Menschen in Berlin bei dem Mauerbau

Hallo WWW-lers,

Vor einiger Zeit habe ich ein Film gesehen (wenn ich mich nicht täusche war H. Lauterbach dabei), indem es um folgendes ging:

Die Mauer wird gebaut. Diese Stacheldrahten sind schon lange am Ort und Stelle. Es gibt eine 3-köpfige Familie (u.a. gespielt von H. Lauterbach), die im westlichen teil der Stadt wohnt. Das Kind ist ein Mädchen in die Pubertät und an einem abend will es zu einer Party zu Freunden, die im osten der Stadt wohnen. Noch gibt es keine Schwierigkeiten, von osten nach westen zu gehen (und umgekehrt). Jedenfalls, als nächsten Tag das Kind noch nicht daheim ist, suchen es seinen Eltern. Und stellen fest, daß das Kind nun nicht mehr im westen zurück kommen darf, weil alles schon zugesperrt ist. Wer in Osten ist, bleibt im Osten. Wer in Westen, also im Westen. Warum und weshalb spielte (zumindest im Film) keine Rolle.

Meine Frage:
War das wirklich so? Hat es sich so gespielt, daß innerhalb von Stunden die Menschen in einem Sektor „gesperrt“ wurden? Und ist es wahr, daß diese dann absolut keine Chance hatten, umzusiedeln?

Danke für Eure Antworten!

Schöne Grüße,
Helena

Hallo Helena,

Ja so brutal war es!!

Auf der östliche Seite standen drohend bewaffnete Grenzer,
quer über die Straßen, die von Ost nach West führten, war
Stacheldraht gelegt.

Ich kann mich nocht sehr gut daran erinnern, ich war 10 Jahre alt.
Mein Vater wollte mit mir an diesem Sonntag, dem 13.August 1961,
um ca. 10:00h in der Elsenstr. von West nach Ost in den Trptower Park
gehen.

Viele Grüße aus Berlin
Bernhard

Hallo Bernhard,
Als erstes, herzliche Willkommen bei WWW! :o))

Vielen Dank für Deine Antwort!

Ja so brutal war es!!

BOAH!!!

Auf der östliche Seite standen drohend bewaffnete Grenzer,
quer über die Straßen, die von Ost nach West führten, war
Stacheldraht gelegt.

Ich glaube genauso war es auch im Film dargestellt.

um ca. 10:00h in der Elsenstr. von West nach Ost in den
Trptower Park
gehen.

Also, darf ich verstehen, du bist dann in West-Berlin geblieben?

Viele Grüße aus Berlin

Viele Grüße aus Nürnberg und vielen Dank!

Helena

Hallo ich noch einmal,

Also, darf ich verstehen, du bist dann in West-Berlin
geblieben?

So war es!

Wir sind noch ein langes Stück in Richtung Berlin-Mitte,
immer im Westsektor, gelaufen und ich erinnere mich, dass
in vielen Straßen - im Ostsektor - millitärische Fahrzeuge
und ostzonale Uniformierte standen.

Nochmals viele Grüße aus Berlin
Bernhard

ich bin ein Berliner
Hi,

ich wurde in Berlin geboren und habe die ersten Jahre meiner Kindheit auch dort verbracht.
Ich habe den Mauerbau live erlebt (als Kind).

Aber ich erinnere mich und insbesondere an einzelne Details:
Es war Sonntag. Es war kalt. Die Nachricht wurde von einer Frau aus dem Haus gebracht und sie war ganz aufgelöst. Alle dachten, dass es jetzt Krieg geben würde. Mit irgend jemandem (ich weiss nicht mehr, mit wem) gingen wir zur Sektorengrenze. Die Ostsoldaten mit ihren komischen Helmen (sahen aus wie Woks) standen rum und es war ihnen unangenehm. Sie hatten Gewehre und als ein älterer Mann den Stacheldraht wieder wegschob zielten sie auf ihn. Er stieg dann einfach über den Stacheldraht (es waren Stacheldrahtrollen, welche auseinandergezogen wurden und die Männer, welche das machten , hatten dicke Handschuhe an - so wie Gärtnerhandschuhe) aber sie haben nicht geschossen. Dann kamen Berliner Polizisten aber die Ostsoldaten wollten nicht mit ihnen reden. Alle Leute schrien durcheinander. Die Westberliner Polizisten hielten dann die Leute im Westen (auf unserer Seite) zurück, denn die wurden immer aufgeregter und ärgerlicher. Manche Leute weinten. Ich bin dann Tage später nochmal hin und da waren sie schon dabei eine Mauer zu bauen. Sie bauten sie tatsächlich mit Backsteinen. Später fielen diese Mauern teilweise um oder stürzten wieder ein und so verwendeten sie dann Betonfertigelemente (das habe ich aber nicht live gesehen - nur gehört). An eineigen Abschnitten wurden vorübergehend auch nur Bretterwände (dann aber mit Bewaffneten) erstellt.

