Millionengewinne -> Arbeitslosigkeit

Hallo,

ich hab irgendwo gelesen, dass der Gewinn der DB nach Steuern hoeher war als vor Steuern. Weiss nicht ob es stimmt, aber wenn, dann ist das doch der eigentliche Skandal.

Und wenn sie jetzt nochmal Leute rausschmeissen, weil keine 25% Eigenkapitalrendite erwirtschaftet wurden, hoffe ich, dass weitere 15000 Mitarbeiter der DB sofort kuendigen, weil sie nicht mehr fuer diese Firma arbeiten wollen. Das waer doch mal ein Spass.

Ralph

P.S. Als Akermann angetreten ist vor 4 Jahren, wollte er den Umsatz der DB gehoerig steigern. Bis heute kam von ihm noch ein vernuenftiger Vorschlag, wie das zu realisieren ist.

Der patriarchalisch geführte Betrieb dürfte sehr bald der
Vergangenheit angehören. Immerhin gibt es eine EU-Richtlinie,
nach der Dienstleistungsunternehmen aus dem EU-Raum in allen
EU-Ländern ihre Arbeit anbieten können mit den
Gehaltsstrukturen, die in ihren Heimatländern gelten (d.h. der
Billihandwerker aus Litauen kann jeden deutschen Handwerker in
Deutschland preislich ausbremsen). Deutschland und Frankreich
laufen gegen diese EU-Richtlinie mittlerweile Sturm, weil es
das Ende der Kleinbetriebe bedeutet.

Wohl kaum. Wo werden denn die Handwerker bezahlt? Wenn sie in Deutschland bezahlt werden, tun sie sich reichlich schwer, von dem wenigen Lohn sich etws kaufen zu können und den littauischen Handwerker möchte ich sehen, der zum Semmelkaufen extra von Frankreich nach Littauen fährt.

Hallo Hannes!

Solange das gesichert ist, :geht der Handwerker unter
Sozialhilfeniveau für sich :selber, bevor er seine
Mitarbeiter entlässt. So kenn :ich das.

Die hochgelobte Mentalität, Mitarbeiter bis zum letzten Moment zu halten, ist das andere Extrem zum „Hire and fire“. Beide Extreme sind gleichermaßen untaugliche Methoden der Betriebsführung. Es ist natürlich eine Rieseneselei, beim erstbesten Engpaß mit hohem Aufwand eingearbeiteten, erfahrenen und verläßlichen Mitarbeitern zu kündigen. Solche Maßnahmen wirken für den Rest der Belegschaft verunsichernd und demotivierend, sind für den Betrieb ein Aderlaß, bringen negative Außenwirkung und sind zumal in kleineren Unternehmen menschlich schwierig. Damit das alles nicht passieren muß, braucht jedes Unternehmen Gewinn und Eigenkapital, von beidem je mehr, desto besser. Kann nie genug sein. Wer dann auch noch ein Konzept hat, wie der Laden aus einer Flaute wieder flott zu bekommen ist, wird die Mitarbeiter halten. Mitarbeiter, die weshalb auch immer nicht mehr sinnvoll einsetzbar sind, kann sich aber auch das gesündeste Unternehmen nicht leisten. Das wäre wirtschaftlich unvernünftig und außerdem legt man mit dauerhaft unterbeschäftigten Mitarbeitern den Keim für einen müden Sauhaufen.

Das andere Extrem, nämlich Mitarbeiter unter allen Umständen zu halten, obwohl das Unternehmen klamm ist und der Unternehmer schon am Existenzminimum kraucht, hat mit Ehrenhaftigkeit aber auch gar nichts zu tun. Das ist schlichte Unfähigkeit, die zudem schnell in der Kriminalität endet. Da gibt’s nämlich neben den Bestimmungen zur Insolvenzverschleppung den § 266a StGB, der nicht abgeführte Beiträge zur Sozialversicherung mit Geldstrafe oder Freiheitsstrafe bis zu 5 Jahren bedroht. Alljährlich laufen tausende Klammfürsten in genau diese schlimme Falle, die zuschnappt, weil ganz einfach nicht genug Geld vorhanden ist. Die Staatsanwaltschaften verfolgen gemäß 266a unerbittlich. Es ist m. W. der einzige Tatbestand unserer Rechtsordnung, bei dem mangelnde Zahlungsfähigkeit ohne jeden Vorsatz strafbar ist. Allerdings kann man den Vorsatz konstruieren, denn der Selbständige mißachtete die Pflichten eines ordentlichen und vorsichtigen Kaufmanns, indem er laufende Verpflichtungen einging, obwohl ihm die Lage des Unternehmens bekannt sein mußte. Deshalb kann man nicht eindringlich vor Idealbildern warnen, die keine sind, bei denen es sich vielmehr um schwere unternehmerische Fehler handelt.

