Messias Psychose

Hallo
Ich hätte eine Frage zu einer psychischen Krankheit - zur Psychose, zumindest zu manchen Fällen.
Ich habe oft gehört von Leuten, sie hätten geglaubt, sie wären der Messias, als sie krank waren.
Nun habe ich die Frage, inwiefern sie das glauben.
Haben diese Leute irgendwelche Anhaltspunkte, dies zu glauben - also haben diese Leute irgendwelche Berechtigungen dies zu glauben? Insofern, dass sie irgendwelche Pläne haben den Weltfrieden zu bringen, oder artet sich der Glaube insofern aus, dass sie glauben sie wären ein Dinosaurier oder Robbie Williams oder so?
Ich hoffe ihr versteht was ich meine.
Ich wollte einfach mal wissen, wie man dazu kommt zu glauben, dass man der Messias sei.
Liebe Grüße Alex

Ohne Anspruch auf irgendeine Richtigkeit:

Haben diese Leute irgendwelche Anhaltspunkte, dies zu glauben - also haben diese Leute irgendwelche Berechtigungen dies zu glauben.

Nein. Dies nennt man einen Wahn. Ein Wahn ist gerade dadurch gekennzeichnet, dass trotz unzähliger gegenteiliger Beweise der Glaube z.B. der Messiah zu sein, aufrecht erhalten wird.

Das dürfte kontextabhängig sein, in was für einen Wahn er/sie verfällt. Du kannst dir sicherlich vorstellen, dass ein Kind das in einer christlichen Familie aufwächst, eben zu solchen Figuren greift, die dort so vorkommen.

Das ist vielleicht vergleichbar mit dem Jerusalem-Syndrom:
http://de.wikipedia.org/wiki/Jerusalem-Syndrom

herzlichen Dank für die Antworten, meine Frage ist somit beantwortet

Eine Frage noch:
Eine Psychose ist ja meistens gekennzeichnet von leichten oder schweren Depressionen…
Ist also in der Regel jeder Wahn gekennzeichnet von Depressionen, oder gibt es auch Menschen, die denken Jesus zu sein, allerdings diesmal ohne Depressionen, also mit erfülltem Leben?

Hey Alex,

Eine Psychose ist ja meistens gekennzeichnet von leichten oder schweren Depressionen…

Das würde ich nicht so sehen. (Hab aber keine Beweise um das zu untermauern).

Menschen, die denken Jesus zu sein, allerdings diesmal ohne Depressionen, also mit erfülltem Leben?

Die Frage, ob es Menschen gibt, die glauben, dass sie Jesus seien und gleichzeitig auch ein erfülltes haben, würde ich umformulieren zu:

Gibt es Menschen, die daran glauben Jesus zu sein, ohne das diese darunter leiden? Ich könnte mir dies durchaus vorstellen.

Es ist ja auch so:
Nicht jeder Zwangsgestörte hat ein Problem damit, dass er 50x nachschauen muss ob die Herdplatte wirklich aus oder die Türe wirklich zu ist.

Wahn und Ratio
Servus,

da bin ich nicht ganz überzeugt von, dass Du tatsächlich mit den Antworten, die Du erhalten hast, viel über das Verhältnis von Wahn und Ratio herauskriegen konntest.

Es gibt Psychiater, die sich ein Berufsleben lang mit diesem Thema beschäftigen und dabei nicht zu einer abschließenden Erkenntnis kommen.

Das Faszinierende an Wahnvorstellungen von Psychotikern ist, dass sie nicht rational deutbar oder begründbar und auch keiner rationalen Argumentation zugänglich sind, aber dabei immer einen konkreten Bezug zur jeweiligen Lebenswirklichkeit des Betroffenen haben - dieser Bezug erschließt sich bloß nicht immer ohne weiteres.

Als kleinen Einstieg mag ich Dir das nicht mehr ganz taufrische, aber unverändert (wenn auch zu kritischer Lektüre) empfehlenswerte Büchlein „Windarzt und Apfelsinenpfarrer“ von Friedrich Deich ans Herz legen.

Schöne Grüße

Dä Blumepeder

da bin ich nicht ganz überzeugt von, dass Du tatsächlich mit
den Antworten, die Du erhalten hast, viel über das Verhältnis
von Wahn und Ratio herauskriegen konntest.

