Mendelssohn-Bartholdy

Guten Tag,

Felix bekam von Wagner bekanntlich nur ein herablassendes Lob, im 1000-jährigen Reich war er als jüdisch-stämmiger natürlich nicht „beliebt“. Irgendwo habe ich gehört, dass es auch nach 1945 noch eine ganze Weile, ja: Jahrzehnte gedauert hat, dass seine Musik wieder entsprechend gewürdigt wurde. Noch in den 60er, 70er Jahren wurde sie angeblich als „zu leicht“ befunden.
Wer weiss Genaues?

Danke, Stucki

Hallo Stucki,

schau mal, was ich für dich ergoogelt hab:

http://www.cavallerotti.de/html/projekt_set/projekte…

Gruß

Ja es stimmt wohl daß Mendelssohn ein Jude war. Aber er hat trotzdem schöne Musik gemacht. (4. und 5. Symphony - Schottische) und auch Klavierkonzerte waren sehr gut!

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Trotzdem???
Aber Hallo!

Ja es stimmt wohl daß Mendelssohn ein Jude war. Aber er hat
trotzdem schöne Musik gemacht.

Was bedeutet dein „trotzdem“?

Gruß

1 Like

Hallo peet,

danke, dass du mir das Googeln abgenommen hast, war wohl etwas faul :frowning:(
Werde mir den sehr ausführlichen Artikel mal zu Gemüte führen.
Was ich auch meinte war, dass der Antisemitismus - nicht nur bei Mendelsohn! - auch nach dem Nazi-Reich ja noch fortgeführt wurde, nur etwas subtiler, z.B. indem man seine Musik als „zu leicht“ eingestuft hatte. Aber ich bin da kein Fachmann, ich höre sie einfach nur gerne.

Gruß, Stucki

Mendelssohn-Bartholdy und Antisemitismus
„Ja es stimmt wohl daß Mendelssohn ein Jude war. Aber er hat trotzdem schöne Musik gemacht.“

Der Satz ist seinem Inhalt nach, auch wenn, was zu hoffen ist, nicht beabsichtigt, selber antisemitisch, weil in ihm die Auffassung zum Ausdruck kommt, Juden seien „eigentlich“ musikalisch unbegabt, mit Ausnahmen, die dann mit einem „trotzdem“ bedacht werden. Man kann daran sehen, wie zählebig antisemitische Klischees sind.

Grundsätzlich gilt: Juden sind prinzipiell wie andere Menschen auch, nämlich unterschiedlich. Wenn es im Gegensatz zur antisemitischen Propaganda unter Juden gerade besonders viele hervorragende Musiker gab - man denke nur an die Vielzahl berühmter jüdischer Geigenvirtuosen - so hat auch das nichts mit einer angeblich „rassebedingten“ jüdischen Besonderheit zu tun, sondern damit, dass in jüdischen Milieus traditionell z.B. die musikalische Kultur besonders gepflegt wurde.

Was Mendelssohn-Bartholdy betrifft, so war er gar kein Jude, sondern christlich getauft und erzogen.
Allerdings haftete und haftet ihm ein berühmter jüdischer Name an: Sein Großvater Moses Mendelssohn war ein bekannter Philosoph der Aufklärung, unter anderem mit Lessing eng befreundet, und Reformer der jüdischen Religions-Ausübung.

Für die rassistischen Nazis galt aber: Wer von Juden abstammt ist selber Jude. Und da nach 1945 das Musikleben weitgehend von denselben, z.T. nazistisch oder opportunistisch eingestellten, Leuten bestimmt war wie davor, erfolgte auch in der Beurteilung von „jüdischen“ Musikern nicht automatisch ein Umdenken.

Hört euch das Violinkonzert von Mendelssohn an und bildet euch selber ein Urteil über die darin zum Ausdruck kommende musikalische Schöpferkraft. Von einem weiteren unschätzbaren Verdienst Mendelssohns für die musikalische Welt, nämlich Bach dem Vergessen entrissen zu haben, einmal ganz zu schweigen.

Grüße
Oranier

„Ja es stimmt wohl daß Mendelssohn ein Jude war. Aber er hat
trotzdem schöne Musik gemacht.“

.:smiley:er Satz ist seinem Inhalt nach, auch wenn, was zu hoffen ist,

nicht beabsichtigt, selber antisemitisch, weil in ihm die
Auffassung zum Ausdruck kommt, Juden seien „eigentlich“
musikalisch unbegabt, mit Ausnahmen, die dann mit einem
„trotzdem“ bedacht werden. Man kann daran sehen, wie zählebig
antisemitische Klischees sind

Juden sind musikalisch genauso begabt wie andere Menschen. Es gibt unter ihnen gute und schlechte Musiker wie unter allen Völkern!