Es gibt noch etliche weitere Gesichtspunkte, die strikt gegen zu langes Halten entbehrlicher Mitarbeiter sprechen, z. B.: Wer ein Unternehmen flott bekommen will, braucht Geld. Banken wird man bei rückläufigen Geschäften für Sanierungsmaßnahmen kaum finden. Also braucht der Unternehmer eigenes Geld und er braucht langen Atem. Beides geht rasend schnell aus, wenn man überflüssige Mitarbeiter mitschleppt, von denen jeder einzelne vermeidbare Kosten in der Größenordnung von 10.000 € pro Quartal verursacht. Wenn es um längere Zeiträume und/oder mehrere Mitarbeiter geht, kommen Beträge zusammen, die für einen Kleinbetrieb ohne weiteres den Unterschied zwischen Sanierung und Untergang ausmachen.

Ein weiterer Grund gegen das Halten von Mitarbeitern bei andauernden Problemen: Mehrere hunderttausend Menschen in D, allesamt früher einmal selbständig, leben im Alter auf Sozialhilfeniveau. Wohin man sieht, überall ähnliche Geschichten, nämlich zu langes Halten von Mitarbeitern, bis der Betrieb ausgeblutet war. Da zahlt der Unternehmer insgesamt Jahrhunderte an Beitragsjahren für die soziale Sicherung seiner Mitarbeiter, aber für ihn selbst reichte es nur zur Wahrung des schönen Scheins, aber nicht für eine angemessene Altersversorgung.

Was von Dir und von Raimund als Vorbild hingestellt wurde, ist in vielen Fällen nichts weiter als von Idylle und Fassade verdecktes Elend. So mancher dieser Handwerksmeister von altem Schrot und Korn hätte rechtzeitig einen Unternehmensberater gebraucht, der sich den Betrieb emotionslos ansieht, rigoros den Personalstand durchforstet, bis auf einen tragfähigen Kern reduziert und sich einen feuchten Staub darum schert, wie die Maßnahmen am Stammtisch des Dorfkrugs ankommen.

Gruß
Wolfgang

Zusammenhang - Entlassungen und Produktivität
Hallo Wolfgang

Angenommen Du bist Inhaber eines
kleinen Handwerkbetriebes mit einem Dutzend Mitarbeitern und
erwirtschaftest Gewinn. Durch Veränderung von Arbeitsabläufen
und Organisation sind von dem Dutzend Mitarbeitern einige
übrig.

In der realen Arbeitswelt wird umgekehrt ein Schuh draus. Zuerst stellt man fest, dass man in Vergleich zu anderen Firmen teurer ist. Dann überlegt man, wo man einsparen kann. Arbeitskräfte sind nun mal je nach Branche ein großer Kostenbereich. Vor allem sind sie ein Bereich, der sich relativ gut beeinflußen lässt.

Also entscheidet sich der Vorstand für eine definierte Menge von Entlassungen, siehe Deutsche Bank.
Danach erhalten Ressort-, Bereichs- und Gruppenleiter den Auftrag herauszufinden wo und wen man am besten freisetzen kann. Es wird noch ein bißschen umstrukturiert. Die zurückbleibenden Arbeitnehmer müssen dann zusehen, wie sie den Betrieb aufrechterhalten. Irgendwie läuft der Laden weiter.
Die Produktivität scheint auch erhalten zu bleiben…scheint.
Erfahrungsgemäß geht meistens die Qualität den Bach runter. Arbeiten bleiben liegen und werden schlampig ausgeführt.
Dies wird gelegentlich durch entsprechendes Marketing verdeckt.

