Mit jemandem ist nicht gut Kirschen essen

Hallo

Warum gibt es hier kein „zu“? Gibt es einen Grund dafür?

Mit jemandem ist nicht gut Kirschen essen.

oder

Mit jemandem ist nicht gut Kirschen zu essen.

Danke

Ja, es gibt einen Grund: Es ist eine „AcI“-Konstruktion („Akkusativ mit Infintiv“). Siehe → hier.

Sie ist im Deutschen zwar selten und nur noch an bestimmte Verben geknüpft geläufig (siehe Link). Aber es gibt sie in festen Redewendungen auch mit „sein“:

Hier ist gut sein, hier laßt uns bleiben“, wobei das „uns“ ausgelassen ist.

Gruß
Metapher

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Hallo Metapher!
den Inhalt dieses Links habe ich mehrmals gelesen. Aber ich bin von dem Verb „lassen“ ausgegangen und nicht von dem Verb „sein“

Jetzt habe ich etwas Neues gelernt. Danke sehr

Hallo Metapher,

mit jemandem ist nicht gut Kirschen essen.

ist das Verb in diesem Spruch nicht „sein“. „Sein“ ist aber nicht unter den Verben, die auf Seite des von dir hingewiesenen Links aufgelistet worden sind.

Grüße

Deshalb schrieb ich ja:

Allerdings bin ich nicht mehr so sicher, ob es sich bei
„::: ist nicht gut Kirschen essen“ tatsächlich um einen AcI handelt. Jedenfalls ist ja „Kirschen“ lediglich der Akkusativ zu „essen“ und nicht zu „ist“.

Bei „Sie hört ihn singen“ ist dagegen „ihn“ Akkusativobjekt zum Prädikat „hört“. Das ist daher ein echter AcI.

Es dürfte also vielmehr die ganze Gruppe „gut Kirschen essen“ Subjekt (also Nominativ) zu „ist“ sein.

Anders bei solchen Ausdrücken wie
„Hier ist gut sein“
„Hier ist gut tanzen“
„In diesem Forst ist gut jagen“
Dort dürfte ein AcI - mit defektivem Akkusativ „uns“ - vorliegen. Klassisches Beispiel dafür: Die (ausgehend von Luthers Übersetzung) übliche Übersetzung eines Satzes aus dem girechischen Neuen Testament:
Matthäus 17.4 „Hier ist gut sein. Wenn du willst, werde ich hier drei Hütten bauen
Der griech. Text hat hier einen echten AcI: Wort für Wort steht da:
Gut ist uns [Akk.] hier sein.“

Man könnte es sich aber auch einfach machen und sagen: „Hier ist gut sein“ und „Mit ihm ist nicht gut Kirschen essen“ sind feste Redewendungen. Und bei denen ist bekanntlich die Grammatik sehr oft nicht mehr zu rekonstruieren. So wie es kürzlich von @Kreszentia angemerkt wurde: → clickmich.

Jedenfalls bleibt es dabei Es ist immer wieder willkommen (!) überraschend, was für grammatische oder semantische Blüten du aus der Sprache herauszupicken verstehst.

Gruß
Metapher

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Danke für das Kompliment

Hallo,

zu diesen Wendungen ist auch im Grimm etwas zu finden → II. 29) c):

c) dabei liebt es die sprache, ein prädicatsadj. zum subject zu ziehen, und anstatt es ist gut hier (zu) wohnen, zu sagen: hier ist gut wohnen, wo dann gut wohnen zusammen das subject bildet (ein gutes wohnen ist hier vorhanden oder möglich, also zu 4, b): hie ist gut seyn. gelehrten ist gut predigen. in diesem lande war damahls übel reiten.
[…]
häufig in sprichwörtlichen redensarten:
mit groszen herrn ist nicht gut kirschen essen,
so sagt man, sprechen ist mit ihnen schwerer.
Tieck 1, 291.

Gruß
Kreszenz

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Hallo Kreszenz

danke dir für diesen Hinweis. Es stimmt also, daß ich mit der AcI-Hypothese komplett falsch lag. Und auch, daß Luthers Matthäus-Übersetzung keine Analogie zum griech. AcI ist, sondern nur ein Ersatz.

Um so mehr freu ich mich natürlich :innocent: , daß das meine eigene Korrektur bestätigt :sunglasses:

Gruß
Metapher

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