Hallo,
Wenn du ein Atom verstehen willst, ist es sehr falsch, sich Kern und Elektron als Teilchen vorzustellen. Es ist weniger falsch, sich vorzustellen, dass beide „Dinger“ den Raum vollständig ausfüllen. Dieses Ausfüllen ist aber nicht „massiv“, sondern eher so ähnlich, wie ein Gas einen Raum ausfüllt - nur das ein Gas wieder als „viele Teilchen“ betrachtet werden kann die „sich verteilen“. Bei Elektron und beim Kern ist es so zu sehen, dass das „Ding“ selbst sich verteilt. Und zwar nicht, weil es zu verschiedenen Zeiten an verschiedenen Orten wäre, sondern weil es zu allen Zeiten tatsächlich an allen Orten ist.
Eine noch recht passende Analogie ist hier, sich das Elektron als „stehende elektromagnetische Welle“ vorzustellen. Die Welle füllt den Raum des Atoms tatsächlich aus und sie geht auch durch den Kern.
Dieses Quantenmodell ist viiiiel besser als das „Planetenmodell“, weil es viiiel mehr Beobachtungen der Chemie und der Kernphysik erklärt. Verstehen wirst du das Modell nicht wirklich - da steckt zu viel abstrakte Mathematik dahinter mit Wellenfunktionen, derer Quadrat einer Wahrscheinlichkeitsdichte entspricht, mit der ein Elektron in einem Punkt nachweisbar ist… das ist alles echt abgefahren und entbehrt einer einfachen Veranschaulichung.
Die Grenzen des Atoms bzw. des Kerns sind nicht mal klar. Man nimmt als Grenze den Raum, in dem das Integral der Aufenthaltswahrscheinlichkeiten größer ist als zB. 90% (oder 95%, oder 99%, …). Will man ein Atom zu wirklich 100% betrachten, so füllt es das gesamte Universum aus. Die Wahrscheinlichkeit, das Elektron aber in größerer Entfernung vom Kern(mittelpunkt) nachzuweisen, ist allerdings praktisch Null (aber eben nicht exakt Null sondern ein unendliche winziges Stückchen größer). Atome sind also eigentlich unendlich groß. In einem Molekül oder Metallgitter kann die Atomgröße aber über den Abstand der Kern-Mittelpunkte definiert werden, der sehr wohl endlich ist.
Ach ja, das Quadrat der Wellenfunktion des H-Elektrons ist im Mittelpunkt maximal, d.h., es hat tatsächlich _im Kern_ die größte Aufenthaltswahrscheinlichkeits dichte. Das „Kernorbital“ ist aber 10^12-mal kleiner als das Elektronenorbital, daher ist die Aufenthaltswahrscheinlichkeit (das Integral über der Dichte) im Kernorbital sehr, sehr viel kleiner als im Rest des Orbitals. Man findet also praktisch nie das Elektron im Kern.
LG
Jochen