Sag mal ehrlich Wolfgang. Glaubst du wirklich, dass die Leute in der Deutschen Bank deshalb entlassen werden, weil sich durch Veränderung von Arbeitsabläufen und Organisation die Produktivität so gesteigert hat, dass sie überflüssig wurden?

Gruß
Carlos

@alle
Ihr habt euch ja richtig Gedanken zu diesem Thema gemacht.
Hätte nicht gedacht, daß dieses Thema auf soo hohem politischen Niveau zerredet, ähh, diskutiert werden würde.
Hut ab.

Ich als Handwerker bin da eher einfacher gestrickt.
Ohne die großartigen Rechenexempel abwerten zu wollen, ging es mir in meinem Posting eher um den Text zwischen den Zeilen der von mir gelinkten Nachricht.
Es geht ja eigentlich gar nicht darum, wieviel Milliarden Gewinn die DB erwirtschaftet hat und wo und wie das Geld investiert wird (oder auch nicht), sondern um Ackermann selbst.

Nicht nur, daß die Entlassung von weiteren 5.200 Menschen in diesen wirtschaftlich miesen Zeiten einfach unsozial ist, sondern daß sich 1 Mann auf Kosten 5000 anderer Schicksale bereichert.
Es ist doch klar, daß durch diese Entlassungen und die gesparten Gehälter der Gewinn der DB weiter ansteigen wird - proportional dazu die daraus resultierenden Boni des Vorstandsvorsitzenden.

Die DB ist außerdem so dreist, ihre Online Banking Software auf CD-ROM, deren Herstellung wahrscheinlich ebensowenig Cents kostet wie das Programm an Megabyte enthält, für 30 € zu verticken: http://www.deutsche-bank.de/pbc/content/ser_obs_bas_…
Da kann sich der geneigte DB-Kunde beim Bezahlen mit dem Gedanken trösten, daß der Vorstand schon alles richtig macht!

Ich stelle mir grade vor, ich hätte für jede AOL-CD, die schon in meinem Briefkasten gelandet ist, die gleiche Summe latzen müssen. Aber das ist Orson Wells…

Schlaft schön!

Veritas

Ach, die Unternehmensberater
hat ich hier direkt drunter in der
Blutsaugerenenumeration vergessen.
Nicht nur ländliche idyllische Handwerksbertriebe agieren so,
sondern auch zB Bayer. Sie haben einen Pool von so einigen hundert Mitarbeitern, (viellicht 40, vielliecht 300, je nach dem)
die zuhause rum sitzen um am Telefon warten müssen,
dass sie jemand braucht. Nach zwei Jahren wird aber das Gehalt um 20% gekürzt.

Auch in der Unternehmensberatung selbst sitzen
Unmengen von Leuten teilweise jahrelang auf der Bank,
sie könne keimem Kunden in Rechnung gestellt werden.
Der Handwerksbetrieb, der die Berater konsultiert,
zahlt die auch noch mit, neben seinen eigenen
Ersatzspielern.

Hallo Hannes!

Schade, daß Du nur das Wort
Unternehmensberater heraus gegriffen hast. Dabei hatte ich mir wirklich einige Mühe gemacht, nachvollziehbare Überlegungen zum Halten oder Entlassen von Mitarbeitern aufzuführen.

Also gut, gehe ich auch noch auf Unternehmensberater ein. Der Begriff ist nicht geschützt. Jeder abgebrochene Studi kann sich ein Schild mit „Unternehmensberatung“ oder „Consulting“ an die Tür nageln. Aber die Szene besteht nicht nur aus Grünschnäbeln und gescheiterten Versicherungsvertretern. Es gibt durchaus Leute mit dem erforderlichen menschlichen, fachlichen, rechtlichen, kaufmännischen und unternehmerischen Hintergrund, die aufgrund ihrer Erfahrung genau wissen, was sie sagen und was sie tun, die die Folgen ihres Tuns abschätzen können und sich in die Lage des Unternehmers und seiner Familie und auch in die Lage der Mitarbeiter hinein versetzen können. Die Dienste solcher Köpfe sind nicht kostenlos zu haben, aber fast jeder Preis ist angemessen. Bevor ein Unternehmer die in meinem Beitrag erwähnten 10 T€ pro Quartal für einen nicht ausgelasteten Mitarbeiter letztlich nur zur eigenen Schwächung ausgibt, fährt er deutlich besser, dieses Geld in eine hochkarätige Beratung zu investieren.

