Michelson-Interferometer - kompletter 'Scan'?

Hallo,

Folgendes würde mich mal wirklich interessieren, aber ich bin zu blöd es zu googlen - hat jemand einen Link / Literatur für die entspechenden Messergebnisse?

Im Michelson-Interferometer bekommt man ja je nach Abständen der Spiegel vom Strahlteiler positive oder negative Interferenz - aber ich vermute mal, das funktioniert nur bei sehr ähnlichen Abständen.

Wo finde ich einen „Scan“ über den kompletten Abstands-Bereich?

Ca. 1mm Unterschied der Spiegel-Abstände scheint ja toleriert zu werden (immernoch Interferenz zu erzeugen) - das sind bei rotem Licht immerhin 2500 Wellenlängen! Ab welchem Abstandsunterschied hört die Interferenz auf?

Liebe Grüße,
Giogio

Hallo!

Ab welchem
Abstandsunterschied hört die Interferenz auf?

Das hängt von der Qualität der Lichtquelle ab. Was Du suchst, bezeichnet man als „Kohärenzlänge“. http://de.wikipedia.org/wiki/Koh%C3%A4renzl%C3%A4nge

Bei Laserlicht beträgt die Kohärenzlänge einige Dezimeter oder (wenn entsprechender Aufwand getrieben wird) sehr viel mehr. Bei anderen Lichtquellen ist sie ganz erheblich kürzer.

Michael

Mehr Interferenz!
Hi Michael,

Cool, danke, das bringt mich weiter. Allerdings hatte ich vorhin noch einen (mir grade sehr wichtigen) Aspekt der Frage übersehen: Wie sieht das ganze bei Einzelphotonen aus? (moment, geht das? Zumindest Einzelelektronen kann man ja erzeugen, kommt sicher aufs gleiche raus). Welchen Spielraum hat man hier in den Abständen, um noch Interferenz zu erzeugen?

Der Hintergedanke ist, dass man aus der Antwort auf diese Frage ja die Länge (und aus dem „abscannen“ des Bereichs sogar die genau Form) eines Wellenpakets ermitteln können müsste (oder?).

Eine andere, damit zusammenhängende Frage:

Beim Doppelspaltexperiment kommt das Interferenzmuster zustande, weil die Welle aus dem einen Spalt zum betrachteten Punkt auf dem Schirm (dem Streifen zB) n*lamda länger braucht als aus dem anderen Spalt.
Könnte man da jetzt nicht „einfach“ den exakten Zeitpunkt des Eintreffen des Partikels bestimmen, um zu ermitteln, wie weit er geflogen sein muss, dh. aus welchem Spalt er kam? (Also, bestimmt nicht, aber warum?)

Liebe Grüße,
Giogio

Hallo!

Cool, danke, das bringt mich weiter. Allerdings hatte ich
vorhin noch einen (mir grade sehr wichtigen) Aspekt der Frage
übersehen: Wie sieht das ganze bei Einzelphotonen aus?
(moment, geht das? Zumindest Einzelelektronen kann man ja
erzeugen, kommt sicher aufs gleiche raus). Welchen Spielraum
hat man hier in den Abständen, um noch Interferenz zu
erzeugen?

Interessante Frage. Ich würde folgendes vermuten: Die Lebensdauer eines angeregten Zustands in einem Atom hat typischerweise einen Wert von 10^-10 s. Wenn man das mit der Lichtgeschwindigkeit multipliziert, kommt man auf eine Ortsunschärfe von ca. 3 cm. Das ist weniger als bei einem Laser (weil hier die Wellenzüge mehrerer Photonen aneinander gekoppelt werden), aber mehr als bei einer inkohärenten Lichtquelle (Ein einzelnes Photon ist natürlich mit sich selbst kohärent).

Vielleicht kann aber jemand, der sich damit besser auskennt, meine Abschätzung bestätigen oder notfalls korrigieren.

Könnte man da jetzt nicht „einfach“ den exakten Zeitpunkt des
Eintreffen des Partikels bestimmen, um zu ermitteln, wie weit
er geflogen sein muss, dh. aus welchem Spalt er kam? (Also,
bestimmt nicht, aber warum?)

