Menschheitsfrage 'gattungsstrukturelle Dummheit'

Liebe Gemeinde,
ich habe eine, wie ich finde, interessante Sicht auf die Frage nach der „strukturellen Dummheit“ von uns Erdenkindern in Sachen Verhalten und Konflikt gefunden. Sie kommt von Edward de Bono, der sich wacker seit Jahrzehten bemüht, dem natürlichen Vorurteilshopping im Standartbetrieb unserer Köpfe vorwärtsweisendere Fragestellungen beizumengen, dabei mehrfach jährlich die Welt umrundet und im Fluge Dutzende Bücher schreibt, die auch gekauft werden…
Jede Woche hinterlegt er im Internet einen Stoßseufzer (message) über den Stand seiner Behühungen und davon habe ich mal zwei rausgesucht und übersetzt (so, wie ich meine, dass er es meint). Also: immer englisch-deutsch im Wechsel kommt jetzt:

…human behaviour…
In the technical and scientific world we have made huge progress. This is because the behaviour of physical laws and physical substances is permanent and reliable. In human affairs it is different because there are interactive loops. If you call someone an ‚idiot‘ that person is no longer the same person you called an idiot.

Menschliches Verhalten
In Sachen Wissenschaft und Technik haben wir große Fortschritte gemacht weil das Verhalten physikalischer Substanzen und Gesetze recht stabil und zuverlässig ist. Anders verhält es beim Menschen, wo wir es mit interaktiven Schleifen zu tun haben. Wenn man z.B. jemanden einen „Idioten“ nennt, dann ist diese Person nicht mehr die gleiche wie die, die man so bezeichnete, bevor man es tat.

Our progress in human behaviour (conflicts etc.) has hardly changed at all. We may throw guided missiles at each other rather than rocks but out behaviour is the same. This is because of the gross inadequacy of our thinking methods.

In Sachen menschliches Verhalten (mit seinen Konflikten etc.) sind wir kaum von der Stelle gekommen. Wenn wir uns heute mit Raketen statt mit Steinen bekriegen, bleibt das Verhalten selbst im Prinzip das Gleiche. Das liegt an der weitgehenden Unzulänglichkeit unserer Denkmethoden.

Many believe that we need to change values and attitudes. I do not think this is the answer. If we change our thinking methods (especially as regards perception) our values, attitudes and behaviour will follow.

Viele meinen, wir müssten Werte und Haltungen ändern. Ich glaube nicht, das dort die Antwort liegt. Wenn wir unsere Denkmethoden ändern (speziell in Sachen Wahrnehmung) dann werden sich Werte, Haltungen und Verhalten vielmehr in der Folge ändern.

MESSAGE FOR WEEK BEGINNING 6th May 2002
…routine patterns for dealing with a stable world
I am becoming more and more convinced that the human race has not really started to ‚think‘. We operate on the basis of learning to recognise standard situations and then to supply the standard response. Education is totally based on this model. Most behaviour is based on this model.

Standardmuster für das Zurechtkommen in einer stabilen Welt.
Ich komme mehr und mehr zu der Überzeugung, dass die menschliche Gattung noch gar nicht damit begonnen hat zu „denken“. Wir verhalten uns auf der Basis zu lernen, wie wir standardisierte Situationen erkennen können und mit und standardisierten Antworten versehen können. Unsere Ausbildungssysteme bauen komplett, unser Verhalten überwiegend auf diesem Modell auf.

The thinking software devised by the Greek Gang of Three (Socrates, Plato and Aristotle) set up this model. The natural working of the brain follows the model. The purpose of the brain is to set up routine patterns for dealing with a stable world. Thereafter all we need to do is to identify the situation and then follow the routine patterns.

Diese Modell geht auf die Denkschemata des Griechentrios Sokrates, Aristoteles und Plato zurück. Die natürliche Betriebsform unseres Gehirn geht konform mit diesem Modell. Was unser Gehirn von sich aus kann ist, Standardmuster einzurichten, wie sie einer stabilen Welt entsprechen. Demnach brauchen wir nur eine Situation zu klassifizieren und sie entsprechend ihrer Standardmaßregeln zu behandeln.

It has to be said that this system is so excellently adequate that we have never seen any need to develop better thinking methods. This wonderful thinking is concerned with ‚what is‘ but is very poor at ‚what can be‘.

Man kann wohl sagen, dass dieses System so angemessen passt, dass wir nie einen Bedarf gesehen haben, bessere Instrumente für unser Denken zu entwickeln. In diesem wunderbaren Modell geht es um die Frage „was ist“; zu der Frage „was kann werden“ verhält es sich eher kümmerlich.

