Meteorit fällt auf die Erde

Hallo zusammen,
ich formuliere meine Frage laienhaft, ich hoffe, es wird trotzdem verstanden:
Wenn ein Meteorit es schafft, bis zur Erde zu kommen, also auch aufprallt:
hat er „Schwung“, kommt er also wie abgeschossen, oder entspricht seine Aufprallgeschwindigkeit einfach der, die durch sein Gewicht und die Schwerkraft der Erde entsteht?
Und würde er immer senkrecht auftreffen, wie ein Felsbrocken, den man aus großer Höhe fallen lässt, oder wäre auch ein sehr spitzer Aufschlagwinkel möglich?
Danke für eure Antworten!

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Hi,

Er schafft es nicht, die Erde ist ihm im Weg. Und er fällt nicht, er schlägt ein.
Meteore sind Gesteinsbrocken, die im Weltall unterwegs sind. Das tun sie, bis ihr wegetwas kreuzt, das gleichzeitig mit ihnen am selben Ort ist, ähnlich wie ein Geisterfahrer auf der Autobahn ein Frontalcrash verursacht. Nur, dass man bei Meteor und sonstigem Objekt keinen Schuldigen hat. Wie beim frontalcrash nehmen auch beim Einschlag des Meteoriten auf der Erde beiden beteiligte Schäden. Weil aber die Erde deutlich größer ist, passiert ihr so gut wie nie was. Ausnahmen sind zb der Brocken, der im Golf von Mexiko einschlug und das Dinosauriersterben auslöste und der chiemgaumeteorit, dessen Eisen die Kelten und Römer mit besonders guten Waffen versorgte.
Je nachdem, wie die Bahn von Erde und Meteor zueinander liegen, verändern sich Einschlagsort und -winkel, und der Einschlagswinkel wid auch verändert, weil der Brocken durch die Atmosphäre gebremst und abgelenkt wird.

Die Franzi

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die Geschwindigkeit ist beim Aufprall erheblich höher, als ein Stein den man aus größer Höhe fallen lassen würde. er wird zwar durch die Luft schon abgebremst, aber nicht auf „null“. Deswegen gibt es ja auch so große Krater. Wie schnell genau, er beim Aufprall ist, hängt natürlich von vielen Faktoren ab. Ein größerer Brocken verliert weniger Geschwindigkeit als ein kleiner. Auch die Richtung aus der er kommt hat da großen Einfluss drauf, kommt er der Erde gewissermaßen in Flugrichtung entgegen oder kommt er „von hinten“. Meteoriten die aus dem Interstellaren Raum kommen sind meistens schneller als welche die aus dem Sonnensystem stammen.
Meteoriten können aus nahezu allen Winkeln einschlagen. Ein komplett senkrechter Einschlag dürfte die Ausnahme sein, wenn der Meteorit zufällig exakt aus der Richtung kommt. Ansonsten wird die ursprüngliche Flugrichtung nur gering zur Erde hin gebogen.
Daß Krater dennoch Rund sind liegt an der durch die Aufprall ausgelösten Explosion, die Kreisrund ist, unabhängig von der Richtung aus der der Brocken einst kam.

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Danke für die kompetente Antwort!

Der war auch nicht ohne: https://de.wikipedia.org/wiki/Ries-Ereignis Durchmesser des Brockens 1,5 Kilometer, Aufprallwinkel etwa 30 Grad (von senkrecht also weit entfernt), Energie von mehreren hunderttausend Atombomben

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Hallo,

in derselben Periode wie Nördlingen entstand in der Nähe auch der Steinheimer Krater:

Alberca

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Eher nicht:

Gruß
C.

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Die meisten Objekte im Sonnensystem (und dazu gehören Asteroiden auch) bewegen sich in der Nähe der Ekliptik (also dem gedachten Äquator des Sonnensystems). Aus dem Grunde schlagen Meteoriten eher selten senkrecht von oben, sondern meist schräg ein.

Gruß
C.

Die Geschwindigkeiten, mit denen Meteoroiden mit der Erde kollidieren, liegen zwischen 43000 km/h und 260000 km/h. Es hängt von der Richtung relativ zur Bewegung der Erde auf ihrer Bahn ab, Die Meteoroiden selbst haben eine Bahngeschwindiugkeit von 150000 km/h. Je nach Größe des Objektes treffen sie - nun als Meteoriten von der Atmosphäre abgebremst - auf der Erdoberfläche mit 540 km/h bis 700 km/h auf.