Wegen der Heisenbergschen Unschärferelation. Wenn Du monochromatische Photonen verwendest, bei denen die Frequenz sehr präzise bekannt ist, kannst Du die Laufzeit leider nicht präzise messen. Für eine hochpräzise Laufzeitmessung bräuchtest Du aber einen definierten Startzeitpunkt. Und Photonen, deren Zeit und Ort exakt bekannt sind, sind leider „weiß“, d. h. alles andere als monochromatisch. Es bringt aber nichts, die Laufzeit zu kennen, wenn die Frequenz so ungenau ist.

Michael

Hallo Michael,

Schön, du scheinst jemand zu sein der sich auskennt. Die Unschärferelation anhand der Form der Wellenfunktion zu erklären, find ich fast schon anschaulich *g*

Ja, wäre grandios wenn jemand reale Messergebnisse aus nem Einzelquanten-Michelson-Interferometer hätte… Bin immernoch auf der Suche.

Übrigens, Michael, hast du eine genauere Vorstellung von der „Natur der Wellen“? Ich meine, bei Licht sind die Wellen elektromagnetische Schwingungen, deren Amplitude gleichzeitig die Wahrscheinlichkeit, das Photon an einem Ort anzutreffen, festlegt. Bei Elektronen hat man einfach nur eine Welle(nfunktion), deren Quadrat die Aufenthaltswahrscheinlichkeit ergibt - ohne weitere physikalische Bedeutung. (Gibt es bezüglich Elektronen eigendlich einen Dopplereffekt?) Wie komme ich denn von der elektromagnetischen Welle eines Photons zu seiner Wellenfunktion?
Bei Licht wird die Energie über die Frequenz bestimmt, die Geschwindigkeit ist konstant. Bei Elektronen hängt die Energie auch von der Geschwindigkeit ab, die Frequenz ist nach de Broglie gleichermaßen impulsabhängig wie beim Photon.
Wie kommt de Broglie dazu, beides einfach in einen Topf zu werfen? Leider finde ich keine Originalpaper von ihm…

Liebe Grüße!
Giogio

Hallo Amöbe,

werfen? Leider finde ich keine Originalpaper von ihm…

Gernot Eder bringt Teile der Bücher von Louis de Broglie in dem Büchlein: Louis de Broglie „Licht und Materie“, Fischer Bücherei (1958).
Man kann es immer noch kaufen. Es kostet ca. € 15.-

Es enthält übersetzt Auszüge aus den beiden Büchern von Broglie:
Licht und Materie (Matière et Lumière) und Physik und Mikrophysik (Physique et Microphysique).

Wie kommt de Broglie dazu, beides einfach in einen Topf zu

De Broglie erklärt ganz gut, warum er was in einen Topf geworfen hat.

Gruß

watergolf

Hallo!

Schön, du scheinst jemand zu sein der sich auskennt.

Danke für die Blumen. Ich habe halt ein paar Semester Physik studiert. Was machst Du denn so? Falls Du kein Physik-Student sein solltest, dann sollte ich den Hut vor Dir ziehen, denn Deine Fragen zeigen mehr Physik-Sachverstand als ich bisher je von einem Nicht-Physiker gelesen habe.

Übrigens, Michael, hast du eine genauere Vorstellung von der
„Natur der Wellen“? Ich meine, bei Licht sind die Wellen
elektromagnetische Schwingungen, deren Amplitude gleichzeitig
die Wahrscheinlichkeit, das Photon an einem Ort anzutreffen,
festlegt. Bei Elektronen hat man einfach nur eine
Welle(nfunktion), deren Quadrat die
Aufenthaltswahrscheinlichkeit ergibt - ohne weitere
physikalische Bedeutung. (Gibt es bezüglich Elektronen
eigendlich einen Dopplereffekt?) Wie komme ich denn von der
elektromagnetischen Welle eines Photons zu seiner
Wellenfunktion?

Sie ist die Wellenfunktion. (Streng genommen gilt das nur für ein einziges Photon. Im Falle vieler Photonen ist die beobachtbare EM-Welle die Superposition aller beteiligten Wellenfunktionen).

