Mein Vater wird immer mehr zum Griesgram

Hallo,
wir haben eine ziemlich vertrakte Familiensituation zuhause (ich bin seit 5 Jahren ausgezogen, habe aber ein sehr gutes Verhältnis zu meiner Mama, verzählen uns alles).
Hauptproblem ist mein Vater, er kriegt einfach nix auf die Reihe, seit Oma + Opa vor 3 Jahren gestorben sind, gehts bergab. Man kann dabei zusehen. Wir haben bzw. wir wohnen im Haus von Oma + Opa, es war nie einfach, Papa ist Einzelkind und stand vollkommen unter Opas Fuchtel, jeder hat gekuscht wenn der was gesagt hat.
Nun ja… über die Jahre hat sich mein Vater einen beachtlichen „Ranzen“ angefressen (sorry), er trinkt heimlich Alkohol (Mama findet immer wieder leere Wodkaflaschen), hat jetzt auch noch Diabetes Typ 2, welches er zwar „abstreitet“ aber die Krankenkasse schickt wohl nicht umsonst ein Diabetes-Patienten-Schreiben… Nun ja, er hat zu nix Lust. Er will nur schlafen oder essen. Führt sich ab und an auf wie ein kleines Kind (ich WILL jetzt einen Döner und ich hole mir jetzt einen, basta! nur als Beispiel), macht null Sport (klar, das is ihm zu anstrengend), unternimmt nix mit Mama „warum soll ich da jetzt hinfahren?“ (Mama würd halt auch gern mal wohin…) oder macht auch sonst am Haus nix. Er kapiert einfach nicht, dass er sich unmöglich benimmt. Er hat überhaupt keine Lebensfreude mehr, lacht seltenst und auch sonst absolut fade… Von sich selbst sagt er immer, er sei die „arme Sau“… warum auch immer? Ihn lässt mittlerweile sowieso jeder in Ruhe, mein Bruder erledigt so ziemlich alle Arbeiten.
Wer oder was kann ihm helfen? Wir wissen nicht mehr weiter…

Hallo,

Wer oder was kann ihm helfen? Wir wissen nicht mehr weiter…

So wie du das beschreibst klingt das nach Depressionen. Hast du denn schon mit ihm gesprochen? Ich meine ohne ihm Schuld zuzuweisen oder Vorwürfe zu machen. Ohne eure Hilfe wird er es wahrscheinlich nicht schaffen aus seinem Loch rauszukommen in dass er sich reinmanövriert hat.
Eine Depression ist keine „Null-Bock“-Phase sondern eine ernstzunehmende Krankheit! Er müsste seinen Hausarzt aufsuchen der ihn eventuell zu einem Psychologen überweist. Wünsch euch alles Gute!

LG

Er braucht eine Aufgabe
Hallo!

Dein Vater weiß offenbar nicht, wofür er noch da ist, wozu das Leben gut ist und was er überhaupt noch soll.

Sucht eine Aufgabe für ihn, die ihn begeistert. Ein Hobby (fotografieren, Modellbau, Briefmarken sammeln, …), ein Verein (schaut mal, welche Vereine an Eurem Ort tätig sind), ein VHS-Kurs oder ein Haustier (Hund, mit dem er spazierengehen muss; spazierengehen ist sowieso eine Wohltat für die Seele) kann helfen. Irgendetwas braucht er, damit das Leben für ihn wieder einen Sinn hat.

Ich wünsche Euch viel Glück dabei, Euren Vater aus dem tiefen Loch zu holen!

Hanna

Hallo diva,

zur Hilfe für Deinen Vater kann ich eher nichts beitragen, aber:

Nun ja, er hat zu nix Lust. Er unternimmt nix mit Mama „warum
soll ich da jetzt hinfahren?“ (Mama würd halt auch gern mal
wohin…) oder macht auch sonst am Haus nix.

warum kann Deine Mutter nicht einfach alleine was unternehmen. Das könnte Deinem Vater sogar vielleicht einen Ansporn geben.

Grüße,

Karin

Hallo,
erst mal Danke für die Antworten.

Zum ersten Beitrag: Meine Mama macht eh schon sooo viel alleine bzw. mit mir oder ihren Freundinnen. Wozu hat sie denn dann noch einen Mann? Man muss bzw. soll doch auch mal was gemeinsam unternehmen?