Dann erzähl mir doch mehr… Wenn es doch so wenig war, das ich erfahren habe

Das Faszinierende an Wahnvorstellungen von Psychotikern ist, dass sie nicht rational deutbar oder begründbar und auch keiner rationalen Argumentation zugänglich sind, aber dabei immer einen konkreten Bezug zur jeweiligen Lebenswirklichkeit des Betroffenen haben.

Wobei das Wahnkonstrukt, welches sie sich schaffen, in sich völlig widerspruchsfrei sein kann und innerhalb des Wahnkonstruktes kann auch alles logisch begründet sein (aus der Sicht des Wahnsinnigen).

Hallo Alex,

ach, da wären viele Episoden und Anekdoten zu berichten, aber das meiste davon ist zu persönlich für diesen Ort hier; deswegen hab ich Dir auch den „Windarzt“ ans Herz gelegt, in dem u.a. vierzig Jahre vor der Zeit ganz interessante Dialoge zwischen einem Psychiater und einem Krankenhausseelsorger zu der Frage „Was ist normal?“ berichtet werden. Lies das Büchelchen ruhig mal.

Jesus hab ich übrigens mal von BS-Salzdahlumer Str. nach Ka-Ö gefahren - er war ziemlich agitiert, wir drehten die Heizung im Bulli bis zum Anschlag auf, um die Rutsche einigermaßen ruhig über die Bühne zu kriegen. Bei der Ankunft in Königslutter wurde er plötzlich ganz gelöst und heiter, stieg aus, fiel auf die Knie, breitete die Arme aus und rief: „Jerusalem, Jerusalem, Du hast mich wieder!“

Der Bezug zu seiner Lebenswirklichkeit, von dem ich geschrieben habe, war in dieser Situation der, dass der Mann schlicht mit der damals, Anfang der 1980er Jahre, zaghaft beginnenden Öffnung der bisher zentral in geschlossenen „Anstalten“ weit draußen auf dem Land untergebrachten Psychiatrien nicht klargekommen ist: Königslutter war für ihn ein Ort, an dem er mit seinen Gewohnheiten und Eigenarten und mit dem Gefühl eines gewissen Schutzes leben konnte, während die offene psychiatrische Station im städtischen Krankenhaus Salzdahlumer Straße für ihn einen Druck bedeutete, dem er nicht gewachsen war.

Schöne Grüße

Dä Blumepeder

Hallo zusammen,

Hey Alex,

Eine Psychose ist ja meistens gekennzeichnet von leichten oder schweren Depressionen…

Das ist meiner Meinung nach nicht richtig: Eine Psychose ist mitnichten meistens von irgendwie gearteten Depressionen gekennzeichnet. Der Begriff Psychose ist ein Sammelbegriff für mehrere psychiatrische Erkrankungen. Die vielleicht bekannteste Psychose ist die Schizophrenie. Es gibt aber auch sogenannte affektive Psychosen, womit die schwere Depression mit wahnhaften Symptomen gemeint ist, sowie die schwere Form der bipolaren Störung, bei er es wahnhafte manische Zustände geben kann.

Häufig haben bestimmte Psychosen auch charakteristische Wahnthemen, die gehäuft vorkommen: Während Depressive eher zu Versündigungs- und Schuldwahn neigen, ist es bei der paranoiden Schizophrenie eben der namensgebende Verfolgungswahn. Wahninhalte mit Größenideen wie z.B. Gott.- bzw Jesusphantasien kommen eher bei der Manie (bzw. bei manisch ausgelenkten schizoaffektiven Störungen und vielleicht noch bei drogeninduzierten Psychosen) vor.

Man kann sozusagen sagen, dass Wahn auch oft etwas mit der spezifischen Störung zu tun hat. Wie ferner schon richtig gesagt wurde, sind Wahninhalte auch immer soziokulturell abhängig: Das bedeutet, dass derjenige, der völlig areligiös ist sich auch weniger wahrscheinlich für Jesus halten wird, sondern vielleicht eher für den Bundeskanzler oder den Chefarzt.

