Metallerstreik im osten

hallo, seid ihr das richtige forum um mal dampf abzulassen.
warum um alles in der welt streiken die ??? gerade mal 6%
aller 310.000 beschaeftigten haben dem zugestimmt. die ig metall
muss busseweise wessis als streikposten auffahren.
hallo ihr gewerkschaftsbosse. wir wollen unseren standortvorteil behalten !

freue mich auf eure meinung jens

Hi!

Das ist das letzte Aufbäumen eines sterbenden Funktionärsapparates.

Dieser Streik ist auf lange Sicht für den Standort Deutschland von Vorteil, denn das Gewerkschaftssystem, wie wir es heute kennen, schafft sich dadurch selbst ab.

Grüße,
Mathias

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Moin

Bevor du zur Heimsauna mutierst lass ruhig Dampf ab.

Nun…die Ossis streiken fuer die lange versprochene Angleichung an den Westen.
Immerhin haben 88% der Beschaeftigten fuer den Streik gestimmt.
Selbstverstaendlich waren nicht alle 310.000 zum Streik aufgerufen.
Es sind ja nicht alle in einer Gewerkschaft oder gar in der IG Metall.
Gestreikt wird derzeit von etwa 8.000 Mann.
Natuerlich fahren viele aus dem Westen zu den Streikbetrieben.
Das nennt sich Solidaritaetsbekundung.Es ist schliesslich immer nett
wenn man nicht allein und verlassen ist.Dass dazu Busse benutzt
werden ist doch logisch.Das senkt die Fahrtkosten und ist leichter
zu organisieren.Das Wessis stellvertretend fuer Ossis streiken ist
kaum vorstellbar.
Ein Betrieb der nicht von sich aus streikfaehig ist wird es nicht durch
westliche Verstaerkung.Was soll das auch bringen wenn die normalen
Arbeitnehmer einfach durchs Tor marschieren koennen?
Ohne dass die Arbeitnehmer selber auftreten geht gar nichts.
Warum schreist du aber dann nach den Gewerkschaftsbossen?Die Belegschaft hat
fuer den Streik gestimmt.Den kann kein Funktionaer anordnen.
Achja…zu den Gewerkschaftsbossen…du brauchst doch nur
zu einem der Betriebe fahren und mit ihnen zu reden.Die stehen da
dutzendweise rum.Nennen sich Arbeitnehmer.Denn die Macht einer Gewerkschaft
konzentriert sich in den Betrieben vor Ort und nicht wie es oft behauptet wird
irgendwo in einem Vorstandszimmer.
Und welchen Standortvorteil meinst du denn?
Den niedrigeren Lohn und die laengere Arbeitszeit?
Wenn das so ausschlaggebend ist warum sind dann nicht die Unternehmen
in Scharen in den Osten gestroemt?Warum mussten viele Firmen mit
Subventionen gelockt werden?
Ausserdem wurden in den letzten Jahren vergleichsweise niedrige Tarife
abgeschlossen um die anstehende Angleichung an den Westen zu finanzieren.
Es ist kein Wunder dass jetzt viele fordern dieses Versprechen einzuloesen.
Insbesondere hinsichtlich der stark gestiegenen Produktivitaet.
Dazu kommt noch dass gerade bei Massenfertigern die Lohnkosten kaum noch
ins Gewicht fallen.Bosch hat z.B. vor einigen Jahren (und ich glaube nicht
dass sich daran gross etwas geaendert hat)einen Lohnkostenanteil von
gerademal 8% gehabt.
Wenn die Lohnkosten trotz allem dermassen wichtig waeren…
nun die Tschechen sind billiger,und die Polen sowieso.Und die Rumaenen und die
Russen und die Koreaner erst…
Trotzdem bleiben die Firmen hier…seltsam…wo wir doch so teuer sind…
ist schon komisch…
Anscheinend haengt doch mehr dran als nur reine Lohnkosten.
Uebrigens gibt es da etwas dass sich Oeffnungsklauseln nennt.
Denn eine Firma kann vom Tarifvertrag abweichen wenn sie durch diesen
in Schwierigkeiten geraet.Das muss sie natuerlich nachweisen.
Mir ist aber nicht bekannt dass dieses bisher oft gemacht wurde.