Zum zweiten Beitrag: Das sehe ich auch so, dass er keine Aufgabe hat, er langweilt sich zu Tode. Früher hat er Modellbau betrieben, richtig gerne aber mittlerweile is sein Modellbau-Zimmer so vermüllt und zugestellt von Gelumpe, dass man kaum noch zur Tür rein kommt… ich hab mir auch schon überlegt. Es gäbe ja das Bundeswehrler-Treffen, alle 3 Wochen, da geht er auch nicht hin, obwohl er weis, dass das sicher lustig wird und er eine Menge alter Freunde wieder trifft. Antwort von meinem Vater: hey ich arbeit den ganzen Tag und dann soll ich mich da auch noch reinsetzen? Womit wir wieder beim Thema „zu nix Lust“ wären…

Zum dritten Beitrag: Das mit den Depressionen finden wir auch, aber davon will er nix wissen. Depressionen sind in seinen Augen nur Hirngespinste (Mama war ja auch in jahrelanger Behandlung). Er würde nie, wirklich nie zugeben, dass er eine Depression hat. Ganz zu schweigen wegen „sowas“ zum Arzt zu gehen…
Ich habe jetzt den Psycho-Therapeuten meiner Mama kontaktiert, ich habe einen guten Draht zu dem, ich hoffe er antwortet mir bald, dass ich ihm das Problem mal schildern kann…

hallo kl_diva

Früher hat er
Modellbau betrieben, richtig gerne aber mittlerweile is sein
Modellbau-Zimmer so vermüllt und zugestellt von Gelumpe, dass
man kaum noch zur Tür rein kommt… ich hab mir auch schon
überlegt.

wie wäre es, wenn ihr deinem Papa als Motivation das Zimmer wieder attraktiv herrichtet, leerrümpelt, dass er wieder einen Ansporn hat, daran zu gehen, ohne im Kopf zu haben „ochnee, wenn ich da nun ran will muss ich erst stundenlang rumräumen…“?

lg, Dany

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Hallo,

zunächst die gute Nachricht: Depressionen kann man Behandeln.

Nun weiter: Es gibt Bücher für angehörige von Depressiven Menschen.

jetzt auch noch Diabetes Typ 2, welches er zwar „abstreitet“
aber die Krankenkasse schickt wohl nicht umsonst ein
Diabetes-Patienten-Schreiben…

Wie kurz ist denn die Leine an der er dran hängt? Wie viel bekommt er Kritik? In einer guten Beziehung sollte es 5x mehr Lob wie Kritik geben. Wie handhabt ihr das bei euch?

(ich WILL jetzt einen Döner und ich hole mir
jetzt einen, basta! nur als Beispiel),

Eher das verbieten hat hier was mit kleinem Kind zu tun. Warum soll er sich nicht einen Döner holen? Er macht es ja selbst und geht dabei raus. Das ist gut! Sehr gut!

unternimmt nix mit Mama „warum
soll ich da jetzt hinfahren?“ (Mama würd halt auch gern mal
wohin…)

Warum kann Mama nicht alleine wo hin? Er möchte ja zum Doner Stand, nur darf er nicht.

Sorry dass ich jetzt do direkt schreibe. Aber das kritisieren und das zu etwas zwingen und das verbieten von Selbständigkeit sind gravierende Fehler beim Umgang mit depressiven Menschen.

mein Bruder erledigt so ziemlich alle
Arbeiten.

Das ist sehr gut!

Mit guten Beispiel voran gehen. Alleine etwas unternehmen, hinaus gehen, Spass haben. Ihm auch seine Probleme selber lassen (damit er sieht, dass er eine Behandlung braucht). Wenn sich seine Frau nicht um seine Gesundheit kümmert, hat er die Gelegenheit sich selbst darum zu kümmern und er geht auch zum Arzt. Sonst wüßte er nicht, dass er Diabetes II hat. Das Abstreiten sieht eher so aus als ob er sich unter Druck gesetzt fühlt und noch mehr druck fürchtet wenn er es seiner Frau sagt.

Kurzum, ich würde Selbsthilfegruppen oder auch Bücher für Angehörige von depressiven Menschen empfehlen.

Liebe Grüße

Martin

Hallo Martin,

nur kurz, weil ich es nicht finde

(ich WILL jetzt einen Döner und ich hole mir
jetzt einen, basta! nur als Beispiel),

Eher das verbieten hat hier was mit kleinem Kind zu tun. Warum
soll er sich nicht einen Döner holen?

