Hallo Hannelore
ich bin kein Experte, kann aber aus eigenen Erfahrungen sehr gut nachempfinden, was Du meinst.
Ich habe in den letzten fünf Jahren im Zwei-Jahres-Abstand meinen Vater, meinen Stiefopa und im letzten Jahr meinen Mann (ganz unerwartet/plötzlich wegen Krebs) zu „Grabe tragen“ müssen.
Da kommt man so schnell nicht aus seiner Trauerzeit raus, wenn dann schon wieder die nächste anfängt.
Ich beschriebe mich auch nicht als depressiv (ein Freund von mir leidet unter diagnostizierter Depression), ich nehme mir auch die Zeit und erwarte nicht, dass alles wieder gleich „perfekt“ in meinem Leben läuft, ich mich auch an manchen Tagen einfach nur gelähmt fühle, da ich mal wieder nicht schlafen konnte.
Natürlich bekomme ich auch immer wieder zu hören, ich müsste, sollte, könnte doch…aber diese Menschen aus meinem Umfeld machen sich eben auch Sorgen - und diese stehen ihnen genauso zu wie mir meine Trauer.
Aber kaum geht es um die Psyche
…Ich verstehe das, denn jeder empfindet anders und es ist
anstregend, sich in die Gefühlswelt eines anderen einzufühlen.
Glaub mir - solche Verluste/Erfahrungen (mein Mann und mein Vater hatten Krebs mit einem ganz schrecklichen Sterbensprozess) kann niemand nachempfinden, der es nicht ansatzweise mal selbst erlebt hat.
Wer hätte
helfen können? Ein Therapeut kann keine Trauerarbeit für einen
anderen machen, die muß jeder für sich selbst machen.
Das sehe ich auch so, aber es gibt auch Menschen, die ähnliche Verluste erlitten haben - und der Austausch hilft schon.
Unterstützung holen, wenn man solche
Vorbehalte hat?
Das fällt mir auch schwer, aber meine Vernunft sagt mir, wenn ich in spätestens einem Jahr immer noch Schlafstörungen habe, zu wenig esse, mich in meine Arbeit stürze, ist es definitiv Zeit, so eine Unterstützung eben auch anzunehmen.
Ich bin wieder rausgeklettert aus meinem
schwarzen Loch, habe wieder 2 Schmusekatzen bei mir und suche
auch wieder Ersatz für mein verlorenes Zuhause. Ersatz für
meine Freundinnen und was ich sonst noch verloren habe?
Ich bin auch am „Klettern“. Tageweise gelingt es mir sehr gut, aber es gibt auch Tage, an denen dieses „schwarze Loch“ eben auch wieder unendlich tief ist.
Für das Wort „Ersatz“ muß ich noch ein anderes Wort finden -
versteht ihr, was ich damit meine? Wie heißt dieses
Zauberwort?
Ich denke, es ist in so einer Situation einfach nur verständlich, bestimmte Menschen/Tiere als „Ersatz“ zu betiteln. Aber man missbraucht sie ja nicht, sondern gibt ihnen und sich selbst die Möglichkeit, dass aus dem „Ersatz“ auch mal mehr werden könnte.
Sich vorbehaltlos auf den Ersatz einlassen?
Ja, denn sonst lässt man durch den starken Verlust letztlich dem „Ersatzobjekt“ ja keinen Raum, sich als (fast gleichwertiger) „Nachfolger“ zu erweisen.
Damit
bin ich wieder bei der Zeit, die bekanntlich alle Wunden
heilen soll. Aber Narben bleiben und erinnern an Erlebtes -
ich nenne sie „Lebenserfahrungen“.
Diese Narben werden definitiv bleiben - da kann mir sonst jemand etwas erzählen. Aber mit der Zeit wird es wirklich erträglicher.
Liebe Grüße
Kathleen