Missed approach in Calgary

Hallo, Experten.

Bei einem innerkanadischen Flug (Toronto-Calgary) brach der Pilot den ersten Anflug ab mit der Erklärung, dass ein Fahrzeug ihm zu nahe an der Landebahn gestanden habe (alles auf kanadisch und mit vielen äys, deswegen nur bruchstückweise verstanden). Er flog dann eine Platzrunde linksrum, und beim zweiten Mal klappte es. Sicher kein Stoff für einen Katastrophenfilm. Was mich aber wunderte, war, dass er sozusagen noch auf dem Platz - na gut, vielleicht 300 m hinter dem Ende der runway - die 180°- Kurve nach Backbord einleitete, die Anflughöhe beibehielt und auch wieder recht knapp einschwenkte. Ohne die Verhältnisse zu kennen, wage ich mal zu behaupten, dass der ganze Vorgang noch innerhalb der Marker durchgeführt wurde …

Frage : Ist es nicht üblich, dass nach einem missed approach das Flugzeug wieder auf eine „Sicherheitshöhe“ gebracht und der nächste Anflug entsprechend nach Standardprozedur durchgeführt wird? Zumal ich mir vorstellen könnte, dass am Rande der Rockies die Windverhältnisse nicht die einfachsten sind?

Oder habe ich mich gerade als typische Angströhre geoutet?

Danke im Voraus,
kw

Hallo

Nun grundsätzlich gibt es für jeden (grösseren) Platz vorgeschriebene Prozeduren/Routen die bei einem Durchstartmanöver gültig sind. Allenfals kann auch der Tower ein etwas anderes Verfahren verlangen (früheres eindrehen usw.), je nach der aktuellen Verkehrssituation (Ob der Pilot das akzeptiert ist seine Entscheidung, wenn z.B. ein engeres Eindrehen verlangt wird um möglicherweise noch vor der nächstern Maschine zu landen). Ich gehe mal davon aus, das auch hier alles „mit rechten Dingen zuging“ :smile:

Gruss
Christian

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Hallo,

Bei einem innerkanadischen Flug (Toronto-Calgary) brach der
Pilot den ersten Anflug ab mit der Erklärung, dass ein
Fahrzeug ihm zu nahe an der Landebahn gestanden habe

Gute Entscheidung, läßt darauf schliessen daß die Piloten „security-minded“ waren.
Ein Missed approach und ein Go-around (also durchstarten obwohl man schon Bodenberührung hatte) gelten übrigens nicht als Notfallmaßnahme, sondern als „normale Flugmanöver“.

Er flog dann eine Platzrunde linksrum, und beim
zweiten Mal klappte es. Sicher kein Stoff für einen
Katastrophenfilm. Was mich aber wunderte, war, dass er
sozusagen noch auf dem Platz - na gut, vielleicht 300 m hinter
dem Ende der runway - die 180°- Kurve nach Backbord
einleitete, die Anflughöhe beibehielt und auch wieder recht
knapp einschwenkte. Ohne die Verhältnisse zu kennen, wage ich
mal zu behaupten, dass der ganze Vorgang noch innerhalb der
Marker durchgeführt wurde …

Genauso wie es vorgegebene Anflugprozeduren gibt, gibt es auch die bereits vorgegebenen „Missed approach procedures“. Dort ist genau festgelegt wie man im Falle eines Durchstartens weitermacht.
Relativ häufig sind die Anweisungen so formuliert: „Climb straight ahead xxx feet, the turn left…“. Der Punkt, an dem man eine Kurve beginnen darf definiert sich also häufig allein nach einer Mindestflughöhe, die zuvor erreicht werden muß.
Denkbar wäre daß Du in einem Flugzeug mit guten Triebwerksleistungen im Verhältnis zum Gewicht der Maschine gesessen hast und der Punkt, an dem der Turn beginnen durfte, somit früh erreicht war. Die umliegenden Berge sind vielleicht auch gerade das Argument warum die Kurve schon recht früh angesetzt wurde…

Frage : Ist es nicht üblich, dass nach einem missed approach
das Flugzeug wieder auf eine „Sicherheitshöhe“ gebracht und
der nächste Anflug entsprechend nach Standardprozedur
durchgeführt wird?

