Millitär-Lieder

Hallo an alle

ich arbeite im Altenheim und singe dort manchmal zur Beschäftigung mit den Leuten. Ich wollte jetzt wissen ob Lieder wie „Wenn wir maschieren“, oder „Oh du schöner Westerwald“ irgendwas mit Adolf Hitler oder so zu tun hat.

Also versteht micht nicht falsch, ich will nur sicher gehen, wenn ich solche Millitärlieder singe, das ich dann von keinem Ärger kriege.

danke

Hallo,
keine Angst, du kannst das Westerwaldlied singen, ohne dafür bestraft zu werden. Wenn du den Text liest, dann siehst du, dass es nichts mit dem Nationalsozialismus zu tun habt. Ich glaube, es gibt sogar Aufnahmen des Liedes mit Heino. Das andere Lied kenne ich nicht.
Du kannst dir ja mal diese Seite ansehen:
http://www.bundeswehrforum.de/forum/allgemein/marsch…
da geht es um das Singen von Marschliedern bei der Bundeswehr.
Wenn die Senioren sich wünschen, solche Lieder zu singen, dann würde ich es machen, von mir aus würde ich sie eher nicht vorschlagen.

Gruß,
Booze

Hallo!

Ein Lied, das „seit 1910 allgemein verbreitet“ ist (http://ingeb.org/Lieder/wennwirm.html), kann schon mal nichts mit Hitler zu tun haben (der damals Wien malte und sich irgendwie mit den Verkaufserlösen und der Waisenrente durchschlug).

Lieder, in denen das Wort „schwarzbraun“ vorkommt (das bezieht sich ursprünglich auf die Haarfarbe!), werden allerdings nicht mehr gern gesungen. Dass Heino trotzdem die „schwarzbraune Haselnuss“ intoniert, veranlasst Kritiker auch immer wieder dazu, ihn in die rechte Ecke zu stellen, da half auch kein Gegensteuern mit Indianerromantik.
Aber ich will nicht über Heino schreiben.

Dass in der ersten Strophe von „Wenn wir marschieren“ zum „deutschen Tor“ hinaus- und in der letzten Strophe wieder hineingezogen wird, lässt (genauso wie die lange Verlobungszeit) natürlich auf Kriegshandlungen schließen. Immerhin dienten Marschübungen wie der gesamte Militärdienst schon immer der Vorbereitung auf Kriegshandlungen. Dass das lyrische Ich (bzw. Wir) wie selbstverständlich davon ausgeht, nach dem Krieg wieder glücklich heimzukehren, ist ihm wohl nicht zu verdenken.

Man könnte da nun viel heruminterpretieren, aber alles in allem handelt es sich doch um ein typisches Marschlied ohne jegliche nationalistische Färbung.

Liebe Grüße
Immo

Hallo!

Da stimme ich Booze und Vokietis mit ihren Stellungnahmen vollstens zu.

Es handelt sich, wie schon von den Vorrednern angemerkt, in der Regel um Volkslieder und diese haben erst einmal überhaupt gar nichts mit Hitlerdeutschland zu tun ( -natürlich unabhängig von jenen musikalischen Werken, die in dieser Zeit und im „Auftrag“ komponiert worden sind- ).

Die Konsequenz daraus, wenn man die von dem nationalsozialistischen Deutschland favorisierte Musik als nicht mehr legitim oder hörbar erachtet, ist bekannt:

Jahrelang wurde die Musik von Richard Wagner als sogenannte „Nazimusik“, zumindest in Israel verpönt und das nur, weil Wagner einer der Lieblingskomponisten von Hitler war!/? (-In dem Zusammenhang wurde Wagner viel nationales [das allein stellt für mich zunächst auch kein Problem dar] darüber hinaus aber auch nationalsozialistisches „Bla, Bla, Bla“ angedichtet- )

Heutzutage wird Wagner auch in Israel gespielt - und Israel hatte darüber zur Genüge seine Diskussionen. Allen Kritikern zum Trotz findet Wagner heute in Israel statt und das ist meiner Auffassung nach auch richtig-wichtig.

Die Musik und ihre Autoren können in aller Regel nichts dafür, dass mit ihnen die Nachwelt umgeht, wie es dem oder irgendeinem Zeitgeist gefällt.

Zu Deiner Anfrage zurück:

Genau in diesem Punkt, dass Du ein Verständnis für die ältere Generation aufbringst, ihrem Bedürfnis nach der Musik ihrer „guten“, alten Zeiten zu entsprechen, ist meiner Ansicht nach absolut integer und sowieso lobenswert. Und sie werden nicht zuletzt aufgrund ihres Alters wohl kaum zur „fünften Kolonne“.

Musik an sich ist für solche Diskussionen über jeden Zweifel erhaben.

Es geht bei Deiner Anfrage wohl auch viel eher um die Textinhalte oder Assoziationen zur gehörten Musik.

Sollte Dir manch „bescheuerter“ Kritiker begegnen, der das nicht begreifen kann, dann gib ihm doch mal zur Anregung, die deutsche Übersetzung des Textes der U.S. amerikanischen Nationalhymne:

http://de.wikipedia.org/wiki/The_Star-Spangled_Banner

  • oder noch besser, der französischen Nationalhymne an die Hand:

http://de.wikipedia.org/wiki/Marseillaise

Da muss man als „Nicht-U.S.-Amerikaner“ oder „Nicht-Franzose“ auch historisches Textverständnis für den martialischen Inhalt der Hymnen aufbringen.