Doch zu der viel interessanteren Frage nach dem Doppler-Effekt: Den müsste es logischerweise auch hier geben. Ich kenne dazu aber keine Versuche.

Bei Licht wird die Energie über die Frequenz bestimmt, die
Geschwindigkeit ist konstant. Bei Elektronen hängt die Energie
auch von der Geschwindigkeit ab, die Frequenz ist nach de
Broglie gleichermaßen impulsabhängig wie beim Photon.
Wie kommt de Broglie dazu, beides einfach in einen Topf zu
werfen? Leider finde ich keine Originalpaper von ihm…

Das war seinerzeit eine äußerst kühne Annahme. Tipler schreibt über de Broglie: „Wie war der Physiker auf diese anscheinend seltsame Idee gekommen? Sie war - sozusagen - vom Himmel gefallen.“ Veröffentlicht wurde de Broglies Hypothese in dessen Dissertation von 1924, nachdem sie de Brolie theoretisch untermauern konnte. Kannst Du Französisch? Viel Spaß: http://hal.archives-ouvertes.fr/docs/00/04/70/78/PDF… (Die Formel λ = h/mv steht auf Seite 92, jedoch nur als ein Zwischenergebnis in einer Herleitung, wo es um etwas völlig anderes geht, nämlich den Versuch einer quantenphysikalischen Erklärung des Verhaltens von Gasen).

Michael

Hi watergolf,

Danke, werd ich gleich mal die hiesige Bibliothek danach abgrasen!

Ciao,
Giogio

Hi Michael,

Keine Sorge - Physik studier ich zwar nicht, aber Chemie - bin also auch nicht so ganz weit weg vom Fach. Versuche nur grade das erste Mal ernsthaft, die Sache zu verstehen.

Sie ist die Wellenfunktion. (Streng genommen gilt das nur für
ein einziges Photon. Im Falle vieler Photonen ist die
beobachtbare EM-Welle die Superposition aller beteiligten
Wellenfunktionen).

Okay. Das ist cool, dann wissen wir ja eine ganze Menge über so ein „Wellenpaket“: Es müsste normiert sein. Wenn (also, falls?) es eine bestimmte Länge hat (und nicht nur an den Enden gegen 0 geht) liesse es sich ja beschreiben als Teilchen im Kasten. Und, moment mal - für ein solches kann man ja die Wellenfunktion und damit die Energie exakt berechnen. Bei beliebiger Kastenlänge. Man könnte sich also einen sehr kurzen Wellenzug vorstellen (nur 1-2 Schwingungen quasi), dem man zwar nicht eindeutig direkt eine Frequenz zurordnen kann, aber dessen Energie trotzdem exakt bekannt ist (weil ich ihn mir vorgestellt habe, indem ich eine erlaubte Wellenfunktion mit kaum Knotenpunkten gewählt habe). Wie passt das zu deiner Interpretation der Unschärferelation?
Da kommt man natürlich raus, wenn die Wellenfunktion auch hier immer im Grunde unendliche Ausdehnung hat, nur eben mit lim(x->oo)=0. Was andererseits hiesse, dass bei Messungen der Lichtgeschwindigkeit es immer mal ein Photon geben müsste, das „sonstwo“ ist (mit sehr geringer Wahrscheinlichkeit eben) - man also eine gewisse Varianz der Lichtgeschwindigkeit hätte. Ist das so?

Sorry wenn ich hier grade verwirrtes Zeug schreibe, ich merke dass in meinem Kopf irgendwas nicht zusammenpasst…

Doch zu der viel interessanteren Frage nach dem
Doppler-Effekt: Den müsste es logischerweise auch hier geben.
Ich kenne dazu aber keine Versuche.

Werde mal versuchen, mich diesbezüglich schlau zu machen.

