Mich ereilte/ich erhielt den Ruf

Servus,

mein Sprachgefühl kollabiert gerade. Heißt die Wendung
a) jemanden ereilt der Ruf oder
b) jemand erhält den Ruf ?

Gibt es einen Bedeutungsunterschied? Ist eine der Wendungen gebräuchlicher? Oder gibt es eine dritte Wendung mit „Ruf“, die mir nicht einfällt?
Kontext ist jeweils ein Berufungsvorgang z.B. auf eine Professoren- oder Pastorenstelle.

Ich bedanke mich für jeden klugen Zwischen-Ruf!
hahu

Hallo hahu,

mein Sprachgefühl kollabiert gerade. Heißt die Wendung
a) jemanden ereilt der Ruf oder
b) jemand erhält den Ruf ?

Kontext ist jeweils ein Berufungsvorgang z.B. auf eine
Professoren- oder Pastorenstelle.

Der Ruf ereilt einem.

Ich vermute, dies stammt noch aus der Zeit, als so ein Schreiben per Boten persönlich zugestellt wurde.

MfG Peter(TOO)

Moin Hahu,

die gängigste Wendung dürfte jemand erhält den/einen Ruf sein; die Wendung jemanden ereilt der Ruf an die Uni A sagt man wohl, wenn der Berufene von der Berufung völlig überrascht ist, weil er sie nicht erwartete.

Die entsprechende Definition von Ruf mit Beispielen aus dem DWDS:
Ruf
3. :diamonds: Berufung
a) :diamonds: Angebot eines Engagements für einen namhaften Künstler
der Kammersänger folgte einem Ruf an die Oper in D
b) im Hochschulwesen :diamonds: Angebot zur Übernahme eines Lehrstuhls
an den jungen Forscher erging ein Ruf auf den Lehrstuhl für romanische Philologie
einen Ruf als Professor erhalten, annehmen, abschlagen, ablehnen
http://www.dwds.de/?qu=Ruf&view=1

Ein Beispiel aus der akademischen Praxis:
http://www.uni-tuebingen.de/aktuelles/newsletter-uni…
Dann kenne ich noch die Wendung ihr/ihm eilt der Ruf voraus, (z.B. pedantisch zu sein).
Und nicht zu vergessen: Die Wacht am Rhein gegen die bösen Franzosen, die uns Mitte des 19. Jhdts das ganze Elsass klauen wollten:
Es braust ein Ruf wie Donnerhall,
wie Schwertgeklirr und Wogenprall:
Zum Rhein, zum Rhein, zum deutschen Rhein!
Wer will des Stromes Hüter sein?

http://de.wikipedia.org/wiki/Die_Wacht_am_Rhein (mit vollständigem Text)
gesungen: http://www.youtube.com/watch?v=zikcHnimsxk

So, ich werde nun bald dem Ruf des Sandmanns folgen.
Gute Nacht!
Pit

P.S.: Vielleicht schlafe ich mit diesem Refrain gut ein:
Hörst du mein heimliches Rufen,
öffne dein Herzkämmerlein.
Hast du heute Nacht
auch lieb an mich gedacht,
dann darf ich im Traum bei dir sein.
Laß dich nur einmal noch sehen,
zeig mir dein liebes Gesicht.
Dann lösch aus das Licht,
mein Herz vergißt dich nicht.
Schlafe, schlafe ein.

http://ingeb.org/Lieder/denkstdn.html
http://www.youtube.com/watch?v=b0FtxalYnmw

Der Ruf ereilt einem.

Nie und nimmer!
Da gehört der Akkusativ hin, „einen“!

Gruß - Rolf

Moin Hahu,

der liebe Herr Wahrig führt unter Ruf auf:
es erging der [Ruf] an ihn […]
er erhielt einen [Ruf] an die Universität München […]
er folgt dem [Ruf] an die Universität Zürich […]

Von ereilen keine Rede.

Mein Sprachgebrauch (falls er dich denn interessiert) kennt die Wendung ihn ereilte der Ruf natürlich auch. Allerdings klingt das in meinen Ohren (wie in denen meines Vorposters) einigermaßen verstaubt und deshalb ironisch.

Gruß und Ruf
Casta

jemanden ereilt der Ruf.

Einen ruf erhalten, dass halte ich eher für unkorrekt oder für sehr neu. Heutzutage gibt es soviele neue Ausdrücke oder Redwendungen, dass da keiner mehr durchsteigt. Es gibt sogar Neologismen, also neue Wörter. (wusste bis vor ein paar Tagen auch nicht, dass dieses Wort existiert, aber bin darauf hierüber gestolpert http://jugendsprache.org/die-deutsche-sprache/ , als ich selber auf der Suche nach einem korrekten Wort war)

Servus paella86,

also so ‚neo‘ ist dieser Logismus auch wieder nicht.
Beispiel?

http://books.google.de/books?id=v7P6bn9PT8gC&pg=PA18…

Gruß

Kai Müller

Hallo Hahu,

bei der Berufung eines Professors schreibt man normalerweise, dass er einen Ruf erhält.

Abgesehen von der Redewendung, dass jemandem ein Ruf vorauseilt, würde ich die Wendung, dass jemand einen Ruf ereilt, dann verwenden, wenn der Ruf überraschend kommt, wenn die Situation ungewöhnlich ist („Er war gerade auf dem Weg in die USA, als ihn der Ruf ereilte.“) oder wenn das mit dem Ruf verbundene Amt unbeliebt oder vom Berufenen unerwünscht ist (wie z.B. bei der Geschichte von Jona und dem Wal).

Grüße, Thomas

Hallo,

gut erklärt, finde ich!

Dann aber:

… dass jemand en ein en Ruf ereilt

Sonst würde jemand hinter einem Ruf her eilen und ihn am Schlafittchen kriegen.

Korinthenkackerische Grüße,

Jule

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Auch servus,

ich kenne durchaus beide Formulierungen, für mich klingt ein leiser Bedeutungsunterschied an: ereilt hat eher etwas von Überraschung, von nicht damit gerechnet haben.

Im Zweifelsfall und wenn die Möglichkeit gegeben ist, würde ich beides vermeiden und das gute alte „ich wurde an […] berufen“ verwenden.

Gruß, Maresa

Hallo Jule,

Dann aber:

… dass jemand en ein en Ruf ereilt

Sonst würde jemand hinter einem Ruf her eilen und ihn am
Schlafittchen kriegen.
Korinthenkackerische Grüße,

Du hast ja Recht! Bei der Sprache muss man genau sein. Ich bin leider nicht vom Fach, sondern habe nur mein „Sprachgefühl“, versuche aber dennoch, meine Muttersprache richtig zu gebrauchen. Es gibt genügend Leute, die schludern. Beim Durchlesen so mancher Zeitungsartikel habe ich den Eindruck, dass der Autor unter enormem Zeitdruck stand oder sein Handwerkszeug - die Sprache - nicht beherrscht. Und dann rege ich mich auf.

Grüße, Thomas