Im übrigen ist das Abstammungsprinzip keine Erfindung der Nazis, sondern wir seit Jahren von den Juden selbst gepflegt: Als Jude gilt nur, wer von einer jüdischen Mutter abstammt, nur ein solcher kann regelmäßig israelischer Staatsbürger werden, wenn man will, also eine Art jüdischen Rassismus. Gruß Kulibaba.

Alfred Brendel …
… der berühmte Pianist sagte in einer Fernsehdoku auf die Frage, wie er das Klavierspiel gelernt habe, wie er so gut geworden sei (sinngemäß): „Ich bin kein Wunderkind, ich bin kein Osteuropäer und, so viel ich weiß, habe ich keine jüdischen Vorfahren … also ich weiss nicht, woher meine Begabung kommt.“ Treffender kan man wohl kaum ausdrücken, wo die Begabungen liegen - was ja auch durch die vielen jüdischstämmigen Musiker und Komponisten bestätigt wird: Pinchas Zukerman, Isaac Stern, Daniel Barenboim, Eliahu Inbal, Gustav Mahler, Vladimir Ashkenasy, Igor Oistrach, Arthur Rubinstein uvm. Und dann wäre da noch der Walzerkönig Strauss, Hitlers Lieblingskomponist. Als man herausfand, dass Strauss „Achteljude“ ist, „korrigierte“ man seine Akten in die „richtige Richtung“ (Quelle: Radiobericht vor einer Weile).

Gruß, Stucki

Hallo Stucki,
was willst du eigentlich mit deinen Ausführungen beweisen?
Die Äußerung Brendels zeigt doch allenfalls, dass auch Leute, die gut Klavier spielen können, nicht gegen Vorurteile gefeit sind, oder, was in seinem Fall wahrscheinlicher ist, er nimmt sich als Beispiel, um sich gerade gegen diese ganzen Klischees von nationalen, regionalen oder religiösen Begründungen für musikalische Begabung auszusprechen.
Die aufgezählten Geiger und Musiker zeigen bloß, dass es auch jüdische Musiker gab und gibt, und sonst gar nichts. Die katholischen, evangelischen und orthodoxen Musiker, die hier nicht aufgezählt werden, sind Legion.
Und wenn ich selber ausgeführt habe, dass es in bestimmten jüdischen Milieus eine besondere Pflege der musischen Bildung gab, muss man mir doch nicht erzählen, dass es jüdische Geiger gab.
Interessant ist in diesem Zusammenhang das angeführte Strauss-Beispiel. Es zeigt nämlich, und da ist Strauß bei weitem nicht ihr einziger Irrläufer, dass es selbst den Nazis, die nun wirklich ungeheure „Forschungs“-Energien darauf verschwendet haben, nicht gelungen ist, irgendwelche Kriterien für das Spezifische der angeblich jüdischen Kunst dingfest zu machen.
Gruß
oranier

Rassismus und Antisemitismus
Hallo Sergej,

Man muss doch vorsichtig sein in seinen Formulierungen, weil einem hier doch auch kluge Leute antworten könnten.

Zum Glück antwortest du auf meine Darstellung nicht, indem du die dummen Klischees wiederholst, gegen die ich argumentiere.

In der Frage „Abstammung“ hast du völlig recht, auch wenn die orthodoxen Juden sie religiös und die Zionisten sie (jedenfalls vorwiegend) ethnisch-national begründen und nicht rassisch.

Wenn dich die Frage näher interessiert, eröffne doch die Diskussion am Religionsbrett, wo sie hingehört.

Hier nur noch so viel:
Wenn ich als Enkelkind von Juden in Amsterdam oder New Yorck wohne und mich nicht als Jude definiere, kann mir das ziemlich egal sein, was der Oberrabbiner in Israel dazu sagt.
Wenn jemand während des zweiten Weltkrieges als Enkelkind von Juden in Amsterdam oder Budapest lebte, konnte es ihm nicht egal sein, was die SS zur Frage seiner jüdischen Abstammung und seines Jude-Seins dachte.
Grüße
oranier