So…das war mein Wort zum (was haben wir heute?)Donnerstag

MfG

Merias

Hach…diese boesen boesen Funktionaere…Was sind die auch boese…
Da stimmen tausende fuer einen Streik obwohl sie das gar nicht wollen
und tausende streiken dann obwohl sie das gar nicht wollen
und das alles weil irgendwo in einem Hinterzimmer so ein
boeser Funktionaer den Streik beschlossen hat.Da wuerden so viele
soo gern weiterarbeiten aber der bitterboese Funktionaer hat es
ihnen verboten.Sowas aber auch.
Wohl dem der Arbeitgeber ist.Der Arbeitnehmer wird schon irgendwie
ueber die Runden kommen.Sieht man ja am Beispiel Amerika.Zweit-
und Drittjobs sind die Regel.Viele leben auf der Strasse.Ordentliche
Gesundheitsvorsorge nur fuer diejeneigen die es sich leisten koennen.
Aber das ist doch ein kleiner Preis nur um diese boesen boesen
Funktionaere loszuwerden…Hach…Schoene neue Welt…

…die gerade durchs Dorf getrieben wird, heißt Lohnstückkosten.

Guten Abend!

Niedrige Lohnstückkosten in der Massenfertigung sind ein beliebtes Argument von Gewerkschaftern für alle möglichen Forderungen. Recht haben sie! In der kapitalintensiven und weitgehend automatisierten Massenfertigung sind die Lohnkosten tatsächlich nicht der allein entscheidende Faktor. Ob ein Schweißroboter in Dresden, Tschechien oder in Korea steht, ist ziemlich egal.

Das von der Automobilindustrie geprägte Bild ist aber immer weniger repräsentativ für unsere Wirtschaft. 100 Stück am Tag, eines wie das andere, sind immer weniger die Produkte, von denen unsere Wirtschaft leben kann. Die Lohnstückkosten auf den Lippen tragend zeugt von einem Wirtschaftsbild vergangener Zeiten. Unsere Gegenwart und allemal unsere Zukunft liegen nicht in billiger schierer Masse, sondern in neuen Technologien, in F+E, in Einzelstücken, in Sondermaschinen voller Know-How mit Losgröße Zwölfteldutzend. 08/15-Schiffe werden überall auf der Welt billiger gebaut. Wenn wir existieren wollen, müssen wir Schiffe bauen, die technologisch nicht überall gebaut werden können. Das gilt für praktisch alle Bereiche unserer Wirtschaft. Dafür braucht man nicht mehr vorzugsweise die große Zahl beliebig austauschbarer Blaumannträger, wo einer den Hammer fallen läßt und der nächste nahtlos einfach weitermacht. Dafür braucht man immer noch viele Menschen, nur so ohne weiteres austauschbar sind sie nicht mehr. Dabei spielen (flexible und längere) Arbeitszeiten und das Gehaltsniveau eine erhebliche Rolle. Wenn wir diese Zeichen vor lauter trillerpfeifenden Gewerkschaftern nicht mehr hören und sehen, werden die wirtschaftlich interessanten Zukunftsaufgaben in Rußland, Indien oder anderweitig erledigt.

Gruß
Wolfgang

Go west…
Hallo Jens,

sicher ist der Metallerstreik Gift für die Wirtschaft, denn welche Wirtschaft zahlt schon gerne mehr Geld an die Arbeitnehmer, zumal es den Arbeitgebern z.Z. ja sooo schlecht geht.