Aber es war tatsächlich so, dass die Menschen, welche nicht mehr rechtzeitig durch kamen, bleiben mussten wo sie waren. Wenn man also, nur mal so zum Spaß, auf die Idee gekommen wäre, nochmal schnell rüber zu springen… wenn in der Zwischenzeit (und wäre es auch nur eine Minute gewesen) ein Ostgrenzsoldat aufgetaucht wäre, hätte man keine Möglichkeit mehr gehabt zurück zu springen. Bingo.

Ich kann mich an diese oben aufgeführten Details noch erinnern - sie haben sich unauslöschlich in meine Erinnerungen eingebrannt.
Ebenso wie auf einen Flüchtling geschossen wurde (wir waren zufällig in unmittelbarer Nähe).
Ebenso an der Besuch von John Fitzgerald Kennedy vor dem Schöneberger Rathaus (wir wohnten nur wenige hundert Meter entfernt und sind natürlich hin).
Ebenso an die sowjetischen Tiefflieger am Tempelhofer Flughafen (ein sowjetischer Pilot war wenige Tage zuvor in Tempelhof, samt seiner MIG gelandet und hatte sich abgesetzt). Die flogen so tief, dass wir, ich war bei einem Freund im dritten Stock zu Besuch, von oben in das Cockpit sehen konnten - ich wunderte mich, dass der Pilot keinen Helm trug und sah nur eine Ledermütze mit einem deutlichen roten Stern auf der Stirn.

Noch vieles mehr hat sich eingebrannt.
Na ja

Gruss
Ray

Hallo,

es war erst einmal so, daß die Grenze wirklich innerhalb weniger Stunden total zu war. Da ging gar nichts mehr, auch wenn es in den ersten Stunden in Einzelfällen noch vorgekommen sein soll, daß Kommandeure bei Vorlage eines Wohnsitznachweises mal weggesehen haben, wenn einer zurück in seinen Sektor wollte.
Im Laufe der nächsten Tage und Wochen normalisierte sich Manches - hauptsächlich über die Alliierten. Mit der DDR-Regierung sprach der Westen ja nicht damals, aber die Besatzungsmächte hatten ja höhere rechte, unter andem auch das recht, sich im gesanten Berlin bewegen zu können - deshalb würden die Checkpoints als Übergangsstellen geschaffen.
Ostdeutsche, die es nach Westberlin verschlagen hatte, woööten ja meist gar nicht wieder zurück nach dem Mauerbau - dieses Problem erledigte sich weitestgehend von selbst. Für alle anderen, die im falschen Sektor gelandet waren, wurden Möglichkeiten gefunden, daß diese zurück konnten, wobei darüber wenig bekannt wurde. Wahrscheinlich lief das unter Vermittlung der Alliierten über deren Übergänge.

Gernot Geyer

Bernhard, Ray, Gernot…
Hallo Bernhard,
Hallo Ray,
Hallo Gernot,

vielen herzlichen Dank für Eure ausführlichen und hochinterssanten Artikeln. Genau das ist was ich wissen wollte.

Ich kann nur mit dem Kopf schütteln und immer wieder daran denken, wie schnell manchmal die Geschichte große Schicksal spielt. Unglaublich!

Ich erinnere mich nicht an die Einzelheiten im Film, aber es scheint so, daß sie doch ein bißchen dort übertrieben haben. Also ein 14 oder 15-jähriges Mädchen wäre wohl zurück in seinem Sektor, zu seiner Familie gekehrt… (Wenn ich mich nicht irre, im Film würden sie bis zum Mauerfall getrennt)

Also, nochmals Danke und einen schönen Gruß,
Helena