Meine Tochter äußert keine Wünsche

Hallo,

ich habe folgendes Problem:

Meine Tochter ist nun 11 Jahre alt und ist eigentlich ein liebes Mädchen. Sie war schon immer so lieb. Nur manchmal streitet sie sich mit ihrem Bruder oder wird mir gegenüber zickig.
Sie geht nie oder kaum raus und richtige Freundinnen mit denen sie ihre Freizeit verbringt hat sie auch nicht. Sie hat keine Lust mit anderen nach der Schule zu spielen (sagt sie)In der Schule ist sie beliebt. Sie geht auf ein Gymnasium und ist mittelgut in ihren Leistungen.
Sie sitzt lieber in ihrem Bett und liest.Malt und bastelt Spielt mit ihrem kleinen Bruder (1,5 Jahr) den großen mag sie nicht so. Sie hilft mir auch im Haushalt oder kauft mal etwas kleines ein wenn ich etwas vergessen hab vom Restgeld darf sie sich dann etwas kaufen. Sie bekommt Taschengeld.
Jedes Mal wenn Weihnachten oder Geburtstag ist…sagt sie ich weiß nicht was ich mir wünsche. Außerdem redet sie mir immer nach dem Mund und äußert keine eigene Meinung. Gestern hab ich sie mal gefragt was ihr am wichtigsten ist im Leben und was sie sich für die Zukunft wünscht, was sie für Träume hat.Sie hat mir nur die Antwort gegeben das ihr die Familie am wichtigsten sei.
Auch in der Vergangenheit habe ich bemerkt das dies bei Freunden genauso war. Das andere Kinder sie dann sogar schlecht behandelt hatten und sie sich das gefalllen lässt. Ich habe mehrfach schon mit ihr darüber gesprochen und ihr gesagt das sie mir und auch anderen ihre Meinung sagen soll.
Ich finde das schrecklich…und ich weiß nicht was ich noch machen soll.
Ich hab schon am Wochenende eine Familienkonferenz eingeführt wo jeder seine Meinung äußern darf und soll und mal sagen darf was ihn stört. Selbst da äußert sie sich nicht.Es kann doch nicht sein das sie wunschlos glücklich ist. Mein anderer Sohn (7) sagt immer alles und hat nur Playmobil und Lego im Kopf (bei ihm ist das genau umgekehrt.)
Selbst wenn mein Mann in die Stadt gehen will und fragt sie ob sie mitkommen will, dann guckt sie mich an und sagt ich weiß nicht. Ich hab das Gefühl das sie sich von mir unterdrückt fühlt, obwohl ich das nicht tue :frowning: .
Sie macht auch äußerungen wie: Ich hab das gemacht, weil ich nicht wollte das du Streit mit Papa bekommst.Obwohl sie das nicht wollte. So selbstlos kann doch kein Kind sein.

Ich hoffe ihr könnt mir ein paar Tips geben.

Es gibt einfach harmoniebedürftige Kinder.

Wenn sie sich wohlfühlt, ist doch alles in Ordnung.

Tu ihr bitte den Gefallen und renn mit ihr nicht zum Püschylogen, auf dass da ein invertiertes ADHS in tateinheit mit partieller Minderbegabung oder so ein Unfug diagnostiziert wird.

Wie ist das Verhältnis zwischen Vater und Tochter?

mfg

Ihr Vater lebt 600km entfernt.Wir haben uns getrennt als meine Tochter 6 monate alt war. DAs Verhältnis ist schwierig, da ihr Vater eine kriminelle Vergangenheit hatte und auch mir gegenüber gewalttätig war. Die letzten 2 Jahre hat er sie besucht oder abgeholt für 1-2 Wochen in den Ferien. Als seine Beziehung letztes Jahr in die Brüche gegangen war (Auch wegen seiner agressiven Art) ist er auch mir gegenüber wieder agressiv geworden auch im beisein der Kinder. Seit Februar besteht eine einstweilige Anordnung gegen ihn.Außerdem sind wir im Kontakt zum Jugendamt, Gericht und haben mit Anwälten zu tun.In diesem zusammenhang hat sie geäußert das sie keinen Kontakt mehr mit ihm wünscht und
das sie die letzte Zeit auch nur Kontakt mit ihm hatte,weil sie nicht wollte das er wieder böse zu mir ist und mir die Schuld gibt.
Sie hat auch geäußert das sie Angst vor ihm hat „er ist ein böser Mensch“ hat sie gesagt. Als sie bei ihm war hat sie mitbekommen wie er seine Mutter und seine Freundin behandelt hat. Das hat sie mir erzählt.

