aber die Vorgabe ist von
der buddhistischen Lehre her klar.Das stimmt so nicht, denn ich praktizier eine andere Tradition
als Du. Da liegt der entscheidende Unterschied!
Ich weiß ja nicht, was du praktizierst, aber in diesem Punkt gibt es keine „anderen Traditionen“. Dass das Nehmen von Leben unheilsam ist, das ist eine der Grundlehren des Buddhismus. Wenn das bei euch anders gesehen wird, dann ist das, was ihr praktiziert irgend etwas anderes als Buddhismus.
Bei uns ist
die Sichtweise und die Motivation der Ansatzpunkt. Nicht
äußeres Verhalten.
Ich hoffe, dass du das nur falsch verstanden hast und dass da nicht mal wieder jemand im Namen des Buddhismus groben Unfug in die Welt setzt. Natürlich ist die Sichtweise und die Motivation der Ausgangspunkt, nur das bedeutet nicht eine Aufweichung der Ansicht, dass das Nehmen von Leben als unheilsam angesehen wird, sondern eine Verschärfung. Es zählt eben nicht nur, wenn du tatsächlich Leben nimmst, sondern bereits die Absicht oder der Wunsch (selbst wenn du dies letztendlich nicht ausführst). In diesem Sinne zählt es eben auch, wenn du der Anlass dafür bist, dass andere Menschen Leben nehmen. Dies ist auch der Grund, warum viele Buddhisten Vegetarier sind, weil sie verhindern wollen, dass irgend jemand für sie ein Tier tötet. Ordinierten ist es sogar untersagt Fleisch anzunehmen, wenn der Verdacht besteht, dass das Tier nur „für sie“ getötet wurde. Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass hier irgendjemand glücklich mit der Vorstellung wird, dass jemand anders einen Menschen „für sie“ tötet, und sei die Absicht noch so gut.
Andererseits nehmen wir natürlich ständig unbeabsichtigt Leben. Es kann vermutlich niemand verhindern, mal auf einen Käfer zu treten oder ein anderes Lebewesen zu töten. Aber auch hier werden wir nach buddhistischer Lehre nicht ganz aus der Verantwortung entlassen. Sicher kommt es auf die Geisteshaltung an, sicher ist es keine Absicht, wenn jemand versehentlich auf einen Käfer tritt, aber inwiefern wir achtsam auf unsere Umgebung sind, das ist sehr wohl eine Frage der Geisteshaltung.
Ist unser Dialog noch in Bezug auf das Ursprungsposting?
Wenn ich Hicham richtig verstanden hab, dann ging es ihm um Gewaltfreiheit innerhalb von Religionen. In diesem Sinn ist dies natürlich on topic. Wenn du allerdings speziell Gewaltfreiheit innerhalb der Buddhistischen Lehre diskutieren willst (und nach meinen Ausführgungen deinerseits noch Fragen offen sind) solltest du vielleicht einen neuen Thread aufmachen, da dies dann doch in eine sehr spezifische Richtung geht.
Gruß
Marion
