Merhaba

Dringend undogmatische Turkologen gesucht!

Merhaba!

Das (auch im dtschen) „griechische Fremdwort“ dogma´ gibt es im Türkischen zweimal, einmal als "griechischen Import", und einmal als eigenes türkisches´ Wort, das über dem g mit Akzent geschrieben und in etwa do:uma´ gesprochen wird. Ich kanns aber selbst nicht richtig aussprechen. Der Akzent heißt im Französischen accent circonflexe´ und stummt´ das g. Die deutsche Bedeutung dieses türkischen Wortes ist Geburt´, von Geburt an´, das ja die eigentliche Bedeutung des (angebl. griechischen) Fremdwortes dogma´ ist, ein Dogma´ = eine Behauptung, die von Anfang an und für immer´ gültig sei.
Wäre schön, wenn es hier jemand gäbe, der sich über den Zusammenhang der beiden Wörter näher auskennt und Lust hat darüber aufzuklären!

ebenfalls:
dtsch: und/oder´, tk: ve´, lat.: vel´ Das angeblich rein lateinische vel´ trifft man auch noch stilisiert in dem mathematisch-logischen Zeichen v´ für das nicht ausschließende oder´ wieder.
(wo das umgedrehte v´ für und´ steht, beide Zeichen sind Zeichen der „Booleschen Algebra“)
Ich halte diesen lautlichen Zusammenhang zw. den lat. und türkischen Wörtern NICHT für ZUFÄLLIG!

Meiner Erfahrung nach sind viele angebliche Erkenntnisse der griechischen/römischen´ Philosophie selbst, aber auch aus dem biblischen Raum´ nur Importware´, und zwar neben dem babylonisch/mesopotamischen vor allem aus dem turksprachlich-indo-altaischen Raume. Was die Bibel betrifft, so sind immerhin viele der angebl. Eigennamen aus biblischen Zeiten´ heute noch gültige/gesprochene Worte in der türkischen Sprache.
adam´ = Mann´; eve´ = Heim/Haus; anne´ = Mutter; kayin´ = Schweager; abi´ = (älterer) Bruder

Ich freue mich über jeden Kommentar dazu, vor allem aber von Muttersprachlern.

moin, manni.

Nur eine Bemerkung…
Hallo Manfred,

des Türkischen bin ich nicht weiter mächtig, daher kann ich Dir bei Deiner Frage nicht behilflich sein, aber:

einmal als eigenes türkisches´ Wort, das über dem g mit Akzent geschrieben und in etwa do:uma´ gesprochen wird.
Ich kanns aber selbst nicht richtig aussprechen. Der Akzent
heißt im Französischen accent circonflexe´ und stummt´ das
g.

Das ist so nicht richtig: Das türkische diakritische Zeichen, das Du meinst, ist ein nach oben offener Bogen. Der Accent Circonflex ist dieses: ^. Das türkische Zeichen ist dann noch eher mit dem in diversen slawischen Sprachen gebräuchlichen „umgedrehten Circonflex“ vergleichbar - ich bezweifle allerdings auch hier eine „echte“ Verwandtschaft.

Gruß Kubi

doch mächtig türkisch?
„lieber“ Kubi.

Schade, wenn es hier auch zum Türkischen keine wirklichen Muttersprachler gibt.
Meine Frage ist im wesentlichen eine sachlich-sprachwissenschaftliche, keine hypo-kritisch zeichenhafte.

Zugegeben, ich „weiß auch immer alles besser“.

Hoffentlich sind nun nicht doch noch eventuell geneigte Muttersprachler entgültig abgeschreckt. Ich bedaure meinen (nicht ganz falschen) Vergleich mit dem französischen Akzent.

Tong Pi!