Die Vaterrolle hat mein Mann schon seit mehreren Jahren übernommen. Er arbeitet viel und ist kaum zu Hause. Manchmal spielt er mit den Kindern. Er schimpft auch manchmal, aber im großen und ganzen haben die Kinder ihn lieb. Das Verhältnis ist jetzt nicht innig sondern eher freundschaftlich.

Hallo,

ich habe zwar keine eigenen Kinder, aber ein Patenkind, das sich genauso verhalten hat wie du es hier von deiner Tochter beschreibst.

Als sie in die Pupertät kam, hat sich vieles verändert. Also mach dich nicht verrückt und warte einfach ab was passiert.

LG
pue

Naja, typisches Trennungs-„trauma“ würde ich mal, so von außen her, vermuten.

Sie übernimmt für sich viel zuviel Verantwortung für „chaotische“ Familienverhältnisse (auch für dich) und schämt sich derer dann wahrscheinlich auch noch bei anderen Kindern. Vielleicht wird sie auch damit gehänselt, Kinder sind da sehr unsensibel.

Möglicherweise hast du sie selbst unbewusst damit belastet oder tust es noch. Sätze wie, „Wenn du nicht gewesen wärst, hätte ich diesen Kerl nie genommen.“, können für ein sensibles Kind sehr belastend sein, auch wenn sie garnicht schuldzuweisend gemeint sind.

Klassisch ist auch: „Du bist genau wie dein Vater!“, usw.

Du musst irgendwie ihr Selbstbewusstsein stärken, ihr tatsächlich beibringen, Wünsche zu äußern und diese auch durchzusetzen, etwa indem sie einmal in der Woche bestimmen kann (und muss), was es zu essen gibt, was ihr am Sonntag unternehmt und ähnliches.

Ein Gespräch mit einem Jugendpsychologen könnte schon hilfreich sein.

Sie dabei aber auf gar keinen Fall als irgendwie krank oder gestört hinstellen, das ist sie keinesfalls.

Gruß M.

Hallo , danke für die Antwort.

Dazu muss ich mich doch äußern.
Zu Punkt 1. Meine Tochter ist sehr beliebt in der Schule und wird nicht gehänselt. Worüber ich auch froh bin.

Punkt 2. Sowas würde ich nie zu meiner Tochter sagen, weil ich selbst sowas immer hören musste. Dein Vater…usw. Ich hab nur letztens zu ihr gesagt du siehst deinem Vater sehr ähnlich, was ich nicht böse gemeint habe aber sie war dann beleidigt: „da kann ich doch nichts dafür“ hat sie gesagt.

Das mit dem selbstbewusstsein versuche ich auch schon ständig. Zum Beispiel mit unserer Familienkonferenz und außerdem darf sie jetzt jeden Samstag kochen und auch aussuchen was es zum Essen gibt.

Ich glaube auch nicht das sie krank ist…nur hab ich eben das Gefühl das etwas nicht stimmt.

das mit dem psychologen hab ich mir auch schon überlegt.

Hallo,

ich habe den Thread bis jetzt verfolgt. Die Ansätze des Vorposters kann ich nur unterstreichen.

Mir ist noch aufgefallen, dass du sehr sensibel (im absolut positiven Sinn) mit deiner Tochter und der Situation umgehst. Da kann ich mir dann schon denken, dass sich deine Tochter da einiges abschaut und selbst sehr sensibel und rücksichtsvoll reagiert, ebenfalls im absolut positiven Sinn.

Inwieweit kann sie sich allerdings von das äußern von Wünschen abschauen? Tust du das? Und wenn ja, wie? Ich kann mir natürlich vorstellen, dass sie auch das durch Vorleben lernt.

Sonst gilt natürlich einfache Situationen mit leichten Entscheidungen anbieten, und nicht zu oft, eher zufällig einstreuen, bis sie dann von selbst kommen; eine Familienkonferenz ist mit allen Geschwistern und dem jetzigen Vater ist vielleicht momentan noch eine zu große Runde.

