Mit Stütze singen

Hallo!
ich würde gern an meinem Gesang etwas feilen. Ausgebildete Sänger singen ja meistens mit „Stütze“. Nun kann man sich darüber schlau machen wie man will, aber richtig erklären kann mir es keiner. Wie singt man also in der Stütze?
Ich weiß, dass die höheren Töne damit nicht so gepresst klingen, als wäre man kurz vorm abkratzen und dass man nur unter (und nicht hinter) den Rippen atmen soll (also nur Bauchatmung). Und ständig hör ich, man soll bei hohen Tönen „nach unten denken“. Das ändert bei mir gar nichts.
Also… Was ist das Geheimnis???
Würde mich freuen, wenn mich mal einer aufklären könnte. Dass man eine Bombenstimme nur nach jahrelanger Übung bekommt, ist mir selber bewusst.

mifune

hi,

ich weiß nicht, ob ich das jetzt schlüssig erklären kann…

„singe“ mal lautlos einen vokal („A“?) in einer bequemen lage und achte darauf, WO du den ton erzeugst.
dann mache dasselbe in einer höheren lage. wo ist die veränderung? wahrscheinlich im hals. es fühlt sich an, als würdest du den hals von unten „verschliessen“, oder?
jetzt das ganze nochmal von vorne:

  1. bequeme lage
  2. höhere lage, aber diesmal holst du die kraft dafür „von unten“. das becken weitet sich und der „verschluß“ liegt unterhalb des rippenbogens.

[disclaimer: alle profis lade ich ein, dies zu korrigieren :smile: ich bin nur eine leidenschaftliche laiensängerin mit marginalen kenntnissen…]

gruß,
die agnes

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Hallo

Eine andere kleine Übung: Hol tief Luft, so dass sich sowohl Brustkorb als auch Bauch weiten. Nun sing mittellaut auf gleichbleibender, bequemer Höhe ein Aaaaaa bis du keine Luft mehr hast und beobachte, was mit deinem Körper passiert. Vermutlich werden Bauch und Brustkorb relativ gleichmässig und gut spürbar einsinken, je länger du singst, vermutlich sinken auch deine Schultern ab. Nun hol wieder tief Luft und sing wieder das Aaaaa. Diesmal stellst du dir aber während des Singens vor, dass du weiterhin unverändert genau gleich viel Luft im Rumpf hast wie kurz nach dem Einatmen. Du ignorierst also in Gedanken einfach die Tatsache, dass durch das Aaaa dauernd Luft aus dir herausströmt. Bauch und v.a. Brustkorb fühlen sich weiterhin luftgefüllt an. Du wirst feststellen, dass du auf diese Art und Weise viel länger Luft hast und den Ton bis am Ende gleichmässig halten kannst.

Gesangstechnik lässt sich aber sehr schwer aus Büchern lernen. All die Dinge wie „in die Tiefe denken“ oder „in die Maske singen“ klappen nur bedingt, wenn niemand korrigierend eingreifen oder gewisse Dinge vormachen kann. Wenn du dir keinen Gesangsunterricht leisten kannst, würde ich dir empfehlen, in einem Chor mitzusingen. Bei den meisten Chören kann man problemlos ein paar Mal schnuppern gehen. Dabei solltest du auf ein gutes Einsingen achten. Es geht beim Einsingen nicht einfach darum, ein paar Tonleitern rauf und runter zu singen. Der Chorleiter sollte mit dem Chor mit der Art und Weise der Klangerzeugung, den Klangfarben etc. arbeiten, also etwas Gesangstechnik einbauen. Bei einem Chorleiter, der ein gutes Einsingen macht, kann man erstaunlich viel profitieren! Klassische Chöre werden oft durch professionnelle Chorleiter geführt, welche Wert auf gutes Einsingen und Gesangstechnik legen und auch das Wissen dazu haben. Das kann aber durchaus auch für einen Gospel- oder Popchor gelten.