Es lohnt sich nicht, auf die Nieten und Blender der Branche einzugehen, womöglich vorgebliche Unternehmensberater, die tatsächlich Versicherungsvertreter oder Immobilienhändler sind. Es ist aber unbedingt lohnenswert, sich mit den fähigen Leuten einzulassen. Dabei sind nur selten die Berater das Problem, sondern die Beratungsresistenz etlicher Unternehmer. Im Unterschied zum betroffenen Unternehmer, der in seiner Sichtweise, in seinen Problemen und seinem sozialen Umfeld gefangen ist und zumeist furchtbar einsam nie einen kompetenten Gesprächspartner für Entscheidungsprozesse hatte, kann der Berater emotionslos ohne persönliche Betroffenheit beurteilen und Maßnahmen vorschlagen. Solche Beratung kann kein Uniabsolvent mit noch druckfrischem Diplom ohne den Hintergrund von Lebens- und Unternehmererfahrung leisten. Der tappt in alle Näpfe, die der gestandene, ratsuchende Betriebsinhaber längst hinter sich hat.
Wer aber je an einen fähigen Unternehmensberater geraten ist, wird dessen Honorar mit Kußhand bezahlen und die Visitenkarte griffbereit halten.

Gruß
Wolfgang

ein Hoch auf die Wirtschaftspresse

Ihr habt euch ja richtig Gedanken zu diesem Thema gemacht.

Und ich wünschte, Du hättest sie aufgegriffen oder wenigstens mit Aufmerksamkeit gelesen.

Es ist doch klar, daß durch diese Entlassungen und die
gesparten Gehälter der Gewinn der DB weiter ansteigen wird

Das ist der Gedankengang, der dahinter steht. Dummerweise wird sich das so nicht realisieren lassen, was wiederum dummerweise keiner bemerkt. Carlos hat das weiter unten auch schon angemerkt. Im Vorfeld einer solchen Maßnahme ruht praktisch die Arbeit, ist sie dann umgesetzt, kommt es zu Engpäßen, weil Personal wohl doch nicht so überflüssig war, wie man dachte.

Aufgrund gewisser bilanzieller Spielereien entwickelt sich das Jahresergebnis wie folgt:
Jahr 0 (Maßnahme wird durchgeführt): grottenschlecht, aber begründbar
Jahr 1: gut bis sehr gut, wird als Folge der Strategie verkauft
Jahr 2: mittelprächtig
Jahr 3: grottenschlecht, da aber in Jahr 2 bereits die nächste Änderung durchgeführt wurde, geht das im Rauschen unter

Und so lavieren sich die deutschen Großbanken seit 10 Jahren von Jahresabschluß zu Jahresabschluß und von Strategieänderung zu Strategieänderung. Unsere Wirtschaftspresse, völlig unbelastet von betriebs- oder volkswirtschaftlichen Vorkenntnissen, blickt es nicht und johlt bei jeder neuen Strategie vor lauter Freude - anstatt den Finger in die schwärende Wunde zu legen.

Nicht nur in den Bank ist einer der größten Irrtümer unserer Zeit, daß man auf einem gedachten Weg durch die Hierarchien nach oben auf immer fähigere Köpfe stößt. Spätenstens nach der untersten Führungsebene stimmt das aber in erschreckender Art und Weise nicht mehr. Die Problemkredite, die einige deutsche Banken in den letzten Jahren fast bis an die Pleite gebracht haben, sind allein schon wegen der Volumina jeweilige Vorstandsentscheidungen gewesen.

