Minderwertigkeitsgefühle und Partnerwahl

Hallo zusammen,

ich glaube, dass sich Menschen mit geringem Selbstwertgefühl eher Partner suchen, die sie schlecht behandeln und nicht achten. Gibt es Hinweise oder gar Beweise dafür, dass dies wahr ist?

Nehmen wir mal eine Frau, die der Überzeugung ist, sie sei nicht viel wert und es gebe nicht viel an ihr, das die Liebe eines anderes Menschen wecken könnte. Begegnet sie nun einem Mann, der sie bewundert und begeistert von ihr ist, dann wird sie sich nicht etwa besser fühlen und aufrechter durchs Leben gehen, sondern glauben, dass dieser Mann entweder nicht ganz bei Verstand sei oder sie nur manipulieren wolle.

In einen anderen Mann hingegen, der dieser Frau sagt, sie tauge nichts, der sie vielleicht sogar schlägt oder zumindest regelmäßig herunterputzt und ihre Interessen ignoriert, in den kann sie sich recht schnell verlieben. Zwar ist sie mit ihm im Grunde nicht glücklich, aber bei ihm sind ihre Selbst- und Fremdwahrnehmung konsistent. Das ist ein Mann der sie „versteht“ und sie so behandelt, wie sie es verdient hat.

Ist diese Theorie Quatsch, oder gibt es Beobachtungen, die für ihre Richtigkeit sprechen?

Herbert

Könnte ja auch andersrum sein: Ein Mann, der wenig Respekt vor Frauen hat, sucht sich als Partnerin jemand mit geringem Selbstwertgefühl. So eine Frau ist dann wohl froh, dass sich überhaupt einer für sie interessiert.
Ich denke nicht, dass Frauen mit Minderwertigkeitskomplexen imun sind gegen aufbauende Komplimente.

Moin!

ich glaube, dass sich Menschen mit geringem Selbstwertgefühl
eher Partner suchen, die sie schlecht behandeln und nicht
achten. Gibt es Hinweise oder gar Beweise dafür, dass dies
wahr ist?

Man kann sich ja fragen, woher das geringe Selbstwertgefühlt stammt, und da kommt man schnell auf die Kindheit und das abwertende Verhalten der Eltern.
Jemand, der im Glauben aufwächst, er wäre nichts wert, wird im Erwachsenenalter nicht plötzlich selbstbewusst.

Nehmen wir mal eine Frau, die der Überzeugung ist, sie sei
nicht viel wert und es gebe nicht viel an ihr, das die Liebe
eines anderes Menschen wecken könnte. Begegnet sie nun einem
Mann, der sie bewundert und begeistert von ihr ist, dann wird
sie sich nicht etwa besser fühlen und aufrechter durchs Leben
gehen, sondern glauben, dass dieser Mann entweder nicht ganz
bei Verstand sei oder sie nur manipulieren wolle.

Ja, und zwar, weil sie wertschätzendes Verhalten nicht kennt und dem misstraut.

In einen anderen Mann hingegen, der dieser Frau sagt, sie
tauge nichts, der sie vielleicht sogar schlägt oder zumindest
regelmäßig herunterputzt und ihre Interessen ignoriert, in den
kann sie sich recht schnell verlieben. Zwar ist sie mit ihm im
Grunde nicht glücklich, aber bei ihm sind ihre Selbst- und
Fremdwahrnehmung konsistent. Das ist ein Mann der sie
„versteht“ und sie so behandelt, wie sie es verdient hat.

Nicht ganz: Er behandelt sie so, wie sie es von zuhause kennt. Es ist kein schönes Verhaltensmuster, aber eines dass ihr geläufig ist und mit dem sie umgehen kann.
Außerdem öffnet dies die Tür zu der Hoffnung, nun einen Menschen gefunden zu haben, der sie zunächst auch nur abwertend behandelt, den sie aber verändern kann und der sie irgendwann achten und lieben wird. Dies würde dann wie eine Heilung sein, und darauf hofft diese Frau unbewusst.

Ist diese Theorie Quatsch, oder gibt es Beobachtungen, die für
ihre Richtigkeit sprechen?

Es ist häufig so, wie ich es beschrieben habe.
Das ist auch der Grund, warum Frauen, die früher von ihren Eltern geschlagen wurden oder wo der Vater die Mutter schlug, sich einen Partner ‚suchen‘, der sie schlägt. Sie mögen das nicht, können aber damit umgehen und hoffen, dass sie diesen Partner irgendwann läutern können.

Gruß, Noi

Der passende Deckel…
Hallo,

Es sucht nicht nur ein Mensch den anderen, in solchen Szenarien finden sich immer mindestens zwei. Es ist natürlich auch kein zwingendes Muster als Folge der von dir erwähnten Kindheitserlebnisse.

Aber zum genannten Ansatz: Zwei Menschen mit geringem Selbstwertgefühl finden sich, ein Mensch baut seine Minderwertigkeitskomplexe durch Geringschätzung ab, der andere, die Geringschätzung empfangende Mensch, bestätigt sich immer wieder in seiner Selbsteinschätzung.

Das (subjektiv verzerrte) Weltbild beider bleibt in diesem Teufelskreis bestehen und beide bleiben darin verhaftet. Verliebt ist in dieser Beziehung keiner der beiden, es werden unbewusste Bedürfnisse befriedigt, die eigentlich ein erfülltes Leben beider behindern. Es sind beide Opfer ihrer selbst.

Darüber hinaus gibt es sicher auch dankbare Zuhörer bei denen sich der von der Gesellschaft anerkannt Leidende Trost holen kann und dann seine „großen“ Auftritte hat, wichtig wird. Auch das führt jedoch so gut wie nie zum Ausstieg. In Konfliktmanagementkursen wird dieses Dramadreieck ohnehin schon überstrapaziert.

Trennung hilft selten, wenn die grundlegenden Denkmuster nicht neu geformt werden, droht der Absturz in die nächste Beziehungsfalle. Stichworte Transaktionsanalyse, Verhaltenstherapie für den Ausstieg.

Mit ehrlicher Wertschätzung umgehen zu lernen ist übrigens oftmals schwieriger als manch gesunde Persönlichkeit vermuten möchte. Z. B. wenn man Freundlichkeit nur in Verbindung mit unangenehmen Konsequenzen kennengelernt hat, da vermutet man die Falle gleich automatisch. Das erstmal aufzulösen! Puuuh. Aber wenns dann soweit ist :smile:

Ich kann mir auch vorstellen, dass der Ausstieg für den Täterpartner sehr schwer werden kann, denn er ist ja das impersonisierte Böse, und fühlt sich in seiner Rolle nicht automatisch gut, ganz im Gegenteil. Aber darüber hinaus muss ich passen, was das angeht.

Grüße
fliegerbaer