Edward de Bono
5th May 2002
London
Fundstelle: http://www.edwdebono.com/debono/msg10g.htm

Was meint ihr, ist unser Denken das Probelm?

Nachdenkliche Grüsse,

Thomas

Hallo,
ich bin zwar kein Philosoph (nur an Ph. Interessierter), aber
das angesprochene Problem scheint mir sowieso kein rein philos.
zu sein.
Die Erkenntnise sind ja auch nicht neu. Gerade in letzter Zeit
wurden ja endliche in den Medien groß aufgemachte Publikationen
gebracht, in denen lang und breit dargelegt wird, wie wir uns
mit dem genetischen Erbe unsere Urahnen aus der Steinzeit in der
heutigen Welt durchschlagen. Letztlich sind wir immer noch Jäger
und Sammler.
Sogar die Werbung hat dieses Thema ja wiedermal aufgeschnappt
und zeigt in ironischer Weise wie Mensch sein Klein(es)hirn
so denkt.
Also wenn schon, dann steht doch nun ernsthaft die Frage, wie
wir der Evolution ein Schnippchen schlagen können und die
fehlenden 100T. Jahre natürlicher evol.-Entwicklung schnell
mal nachholen können, damit wir entsprechend dem Stand unserer
Technik wieder up to date sind.
Genetik wäre da ja eine Möglichkeit. Einen Diskusion in diese
Richtung ist aber wohl derzeit verpönt.
Gruß Uwi

‚us-sokratessen‘

Lieber „Thomas“,

zuerst herzlichen Glückwunsch zur Übersetzungs-
maschine und deren Ego. (Manchmal aber besser
als keine!)

Zu diesem „Textausschnitt“ kann ich nur fest-
stellen, daß er mit „Menscheitsfrage“, „Gattung“
und „Struktur“ wenig zu tun hat. Viel aber mit
unitedstates „Dummheit“.
Man kann diese „hopping-Tour“ interessant fin-
den. Man kann aber auch eigene Erfahrungen erns-
ter nehmen.
Man kann sogar behaupten, daß US-Amerikaner, welche
das Wort Aufklärung nie hörten, von der Differenz
Rousseaus zu Voltaire nix ahnen und drei sehr dif-
ferente Philosophen - nach Alter und Theorie - „The
Greek Gang of Three“ nennen (welche so viel mitein-
ander zu tun haben, wie John Ford, Sam Peckinpah und
Abel Ferrara) als unmittelbarste, ja Könige
der „Privatmänner“ (grch="…") zu bezeichnen sind.

Es gibt mehr us-amerikanische „Wissenschaftler“ im
Internet, als es Taubenscheiße in Europa gibt.

Sokrates, Platon und Aristoteles waren keine McKin-
sey-Schwachbacken.
Noch heute interessiert die Philosophie das „Was ist?“
Dein „Was kann werden“ - ist (im Sinne eines der Grie-
chen zumindest) irrelevant, wenn man nicht weiß, was
ist.
EIN AMERIKANISCH-PRAGMATISCHER FEHLER???
jau!

Es ist nett, kindische Denunzierungen Europas
von us-amerikanischen Esoterikern zu lesen.
Netter ist es, über die unfundierte Anmaßung
solcher Sommerkursler zu schmunzeln.(alle ha-
ben sie Nietzsche und Tolstoi im Gepäck; von
Schopenhauer und Dostojewskij haben sie sogar
schon was gehört; auch Kant und Camus läßt sie
posend nicken: Und sie wissen nicht einmal, daß
selbst Ihre demonstrative Liebe zum eigenen Staat
vor mehr als 200 Jahren von einem Schweizer als
„bürgerliche Religion“ formuliert wurde!)

Daß die „Menschheitsfrage gattungsstruktureller
Dummheit“ irgendwo zwischen Dir und us-Pseudos
entschieden wird, beruhigt mich.
SPEZIALISTEN sind (außer Euch) an der Front?

Danke (für den Gedanken, daß es „us-Sokratesse“
geben könnte…)

x-nada

Liebe Gemeinde,

Was meint ihr, ist unser Denken das Probelm?

Nachdenkliche Grüsse,

Thomas

Lieber Pfarrer :- )))

es ist das Problem des GEISTES. (Verstand)

Der Mensch als solches ist Heute noch genau so unfähig SELBST zu Denken wie vor 2000 Jahren.