Das war seinerzeit eine äußerst kühne Annahme. Tipler schreibt
über de Broglie: „Wie war der Physiker auf diese anscheinend
seltsame Idee gekommen? Sie war - sozusagen - vom Himmel
gefallen.“ Veröffentlicht wurde de Broglies Hypothese in
dessen Dissertation von 1924, nachdem sie de Brolie
theoretisch untermauern konnte. Kannst Du Französisch? Viel
Spaß:
http://hal.archives-ouvertes.fr/docs/00/04/70/78/PDF…
(Die Formel λ = h/mv steht auf Seite 92, jedoch nur als
ein Zwischenergebnis in einer Herleitung, wo es um etwas
völlig anderes geht, nämlich den Versuch einer
quantenphysikalischen Erklärung des Verhaltens von Gasen).

*schluck* Lesen kann ichs glaube ich noch… Morgen versuch ich mich mal daran. Danke für den Link!

Liebe Grüße!
Giogio

Hallo1

Okay. Das ist cool, dann wissen wir ja eine ganze Menge über
so ein „Wellenpaket“: Es müsste normiert sein.

Ja, ist es.

Wenn (also,
falls?) es eine bestimmte Länge hat (und nicht nur an den
Enden gegen 0 geht) liesse es sich ja beschreiben als Teilchen
im Kasten.

Nein. Denn beim Teilchen im Kasten weiß ich, dass es sich eine Sekunde später immer noch im Kasten befindet. Oder mit anderen Worten: Es handelt sich um eine stehende Welle. Das freie Photon kann sich aber hinbewegen wohin es will. folglich handelt es sich um eine fortlaufende Welle.

Und, moment mal - für ein solches kann man ja die
Wellenfunktion und damit die Energie exakt berechnen. Bei
beliebiger Kastenlänge. Man könnte sich also einen sehr kurzen
Wellenzug vorstellen (nur 1-2 Schwingungen quasi), dem man
zwar nicht eindeutig direkt eine Frequenz zurordnen kann, aber
dessen Energie trotzdem exakt bekannt ist (weil ich ihn mir
vorgestellt habe, indem ich eine erlaubte Wellenfunktion mit
kaum Knotenpunkten gewählt habe). Wie passt das zu deiner
Interpretation der Unschärferelation?

Das Wellenpaket musst Du Dir anders vorstellen. Ist Dir Fourier-Analyse ein Begriff? Man kann sich jede Funktion aus Sinus-Funktionen zusammenbasteln. Wenn ich eine Welle von exakt bekannter Frequenz habe, dann ist es eine reine Sinusfunktion. Sowas gibt es nicht, wegen der Normierbarkeit. Sobald ich einen Wellenzug begrenzter Länge erschaffen will, muss ich so zusagen noch ein paar Obertöne mitschwingen lassen, damit die Superposition aller Sinusfunktionen die Gestalt des Wellenzuges annimmt. Je kürzer der Wellenzug werden soll, umso umfangreicher wird das „Oberton-Spektrum“. Das ist übrigens die Wurzel der Unschärferelation: Macht man den Wellenzug kurz (Δx klein), dann ist das Spektrum der Wellenzahlen k sehr breit (Δp groß). Jetzt habe ich gerade gedacht, ich hätte mich verzettelt; also habe ich mir Deine Frage noch einmal angeschaut und siehe da - Du hast nach der Unschärferelation gefragt. Dann lag ich ja gar nicht so falsch.

Da kommt man natürlich raus, wenn die Wellenfunktion auch hier
immer im Grunde unendliche Ausdehnung hat, nur eben mit
lim(x->oo)=0. Was andererseits hiesse, dass bei Messungen der
Lichtgeschwindigkeit es immer mal ein Photon geben müsste, das
„sonstwo“ ist (mit sehr geringer Wahrscheinlichkeit eben) -
man also eine gewisse Varianz der Lichtgeschwindigkeit hätte.
Ist das so?

Nein. Mit der Lichtgeschwindigkeit ist die Gruppengeschwindigkeit des Wellenpakets gemeint, also sozusagen die Geschwindigkeit des Schwerpunkts. Wenn es eine endliche Wahrscheinlichkeit gibt, dass ein Photon eher am Ziel ist, gibt es ebenso eine Wahrscheinlichkeit dafür, dass es langsamer ist. So wird übrigens erklärt, warum Photonen überlichtschnell tunneln können.

Michael