ein Hoch auf die Wirtschaftspresse
Ihr habt euch ja richtig Gedanken zu diesem Thema gemacht.
Und ich wünschte, Du hättest sie aufgegriffen oder wenigstens mit Aufmerksamkeit gelesen.
Es ist doch klar, daß durch diese Entlassungen und die
gesparten Gehälter der Gewinn der DB weiter ansteigen wird
Das ist der Gedankengang, der dahinter steht. Dummerweise wird sich das so nicht realisieren lassen, was wiederum dummerweise keiner bemerkt. Carlos hat das weiter unten auch schon angemerkt. Im Vorfeld einer solchen Maßnahme ruht praktisch die Arbeit, ist sie dann umgesetzt, kommt es zu Engpäßen, weil Personal wohl doch nicht so überflüssig war, wie man dachte.
Aufgrund gewisser bilanzieller Spielereien entwickelt sich das Jahresergebnis wie folgt:
Jahr 0 (Maßnahme wird durchgeführt): grottenschlecht, aber begründbar
Jahr 1: gut bis sehr gut, wird als Folge der Strategie verkauft
Jahr 2: mittelprächtig
Jahr 3: grottenschlecht, da aber in Jahr 2 bereits die nächste Änderung durchgeführt wurde, geht das im Rauschen unter
Und so lavieren sich die deutschen Großbanken seit 10 Jahren von Jahresabschluß zu Jahresabschluß und von Strategieänderung zu Strategieänderung. Unsere Wirtschaftspresse, völlig unbelastet von betriebs- oder volkswirtschaftlichen Vorkenntnissen, blickt es nicht und johlt bei jeder neuen Strategie vor lauter Freude - anstatt den Finger in die schwärende Wunde zu legen.
Nicht nur in den Bank ist einer der größten Irrtümer unserer Zeit, daß man auf einem gedachten Weg durch die Hierarchien nach oben auf immer fähigere Köpfe stößt. Spätenstens nach der untersten Führungsebene stimmt das aber in erschreckender Art und Weise nicht mehr. Die Problemkredite, die einige deutsche Banken in den letzten Jahren fast bis an die Pleite gebracht haben, sind allein schon wegen der Volumina jeweilige Vorstandsentscheidungen gewesen.
Kirch, Kinowelt, Holzmann, Schneider, Boxclever, WalterBau - alles Fälle, in denen es um Milliardenbeträge für die großen Banken ging und die natürlich Vorstandsentscheidungen (die üblicherweise einstimmig gefällt werden müüsen) waren und nicht in der Niederlassung Garching-Süd genehmigt wurden. Ich weiß von einigen Fällen, in denen derartige Kredite sogar gegen die Empfehlung der zuständigen Mitarbeiter durchgesetzt wurden - aus geschäftspolitischen Gründen, wie es dann so schön heißt. Will sagen: Der Vorstand kennt da jemanden oder man möchte bei diesem oder jenem Deal aus Prestigegründen auch in der Liste der mitspielenden Banken auftauchen. Oder man glaubt, neben dem Kredit noch zusätzliches Geschäfts abräumen zu können (klappt so gut wie nie).
Was geht bei einer großen Pleite durch die Presse? Name der Bank, Kreditvolumen je Bank. Kein Journalist macht sich die Mühe, nach ähnlichen Meldungen der Vergangenheit zu suchen und einfach mal aufzusummieren, wieviele Milliarden welcher Vorstand während seiner Amtszeit schon verbrannt hat.
Die gleiche journalistische Glanzleistung vollbringt die deutsche Presse in Sachen „dem Ackermann seine 25 Prozent“. Kein Kommentar zur Willkührlichkeit und Absurdität dieser Zahl.
Und was lernt uns das (wie ich neulich auch schon in der Presse lesen mußte)? Wer bei werweisswas aufmerksam mitliest, lernt mehr als bei FAZ und Handelsblatt, zumindest, wenn er sich an den richtigen hält.
Ich stelle mir grade vor, ich hätte für jede AOL-CD, die schon
in meinem Briefkasten gelandet ist, die gleiche Summe latzen
müssen. Aber das ist Orson Wells…
Was hat denn Wells mit dem Bezahlen von CDs zu tun?
Gruß,
Christian