Er reagiert NUR auf Sinneswahrnehmung - ist also NUR eine MARIONETTE - ein Spielball von Ursache und Wirkung.

Was sich verändert hat ist das WISSEN.

Doch VERSTAND - wie der Name schon sagt, kommt von VERSTEHEN!!!

Was uns heute eingetrichtert wird, ist NUR mehr WISSEN, dafür aber WENIGER VERSTEHEN!!!

Denn gerade durch die ÜBERFLUTUNG des Wissens - verstehen wir nichts mehr.
Wie man schon immer sagte: Der sieht den Wald vor lauter Bäumen nicht.
So VERSTEHEN wir nichts mehr, vor lauter Wissen!!!

Denn das Verstehen bedingt das GANZE zu sehen, doch WISSEN ist immer nur TEILANSICHT.
Wir ZERSPLITTERN uns in TEILEN und sehen das GANZE nicht mehr.

Daher DEGENERIEREN wir sogar gegenüber von (vor 2000 Jahren) auf Grund von Zersplitterung.

Ich brauche NICHTS über einen Bach oder Fluß zu wissen, wénn ich den Ozean habe.

Teilwissen bedeutet den Bach zu kennen. Erkentnis bedeutet der Ozean zu SEIN.

Was interesieren mich die Blätter, wenn ich der Baum BIN.

MfG,

Demetrius

Also wenn schon, dann steht doch nun ernsthaft die Frage, wie
wir der Evolution ein Schnippchen schlagen können und die
fehlenden 100T. Jahre natürlicher evol.-Entwicklung schnell
mal nachholen können, damit wir entsprechend dem Stand unserer
Technik wieder up to date sind.
Genetik wäre da ja eine Möglichkeit. Einen Diskusion in diese
Richtung ist aber wohl derzeit verpönt.
Gruß Uwi

Hallo,

wenn Du glaubst, daß Genetik auch nur ein KRÜMEL des Geistes beeinflussen könnte, liegst Du schief!!!

Überspringen kannst Du auch nichts, sondern NUR genau das GEGENTEIL machen, was HEUTE gepredigt wird.

Sprich: KEIN Eiggenutz - sondern SELBSTLOSIGKEIT.

Je größer das ICH (EGO) um so GERINGER der Geist!!! (das haben wir HEUTE in unserer Gesellschaft!!!)

Je GERINGER das ICH (EGO) um so höher der Geist!!!
Und das ist NICHT mit MATERIELLEN Dingen zu beeinflussen!!! (Gentechnik).

MfG,

Demetrius

Hi Thomas,

natürlichen Vorurteilshopping im Standartbetrieb unserer Köpfe

wie lese ich das? Vorurteil-shopping oder Voruteils-hopping?

vorwärtsweisendere Fragestellungen beizumengen, dabei mehrfach
jährlich die Welt umrundet und im Fluge Dutzende Bücher
schreibt, die auch gekauft werden…

ist das eine Wertung über den Autor?

Menschliches Verhalten
In Sachen Wissenschaft und Technik haben wir große
Fortschritte gemacht weil das Verhalten physikalischer
Substanzen und Gesetze recht stabil und zuverlässig ist.
Anders verhält es beim Menschen, wo wir es mit interaktiven
Schleifen zu tun haben. Wenn man z.B. jemanden einen „Idioten“
nennt, dann ist diese Person nicht mehr die gleiche wie die,
die man so bezeichnete, bevor man es tat.

wie heißt es bei meinem Vorredner: Mehr wissen ist nicht gleich mehr Verstand. Das Problem entsteht nämlich schon eine Stufe früher. Ich glaube es war Schiller in seinem Aufsatz über die Ästhetik: Das Bild was man sich von jemandem macht, ist entscheidend, nicht das was man über ihn sagt, denn dieses beides muß nicht deckungsgleich sein. wie heißt es in einem alten Song: viele meinen nicht was sie sagen, und viele sagen nicht was sie meinen.

In Sachen menschliches Verhalten (mit seinen Konflikten etc.)
sind wir kaum von der Stelle gekommen. Wenn wir uns heute mit
Raketen statt mit Steinen bekriegen, bleibt das Verhalten
selbst im Prinzip das Gleiche. Das liegt an der weitgehenden
Unzulänglichkeit unserer Denkmethoden.

Denkmethoden?
heißt das, daß Instinkt z.B. eine denkmethode ist, oder gar das was wir Reflex nennen Denkmethoden sind? Dann wären wir nicht denkend, sondern Tier. Letzlich sind wir als Mensch bedingt durch beides sowohl die tierischen als auch die geistigen Fähigkeiten.