Grüße
fliegerbaer

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danke für die Antwort,

jetzt bin ich ganz schön nachdenklich geworden. Ich äußere in der Tat keine Wünsche. Eher selten. Früher als Kind war ich anders da hatte ich Wünsche und viele Träume, welche später aber in der Realität kaum umsetzbar waren. Immer öfter wurde mir bewusst was wirklich wichtig ist im Leben. Ich hab auch jedes Mal ein schlechtes Gewissen wenn ich mir mal etwas kaufe…mir gehts dann richtig schlecht. Lieber kauf ich etwas für die Kinder.
In der Vergangenheit hatte ich auch niemanden der mich gefragt hat „was wünscht du dir zu weihnachten oder zum Geburtstag.?“ jetzt ist das anders durch die Familie von meinem Mann. Aber meine Kinder hatten immer schöne Geburtstage usw. Aber seit ich denken kann, nie wusste meine Tochter was sie haben möchte. Ich hab ihr dann immer Geschenke gemacht von denen ich annahm das sie sich dafür interessiert (durch beobachten).

Ich hab richtig Angst, dass ich Schuld sein könnte an dem mangelndem Selbstbewusstsein bzw daran das sie sich nicht äußern kann und aus sich herauskommen kann.

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Ich hab richtig Angst, dass ich Schuld sein könnte an dem
mangelndem Selbstbewusstsein bzw daran das sie sich nicht
äußern kann und aus sich herauskommen kann.

Das ist Unsinn!

Wir alle verhalten uns gelegentlich falsch, manchmal mehr, manchmal weniger.

Und wir alle beeinflussen durch unser Verhalten unsere Mitmenschen und sei es nur, dass jemand an der Supermarktkasse brummelig ist.

Also sprich bitte nicht von Schuld.

(Obwohl dein Verhalten, auch hier im Threat, natürlich schon wahre Bände spricht.) :smile:

Eventuell ist es tatsächlich das Selbstbewusstsein, das schon der Mutter fehlt, das jetzt auch der Tochter mangelt.

Meine Empfehlung für Mutter und Tochter wäre, wenn die Gelegenheit da ist, nachdenken und sich wünschen, was man sich wünschst.
Auch wenn es verrückt klingt.

Nicht das, was du denkst, dass sich dein soziales Umfeld von dir wünschen würde.

Sich öfter mal, wenn ein geheimer Wunsch aufkeimt, was gönnen und sein schlechtes Gewissen dabei bewusst „in den Hintern treten“.

Was ich noch bemerken möchte, wäre, dass du in Gegenwart des Kindes nicht schlecht über ihren Vater reden solltest, irgendwie berührst du damit wohl sehr ihr Schuldbewusstsein.

Ansonsten, gemeinsam was lesen, gemeinsam was im Fernsehen anschauen und danach darüber diskutieren, neutral und sachllich, Meinungen hinterfragen, auch widerlegen, aber niemals mit persönlichen Argumenten. (Grob gesagt, nicht so wie hier im www z.B. oft üblich, mit du bist doof, du hast keine Ahnung, oder du bist zu alt, usw.)

Sind halt nur einzelne Punkte, die mir so einfallen, gibt bestimmt Bücher darüber.

Gruß, M.

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Ich hab richtig Angst, dass ich Schuld sein könnte an dem
mangelndem Selbstbewusstsein bzw daran das sie sich nicht
äußern kann und aus sich herauskommen kann.

Deine Tochter und du ihr seid wahrscheinlich eines der liebenswertesten Gespanne, denn wie du schreibst ist deine Tocher sehr beliebt in der Schule, und ich kann nur annehmen, dass sie sich sehr viel von dir abschaut.

Also bitte(!) entspannt an die Sache rangehen. Es macht natürlich Sinn sich darüber Gedanken zu machen, und entsprechend sanft die Richtungsveränderung voranzubringen, aber ich sehe nichts weswegen du dich zerfleischen müsstest.

War nur ein Gedanke, vielleicht hilft euch beiden auch eine Beratung, wie bereits vorgeschlagen. Aber krank reden will ich hier niemanden, das wäre in keinster Weise angebracht.

Grüße
fliegerbaer

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Nur mal als Denkanstoß: könnte es sein, dass deine Tochter sich nicht äußert, weil sie nicht selbst entscheiden möchte? Weil sie weiß, dass du das dann schon für sie tun wirst?
Oder dass sie bewusst Konflikte meidet?
Ich kenne das von meinen Kids, die manchmal sogar zu faul sind, zu entscheiden, was sie essen möchten, weil sie mit absoluter Sicherheit davon ausgehen können - Ja, MEIN Fehler! - dass ich Ihnen schon ein paar Ideen präsentieren werde, aus denen sie dann genüsslich auswählen können.
Gruß florestino

Kannst Du die Frage bitte nochmal wiederholen?
Hallo,
erst legst Du der Leserschaft hier ein paar nette Anekdoten aus dem Alltag hin und machst Dir darüber sorgen, dass Dein Kind so anhänglich und harmoniebedürftig ist und dafür keine eigene Meinung hat - und dann das: Trennung, krimineller Vater, Gewalt in der Familie, Anwälte, Jugendamt. Du gehst nicht ernsthaft davon aus, dass ein Kind das alles spurlose wegsteckt?