Kirch, Kinowelt, Holzmann, Schneider, Boxclever, WalterBau - alles Fälle, in denen es um Milliardenbeträge für die großen Banken ging und die natürlich Vorstandsentscheidungen (die üblicherweise einstimmig gefällt werden müüsen) waren und nicht in der Niederlassung Garching-Süd genehmigt wurden. Ich weiß von einigen Fällen, in denen derartige Kredite sogar gegen die Empfehlung der zuständigen Mitarbeiter durchgesetzt wurden - aus geschäftspolitischen Gründen, wie es dann so schön heißt. Will sagen: Der Vorstand kennt da jemanden oder man möchte bei diesem oder jenem Deal aus Prestigegründen auch in der Liste der mitspielenden Banken auftauchen. Oder man glaubt, neben dem Kredit noch zusätzliches Geschäfts abräumen zu können (klappt so gut wie nie).

Was geht bei einer großen Pleite durch die Presse? Name der Bank, Kreditvolumen je Bank. Kein Journalist macht sich die Mühe, nach ähnlichen Meldungen der Vergangenheit zu suchen und einfach mal aufzusummieren, wieviele Milliarden welcher Vorstand während seiner Amtszeit schon verbrannt hat.

Die gleiche journalistische Glanzleistung vollbringt die deutsche Presse in Sachen „dem Ackermann seine 25 Prozent“. Kein Kommentar zur Willkührlichkeit und Absurdität dieser Zahl.

Und was lernt uns das (wie ich neulich auch schon in der Presse lesen mußte)? Wer bei werweisswas aufmerksam mitliest, lernt mehr als bei FAZ und Handelsblatt, zumindest, wenn er sich an den richtigen hält.

Ich stelle mir grade vor, ich hätte für jede AOL-CD, die schon
in meinem Briefkasten gelandet ist, die gleiche Summe latzen
müssen. Aber das ist Orson Wells…

Was hat denn Wells mit dem Bezahlen von CDs zu tun?

Gruß,
Christian

Hallo Carlos!

Sag mal ehrlich Wolfgang. :Glaubst du wirklich, dass die :Leute in der Deutschen Bank :deshalb entlassen werden, :weil sich durch Veränderung :von Arbeitsabläufen und :open_mouth:rganisation die :stuck_out_tongue:roduktivität so gesteigert :hat, dass sie überflüssig
wurden?

Wenn ich höre, daß die Eigenkapitalrendite von 17 auf 25% erhöht werden soll und deshalb rd. 5000 Mitarbeiter gehen sollen, fällt mir auf, daß diese Meldung entweder unvollständig ist oder Wunschdenken von Traumtänzern wiedergibt. Es erweist sich als hilfreich, bei Nachrichten stets einen Taschenrechner griffbereit zu haben. Diese Gewohnheit führt zu folgender Überlegung: 5.000 Mitarbeiter à 50 T€ p. a. kosten 250 Mio. € p. a. Die Bank zahlt ordentliche Gehälter, laß es also 400 Mio € p. a. sein. Das EK der DB beträgt um und bei 20 Mrd. €. Werden 400 Mio eingespart, sind das vergleichsweise lächerliche 2% des EK und damit nur ein Bruchteil des angestrebten Renditesprungs.

Wenn sich hunderte Mio. ohne Einbußen der Leistungsfähigkeit sparen lassen, muß die Maßnahme stattfinden. Die einfache Taschenrechnerübung zeigt aber, daß das Renditeversprechen allein mit Personalabbau nicht einmal ansatzweise erreichbar sein kann. Selbst dann nicht, wenn diese Mitarbeiter bisher nur Däumchen drehten und mit den Entlassungen keinerlei Kompetenz- und Leistungseinbußen einher gehen und unrealistischerweise kein Cent Abfindungszahlungen fällig wird. Da müßten schon erhebliche Umstrukturierungen, wenn nicht sogar komplette Geschäftsfeldverlagerungen hinzu kommen. Größere Umstrukturierungen, bzw. Versuche in dieser Richtung, erlebte ich mehrmals in verschiedenen sehr großen Unternehmen. Soetwas dauert regelmäßig Jahre und es ist mehr als leichtfertig, schon mal vollmundig die zukünftige Rendite zu postulieren.