Viele meinen, wir müssten Werte und Haltungen ändern. Ich
glaube nicht, das dort die Antwort liegt. Wenn wir unsere
Denkmethoden ändern (speziell in Sachen Wahrnehmung) dann
werden sich Werte, Haltungen und Verhalten vielmehr in der
Folge ändern.

Denkmethoden in der Wahrnehmung ändern?
How can? oder wie kann man auf die Folgen von etwas spekulieren,
dessen Weg man nicht beschreibt (beschreiben kann?). Oder was sagt der gute Mann über die „Änderung der Denkmethoden“

Standardmuster für das Zurechtkommen in einer stabilen Welt.
Ich komme mehr und mehr zu der Überzeugung, dass die
menschliche Gattung noch gar nicht damit begonnen hat zu
„denken“. Wir verhalten uns auf der Basis zu lernen, wie wir
standardisierte Situationen erkennen können und mit und
standardisierten Antworten versehen können. Unsere
Ausbildungssysteme bauen komplett, unser Verhalten überwiegend
auf diesem Modell auf.

Ist es ihm leichter zu sagen: alle sind eigentlich noch dumm, deswegen macht es nix, daß ich auch dumm bin?

Diese Modell geht auf die Denkschemata des Griechentrios
Sokrates, Aristoteles und Plato zurück. Die natürliche
Betriebsform unseres Gehirn geht konform mit diesem Modell.
Was unser Gehirn von sich aus kann ist, Standardmuster
einzurichten, wie sie einer stabilen Welt entsprechen. Demnach
brauchen wir nur eine Situation zu klassifizieren und sie
entsprechend ihrer Standardmaßregeln zu behandeln.

Womit er betätigt, daß er die Griechen nicht verstanden hat:

Bsp.: Ich weiß, daß ich nichts weiß!
Er geht aber davon aus, daß Mensch jemals was wissen könne, somit er a priori widerlegt ist.

Man kann wohl sagen, dass dieses System so angemessen passt,
dass wir nie einen Bedarf gesehen haben, bessere Instrumente
für unser Denken zu entwickeln. In diesem wunderbaren Modell
geht es um die Frage „was ist“; zu der Frage „was kann werden“
verhält es sich eher kümmerlich.

Was sagte dazu schon der alte Laotse:
Erwarte nichts, warte!

Des Menschen Aufgabe ist das Sein, nicht die Spekulation „Was kann werden“. Typisch amerikanisch, denn gelänge dieses hätte jemand die Vorhersagemöglichkeit für Aktienkurse.

Herr de bono sollte vielleicht das bereits Gedachte der Altphilosophen begreifen und dann versuchen sich von der amerikanischen Denk- und Gefühlssoße zu verabschieden, die ihn m.E. doch sehr gefesselt hat.

gruss
winkel

Ps. nicht unser(der alten Welt) Denken ist das Problem, sondern das Denken (der unendliche Positivismus) der neuen Welt.

Hi Winkel,

wie lese ich das? Vorurteil-shopping oder Voruteils-hopping?

Gemeint war hopping, aber shopping ist auch keine schlechte Idee. Dann könnte man Verbraucherschutz und Produkthaftung für Vorurteile einfordern.

vorwärtsweisendere Fragestellungen beizumengen, dabei mehrfach
jährlich die Welt umrundet und im Fluge Dutzende Bücher
schreibt, die auch gekauft werden…

ist das eine Wertung über den Autor?

Das mit den vorwärtsweisenderen Fragestellungen war eine geschmackliche Selbstkundgabe, der Rest ist Insiderwissen, an dem ich euch zur freien Wertung teilhaben lassen wollte.

Menschliches Verhalten
In Sachen Wissenschaft und Technik haben wir große
Fortschritte gemacht weil das Verhalten physikalischer
Substanzen und Gesetze recht stabil und zuverlässig ist.
Anders verhält es beim Menschen, wo wir es mit interaktiven
Schleifen zu tun haben. Wenn man z.B. jemanden einen „Idioten“
nennt, dann ist diese Person nicht mehr die gleiche wie die,
die man so bezeichnete, bevor man es tat.

wie heißt es bei meinem Vorredner: Mehr wissen ist nicht gleich
mehr Verstand. Das Problem entsteht nämlich schon eine Stufe
früher. Ich glaube es war Schiller in seinem Aufsatz über die
Ästhetik: Das Bild was man sich von jemandem macht, ist
entscheidend, nicht das was man über ihn sagt, denn dieses
beides muß nicht deckungsgleich sein. wie heißt es in einem
alten Song: viele meinen nicht was sie sagen, und viele sagen
nicht was sie meinen.