Dein Kind hat sehr wohl eine Meinung - eine ganz mutige dazu: es möchte seinen Vater nicht sehen und hat Angst vor Streit. Um das zu erkennen brauchst Du weder einen Psychologen oder ein Internetforum.

Halt sie am besten aus allen Erwachsenen-Diskussionen raus, behandele sie wieder wie ein Kind und bringe ihr bei, dass Streit zum Leben dazu gehört - meistens kommt man hinterher wieder zusammen und verträgt sich, aber manchmal eben nicht. Trotzdem geht das Leben weiter und steckt voller schöner Dinge.

Das was zwischen Dir und dem Vater des Kindes passiert ist, zeigt ihr genau das Gegenteil dessen, was man üblicherweise Kindern vorleben sollte und was man auch von ihnen erwartet: keine Gewalt und nach dem Streit kommt eine Versöhnung. Dass das nicht immer so funktioniert muss jeder Mensch irgendwann erfahren - Deine Tochter hat diese Erfahrung leider sehr früh machen müssen und es gilt dem etwas entgegen zu setzen, damit sie Vertrauen fasst, Selbstbewusst wird und nicht den Glauben verliert. Das kannst Du ihr geben, indem Du ihr das vorlebst und mit ihr sprichst - ohne gleich etwas von ihr zu erwarten. Sie kann es auch durch andere Familien erfahren, wo sie Freunde besucht, bei den Großeltern oder anderen Verwandten oder Freunden. Du kannst sie herausfordern und in Situationen schubsen, die für sie positive Erfahrungen sind.

Was die Wünsche von Geschenken angeht - wenn sie so gar keine materiellen Wünsche hat, dann schenke ihr ein Erlebnis: eine Reitstunde, ein Wochenende Zelten gehen oder Klettern.

Wenn es in euer Familienleben passt, dann könnt ihr vielleicht darüber nachdenken, ob ein Tier bei euch wohnen darf (vorausgesetzt Du hast die Kapazitäten Dich darum zu kümmern) - eine Katze oder ein Kaninchen kann für so eine empfindame Persönlichkeit unglaublich viel Halt geben.

Viele Grüße

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Hi,

ich stimme Dir zu, nur in diesem Punkt muss ich Dir wiedersprechen:

Du musst irgendwie ihr Selbstbewusstsein stärken, ihr
tatsächlich beibringen, Wünsche zu äußern und diese auch
durchzusetzen, etwa indem sie einmal in der Woche bestimmen
kann (und muss), was es zu essen gibt, was ihr am Sonntag
unternehmt und ähnliches.

Genau damit überforderst Du sie aber! Das ist zu viel und wiederspricht auch Deinen ersten Absatz, in dem Du schreibst, dass sie bereits zu viel Verantwortung übernommen musste. Ein Kind lernt kein Selbstvertrauen in dem es (gegen seinen Willen) eine Woche entscheiden darf (muss) was es zu essen gibt. Es würde hingegen das Kind stärken zu sagen, heute gibt es Eierkuchen - willst Du sie machen und ich helfe Dir dabei?

Viele Grüße

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Hallo Chili,

ich gehe davon aus du hast keinerlei Erfahrung mit

krimineller Vater, Gewalt in der Familie, Anwälte, Jugendamt.

Sonst würdest du dir nämlich den ganzen ruppigen Rest gespart haben. Im Hinblick auf Kind und Mutter.

Die Fragestellerin macht sich Gedanken über Dinge, die für viele ihr Leben lang unaussprechlich bleiben. Sie macht das jetzt schon, wo das Kind noch Kind ist. Das wird der Tochter für ihre weitere Entwicklung wesentlich helfen, auch wenn zugegebenermaßen das eigentlich Problem vielleicht noch tiefer sitzt als wir hier sehen.

Vielleicht wie gesagt. Aber das Tor zu einer positiven Entwicklung ist geöffnet, viele in dieser Situation schaffen das nicht.

Jedenfalls finde ich es nicht gut, jemanden bei so einem sensiblen Thema mal grob zusammenzustauchen, auch dann nicht, wenn es gut gemeint war.

Grüße
fliegerbaer

Hallo,

ich finde auch, dass die Türen zu einer positiven Entwicklung offen stehen. Tut mir leid, dass das nicht so rüber kam.

Viele Grüße

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