Hallo Manfred,

vielleicht liest ja mein Mann deine Frage (Muttersprachler mit etymologischem Interesse), aber bis dahin von mir das bisschen, was ich dazu weiß:

1.) Wie das Häkchen auf dem „g“ heißt, weiß ich zwar nicht, der Laut wird auf Türkisch „yumusak g“ (Aussprache „jumuschak g“) genannt. Fest steht aber, dass es sich bei dem Laut um einen Dehnungslaut handelt, der meines Wissens mit dem „echten“ G-Laut nicht direkt verwandt ist. Soweit ich eine türkisch-sprachige Etymologie lesen kann, meine ich herausbekommen zu haben, dass der dem Wort „dogma“ (m. Haken) zugrunde liegende Stamm „dok-“ bzw. „tok-“ lautet. Die Bedeutung konnte ich nicht herausbekommen. Meines Wissens kommt auch das griechische „dogma“ von einem ähnlichen Stamm „dok-“, „doc-“, heißt aber doch eher „Wissen“, „Lehre“. Mit „Geburt“ kann ich da keinen Zusammenhang sehen.

3.) Bei „ve“ weiß ich allerdings, dass es sich gar nicht um das ursprüngliche ur-türkische Wort handelt. Das alte „und“, auch heute noch gebräuchlich, meist in der Bedeutung „auch“ ist ein nachgestelltes „da/de“ (Vokalharmonie!), das nicht zu verwechseln ist mit dem angehängten „-da/de“, das „in, an auf“ bedeutet. Manchmal wird auch die Silbe „-(i)le“ (eigentlich „mit“) als „und“ gebraucht. Insofern wäre es schon möglich, dass dieses verhältnismäßig neue Wort aus einer fremden Sprache stammt, zumal ich es in der Etymologie nicht einmal gefunden habe.

2.) Bei den biblischen Wörtern ist zumindest Vorsicht geboten. Viele scheinbar türkische Wörter stammen aus einer der älteren semitisch-hamitischen Sprachen bzw. deren Vorläufern und sind von diesen in die Bibelübersetzung gelangt. Ins Türkische sind die gleichen Wörter manchmal über den Koran, also direkt aus dem Arabischen gekommen. Eine Verwandtschaft ist dann natürlich gegeben. Aber es handelt sich halt nicht um türkische Wörter.

Es ist mir klar, dass ich damit noch keine Frage beantwortet habe. Aber sicher ist eine Menge Diskussionsstoff drin. Gerne informiere ich mich auch näher und lasse mir die entsprechenden Artikel in der Etymologie von meinem Mann übersetzen. Ich gehe aber davon aus, dass sich schon noch jemand melden wird, der sich wirklich auskennt.

Bis dahin Grüße von

Irene

Hallo, liebe Irene,
danke für deine Informationen. Mir hast du jedenfalls schon mehrere Ansätze zum Weiterdenken/suchen geliefert und geholfen, meine „eigentliche Fragestellung“ zu konkretisieren.
Ich habe leider bisher die Erfahrung gemacht, daß die wenigsten Türken auch nur eine Idee von der herausragenden Geschichte Anatoliens (also gewisserweise ihrer eigenen Vorgeschichte´) und des gesamten "orientalischen" Raumes haben. Erste Ansätze zum Erlernen der türkischen Sprache (auch zum Zwecke des eigenen Studiums türkischer literarischer Quellen) habe ich leider wieder aufgegeben, dabei aber doch ein paar Brocken und "einiges Auffälliges" behalten. Das erste Auffällige war für mich "el/eller" für dtsch "Hand/Hände". Am deutlichsten der Bezug zum Spanischen: "el" = der männliche Artikel "der" (was auch im frz. "le" und auch "il" = "er" und im ital.: "il" = "der", und natürlich auch im latein. "illud" = "jener" aufzutauchen scheint. Mit dem tk.: ler/lar´ als Plural-Annex hätte man dann den Bezug zu den frz. und span., aber auch dem ital. weibl. Pluralartikeln.
"Die (>wissenschaftliche

Kennst Du eigentlich die Theorie über die Nostratische Sprachfamilie?
Diese Theorie wurde vor rund 40 Jahren von sowjetischen Linguisten aufgestellt. Demnach gehören die indoeuropäische, die altaische, die uralische, die afroasiatische (Semitisch, Berberisch,…), die kartwelische (kaukasus) und die drawidische Gruppe zu einer großen Sprachfamilie. Aaron Dolgopolsky, nun in Israel lebend, hat mittlerweile ein Wörterbuch mit etlichen Sprachwurzeln zusammengestellt. Ich habe leider keine Ahnung, wie seine Veröffentlichungen heißen.

Gruß,
Mike

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