Genau das beruhigt mich oft. Wenn viele auch noch wüssten, was sie sagen, wäre alles noch viel schlimmer, finde ich manchmal. Ansonsten finde ich, dass Wissen (ebenso wie Phantasie, meine ich sogar) nur in der Gegenwart von Verstand erträglich sind.

In Sachen menschliches Verhalten (mit seinen Konflikten etc.)
sind wir kaum von der Stelle gekommen. Wenn wir uns heute mit
Raketen statt mit Steinen bekriegen, bleibt das Verhalten
selbst im Prinzip das Gleiche. Das liegt an der weitgehenden
Unzulänglichkeit unserer Denkmethoden.

Denkmethoden?
heißt das, daß Instinkt z.B. eine denkmethode ist, oder gar das
was wir Reflex nennen Denkmethoden sind? Dann wären wir nicht
denkend, sondern Tier. Letzlich sind wir als Mensch bedingt
durch beides sowohl die tierischen als auch die geistigen
Fähigkeiten.

Also mit Denkmethoden meint er unsere menschliche Klassifizierungsbegeisterung, unsere Neigung, die Symbole (Begriffe) von einzelnen Erfahrungen einfach auf andere Erfahrungen draufzukleben. Ab der zweiten Erfahrung wäre es dann ein Vorurteil und ab der dritten schon hopping.

Viele meinen, wir müssten Werte und Haltungen ändern. Ich
glaube nicht, das dort die Antwort liegt. Wenn wir unsere
Denkmethoden ändern (speziell in Sachen Wahrnehmung) dann
werden sich Werte, Haltungen und Verhalten vielmehr in der
Folge ändern.

Denkmethoden in der Wahrnehmung ändern?
How can? oder wie kann man auf die Folgen von etwas spekulieren,
dessen Weg man nicht beschreibt (beschreiben kann?). Oder was
sagt der gute Mann über die „Änderung der Denkmethoden“

Da ist er schlau! Irgendwelche Soll-Folgen sich auszudenken, empfiehlt er natürlich nicht, weil die natürlich absehbar innerhalb der vorgeprägten Musterbildung blieben. Er empfiehlt solche Sachen wie: Fragt nach den Werten, die in eurer Zustimmung zu irgendwas liegen und danach, wie wichtig euch diese Werte sind. Überlegt, wie viel ihr eigentlich wisst von eurem Beurteilungsgegenstand und was ihr bloß meint - und was ihr aber vielleicht wissen solltet. Überlegt, unter welchen Bedingungen, das was ihr ablehnt, nicht schlecht wäre; wann das Gegenteil eures Urteils zutreffen mag und für wie relevant ihr solche Konstellationen haltet.

Er empfiehlt, unterschiedliche Voreingenommenheitsrichtungen mutwillig zu modellieren und getrennt, nacheinander durchzuspielen. Der Trick dabei ist, dass er den Ehrgeiz der Leute, dass sie sich was denken können und ja nicht blöd sein wollen, gegen die Vorherrschaft ihrer Lieblingsvoreingenommenheit ausspielt. Also, holzschnittartig gesagt, dass „Miesepeter“ über Chancen nachdenken sollen und „Sonnyboys- und girls“ über Risiken. Im Durchschnitt sind die Leute ca. 30 Sekunden sauer über diese Zumutung und fangen dann aber an, sich „was einfallen zu lassen“, weil sie dann auch eine Entschuldigung für ihr „triebwidriges“ Tun haben; man hat sie ja darum gebeten, es war ja nicht ihre Idee. Staatsanwaltschaftsblick und Verteidigerblick alle vier Minuten im Wechsel. Und zwischendurch noch gucken, was eher nach Tatsache und eher nach Meinung aussieht; ob es nur kurz- oder auch mittel- und langfristig gelten mag, wie es auf andere wirkt und wie wichtig einem das ist etc. Manchmal findet man heraus, dass man noch nicht genug weis, um die hohe Meinung zu rechtfertigen mit der man gestartet ist, manchmal findet man heraus, was man besser wissen sollte, um sich mit einer Frage seriös zu beschäftigen, manchmal merkt man, wo einem vielleicht eine Idee fehlt, damit etwas so werden kann (sic!) wie man es gerne hätte. Und wie man dann auf Ideen kommen kann, ist sein „eigentliches Thema“ für das unser Thema hier nur das Vorgeplänkel ist

Standardmuster für das Zurechtkommen in einer stabilen Welt.
Ich komme mehr und mehr zu der Überzeugung, dass die
menschliche Gattung noch gar nicht damit begonnen hat zu
„denken“. Wir verhalten uns auf der Basis zu lernen, wie wir
standardisierte Situationen erkennen können und mit und
standardisierten Antworten versehen können. Unsere
Ausbildungssysteme bauen komplett, unser Verhalten überwiegend
auf diesem Modell auf.