Er möchte ja zum Doner Stand, nur darf er nicht.

ich habe nirgendwo gelesen, dass er sich keinen holen darf…

Oder habe ich was übersehen?

lg, Dany

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Selbstverständlich verbietet es ihm niemand! Meine Mutter meinte nur, sie hätte noch genügend Zeug zuhause… und dann hat er ihr auch einen Döner aufgedrängt, damit es nicht gar so aussieht, dass er nur an sich denkt. Sie hat dann um des lieben Frieden Willen auch einen genommen, meinem Bruder hat sie auch einen aufgeschwatzt…

Ich habe schon mal übrigens geschrieben, dass meine Mutter sehr wohl etwas alleine unternehmen kann! Das tut sie auch, zu oft in meinen Augen sogar. Er schert sich überhaupt nicht drum. Er ist schon quasi „froh“ wenn sie weg ist…

Und zum Thema sein Modellbauzimmer zu entrümpeln… das hat er selbst alles da rein geschafft, das ist seine eigene reine Faulheit etwas in die Mülldeponie zu fahren. Lieber stellt er das in den Keller. Immerhin hat er es neulich schon geschafft, 6 Fernseher und seinen alten kaputten Bürostühl wegzubringen. Aber man sieht leider in dem Zimmer davon immer noch nicht viel.
Ich weis, dass er nicht mehr raussieht, dass ihm alles über den Kopf gewachsen ist, aber er will ja auch keine Hilfe…

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Hallo!

Verbieten war vielleicht nicht das richtige Wort. wenn sie es ihm ausreden möchte kommt eher hin.

drum. Er ist schon quasi „froh“ wenn sie weg ist…

Das heißt, sie dürfte ihm „auf die nerven gehen“. Wenn ich es direkt schreibe. Wobei ich jetzt nicht seiner Frau die schuld gebe. Ich schreibe nur, wie er es empfinden dürfte.

Immerhin hat er es neulich schon geschafft,
6 Fernseher und seinen alten kaputten Bürostühl wegzubringen.

Das ist doch super! Hat ihn seine Frau daraufhin gelobt, ihm gesagt, dass sie es toll gefunden hat, dass er es gemacht hat? Wie sieht es aus mit dem Verhältnis Kritik zu Lob?

Ich weis, dass er nicht mehr raussieht, dass ihm alles über
den Kopf gewachsen ist, aber er will ja auch keine Hilfe…

Oder will er vor euch bloß nicht blöd da stehen?

Wollt ihr euch über das Verhalten von Angehörigen von depressiven Menschen informieren? Durch das Verhalten der Angehörigen kann man sehr viel zur Selbsteinsicht der Krankheit beitragen. Kritik ist hier der schlechteste Weg. Dadurch mauert sich der depressive nur noch mehr ein.

Liebe Grüße

Martin

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Hallo kl_diva,

was es bedeutet, seine Eltern zu verlieren, kann (glaube mir) nur jemand nachempfinden, der es schon erlebt hat.

So ein „Ausfall“ - auch noch nach drei Jahren - ist nicht ungewöhnlich. Besonders dann, wenn z.B. der verstorbene Vater eine Instanz der „Definition seiner Selbst“ war.

Nach Deinem Geschmack benimmt er sich unmöglich - aber er kann wohl nicht anders. Er ist unbeweglich und ungelenk im Umgang mit Euch.

Vorwürfe sind da eher kontraproduktiv - denn er ist sich sicherlich seiner Aufgabe in Eurer Familie bewusst.

Für Euch scheinen nur Oma und Opa im würdigen Alter gestorben zu sein - für ihn ist eine Instanz weggebrochen.

Helft ihm bei der Trauerarbeit - und bereitet ihm einen Gang zu einer professionellen Hilfe.