Liebe Grüsse und weiterhin viel Spass am Singen
Alusru (auch nur begeisterte Laien-Sängerin)

Ausgefeilte Gesangstechnik
Hallo Mifune

ich würde gern an meinem Gesang etwas feilen.

Feilen? Das klingt doch dann wie ein Reibeisen.

Gruß
Stefan

Hallo Mifune,

hmmm… in der Tat, schwierig zu erklären…

Kannst du dein Zwerchfell bewegen? (Etwa: Bauch einziehen und wieder vorstrecken)
Probier doch mal, möglichst lange auf fffffffffffff oder sssssssssssss (stimmlos, wie in WaSSer) auszuatmen. Du kannst dir dabei vorstellen, dass (ins Unreine gesprochen, die Physiologen mögen mir das nachsehen) dein Zwerchfell die Luft(wie eine Säule) langsam nach oben (und raus durch den Mund) drückt. DIESE Bewegung gilt es zu isolieren und zu kontrollieren.
Du kannst dann versuchen, kurze "F"s oder "Sch"s nur mit dem Zwerchfell zu erzeugen. Probier mal viele kurze "F-F-F-…"s hintereinander, bis alle Luft verbraucht ist. Oder wie eine Eisenbahn Sch-Sch-Sch-Sch… Da sollte dein Zwerchfell eigentlich zucken…
Dann mal gaaaaaanz lange EEEEEEEE oder ÜÜÜÜÜÜÜÜ oder IIIIIIII.
Und stell dir vor, dass der ganze obere Raum deines Körpers so eine Art Dudelsack ist, aus dem du von unten mit dem Zwerchfell ganz langsam und allmählich die Luft herausdrückst. (Vorher hast du das ruckartig mit den F-F-F usw. getan.)
Probiere, noch weiter den Ton zu halten, auch wenn du schon glaubst, da sei keine Luft mehr in den Lungen. Drücke nach (wie wenn du auf einem gewissen Örtchen - pardon - sitzt) - merkst du? Das ist die Bewegung, die du brauchst.
Der Bauch macht die Musik. ;o))

Zum „Nach-unten-Singen“:
Stell dir beim Singen in die Höhe immer vor, es ginge „nach unten“. Wenn du das mit einer nach unten gerichteten Körperbewegung unterstützt, gelingt das leichter. Also: Singe eine Tonleiter (nach oben) und gehe dabei ein bisschen in die Knie. Und dann umgekehrt: Tonleiter runter, Knie wieder gerade. Oder ein wenig nach vorn (nach unten) neigen.
Wenn´s hoch geht mit der Melodie, schräg vor dich nach unten schauen; vor allem: NICHT den Kopf in den Nacken, sondern gerade umgekehrt.
Wenn du Sänger beobachtest, wirst du feststellen, dass die das auch machen - Kinn runter, wenn´s in die Höhe geht…

So. Dies ist keine Gesangsausbildung, sondern der unbeholfene Versuch, dir eine Ahnung von Stütze zu vermitteln. Würde mich freuen, wenn´s ein bisschen klappt.
Aber die eine oder andere Gesangsstunde würde ich dir schon empfehlen. Kostet nicht die Welt. Und ist letztlich unbezahlbar…

Grüße aus Sing Sing
castafiore

Hallo! Ausgebildete Sänger singen ja meistens mit „Stütze“. Also… Was ist das Geheimnis???

Stütze bedeutet Zwerchfellatmung, mit wenig Atem singen (also nicht „überluften“) sowie vor allem tiefe Kehlkopfstellung damit der Luftstrom ungehindert in die Resonanzräume des Kopfes dringen kann. Aber dass muss man sich zeigen lassen, das kann man nicht aus Büchern (oder Foren) lernen. Es kann allerdings helfen gute Sänger genau anzuhören (z. B. Ettore Bastianini)

gruß
D. Schott