Ist es ihm leichter zu sagen: alle sind eigentlich noch dumm,
deswegen macht es nix, daß ich auch dumm bin?

Er meint, wenn jeder (auch er) wie gehabt nach Gusto drauflos kategorisiert, dann bleibt es bei den bekannten Komödien und Dramen. Doch jeder kann sich ein paar kluge Leitfragen (s.o.) zurechtlegen und hat dann eine faire Chance auf angenehme Überraschungen durch das eigene Denkvermögen. Das er die besten Chancen dabei hätte, behauptet er gar nicht; nach so einer Denksession sind die Leute i.d.R. völlig neu gemischt drauf.

Diese Modell geht auf die Denkschemata des Griechentrios
Sokrates, Aristoteles und Plato zurück. Die natürliche
Betriebsform unseres Gehirn geht konform mit diesem Modell.
Was unser Gehirn von sich aus kann ist, Standardmuster
einzurichten, wie sie einer stabilen Welt entsprechen. Demnach
brauchen wir nur eine Situation zu klassifizieren und sie
entsprechend ihrer Standardmaßregeln zu behandeln.

Womit er betätigt, daß er die Griechen nicht verstanden hat:

Bsp.: Ich weiß, daß ich nichts weiß!
Er geht aber davon aus, daß Mensch jemals was wissen könne,
somit er a priori widerlegt ist.

Mag sein, dass man „die Griechen“ auch vorteilhafter verstehen kann. Er bezieht sich auf die Art, wie sie sich durch die Prägung unseres Denkens festgesetzt haben, auf dieses Hochliften der Begriffe über unsere Erfahrungen, das uns ja gelegentlich unterlaufen soll. Wenn man so will, auf ein „Vulgärverständnis der Griechen“. Ich schätze z.B. die Dramentheorie von Aristoteles ohne dass mich das für seinen Kategorisierungsoptimismus einnehmen könnte. Leider ist seine Dramentheorie weniger bekannt, als seine Logik. Das gehört wohl zu dem „was ist“, ohne dass noch viel anderes „draus werden“ kann, um einer solchen Konstellation auch mal die Ehre zu geben.

Mit dem „wissen“ haben wir uns ein tückisches Wort eingefangen. Ich weis z.B. ja nicht, ob morgen wieder die Sonne aufgeht, halte es aber für hinreichend vertretbar, anzunehmen, dass das in Frankfurt wohl wieder der Fall sein wird. Streng genommen weis ich es nicht, aber ich halte die Annahme einfach für gerechtfertigt. (zumal es auch wurscht ist, wenn es dann mal nicht der Fall sein sollte und Gott endlich verrät, wer er ist) Andererseits gibt es auch Leute, die behaupten zu wissen, dass alle Türkinnen Kopftücher tragen und die einer Türkin, die das nicht tut erklären, dass sie unmöglich eine Türkin sein könne. Wenn man so will, geht es um Unterscheidungen zwischen „Wissensqualitäten“. Wobei der Schiedsrichter über die „Wis-sensqualität“ die absehbare Art meines Zurechtkommens ist in dem Kontext ist, in dem ich mich gerade bewegen möchte. (Es ist also purer Pragmatismus, dem ich hier das Wort rede). Wer nur ein Weltbild braucht, um am Stammtisch (im Sinne des Vorurteils über Stammtische) passabel mitzuhalten, der bringt sicher andere Ansprüche an die Qualität dessen mit, was er für sein Wissen halten möchte, als jemand, der gerne etwas Verantwortung übernehmen möchte.

Das alle einfach gar nichts wissen, ist mir zu unterschiedslos um es anzunehmen. „Irgendwo“ stimmt es natürlich sicher auch, aber dieses „irgendwo“, ist, glaube ich , nicht der Ort, an dem ich lebe.