Andererseits ist die Forderung der Metaller mehr als verständlich! Wir haben jetzt das Jahr 13 nach der Wi(e)dervereinigung. Langsam muß es doch mal so weit sein, dass die AN im Osten für gleiche Arbeit (Qualität und Arbeitszeit) auch gleichen Lohn bekommen. Abwanderung gen Westen ist die Folge der Ungleichbehandlung, denn die AN im Osten sind was Motivation und Ausbildung anbelangt durchaus auch im Westen „marktfähig“. Wer kann, verschwindet also von hier. Wenn dies sich nicht bald normalisiert, dann droht der Osten endgültig zum Armen- und Altenhaus zu werden.

Ich bin kein Metaller sondern im Rahmen eines Projektes an der Uni angestellt. Mein Brötchengeber ist das Bundes(!)ministerium für Bildung und Forschung. Kann mir mal jemand sagen, warum ich nach BAT-Ost (also deutlich schlechter) bezahl werde als ein Projektangestellter im Westen? An den Lebenshaltungskosten kann es wohl kaum liegen, denn bei den Preisen hat die Wiedervereinigung offenbar herrvorragend geklappt.

…und einen letzten Gedanken noch: Die Metaller fordern ja nicht gleichen Lohn für gleiche Arbeit jetzt und sofort! Sie fordern eine stufenweise Anpassung der Arbeitszeit innerhalb der nächsten Jahre. Moderater könnten Forderungen eigentlich kaum noch sein aber selbst das geht offenbar den AG schon zu weit.

Gruß
manfred

Hallo,

Nun…die Ossis streiken fuer die lange versprochene
Angleichung an den Westen.

das ist das einzige wirklich vernünftige Argument: Es wird auf die Einhaltung eines Versprechens gepocht.

Dumm nur, daß man sich damit selber seine Grube gräbt. Die westdeutsche Metallindustrie reibt sich die Hände: Der Kostenvorteil der deutschen Betriebe liegt derzeit bei etwas über 7%.

Wenn die Lohnkosten trotz allem dermassen wichtig waeren…
nun die Tschechen sind billiger,und die Polen sowieso.Und die
Rumaenen und die
Russen und die Koreaner erst…
Trotzdem bleiben die Firmen hier…seltsam…wo wir doch so
teuer sind…
ist schon komisch…
Anscheinend haengt doch mehr dran als nur reine Lohnkosten.

Wolfgang hat es schon richtig dargestellt: Die Massenproduktion auf niedrigem qualitativen Niveau ist längt in Polen, Ungarn oder Rumänien. Aus dem einfachen Grunde, weil die Summe aus Transportkosten, Lohn für die Polen und den Kosten für die Nachbearbeitung kleiner ist, als die deutschen Produktionskosten. Man erinnere sich an die Krabben, die nach dem Vorpulen in Marokko und Tunesien manuell nachgepult werden.

Mit jedem Tick, um den sich die Produktionskosten in Deutschland erhöhen, erhöht sich auch die Wahrscheinlichkeit, daß auch qualitativ höherwertige Tätigkeit irgendwann durch eine Maschine oder einen Menschen im Ausland ausgeführt werden. Ein Kunde von mir ist Automobilzulieferer, also genau aus der betroffenen Branche. Wenn er einen Auftrag erhält, wird ganz einfach gerechnet: Anzahl der bestellten Stück * Arbeitszeit je Stück * Kosten je Arbeitsstunde = Gesamtlohnkostenvolumen des Auftrages. Liegt dieses Kostenvolumen nennenswert über dem Anschaffungspreis für einen entsprechenden Roboter, wird ein solcher bestellt. Die Einarbeitung des Roboters dauert wenige Stunden und dann legt der neue Kollege in einem Affenzahn los, ohne Pause, ohne Krankheit, ohne Urlaub und wenn das Teil nicht mehr gebaut wird, dann wird der Roboter umprogrammiert. In den letzten zwei Jahren wurden 12 Roboter gekauft.

Die Löhne müssen nur lang genug erhöht werden und es wird billiger, sein Auto zur Wartung per Luftfracht nach Uruguay zu schicken oder zum Friseur ins Ausland zu fahren, als die Sache in Deutschland erledigen zu lassen.