Richtig. Siehe oben.

Oder habe ich mich gerade als typische Angströhre geoutet?

Ja, auch *lach*.

Schöne Grüße,

MecFleih

Hallo, Experten.

Bei einem innerkanadischen Flug (Toronto-Calgary) brach der
Pilot den ersten Anflug ab mit der Erklärung, dass ein
Fahrzeug ihm zu nahe an der Landebahn gestanden habe (alles
auf kanadisch und mit vielen äys, deswegen nur bruchstückweise
verstanden). Er flog dann eine Platzrunde linksrum, und beim
zweiten Mal klappte es. Sicher kein Stoff für einen
Katastrophenfilm. Was mich aber wunderte, war, dass er
sozusagen noch auf dem Platz - na gut, vielleicht 300 m hinter
dem Ende der runway - die 180°- Kurve nach Backbord
einleitete, die Anflughöhe beibehielt und auch wieder recht
knapp einschwenkte. Ohne die Verhältnisse zu kennen, wage ich
mal zu behaupten, dass der ganze Vorgang noch innerhalb der
Marker durchgeführt wurde …

Frage : Ist es nicht üblich, dass nach einem missed approach
das Flugzeug wieder auf eine „Sicherheitshöhe“ gebracht und
der nächste Anflug entsprechend nach Standardprozedur
durchgeführt wird? Zumal ich mir vorstellen könnte, dass am
Rande der Rockies die Windverhältnisse nicht die einfachsten
sind?

Wie McFleih schon schrieb, gibt es diese Standard Missed Approach Procedures - die sich hervorragend fliegen lassen, wenn z.B. der Controller keine Zeit mit einem zu reden (oder keine Möglichkeit) oder aber auch, wenn das Wetter einfach schlecht ist. Ist das Wetter aber gut und an dem Platz nicht viel Verkehr sprichts nichts dagegen auch mit einem großen Jet eine „Platzrunde“ nach Sicht zu fliegen, genauso wie es auch all die kleinen Cessnas & Co. an jedem Kleinflugplatz tun. Vorteil dabei: Eine Platzrunde geht in der Regel um einiges schneller als ein komplettes Missed-Approach-Verfahren und reduziert damit Spritverbrauch, Lärmemission und natürlich auch eine evtl. Verspätung.
Insofern also wirklich eine ganz normale Angelegenheit - für uns Piloten. Daß Du als Fluggast Angst hast ist ganz normal, wir gehen davon aus, daß mindestens 80% aller Fluggäste bei einem solchen Manöver „Angst“ haben (von ein bißchen mulmig bis hin zu Schweißausbrüchen…). Insofern ist es also eine durchaus faire Geste, wenn eine Ansage von vorne kommt um die Lage ein wenig zu erklären - auch wenn eigentlich kaum Zeit dafür ist :wink:.

Gruß,

Nabla (der auch schon 2 „Missed Approaches“ wegen blockierter Runway geflogen hat)

Danke an alle!
Hallo.

uns Piloten. Daß Du als Fluggast Angst hast ist ganz normal,
wir gehen davon aus, daß mindestens 80% aller Fluggäste bei
einem solchen Manöver „Angst“ haben (von ein bißchen mulmig
bis hin zu Schweißausbrüchen…). Insofern ist es also eine

Na ja, so wüst war es bei mir nicht. Wie Du meinem Ursprungsposting entnehmen konntest, verfüge ich über ein - sagen wir mal - Achtelwissen und kann mir eigentlich denken, dass da vorn keiner sitzt, der sich mit dem Jet austobt, weil er sich keine Hayabusa leisten kann :wink:

Aber dass der Pilot sich an die Standard Procedures nicht unbedingt halten muss, war mir doch recht neu.

Auch den anderen an dieser Stelle herzlichen Dank für die erhellenden Antworten.

Gruß kw

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