Hallo zusammen,
in einem Literatur Magazin habe ich gelesen, dass Cervantes sein berühmtes Drama Don Quijote von einem persischen Dramatiker abgeschrieben hat, was haltet Ihr davon?
Viele Grüße
Falco
Hallo zusammen,
in einem Literatur Magazin habe ich gelesen, dass Cervantes sein berühmtes Drama Don Quijote von einem persischen Dramatiker abgeschrieben hat, was haltet Ihr davon?
Viele Grüße
Falco
Hallo,
in einem Literatur Magazin habe ich gelesen, dass Cervantes
sein berühmtes Drama Don Quijote von einem persischen
Dramatiker abgeschrieben hat, was haltet Ihr davon?
Nun erstmal ist Don Quijote kein Drama, sein Autor kein Dramatiker.
Das mag nun auf den ersten Blick nicht so wichtig scheinen, aber da „Don Quijote“ nicht nur als eines der wichtigsten Werke der Weltliteratur gilt, sondern eigentlich auch als erster moderner Roman, bzw. damit wurde die moderne Form des Romans eigentlich erst geschaffen, ist die Aussage schon wichtig.
Nun müsste man mehr über das Literaturmagazin und die Thesen darin wissen, um wirklich fundiert antworten zu können.
Ganz obeflächlich erstmal: Selbst wenn Cervantes das Thema / die Geschichte aus einem anderen Werk genommen und umgearbeitet hat, so hat er dennoch etwas Einzigartigest geschaffen. Shakespeare, nur als Beispiel, hat in seinen Werken nie Originalgeschichten erzählt, sondern immer Quellen bearbeitet.
Gruß
Elke
Hallo zusammen,
in einem Literatur Magazin habe ich gelesen, dass Cervantes
sein berühmtes Drama Don Quijote von einem persischen
Dramatiker abgeschrieben hat, was haltet Ihr davon?
der größte teil unserer europäischen literatur entstammt dem orient. entweder, weil sie dort geschaffen worden ist oder weil in persien, arabien usw. fremdländische texte transkribiert wurden und dort überdauert haben. von vielen schriften aus europäischer feder wissen wir nur durch diesen glücklichen umstand. die christliche kirche, der bildung ein dorn im auge war, hätte sie nämlich sonst in ihren zahlreichen literarischen „säuberungsaktionen“ restlos ausgemerzt.
menschen, die texte übersetzten oder abschrieben, wurden in den arabischen ländern oft hoch geehrt. dort sah man das nicht als urheberrechtsverletzung, sondern wollte kultur bewahren. es ist gelungen.
bei „uns“ erfolgte das teilweise durch mündliche überlieferung. auch da gab es kein copyright. es mehrte den ruhm der dichter, wenn ihre werke so weit wie möglich verbreitet wurden. (als man anfing, mit dem schreiben von dramen, gedichten oder theaterstücken geld zu verdienen, verhängte man einfach bei bedarf den sogenannten bücherfluch. anstatt © sozusagen.)
zugleich bedeutet das aber auch, dass vieles in der literatur sich ähnelt, weitergetragen und/oder verändert wurde, so dass der ursprüngliche verfasser nicht mehr auszumachen ist. das ist aber eigentlich sowieso nicht möglich, da es spätestens seit aristoteles keine neue ideen mehr in der literatur gibt - nur noch varianten.
also: take it easy. zu beobachten, welche weg geschichten genommen haben (oder genommen haben könnten) ist viel spannender.
gruß
ann
Bearbeitung vs. Neuschöpfung
Hallo Elke,
ergänzend hinzuzufügen ist noch, dass es bis in die Zeit der „Originalgenies“ als höchst unfein galt, sich den Stoff selbst erdacht und nicht nur ‚bearbeitet‘ zu haben. Noch Defoe wies in seinem „Crusoe“ peinlichst genau darauf hin, dass er das Material den Aufzeichnungen eines Schiffbrüchigen verdanke (siehe Vorwort The Editor believes the thing to be a just History of Fact; neither is there any Appearance of Fiction in it […])- was weitestgehend frei erfunden war, aber dem Roman in seiner Zeit tatsächlich erst Legitimation verlieh.
Viele Grüße
Diana
cervantes nennt in „don quijote“ immer wieder einen gewissen sidi hamet benengeli, dessen aufzeichnungen die grundlage für den roman darstellen sollen. in wirklichkeit ist diese arabische vorlage nur fiktiv, und cervantes möchte mit der raffinierten behauptung, es gebe eine quelle für den roman, diesen authentischer erscheinen lassen. das hat vermutlich schon immer viele leser verwirrt, weil man ja oft vergisst, dass man den realen autor (also den wirklich existierenden menschen, der das buch geschrieben hat) und den erzähler (die erzählstimme im buch, deren behauptungen genauso erfunden sein können wie der restliche buchinhalt) nicht gleichsetzen darf - und genau damit hat cervantes eben bewusst gespielt.
liebe grüße, soffi