Offenkundig fehlen wesentliche Informationen. Natürlich muß ordentlich verdient werden und wenn sich die Effizienz steigern läßt, muß alles dafür getan werden. Ich halte es aber für fragwürdig, die Eigenkapitalrendite in so irrwitziger Höhe für so ein Riesenunternehmen zum allein seligmachenden Ziel zu erklären. Kleine Technologieunternehmen können noch weit höhere Renditen erzielen. Waffen-, Menschen- und Drogenhandel auch, aber kaum ein auf langfristigen Bestand und Sicherheit angelegtes Großunternehmen. Für zu hoch gesteckte Renditeziele müssen i. d. R. Geschäfte mit hohen Risiken angefaßt werden. Das kann eine Bank gerne machen und wird auch von etlichen Banken praktiziert. Dann aber nicht für das ganze Unternehmen, sondern in einem Tochterunternehmen. So sind etliche Banken in Beteiligungsgesellschaften engagiert, die sich ihrerseits an Unternehmungen mit sehr hohen Renditeerwartungen, aber auch beträchtlichem Insolvenzrisiko beteiligen. Kein verantwortungsbewußter Vorstand käme je auf die Idee, ein Unternehmen mit 60.000 Mitarbeitern in solche Risiken zu jagen. Allerdings: Spätestens seit der Schneider-Pleite traue ich dem DB-Management jede Blauäugigkeit und jede Dummheit zu. Jedenfalls gehe ich nicht ohne weiteres davon aus, daß in den oberen Hierarchiestufen unbedingt Leute mit besonderem Urteilsvermögen sitzen. Ich halte es für vorstellbar, daß Herr Ackermann Bodenhaftung und den Blick für Realitäten verloren hat und daß in den Ebenen darunter zu viele devote Hofschranzen sitzen.
Noch ein anderer Aspekt stößt mir auf: Eine Eigenkapitalrendite von 25% wird sehr schnell auch zum Maßstab für die Geschäftskunden der Bank, sofern dort nur genügend unerfahrene Firmenkundenberater ihren Job machen. Nehme mal einen Mittelständler, dessen Bilanz mehrere Mio Eigenkapital ausweist und der heilfroh ist, wenn sich das Eigenkapital seines Betriebs mit 10 oder 15% verzinst. Dann kommt irgendein Grünschnabel von der Bank daher und bügelt den Finanzierungswunsch des Unternehmers für den Erweiterungsbau mit Hinweis auf die mäßige EK-Rendite ab. Der Unternehmer wird sich eine qualifiziertere Bank suchen und für die DB können sich üble Folgen ergeben, wenn sie nämlich ihre Kundenbasis beim Mittelstand verprellt und verliert.

Gruß
Wolfgang

Mich würde mal interessieren im Zusammenhang mit der Deutschen Bank,
wie sie die Mitarbeiter auswählt, die entlassen werden.
Sind da welche drunter die noch ihre Mitabeiterhypotheken oder
hauseigenen Autokredite abbezahlen müssen.
Gibt es das überhaupt noch? Wenn, dann sollte man als Bankmitarbeiter
so einen Kredit aufnehmen, zu Arbeitsplatzsicherung,
wenn das anerkannt wird, könnte man die Zinsen sogar noch in Anlage N absetzen.

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

mein letzter Schultag
Hi,

Mich würde mal interessieren im Zusammenhang mit der Deutschen
Bank,
wie sie die Mitarbeiter auswählt, die entlassen werden.

ich kenne die zukünftigen Ereignisse bei der Dt. Bank nicht, aber nachdem was man so hört und erlebt hat, werden die Zahlen auf die Einheiten immer weiter runtergebrochen, so daß am Ende eine Zahl x für jede Abteilung dasteht. Da deutsche Banken im Inland nicht kündigen, läuft das ganze über Aufhebungsvereinbarungen, d.h. Kohle gegen einvernehmliche Aufhebung des Arbeitsvertrages.

Das wiederum bedeutet, daß der Betriebsrat null Einfluß auf die ganze Veranstaltung hat. In vielen Banken gibt es zwar inzwischen Betriebsvereinbarungen, die Eck-/Mindestwerte festlegen, aber bei den einzelnen Verhandlungen ist der BR erst einmal außen vor, es sei denn, er wird als Berater vom MA hinzugerufen.

