Methanhydrat als Ursache für Massenaussterben?

Hallo,

angeblich hat das sehr rasche Abschmelzen von riesigen Methanvorräten am Meeresgrund mit dazu beigetragen, dass beim größten Massenaussterben der Erdgeschichte am Ende der Perm-Zeit 95 % der Arten verschwunden sind. Hab ich halt so gelesen …

Wie wahrscheinlich ist diese Theorie eigentlich? Könnte sich sowas wiederholen - damals waren angeblich Tausend von Jahren währende „Flussbasalt-Eruptionen“ dran schuld, dass das Methan geschmolzen ist, könnte heute der menschengemachte CO2-Ausstoss dasselbe bewirken? Wie würde so was aussehen, eine plötzliche Explosion oder ein Prozess, der Jahrtausende dauert (was ja immer noch kurz ist, geologisch und aus Sicht der evolutionären Anpassung betrachtet)?

danke für Eure Antworten

Simon

Hallo Simon

Erst mal zu den Fakten: Das Massenaussterben an der Perm-Trias-Grenze hat es tatsächlich gegeben. Schätzungsweise 80 - 90% aller Tier und Pflanzenarten sind ausgestorben. Dagegen war das Massenaussterben an der Kreide-Tertiär-Grenze (Verzeihung - Paleogen) mit 25 - 30% eher niedlich. Als sicher gilt, daß das P/T-Aussterbeereignis ein langsamer Prozess war. Und da hören die Sicherheiten auf…

… und die Spekulationen fangen an. Derzeit wird als Hauptursache eine Abnahme des Sauerstoffgehaltes auf 12-16% angenommen. Dafür sprechen Isotopenanalysen in Muschelschalen, gewisse Eisenablagerungen, die auf chemische Prozesse hinweisen und ein paar weitere Indizien. Ursache dafür könnte massiver Vulkanismus sein. Liegt nahe, da um diese Zeit gewaltige Lavaströme (2000km Länge!) in Rußland nachgewiesen sind.

Üblicherweise unterliegen Gründe für Massenaussterbeereignisse gewissen Moden. In den Achtzigern kam der Tod in Form von Meteoriten gleich Reihenweise aus dem All. Mitte der Neunziger, war stets elNinio verantwortlich. Mit Schätzings Buch „Der Schwarm“ kroch der Overkill in Form von Methanhydrat aus der Tiefe der Meere, bis vor 2 Jahren waren es Vulkane, derzeit ists der CO2 Gehalt und die damit zusammenhängende Klimaerwärmung. Vielleicht waren es morgen kleine grüne Männchen vom Mars (das wurde in den 50gern schon mal ernsthaft diskutiert).

Im Ernst, ich hab keine Ahnung, was das Massenaussterben an der Perm-Trias-Grenze auslöste. Und damit erübrigt sich auch ein Vergleich mit den heutigen Verhältnissen.

Viele Grüße
Andreas

p.s.

Hab ich halt so gelesen …

Deine Quelle ist nicht zufällig Prof. Dr. Montenary?

Vielen Dank, Andreas, für diese kompetente, ausführliche und ausserdem, wie mir scheint, sehr vernünftige Antwort. Es gibt also noch keine richtig gute Theorie für solche Massenaussterbens-Prozesse generell, richtig? Sonst wäre das Thema vermutlich nicht so anfällig für Moden.

Offenbar scheint es ja Ansätze zu geben, das Phänomen Massenaussterben nicht mehr auf jeweils _eine_ bestimmte Ursache (Vulkan, Meteor, grüne Männchen) zurückzuführen, sondern auf bestimmte Kombinationen von langfristigen, graduellen und kurzfristigen, katstrophalen Störungen der Umweltbedingungen. Das hab ich hier jedenfalls grade hier gefunden:
http://www.sciencedaily.com/releases/2006/10/0610250…

Aber vielleicht ist das halt nur die neue Mode? Schade, dass man beim Thema „massenhaftes Verschwinden von Arten in kurzer Zeit“ so wenig festen Grund findet. Es ist ja einigermaßen interessant, die aktuelle Entwicklung und dieses „P/T“-Event zu vergleichen. Und es ist ja nicht nur von rein abstraktem Interesse …

Deine Quelle ist nicht zufällig Prof. Dr. Montenary?

Nein, hier hatte ich was dazu gefunden, bei der BBC, ist aber „schon“ aus 2002 und hat die neuesten Trends wohl noch nicht berücksichtigt. :smile:
http://www.bbc.co.uk/science/horizon/2002/dayearthdi…

viele Grüße

Simon

Hallo,

angeblich hat das sehr rasche Abschmelzen von riesigen
Methanvorräten am Meeresgrund mit dazu beigetragen, dass beim
größten Massenaussterben der Erdgeschichte am Ende der
Perm-Zeit 95 % der Arten verschwunden sind.

Simon,

Das Abschmelzen des Methanhydrats würde ich nicht als die Ursache ansehen, da es dadurch zu Stande kam, dass die Temperatur der Meere eh’ schon stark angestiegen war. Da Methan ein um 20 Mal stärkeres Treibhausgas als CO2 ist, führte dies zu einer Selbstverstärkung der Erwärmung.

Zur Frage aber, was die Erwärmung ursprünglich auslöste, kann ich auch nicht mehr beisteuern.

MfG
Klaus