
Denn ein Pedant hält erstmal SEIN Verhalten für normal, und das der
anderen als eben schlampig, schlecht durchdacht etc.

Da er aber auch unter der fehlenden Möglichkeit der Spontaneität
leidet, müsste, mit dem richtigen Ansatz, es hoffentlich möglich
sein, ihn erkennen zu lassen, dass es auch anders gehen könnte.

ADS und Aspergers liegen auf dem autistischen Spektrum - es
existieren also schwache Züge eines Autisten.

Wenn man sich also vor Augen hält, wie starr ein Autist in seinem
Verhalten wäre (weil er nicht anders kann, weil er Informationen
nicht so wie ein ‚normaler‘ Mensch verarbeiten kann), dann kann man
doch auch etwas Toleranz gegenüber solchem Verhalten aufbringen.

Solange man sich bewusst ist, dass es krankhaft ist. Und dies muss
eben auch der ‚Patient‘ erkennen.

Dir viel Glück! Ich würde mal mit ADS, Aspergers, und dem Begriff
Zwangshandlungen (und vielleicht auch tics) googlen - manches wird
Dich in die Irre führen, manches wird nützlich und passend sein.

gruss, isabel

Hi Moni,

ich meine solche Typen zu kennen und stelle mir das alltägliche Leben mit diesen „Korinthenkackern“ und „Kleinkrämern“ sehr anstrengend vor.

In einem Film über Männer und Gewalt sah ich ein Interview mit so einem Typen, der von sich sagte, dass erst die Trennung seiner Frau ihn dazu gebracht hätte, überhaupt zum ersten Mal über seine Art nachzudenken. Aber selbst mit zeitlichem Abstand nach der Trennung war es ihm im Interview kaum möglich, nicht so nervend pedantisch zu sein.

Damals kam mir der Vergleich zu Suchtkranken, die häufig auch erst nach einer privaten „Katastrophe“ den Ausstieg schaffen.