Wie genau sich im Einzelnen der Wahn entwickelt, ist wohl nicht pauschal zu beantworten: Der Mechanismus könnte allerdings darin bestehen, dass Wahrnehmungen fehlerhaft interpretiert werden und in einen unzulänglichen Selbstkontext gestellt werden. Beispielsweise kann der Betroffene eine Grüne Welle beim Autofahren als göttliches Zeichen interpretieren, ein bestimmtes Wetterereignis (z.B. einen Sonnenstrahl) auf sich beziehen usw. usf. Ich denke die Möglichkeiten sind hier unbegrenzt. Kommen dann auch noch Halluzinationen hinzu werden diese natürlich oftmals auch in das Wahnsystem integriert: „Ist klar, dass außer mir niemand diese Stimme hört, denn nur ich kann Gottes Stimme vernehmen!“ oder so ähnlich…

Gibt es Menschen, die daran glauben Jesus zu sein, ohne das
diese darunter leiden? Ich könnte mir dies durchaus
vorstellen.

Das mit Sicherheit.

Es ist ja auch so:
Nicht jeder Zwangsgestörte hat ein Problem damit, dass er 50x
nachschauen muss ob die Herdplatte wirklich aus oder die Türe
wirklich zu ist.

Naja, wenn sich eine Zwangsstörung richtig manifestiert hat, dann ist das wohl für Keinen mehr problemlos…
In der Psychiatrie wird nämlich zwischen ich-synton und ich-dyston unterschieden. Ersteres sind Symptome, die als zu sich selbst gehörig interpretiert werden (wie z.B. bei Psychosen und Persönlichkeitsstörungen), während Angst.- und Zwangsstörungen, aber auch Depressionen eher als etwas ich-dystones also ich-fremdes wahrgenommen werden. Wenn ich also den Zwang als etwas ich-dystones Wahrnehme, dann bedeutet dies, dass ich das auch nicht haben möchte. (Das aber aber nur mal so am Rande.)

Grüße!
TAndrija

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Hallo

Ich glaube, man muß da unterscheiden, ob jemand nur rumlabert, er sei Jesus(ich musste doch tatsächlich zuerst bei Wikipedia nachschauen, was ein Messias sein kann), oder ob jemand mit seinem echten Namen im Ausweis nicht zufrieden ist und da eigentlich „Messias“ stehen sollte.

Ich habe oft gehört von Leuten, sie hätten geglaubt, sie wären
der Messias, als sie krank waren.
Nun habe ich die Frage, inwiefern sie das glauben.

Es wird sicher keine generelle Antwort möglich sein.
Wie kannst Du uns fragen, was andere glauben?
Gibt es tatsächlich Krankheiten, die bewirken, das man etwas bestimmtes glaubt?

Für den Umstand, das jemand nur sagt, er sei Jesus in dem beschriebenen Kontext(krank gewesen), habe ich folgende einfache Erklärung:
Wenn man lange krank war oder sehr starke Schmerzen hatte oder beides, kommt es vor, das man sich fragt, womit man das verdient hat, schliesslich hat kein Mensch so etwas verdient. Übrigens kann man bei entsprechender Belastung auch geistige Schäden bekommen.
Eine einfache Anwort, nur aufgrund der Analogien wäre dann: „Ich kann es mir nur so erklären, das ich der Jesus bin.“
Das gibts aber auch anders rum.
Jemand sagt: „Ich bin sauer, womit habe ich den ganzen Ärger verdient?
Ich bin doch nicht der Jesus!“
Jemand anders kommt, und sagt: „Da bist Du der Jesus!“
Ist mir selber passiert. Ich wunderte mich ein wenig über einen Mitmenschen und fand Paralellen zu Krishna.
Ich sagte zu ihm: „Da(in meiner Vorstellung) bist Du der Krishna!“
Wenig später kam er an und sagte oberes.
Damit hast Du beschrieben bekommen, wie es zu solchen Aussagen kommen kann. Da muss kein Wahn oder eine Psychose sein. Und wenn es tröstet greift auch der „Gesunde“ zu jedem Strohhalm.
Es fielen in diesem Thread auch Stichworte wie Schizophrenie usw…
Das ist dann wohl extrem und eher medizinischer Natur, worum sich Ärzte kümmern mögen.

MfG

Hallo,

da im UP ausdrücklich nach einer Psychose gefragt war, gilt:

Gibt es tatsächlich Krankheiten, die bewirken, das man etwas bestimmtes glaubt?

Ja.

Das ist dann wohl extrem und eher medizinischer Natur, worum sich Ärzte kümmern mögen.

So ist es. In Zusammenarbeit mit Psychotherapeuten.

Viele Grüße,

Jule

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