Im Gegensatz dazu lobe ich mir die Texte der deutschen Hymnen und zwar aller Strophen.

Lied der Deutschen/Deutschlandlied:

http://de.wikipedia.org/wiki/Deutschlandlied

Hymne der DDR:

http://de.wikipedia.org/wiki/Auferstanden_aus_Ruinen

( -Es ist sehr bedauerlich, dass diese Hymne nach der Einheit so verunglimpft wird. Auch, wenn der Text für mich zumindest in keiner Weise zu beanstanden ist und die Musik über jeden Zweifel … - naja, das hatte ich ja schon erörtert- ). So ist es halt, wenn Politiker oder auch Historiker(?) bestimmen, was politisch korrekt ist und dem Zeitgeist zu entsprechen hat- ):

In diesem Sinne

Gruß

Widor

Wagner und NS
Hallo Widor,

der Grund für die Missbilligung Wagners in Israel und anderenorts ist seine Schrift über den („schädlichen“) Einfluss der Juden in der Musik.

Gruß,
Andreas

Hallo Andreas Gorsler!

Es mag sein, dass Wagners Schriften und Äußerungen, wie u. a. „Das Judenthum in der Musik“ als Grund seiner Missbilligung in Israel gesehen werden.

Dem widerspricht aber auch die Tatsache, das Wagner durchaus Freundschaften zu Juden unterhielt und hier und da auch des Lobes für ihre Arbeit war.

Man muss hierzu vor allem den Faktor Zeit besonders berücksichtigen. Unseren heutigen Erkenntnisstand über zwei verheerende Weltkriege und dem Pogrom an den Juden, hatte Wagner zu seiner Zeit nicht.

Gruß

Widor

Hallo

der Grund für die Missbilligung Wagners in Israel und anderenorts ist seine Schrift über den („schädlichen“) Einfluss der Juden in der Musik.

Glaub ich nicht. Ohne Hitler wäre diese Schrift bestimmt schon längst der Vergessenheit anheim gefallen.
Ich hab mal versucht, sie zu lesen (in Internet findet man ja alles). Sie ist unglaublich wortreich, lang und langweilig, und zum großen Teil für uns heute unverständlich. Mir schien, dass er mit Judentum in erster Linie den Kapitalismus meinte.

Es wäre auch seltsam, wenn er den Einfluss seines von ihm bevorzugten Dirigenten auf die Musik als schädlich empfinden würde.

Viele Grüße

Hallo an alle

wenn ich solche Millitärlieder singe, das ich dann von keinem

Ärger kriege.

Soweit ich weiß ist bis heute nur das Lied „Die Fahne hoch“ verboten.Kennen aber vermutlich nur noch 80+ Herrschaften.
Gruß
H.

Soweit ich weiß ist bis heute nur das Lied „Die Fahne hoch“
verboten.

Die Verbreitung des Horst-Wessel-Liedes fällt in der Tat unter den §86aStGB.

Kennen aber vermutlich nur noch 80+ Herrschaften.

Schön wär’s.

Beste Grüße

Annie

Hallo Annie!

Die Verbreitung des Horst-Wessel-Liedes fällt in der Tat unter
den §86aStGB.

Kennen aber vermutlich nur noch 80+ Herrschaften.

Schön wär’s.

Aber nahe kommt’s dem schon. Ich weiß nicht, wie viele von den Pseudo-Faschisten (was „Besseres“ als eine billige Kopie der NSDAP-Mitläufer stellen diese Thor-Steinar-Jünger ja doch nicht dar) tatsächlich noch etwas mit dem Horst-Wessel-Lied anfangen können.
Aber ein Kollege von mir, der oft auf etwas grenzwertige Ideen kommt, meinte, dies einmal austesten zu müssen, und pfiff ebendieses Lied in einer Hamburger Fußgängerzone.
Die Reaktionen waren zumeist so gut wie nicht vorhanden, keinerlei Ablehnung, nur anerkennendes Kopfnicken älterer graumelierter Herren um die 80.

Eine ähnliche Episode erlebte er übrigens als Wahlhelfer (und das führe ich hier nur an, weil’s gerade thematisch passt; mit der Frage hat das nun gar nichts mehr zu tun):
Ein altes Mütterchen kommt mit dem Stimmzettel zu ihm: „Wo mach ich denn das Kreuz für den Hitler?“ Mein Kollege, besonnen wie immer: „Den Herrn Hitler gibt’s nicht mehr, der ist schon lange tot.“ – Mütterchen: „Na, dann eben für seine Partei!“

Liebe Grüße
Immo

Hallo Annie!

Die Verbreitung des Horst-Wessel-Liedes fällt in der Tat unter
den §86aStGB.

Aber ein Kollege von mir, der oft auf etwas grenzwertige Ideen
kommt, meinte, dies einmal austesten zu müssen,

ich habs auch mal vor 20Jahren als Alleinunterhalter auf einer 50Jahr-Geburtstagsfeier auf allgemeinen Wunsch gespielt u. gesungen.
Alle haben sich gefreut, Polizei kam keine.
LG
Horst