Gruß
Christian

Hi MdM!

Hach…diese boesen boesen Funktionaere…Was sind die auch
boese…
Da stimmen tausende fuer einen Streik obwohl sie das gar nicht
wollen
und tausende streiken dann obwohl sie das gar nicht wollen
und das alles weil irgendwo in einem Hinterzimmer so ein
boeser Funktionaer den Streik beschlossen hat.Da wuerden so
viele
soo gern weiterarbeiten aber der bitterboese Funktionaer hat
es
ihnen verboten.Sowas aber auch.

Mit Deiner sarkistischen Art zu kommentieren übersiehst Du freilich, dass noch nicht einmal 10% der Arbeitnehmer in Metallberufen im Osten in der IG-Metall Mitglied sind.
Hier terrorisiert eine Minderheit einen ganzen Landstrich und gefährdet Arbeitsplätze und somit Existenzen zu tausenden.
Die Forderung nach einer 35 Stunden Woche ist ohnehin Humbug, was sollen denn die Leute dann ab Donnerstag mittag machen?
Ich habe viel Kontakt zu metallverarbeitenden Firman in den neuen BL und ich habe noch keinen einzigen gehört, der für diesen Streik ist.
Man musste ja sogar noch Streikposten aus den alten BL importieren, weil im Osten eigentlich keiner ausser den Funktionären mitmachen wollte…

Sieht wohl doch so aus, als ob sich hier lediglich die Stasibonzen und unverbesserlichen Altkommunisten ein Stelldichein geben. Der normale Arbeiter jedenfalls scheint verstanden zu haben, dass unrealistische Forderungen nicht durchsetzbar sind und gerade in derart schlechten wirtschaftlichen Zeiten seitens der Unternehmen hart reagiert wird.

Wohl dem der Arbeitgeber ist.

Hättest Du Mut und richtig was drauf, könntest Du ebenfalls Arbeitgeber werden. Du dürftest dann 70 Stunden in der Woche an 6 Tagen arbeiten, Dich mit Deinem gesamten Privatvermögen bei der Bank engagieren, keinen Kündigungsschutz genießen und Dich dafür auch noch beschimpfen lassen…

Der Arbeitnehmer wird schon
irgendwie
ueber die Runden kommen.

Der Arbeitnehmer in Deutschland hat es so gut wie sonst nirgends auf der Welt.
Realistischerweise sollten bei unserem Niveau an gehältern und sozialer Absicherung auch 40 Stunden pro Woche ohne große Diskussion drin sein.
Man hätte ohne solche Diskussionen dann auch die Chance, ausländische Investoren für Deutschland zu begeistern. Dass nun in den Osten kein Ami mehr kommt, dürfte klar sein.

ieht man ja am Beispiel
Amerika.Zweit-
und Drittjobs sind die Regel.Viele leben auf der
Strasse.Ordentliche
Gesundheitsvorsorge nur fuer diejeneigen die es sich leisten
koennen.

Jeder hat die Chance, das zu erreichen.

Aber das ist doch ein kleiner Preis nur um diese boesen boesen
Funktionaere loszuwerden…Hach…Schoene neue Welt…

Ich würde eher sagen: „interessante realistische Welt“…

Die Funktionäre jedenfalls haben mit den aktuellen Streiks den ersten Schritt zu ihrer eigenen Entsorgung getan. Der rest geht nun von selbst. Je härter die Zeiten noch werden, desto ausgeprägter wird der Konkurrenzkampf, der Egoismus und die Leistungsbereitschaft der Arbeitnehmer werden.
Und bis zu einem gewissen Grade ist das gut. Die Leute die etwas tun wollen, müssen sich nicht mehr von Berufspennern ausbremsen lassen, Gehälter werden realistischer verteilt werden und die Chancen auf Erfolg steigen, wenn man gut ist. Da ich gut bin, habe ich mit dieser Entwicklung kein Problem…:wink:

Grüße,

Mathias