Hallo Veronika,
als Mutter warst du erfolgreich, sehr sogar, wie es scheint
(warst du alleinerziehend bzw bist du jetzt ohne Partner?).
Deine Kinder stehen auf eigenen Füßen, leben jetzt ihr Leben.
Gut so.
Ich erinner mich noch genau, wie es bei mir war, als ich von
zu Hause weg ging. Papa hat tagelang geweint, wollte immer,
dass ich wieder nach Hause komme (ok, mit meiner Mutter kam
ich nie gut aus; dafür blieben ihr, nach Papas Tod, meine
beiden Brüder erhalten). Irgendwann bekam sich Papa wieder
ein und wir konnten eine neue Basis finden, wir waren nicht
mehr Papa/Tochter sondern Freunde. Wir dachten immer an den
andern aber wir ließen den andern sein Leben leben.
Heute bin ich Mutter, meine Große wird in zwei Monaten voll-
jährig. Die Kleine ist 16. Die beiden werden langsam flügge.
Besonders die Jüngere hat ein Problem damit, mich los zu
lassen, es fiel ihr zu Anfang sogar schwer, sich an den
Gedanken zu gewöhnen, dass sie bald auf eigenen Füßen stehen
soll. Langsam geht sie hinaus ins Leben. Mittlerweile genießt
sie es auch, auch wenn sie manchmal auch wieder an mir klebt.
Ich nutze die Abnabelung, investiere viel Zeit in meinen
Beruf (obwohl arbeitslos, aber bilde mich privat weiter).
Ich reise gerne (habe u. a. durch wer-weiss-was viele Freunde
gefunden, die ich jetzt mal besuche). Ich hab noch so viel
Träume, die ich mir erfüllen will, will noch so viel sehen.
Müsste ich in 10 oder 20 Jahren immer noch für meine Kinder
da sein, so könnte ich das, ws ich noch sehen will, nicht
tun, weil ich ganz einfach keine Zeit hätte. So ists anders-
rum. Ich hab keine Zeit, um in das Loch zu fallen, in das
viele Mütter fallen: Einsamkeit.
Nutze wer-weiss-was (Chat und Forum) um neue Leute kennen
zu lernen. Les Bücher über andere Länder. Ich weiss nicht,
wie es dir finanziell geht. Wenns eng ist, so lass dir doch
zu den diversen Anlässen Reisegutscheine schenken und besuch
die w-w-w-Leute, die du hier kennen lernen kannst. Ich habs,
wie viele andere w-w-w-ler so geregelt, dass man die Reise-
kosten selbst aufbringt, aber beim andern für ein paar Tage
kostenlos wohnen kann (ich könnt mir ansonsten die Reisen
auch nicht leisten). Lerne Leute und erst mal Deutschland
kennen. Du hast Internet, nutze dieses, um zwischen deinen
Reisen mit den Personen Kontakt zu halten. Mitfahrzentralen
oder Wochenendtickets ermöglichen selbst Hartz-4-Leuten,
dass sie rumkommen. Nutz die Möglichkeiten, die sich dir
bieten. Mit der Zeit wirst du dann so ein Leben genießen
lernen. Schreib deinen Kids dann mal ne Karte von unterwegs,
nach dem Motto, es geht mir gut, ich genieße, denke an euch,
aber ich hab Spaß. Deine Kinder werden sich freuen und noch
mehr Stolz auf dich sein (du willst doch hoffentlich nicht,
dass sie ein schlechtes Gewissen bekommen, weil sie sich um
ihr eigenes Leben kümmern?).
Deine Kinder haben sich abgenabelt, jetzt solltest du sie
auch loslassen. Sei eine Freundin. Sie werden es dann ge-
nießen. Fall nicht in dieses schwarze Loch, in das viele
fallen. Leb jetzt das, was dir das Leben noch bietet. Oma
oder ähnliches kannst du immer noch spielen, wenn du wieder
gebraucht wirst. Hole das nach, was man eigentlich in der
Jugend tun sollte: Die Welt entdecken.
*knuddeldich*
alles Liebe
LG
D