Die Auswahl ist somit auch dem Leiter der jeweiligen Einheit überlassen, d.h. die vorgeschriebenen Kriterien der Sozialauswahl muß nicht eingehalten werden , wobei sie meist trotzdem meist berücksichtigt werden, d.h. Alter, Betriebszugehörigkeit, Familienstand, aber auch andere Faktoren Leistungen in der Vergangenheit, ohnehin beabsichtigter/angekündigter Veränderungswille usw.

Aber es bleibt dabei: Wer nicht will, unterschreibt nicht.

Sind da welche drunter die noch ihre Mitabeiterhypotheken oder
hauseigenen Autokredite abbezahlen müssen.

Klar, mir sind Fälle bekannt, in denen das Arbeitsverhältnis aufgehoben wurde, und anschließend langfristige Kredite und sogar Mietverträge (gelernt: Wohne nie in einer bankeigenen Wohnung!) gekündigt wurden. Auch die inzwischen recht beliebten Firmenwagenmodelle, d.h. Leasing über die Bank, Zahlung der Raten per Gehaltsumwandlung, Versteuerung des geldwerten Vorteils etc., werden dann schnell mal zum Problem. Entweder hat man den Vertrag zu üblen Konditionen an der Backe oder die Kiste ist am letzten Arbeitstag auf dem Innenhof abzustellen.

Gibt es das überhaupt noch? Wenn, dann sollte man als
Bankmitarbeiter
so einen Kredit aufnehmen, zu Arbeitsplatzsicherung,

Bringt nix, wie erwähnt. Eine Betriebsvereinbarung, die mir bekannt ist, sieht vor, daß der Mitarbeiter die gesamte Kontoführung binnen 3 Monaten nach Ausscheiden zu beenden hat. Wer 25 Jahre lang gewohnt war, seine Bankgeschäfte am PC/Terminal am Arbeitsplatz zu erledigen, lernt dadurch zwangsweise eine völlig neue Welt kennen - aber man hat ja für sowas dann auch Zeit.

Gruß,
Christian

Hallo Wolfgang,

stets einen Taschenrechner griffbereit zu haben. Diese
Gewohnheit führt zu folgender Überlegung: 5.000 Mitarbeiter à
50 T€ p. a. kosten 250 Mio. € p. a. Die Bank zahlt ordentliche
Gehälter, laß es also 400 Mio € p. a. sein.

ich fürchte, da liegst Du ein bißchen daneben. Von den insgesamtgeplanten 6400 Stellen entfallen 3700 auf den Bereich Infrastruktur. Bei diesen dürftest Du mit Deinen Preisvorstellungen einigermaßen richtig liegen - was die Bruttogehälter angeht; die Sozialabgaben kommen da noch drauf. Die restlichen 2700 Stellen entfallen vor allem auf den Bereich Investmentbanking und da reden wir von völlig anderen Dimensionen. Der Faktor zehn dürfte da einigermaßen hinkommen. Hinzu kommen noch eingesparte Büroflächen und anderes.

Nette Aufstellungen findest Du hier:
http://www.deutsche-bank.de/presse/pdfs/Charts4Q2004… (rd. 1,8 MByte, spannend wird es ab Seite 27).

Finanzierungswunsch des Unternehmers für den Erweiterungsbau
mit Hinweis auf die mäßige EK-Rendite ab. Der Unternehmer wird
sich eine qualifiziertere Bank suchen und für die DB können
sich üble Folgen ergeben, wenn sie nämlich ihre Kundenbasis
beim Mittelstand verprellt und verliert.

Das ist ein nicht unwesentliches Problem. Gerade der Mittelstand traut seinen Banken immer weniger. Kommt eine Bank ins Gerede (und ich war bei so einer Bank), sucht sich der verantwortungsbewußte Unternehmer lieber eine neue Bank, bevor sie auf den Gedanken kommt, die Geschäftsbeziehung zu beenden oder nachhaltig zu versauen.

