Missbrauch

Hallo ihr lieben ,
nicht wundern das ich dieses Thema in dieses Brett stelle , aber letzendlich ist es eine Familienfrage . Ich wurde als jugendliche von meinem Onkel missbraucht und er hat sich ein paar Jahre später umgebracht.Mittlerweile habe ich Abstand von dieser Familie genommen, aus unterschiedlichen Gründen , aber auch weil mich immer alles an diese Zeit erinnert . Ich habe niemals mit jemanden drüber gesprochen , nur meine Mutter weiss grob bescheid.
Die Familie meiner Mutter ist sehr schwierig , es gibt immer wieder Differenzen und meiner Mutter leidet sehr unter dieser Situation .Ständig wird kritisiert das ich mich nicht mehr melde ,es wird mir Arroganz vorgeworfen.Selbst meine Cousins schneiden mich , obwohl ich niemanden was getan habe.
Meine Mutter ist sehr labil und ist oft traurig .Ich persönlich kann auf diese Familie verzichten ,aber in letzter Zeit kommt mir häufiger die Idee, dass ich einfach mal Klartext rede. Ich möchte einfach mal Ruhe, bin mir aber nicht über das Ausmass der Konsequenzen bewusst.Vielleicht kommt es auch schlecht an das ich meinen verstorbenen Onkel so angreife ?

Was meint ihr ?

Vielen herzlichen Dank fürs lesen und vielleicht auch fürs antworten .

Hallo,

wenn es für dich wichtig ist, über den Missbrauch zu sprechen, dann tu das. Rücksichtnahme auf die Gefühle anderer ist dabei weniger wichtig.

Du solltest aber nicht die Hoffnung/Erwartung daran knüpfen, damit die Familiensituation zu verbessern. Ich würde eher das Gegenteil erwarten. Familiensysteme schützen sich. Und die Gefahr besteht, dass die Familienmitglieder lieber das Opfer (dich) zur Schuldigen erklären, als die Erkenntnis zuzulassen, dass der verstorbene Onkel ein Schwein war.

Vor allem angesichts der Tatsache, dass der Mann tot ist und sich nicht mehr dazu äußern kann.

Es könnte also passieren, dass du erst recht angefeindet wirst. Wenn du dich auf den Standpunkt stellst, dass dir das egal ist und es dir wichtiger ist, endlich offenbart zu haben, was der Mann dir angetan hat, okay. Doch wappne dich gegen die Steine, die aus der Lawine prasseln können, die du möglicherweise lostrittst.

Die Entscheidung kann dir wohl niemand abnehmen.

Schöne Grüße,
Jule

Hallo Lotte,

zu deinen zwei Fragen:

Ob es schlecht kommt, wenn du deinen Onkel so angreifst, kann ich nicht sagen. Das kommt vermutlich darauf an, wie die anderen Familienmitglieder diesen in Erinnerung haben.
Kennst du eigentlich den Film „das Fest“ von Lars von Trier. Da geht es um ähnliches, nur dass die Person, die „angegriffen“ wird nicht nur noch lebt, sondern auch seinen Geburtstag feiert.

Was ich meine:
Missbrauch ist ein riesiges Thema. Und der eigentliche Missbrauch ist da „nur“ ein Teil vom Ganzen. Jeder Missbrauch hat eine Vorgeschichte: Wie hat sich der Täter an das Opfer rangemacht? Welche Strategien zur Vermeidung, dass der Missbrauch bekannt wird, wurden unternommen? Wie lief die Kommunikation mit dem Opfer, wie mit den anderen Familienmitglieder? …

Ich meine aber auch, dass irgendwann der Zeitpunkt bei jedem Menschen, der traumatisches erfahren hat, erreicht wird, dass man dieses Trauma auflösen, sozusagen transformieren will. Bei dir scheint dieser Zeitpunkt gekommen zu sein.

Was ich empfehle: Mach nix im Alleingang, sondern suche dir ganz dringend professionelle Hilfe, in Form eines GUTEN Psychotherapeuten. Einer der sich mit Traumatas auskennt, nach meiner Empfehlung einer mit einer systemischen Ausbildung bzw. einer EMDR-Ausbildung. Aber am wichtigsten ist, dass DU mit der Therapeutin oder dem Therapeuten gut zurecht kommst. Sei lieber wählerisch.

