Hallo Hanno!
Wir wollen eine Mengengleichheit zeigen, dazu müssen wir
zeigen A ⊂ A ∩ B und A ∩ B ⊂ A. Letzteres gilt nach Definition
der Schnittmenge.
Wie komme ich auf ausgerechnet diese Umstellung?
Wenn zwei Mengen M und N gleich sind, bedeutet dies: Jedes Element von M liegt auch in n und jedes Element von N liegt auch in M, oder in Symbolen eben
M\subset N \wedge N\subset M.
Das ist die „Umstellung“, die man immer macht.
Wenn ich logisch argumentiere, daß sich A ∩ B ⊂ A daraus ergibt, daß zu
Beginn schon galt A = A ∩ B, dann kann ich doch auch gleich
ohne Beweis sagen A ⊂ B => A = A ∩ B.
Da hast Du recht, das wäre ein Zirkelschluss. Ich sage aber nicht:
A=A\cap B\Rightarrow A\cap B\subset A,
sondern ich sage, dass A ∩ B ⊂ A immer gilt, unabhängig von jeglichen Voraussetzungen - eben nach Definition von „∩“ - und dass deshalb A ⊂ A ∩ B nicht nur notwendig, sondern auch hinreichend für A = A ∩ B ist.
Will sagen: Ich verstehe nicht, bis zu welchem Grad ich
umstellen, verändern kann, ohne daß ich unbewiesenes tue, und
damit den eigentlichen Beweis beschädige.
Wenn Du sauber die Voraussetzungen von dem zu Zeigenden trennst, kannst Du alles umstellen, wie Du willst. (Ich spreche hier allerdings nur von Äquivalenzen. Mit Implikationen muss man immer aufpassen, in welche Richtung sie gehen. Zur Sicherheit kann man am Ende des Beweises noch einmal die gesamte Implikationskette hinschreiben, dann sieht man, ob man alles richtig gemacht hat.) Die Voraussetzungen dürfen an jeder Stelle der Umstellungen eingehen, nur die gewünschten Ergebnisse darfst Du nicht verwenden.
Ich schreibe mir z.B. auf:
Gegeben: A ⊂ B
_____________________________(große schwarze Linie)___________________
Zu zeigen: A = A ∩ B
\Leftrightarrow A\subset A\cap B\wedge A\cap B\subset A.\qquad(*)
(Jetzt habe ich zwei Möglichkeiten: Entweder ich forme das zu Zeigende noch weiter um …)
\stackrel{A\cap B\subset A \mathrm,ist,wahr}{\Longleftrightarrow} A\subset A\cap B
(… das darf ich hier tun, denn eine Konjunktion mit einer wahren Aussage ändert den Wahrheitswert nicht, will sagen x\wedge\mbox{„wahr“} ist logisch äquivalent zu x …
oder aber ich zeige im Beweisteil beide zu zeigende Aussagen. Ich mache also wieder meine große schwarze Linie …)
________________________________________________________________________________
Beweis: 1) A ∩ B ⊂ A ist klar. (Meinetwegen auch mit der kurzen Begründung, die ich gestern schrieb.)
2) Zeige A ⊂ A ∩ B. Sei dazu x in A. … (Das hatten wir auch gestern schon.)
Und wenn Du jetzt zur Sicherheit die gesamte Implikationskette hinschreibst, dann siehst Du, das alles richtig war:
A\subset B \stackrel{\mathrm1),,2)}{\Rightarrow}A\cap B\subset A\wedge A\subset A\cap B
\stackrel{(*)}{\Leftrightarrow}A=A\cap B.
Liebe Grüße
Immo