Man kann wohl sagen, dass dieses System so angemessen passt,
dass wir nie einen Bedarf gesehen haben, bessere Instrumente
für unser Denken zu entwickeln. In diesem wunderbaren Modell
geht es um die Frage „was ist“; zu der Frage „was kann werden“
verhält es sich eher kümmerlich.

Was sagte dazu schon der alte Laotse:
Erwarte nichts, warte!

Des Menschen Aufgabe ist das Sein, nicht die Spekulation „Was
kann werden“.

Was aber, wenn das Sein ständig neu wird? Ich weis nicht, wie es Dir geht, aber in meiner Welt fließen Flüsse und teilen sich Zellen, kaum dass ich gemeint haben könnte, das „Sein“ eines Dinges ordentlich fixiert zu haben. Schon ist es wieder anders. Und so interessiere ich mich für die „Absehbarkeit“ der Wirkungen meines Handelns im Wandel. Manchmal ist das, was „wird“ ja auch eine Wiederkehr. Ein getretener Ball im Netz ist im Fußball ein Tor und im Handball nicht. Da wirft man besser, kann man wissen, finde ich. Ob meine Flanke übernommen wird und ich besser bin als der Kipper, kann ich natürlich nie ganz genau vorher wissen. Aber ich finde es spannend, „wissen zu wollen“, wie es sich lohnt, es zu unternehmen in den Spielen, die mir gefallen. (die genannten gehören nicht dazu, aber als Beispielspender passen sie mir) Ein Rest von Spekulation bleibt, damit muss ich leben. Aber deswegen spiele ich weder russisches Roulette…

Typisch amerikanisch, denn gelänge dieses hätte jemand die
Vorhersagemöglichkeit für Aktienkurse.

… noch an der Börse. Die „absolute Vorhersagbarkeit“ ist eine recht zuverlässige Bedingung, an etwas zu Scheitern, weil ihr halt nichts genügt.

Tja, die Aktienkurse, wer bei Herrn bin Laden vor dem 11.9. im Vertrauen stand, der hatte eine faire Chance, um das Gemetzel unter den Rückversichererkursen „zu wissen“. Herr Atta hätte sich natürlich auch verfliegen können, etwas Vertrauen gehört eben immer dazu. Für meinen Geschmack verlangt die Börse insgesamt etwas zu viel Vertrauen, so dass ich mich da raushalte. Aber das ist Geschmackssache – oder eine Frage hinreichenden Insiderwissens. Sich dieses zu bemächtigen, um es zu missbrauchen, ist wiederum eine Geschmacksfrage. Mein Geschmack ist es nicht. Aber es ist auch noch nicht die Welt des Sokrates, in der man einfach „nichts weis“.

Ich habe mal in einer Bank gearbeitet und den Dollarkursverlauf parallel zur Nachrichtenlage verfolgt während der US-Panamaintervention. Es war sehr interessant zu sehen, wie jede neue Meldung sofort „vom Parkett“ gewertet wurde. Das Dollarparkett war natürlich proamerikanisch, aber dennoch musste es ständig „interpretieren“, ob eine bestimmte Meldung nun einen Fortschritt oder einen Rückschritt für die „amerikanische Sache“ signalisiert. Ich kann nun versuchen, aus den Interpretationen des Parketts auf die Wertmaßstäbe zurückzuschließen. Angenommen, Noriega wäre getötet worden (er wurde gefangen) ich traue mir nicht zu, zu sagen, ob das Parkett das goutiert hätte, oder eher gefürchtet hätte, die amerikanische Sache sei jetzt von einen Machomärtyrer belastet. Wenn ich auf die bloßen Annahmen anderer spekulieren soll, dann habe ich das Gefühl, nichts zu wissen. Und weil ich dieses Gefühl hasse, meide ich Kontexte, in denen mir nichts anderes übrig bleibt.

Ich anerkenne also durchaus Sokrates als Ratgeber – nur eben: um Lagen zu erkennen, die mir nicht passen, darunter die Börse. Als „Mahner“ finde ich ihn sehr hilfreich, den Sokrates, aber für meine Orientierung wünsche ich mir mehr als nur Mahnungen. Ich hätte gern auch ein paar Empfehlungen, ohne die bleibt mir nur die Wahl von Orten, vor denen ich noch nicht gemahnt worden bin. Dann besteht die Welt nur noch aus markierten und nicht markierten Minen und so will ich se nicht sehen, weil ich so die lohnenswerte Wege nicht gut genug finden kann. So „positiv“ brauche ich es. Aber mir ist klar, dass es andere anders brauchen.

