Hi,
Du hast völlig recht. Die Union hätte Schröders arrogantem
Elefanten-Auftritt doch im Nachhinein recht gegeben, wenn sie
Merkel schon jetzt abgesägt hätte.
Der Schröder wurde zeitweise bei 25% der Stimmen gesehen, von Merkel wurden 45% gefordert - 20% Unterschied! Und dann der Wahlabend: CDU/CSU und SPD gerade mal 0,9% auseinander. Ich kann diesem Gelabere um den Drogenkonsum nicht so viel abgewinnen. Der Schröder hat einfach einen raketenhaften Wahl"erfolg" gelandet weil er fast genausoviele Stimmen geholt hat wie die Union. Daß beide keine regierungsfähige Mehrheit haben ist ein anderer Aspekt. Aber ich denke daß Schröder maximal Oberwassser hatte weil wenn man nach den früheren Prognosen am Ende doch bis auf 0,9% an den haushohen Favoriten herankommt ist das ein geiles Ergebnis. Das hat ihn anscheinend sehr beflügelt.
Dazu kam daß er wochenlang in allen Medien, auch den seriösen, hören mußte daß er offenbar auf Abschiedstournee wäre weil jemand wohl kaum in so guter Laune sein könne wenn er sowieso seinen Posten verlieren würde. Seine Vorwürfe, daß die Medien ihn schon abgeschrieben hatten und als Verlierer hingestellt haben, die sind sachlich richtig. Es WAR so.
Er hat also auch sämtliche Medien Lügen gestraft.
Und insofern ist der Wahlabend für ein ein unglaublicher persönlicher Erfolg gewesen. Er hat es allen gezeigt - den politischen Gegnern und den Medien.
Er hat sich dann in der Elefantenrunde im Ton vergriffen, das ist unstrittig. Aber das dürfte Folge seines unerwarteten, sensationellen Ergebnisses gewesen sein.
0,9% Abstand zur Union sind ein Witz, eine Kleinigkeit. Wie kann die Union von einem „klaren Wählerauftrag zur Regierungsbildung“ sprechen, insbesondere nachdem er gar keine Mehrheit gibt? Ich denke da hat Schröder auf den Tisch gehauen und in der Euphorie seines Erfolgs, der es in gewisser Weise ist, seine Ansprüche angemeldet. Er war oben auf, Merkel absolut angeschlagen. Das verleiht ihm Flügel.
Dass Merkel mit diesen
sagenhaften, an selige DDR-Zeiten erinnernden Ergebnis
bestätigt wurde, hat einzig den Sinn, ihren Marktwert zu
erhöhen. Sie ist damit zur Manövriermasse für die anstehenden
Gespräche geworden: Wir kappen unsere teure 98-Prozent-Merkel,
dafür sperrt ihr euren wild gewordenen Kanzler weg.
Ich weiß nicht ob die SPD so einfach an Schröder vorbei kommt, nachdem er diesen relativen Erfolg erzeilt hat. Es dürfte schwer sein jemanden „abzusägen“, der die SPD so nach vorne gebracht und sogar die potentielle Chance auf ein Weiterregieren erzielt hat - was niemand erwartet hat.
Bei der CDU könnte man Merkel leicher absägen weil die gemessen an den Erwartungen und Vorhersagen extrem schlecht abgeschnitten hat. Es würde mir allerdings insofern um sie leid tun als ich nicht glaube daß sie allein Fehler gemacht hat. Die Wahlkampftaktik und die Grabenkämpfe waren IMHO eines der Hauptfehler, nicht allein die Kandidatin. Wen man eigentlich absägen müßte wäre Stoiber, denn der hat 2002 den Wahlsieg für die Union verrissen und jetzt hat er mit Sicherheit wieder massiv viele Wähler verprellt. Ossis, die mit Schröder unzufrieden waren, den Wechsel wollten und CDU gewählt hätten. Nach Stoibers Ossi-Aussagen waren diese Wähler weg, entweder Richtung Linkspartei oder Richtung SPD.
Ich denke daß Merkel einfach nur ein Bauernopfer wird, wenn sie denn gehen müßte. Schuld trägt sie aber nicht allein an dem Debakel.
Gruß,
MecFleih