Ja, und es sind alle Einschlagrichtungen möglich.

Gruß
Metapher

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Hi,

Interessant, danke. Mach mich auf die Suche nach Gegenbeweisen für die Meteoritentheorie.

Die Franzi

Interessant. Warum können Meteoroiden nicht langsamer als 43.000 und schneller als 260.000 km/h sein? Oder ist das nur der Bereich typischer Geschwindigkeiten?

Karl

Die Meteoroiden (das sind die Bruchstücke aus Kollisionen innerhalb des Asteroidengürtels) haben ja eine geschlossene Sonnenumlaufbahn. Daher haben sie auf Höhe der Erdbahn maximal die dazu gehörige Sonnenfluchtgeschwindigkeit.von 42 km/s (151000 km/h). Das ist btw. das Kriterium dafür, daß sie nicht von außerhalb des Sonnensystems kommen können, denn dann wären sie schneller.

Die Erde umkreist die Sonne mit 30 km/s (108000 km/h). Die maximale bzw. minimale Kollisionsgeschwindigkeit gibt es dann, wenn der Körper tangential zur Erdbahn ankommt (frontal bzw. folgend). Die o.g. Grenzgeschwindigkeiten ergeben sich dann aus der Summe bzw. der Differenz der beiden Geschwindigkeiten.

Gruß
Metapher

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Wobei es natürlich auch welche gibt die von außerhalb des Sonnensystem kommen. Deutlich seltener zwar, aber es gibt sie. Und die können im Grunde alle Geschwindigkeiten haben.

Der Meteorit von Treysa ist ein Eisenmeteorit von 64 Kg. Gefallen 1916. Er wurde im Wald aufgefunden in einer Tiefe von nur 1,5 Meter. Der Grund: der Meteorit hatte eine flach verlaufende Bahn, er wurde in der Stratosphäre abgebremst bis zum sogenannten Hemmungspunkt. Ab dem Hemmpunkt fällt der Meteorit wie ein Stein fast senkrecht zur Erde. Es muss also keineswegs immer ein verheerender Krater entstehen. Das hängt vom Winkel und der Größe des Objekts ab. Die Mindestgeschwindigkeit mit der ein Meteorit auf der Erdoberfläche aufschlagen würde wenn keine Atmosphäre existieren würde, ist 11,2 Km/sec. Siehe Stichworte „erste und zweite kosmische Geschwindigkeit“.
Der Meteorit von Treysa ist im Marburger Mineralogischen Museum zu bewundern, wenn es mal wieder geöffnet hat.
Udo Becker

Ja, aber nur wenn sie irgendwo gravitativ abgebremst wurden. Ansonsten berechnen sich die Geschwindigkeiten extrasolarer Körper nach dem „freien Fall aus dem Unendlichen“. Und das ist nunmal die (Sonnen-)Exzessgeschwindigkeit = in Höhe der Erdbahn 42 km/s.

Nja, das ist eine ziemliche Untertreibung.

Die 11,2km/s sind die zweite kosmische Geschwindigkeit der Erde.
Das heißt: Wäre die Erde völlig allein im Universum, und würde man einen Meteoriten unendlich weit weg platzieren, dann würde er von der Erde angezogen, und irgendwann mit den 11,2km/s aufschlagen.

Nun ist da noch die Sonne mit ihrer deutlich stärkeren Gravitation. Der Meteorit würde die Umlaufbahn der Erde mit 42km/s erreichen (3. kosmische Geschwindigkeit)
Dabei ist noch nicht berücksichtigt, daß die Erde sich mit 30km/s um die Sonne bewegt. Der grade Richtung Sonne fliegende Meteorit würde dann mit 51km/s relativ zur Erdbewegung auftreffen.
Auch nicht berücksichtigt ist dabei, daß die Erde den Meteoriten auch anzieht, und nochmal beschleunigt.

Und dann bewegen sich Meteoriten auf elliptischen / hyperbelförmigen Bahnen, was die tatsächliche Geschwindigkeit nochmal beeinflusst.

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@methapher, @brainstorm64 und @sweber : Endlich mal wieder eine gute Diskussion.
Udo Becker

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