Herr de bono sollte vielleicht das bereits Gedachte der
Altphilosophen begreifen und dann versuchen sich von der
amerikanischen Denk- und Gefühlssoße zu verabschieden, die ihn
m.E. doch sehr gefesselt hat.

Ich glaube, dazu ist es zu spät. Nach ca. 70 Büchern gegen den Glauben an die Reinheit der Begriffe und die Ehrfurcht vor dem Schubladendenken würde ihm das keiner abkaufen. Ich glaube, das Risiko, nicht alle erfreuen zu können, ist er bewusst eingegangen und das gehört ja wohl auch zum Fach.

Andererseits hat deine Empfehlung natürlich auch ihren Charme. Wenn er jetzt ein Buch
schreiben würde unter dem Titel „Warum die Griechen doch recht hatten“, das wäre sicher ein enormer Verkaufsschlager. („abkaufen“ in diesem Sinne also doch) Denn Konvertiten genießen oft ein Strohfeuer von Aufmerksamkeit. Ein Strohfeuer ist ok, wenn man sich danach eh zur Ruhe setzen wollte. Ich glaube, bevor ich mich mal zur Ruhe setzen werde, mache ich vorher noch etwas analoges. Meine Erben werden es mir danken. Vielen Dank für den Tipp. (Übrigens: so geht Kreativität)

Pragmatische Grüße,

Thomas

Hallo x-nada,

mit Deinem gestrengen Blick auf meine Zeilen musste ich rechnen und habe gleichwohl welche gewagt. Ich habe mir vorgenommen, Dir ausführlich zu antworten, mochte aber die Stimmung nicht, in die ich dabei geriet. Immerhin haben wir Feiertage.

Dann hat Mitstreiter „Winkel“ seinen Beitrag gepostet, auf den ich völlig stimmungsunschädlich antworten konnte. Sicher hast du Verständnis für mein Bedürfnis, mich hier nur zu äußern in einer Stimmung, von der ich es auch ok finde, mich zu erleben. Alles andere wäre einfach rücksichtslos von mir.

Aber versuch es ruhig weiter!

Pfingstliche Grüße,

Thomas

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Löffelgrösse
Jepnad(83),

wie gross muss der Löffel sein, um so viel Weissheit reinzuschauffeln?

Neugierig,
Andreas

Die Erkenntnise sind ja auch nicht neu. Gerade in letzter Zeit
wurden ja endliche in den Medien groß aufgemachte
Publikationen gebracht, in denen lang und breit dargelegt wird,
wie wir uns mit dem genetischen Erbe unsere Urahnen aus der
Steinzeit in der heutigen Welt durchschlagen. Letztlich sind
wir immer noch Jäger und Sammler.

Hallo, Uwi,
in der Tat. Physisch ist seit der Einführung des aufrechten Ganges in unserer Denkmaschine nichts wesentlich Neues hinzugekommen.
Allerdings, wenn schon die Hardware weitgehend unverändert ist und auch das Betriebssysten „Jäger/Sammler“ noch die gleiche Versionsnummer aufweist, heißt das ja nicht, dass wir nicht mit etwas upgedateter Applikations-Software (sprich philosophischen Methoden) an zusätzliche und besser strukturierte Daten herankämen.
Natürlich hinkt die Analogie, aber auch einem dummen Hund kann man mit einiger Geduld den einen oder anderen neuen Trick beibringen. Warum sollte es der Menschheit nicht gelingen?!
Dum sumus speramus. (Damit der liebe x-nix wieder einen Grund hat, auf dem kleinen Latrinum herumzureiten)
Grüße
Eckard.


Lieber Thomas,

ich habe nichts verstanden, von
Ihren zwischenmenschen Verständ-
nis und den „an.“ Problemen.

Macht ja auch nichts.
Es reicht, daß Ihre Wahrnehmung
im Zwischenmenschlichen ihren
Sackbahnhof hat.

Wäre schön gewesen, zu kommunizieren.
Wäre!

Schönen Parkplatz.

x-nada

[…]

[MOD]: Lieber x-nada, ich habe das P.S. aus Gründen der Netiquette entfernt. Da ich Dir schon einmal die Grundlagen der Netiquette erklärt habe, bin ich mir sicher, dass ich es nicht nochmals tun muss. Du weisst sicher, warum.
Bei Unklarheiten kannst Du jederzeit hier nachlesen:
http://www.wer-weiss-was.de/content/netiquette.shtml
Ich bitte Dich, Dich in Zukunft daran zu halten.
Liebe Grüsse, Nike

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