Viele Grüße

Kathleen

huhu diva

Und zum Thema sein Modellbauzimmer zu entrümpeln… das hat er
selbst alles da rein geschafft, das ist seine eigene reine
Faulheit etwas in die Mülldeponie zu fahren. Lieber stellt er
das in den Keller. Immerhin hat er es neulich schon geschafft,
6 Fernseher und seinen alten kaputten Bürostühl wegzubringen.
Aber man sieht leider in dem Zimmer davon immer noch nicht
viel.
Ich weis, dass er nicht mehr raussieht, dass ihm alles über
den Kopf gewachsen ist, aber er will ja auch keine Hilfe…

Manchmal muss man einfach anpacken - ohne dass jemand groß fragen muss. Wenn ihr wisst, dass es für den Müll geplant ist, kann man doch einfach mal anpacken. Ich weiß, in einer Familie härten Fronten schnell mal aus, aber gerade da hilft vllt ein Bruch, indem man einfach etwas macht, was nicht dem Frontenkrieg entspricht.

Ja, er hat das da reingepackt. Dennoch fände ich den Ansatz gut, wenn ihr deinem Vater aus seiner Lethargie helfen wollt. Manchmal sieht man eben keinen Ausweg mehr, das kenne ich von mir selbst. Da hilft es, wenn einer einfach mal ungefragt anpackt. Auch wenns mir erstmal unangenehm ist, sehe ich danach wenigstens wieder eine Zielgeraden auf der es sich lohnt weiter zu machen. Man selbst kommt da nicht mehr einfach raus - und um Hilfe fragen? Für das eigene Chaos? Niemals :wink: Was aber ein aufgeräumtes Zimmer in einem ausgebremsten Selbst ausrichten kann, wieder für positive Energie sorgen kann, das hilft ungemein!

Überlegt es euch doch nochmal, auch wenns nicht eure Schuld ist, dass es voll steht. Manchmal ist es nicht die Schuldfrage, sondern die „wie gehts weiter“-Frage.

in einer heimlich-Aktion aufräumen, Geschenkeband an die Türe und den „neuen“ Raum wirken lassen mit einem „hier Papa, damit du wieder an dein Hobby kannst wenn du möchtest - ohne Hindernisse“ - Vorwürfe wie „war nicht so schlimm“ „hättest du auch schon längst mal machen können“ oder „guck, so einfach kann das gehen“ wären dann fehl am Platze.

Das alles nur, wenn ihr ihm entgegen kommen wollt :smile:

lg, Dany

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Hallo Martin

zunächst die gute Nachricht: Depressionen kann man Behandeln.

Ich finde das alles sehr gut, was du schreibst.

Aber irgendwie wurden bisher die leeren Wodkaflaschen, die die Mutter dauernd findet, noch nicht so richtig beachtet. Das scheint doch zusätzlich auf Alkoholismus hinzuweisen.

Ich weiß nicht, ob dann da die Herangehensweise eine etwas andere ist.

Zumindestens in dem Punkt, dass man den Alkoholiker nicht aus den Schwierigkeiten heraushilft, in die er sich reingebracht hat. Soviel ich weiß jedenfalls.

Viele Grüße

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Hallo!

Ich habe keine Ahnung wie viel er trinkt. Sie schreibt „findet immer wieder leere Wodkaflaschen“. Schreibt kein Wort „er ist immer bedrunken“ oder „er ist oft bedrunken“. „Immer wieder leere Wodkaflaschen“ kann bei dieser Ehesituation wie sie hier geschildert wurde einfach nur bedeuten dass es bloß 2-3 im Monat sind.

Wäre er Bedrunken wäre es hier glaube ich her geschrieben worden, wenn schon das mit dem Döner/Kebab erwähnt wird.

Wie erwähnt, solange hier nicht geschrieben wird, dass er Bedrunken ist und bloß „immer wieder leere Wodka Flaschen“ gehe ich hier nicht von einer Alkoholkrankheit aus.

Außerdem glaube ich, dass hier die Angehörigen sich nicht selber ändern wollen sondern hier im Forum nur Zustimmung an der Schuld des Mannes und Beileid für ihre eigene Situation suchen. Auf meine Fragen, deren Antwort sie selbst in unangenehmes Licht gebracht hätte, wurde zum Beispiel gar nicht geantwortet.

Liebe Grüße

Martin

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Hi,

Zumindestens in dem Punkt, dass man den Alkoholiker nicht aus
den Schwierigkeiten heraushilft, in die er sich reingebracht
hat. Soviel ich weiß jedenfalls.

Das ist aber nicht ganz richtig. Solange der Betreffende noch weiter trinken will, ist es richtig, sein Trinken in keinster Weise zu unterstützen. Sollte er aber den Wunsch haben, aufzuhören, dann schenkt man ihm am besten alle Hilfen der Welt.

Gruß,

Anja

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