Eine neue Bank wird natürlich eine gewisse Geschäftszuweisung verlangen und das wird dann (ebenso natürlich) zu Lasten des Wackelkandidaten geschehen. Ein Kunde, der vorher noch als Zielkunde eingestuft worden war, wird dadurch u.U. unprofitabel und die Strategen schauen bei der nächsten Quartalsabrechnung dann dümlich aus der Wäsche.

Hinzu kommt, daß das Bankgeschäft in einigen Bereichen deutlich personenbezogener ist, als das die Herren der Listen annehmen. Den Kunden ist nämlich meist egal, welche Visitenkarte der bisher vertrauenswürdige Ansprechpartner mit sich herumträgt. Ist der neue Arbeitgeber (mindestens) genauso leistungsfähig wie der alte, folgt der Kunde dem Mitarbeiter schneller, als man schauen kann bzw. genauso schnell, wie man das eigentlich nur von der anspruchsvollen Privatkundenbetreuung gewohnt ist. Auch hier rächt sich wieder, daß man an entscheidender Stelle keine Ahnung vom Geschäft hat.

Gruß,
Christian

Dei Mietwohnung ist betimmt an den Arbeitsvetrag irgendwie gebunden.
Macht ja auch nichts, eine neuer Mieter lässt sich ja finden.

Aber würde eine Bank echt hin gehen,
ein mit 200 000 belastetes NeubauEFH,
das auf dem Markt nach Abzug aller Kosten,
die sich beim Arbeitlosen Ex nicht reinholen lassen,
noch so 150 000 bringt, ja würde sie die 50000
gefärden, wenn sie auch einen Mitarbeiter
anderen entlassen könnte.

Dei Mietwohnung ist betimmt an den Arbeitsvetrag irgendwie
gebunden.

Nein.

Macht ja auch nichts, eine neuer Mieter lässt sich ja finden.

Ein Mieter ja, aber nicht unbedingt eine neue Wohnung zum gleichen Preis und dann auch noch kurzfristig.

Aber würde eine Bank echt hin gehen,
ein mit 200 000 belastetes NeubauEFH,
das auf dem Markt nach Abzug aller Kosten,
die sich beim Arbeitlosen Ex nicht reinholen lassen,
noch so 150 000 bringt, ja würde sie die 50000
gefärden, wenn sie auch einen Mitarbeiter
anderen entlassen könnte.

Da ich keinen konkreten Fall kenne, in dem das so weit gekommen ist, möchte ich mich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen. Bei den Beträgen, die da an Abfindungen und anderes rausgehauen werden, kann ich mir nicht vorstellen, daß ein Betrag von 50.000 jemanden juckt. Mal abgesehen davon, daß der MA den Kreditbetrag mit der Abfindung ja schon deutlich reduzieren kann und damit eine erfolgreiche Umschuldung zumindest denkbar ist.

Gruß,
Christian

* (o.T.)
Hallo Wolfgang,

was du hier schreibst klingt schon viel überzeugender.

Gruß
Carlos

Hallo Christian,

Den Kunden ist nämlich meist egal, welche
Visitenkarte der bisher vertrauenswürdige Ansprechpartner mit
sich herumträgt. Ist der neue Arbeitgeber (mindestens) genauso
leistungsfähig wie der alte, folgt der Kunde dem Mitarbeiter
schneller, als man schauen kann bzw. genauso schnell, wie man
das eigentlich nur von der anspruchsvollen
Privatkundenbetreuung gewohnt ist.

Was du hier beschreibst, läuft auch im IT-Bereich ähnlich. Gerade im Mittelstand hängt das spezifische Know-How und der Service an einem wenigen oder nur einem einzigen Spezialisten. Das merken auch die Kunden. So nimmt mancher bei einem Arbeitgeberwechsel auch den einen oder anderen Kunden mit.

Gruß
Carlos

exc,

Und so lavieren sich die deutschen Großbanken seit 10 Jahren
von Jahresabschluß zu Jahresabschluß und von Strategieänderung
zu Strategieänderung.

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SternchenSternchenSternchenSternchenSternchenSternchenSternchenSternchen

Die hast du dir verdient!
Uebrigens gilt das nicht nur fuer Grossbanken

Ralph