Und: Hab keine Scheu, du bist nicht verrückt (das denken immer viele, denen einen Therapeuten empfohlen wird), sondern du bist da so „tief drinne“, dass du jemanden brauchst, der dir hilft, darüber hinaus zu schauen, ohne zu verurteilen und zu verteufeln.
Denn ein Thema für dich könnte auch sein: Ich habe Mit-Verantwortund am Suizid meines Onkels.

Liebe Grüße und viel Kraft für das, was du nun angehen wirst.

Stefan

Hallo

aber in letzter Zeit kommt mir häufiger die Idee, dass ich einfach mal Klartext rede. Ich möchte einfach mal Ruhe, bin mir aber nicht über das Ausmass der Konsequenzen bewusst.Vielleicht kommt es auch schlecht an das ich meinen verstorbenen Onkel so angreife?

Sehr oft ist es ja so, dass eine unschöne Wahrheit zunächst schlecht ankommt und gar nicht geglaubt wird, sie sich irgendwann aber doch durchsetzt.

Ein gewisses Stehvermögen sollte man unbedingt haben, bevor man die Wahrheit in die Welt setzt, und seine Aussagen nicht widerrufen oder nachträglich verharmlosen, sondern evtl. wiederholen.

Ich glaube, dass Klartext auf die Dauer normalerweise einen guten Effekt hat, obwohl es natürlich ziemlich lange dauern kann, bis der gute Effekt eintritt.

Wenn es aber so ist, wie du sagst, dass du nämlich auf diese Familie auch gerne verzichten kannst, gehst du ja kein allzu großes Risiko ein.

Viele Grüße

Hallo,

ich bin grundsätzlich der gleichen Meinung.

Allerdings wäre es vielleicht hilfreich, wenn man sich zunächst mit der Mutter unterhält: zum einen geht man dann nicht gleich die ganze Familie an (man hat also unter Umständen nicht einen Haufen Menschen aufgebracht). Man beginnt erst mal (denn ich verstehe es als das erste Mal) damit, sich einem vertrauten Menschen, der schon ein wenig darüber bescheid weiß, zu öffnen.
Vielleicht wäre das ein guter Zwischenschritt. Ich kann deine (UPs) Mutter ja nicht einschätzen, aber ich stelle mir mal vor, dass es mit einer Mutter im Rücken, die die Umstände genau kennt, auch einfacher ist, mit einem eventuellen Gegenwind klar zu kommen. Die Beziehung zu der Familie ist dir ja eh nicht so wichtig; zur Mutter sieht das bestimmt anders aus? Vielleicht stärkt das Euer Verhältnis zueinander noch. Mir als Mutter wäre es übrigens auch wichtig, dass meine Tochter zunächst mit mir über den Mißbrauch offen spricht. Ich würde dann voll und ganz hinter ihr stehen.

Gruß

Würde mir auch ein Familienfest* als Gelegenheit aussuchen. Da sieht man die spontanen Reaktionen ggf. und durch die Mitwisserschaft aller Anwesenden dann kann man viell. versuchen, daraus ein Gesprächsthema zu machen. Vielleicht hast du ja auch einen „Beweis“, einen „Zeugen“ oder kannst Umstände, die diejenigen auch wahrgenommen haben, dementsprechend deuten (ok, können auch umgedeutet werden).

VG

*oder ein privateres Treffen mit 2-4 wichtigen Familienmitgliedern (wo „Weglaufen“ weniger möglich ist)

Servus,

es gibt nur einen, dafür aber klaren, Weg für dich und deine Mutter wieder ruhig zu schlafen.

Nenne das Kind beim Namen. Sprich die Wahrheit offen aus.
Beschönige nicht. Sprich ruhig und sachlich. Immer!

Kümmer dich nicht, wem du damit auf die Füße trittst.
Sie schneiden dich eh schon und du hast schlimmeres erlebt als die.
Sie sind nicht mal willens den Gedanken dir glauben zu wollen aufzufassen.
Das ist denen zu unbequem.

Wozu brauchst du die.

widecrypt