Mit Zwergfadenfisch Platys Einhalt gebieten?

Hallo!

Ich habe ein 112-Liter-Becken, in dem bis vor wenigen Wochen nur fünf Korallenplatys drin waren. Mittlerweile sind es schon 15, und es werden nicht weniger. Da ich keinerlei Möglichkeit habe, die Jungfische abzugeben, habe ich nun den Plan, einen natürlichen Fressfeind auf die Jungfische anzusetzen (die Platys alleine schaffen das nicht mehr). Im Internet bin ich auf den Zwergfadenfisch gestoßen. Hat jemand Erfahrung mit dieser Art und kleinen Lebendgebärenden? Außerdem würde ich gerne wissen, ob der Fadenfisch wirklich so anfällig für Krankheiten ist, wie ich es überall lese.

Vielleicht kann mir ja jemand helfen, herzlichen Dank!

Olli

Hallo Olli.
Wir haben unseren Platies und Guppies mit einer Haibarbe einhalt geboten. Das ging in einem 100l Becken auch recht gut. Erst als wir eine zweite dazu getan haben, ging die Post ab.
LG Anja

Hallo zusammen,

wenn es wirklich Haibarben sind, werden die doch viel zu groß für ein normales 100 - 112 l Aquarium, vor allem auch, wenn sie als Schwarmfisch artgerecht in einer Gruppe von ca. 10 Stück gehalten werden (s. Link)!

http://www.zierfischverzeichnis.de/klassen/pisces/cy…

Ich hab in meinem 112 l Aquarium Rotflossensalmler zur Nachwuchskontrolle. Die sind relativ klein und fressen sehr zuverlässig den Nachwuchs meiner sehr fruchtbaren 4 Guppyweibchen und 2 Mollyweibchen weg, ohne an die größeren Fische oder Garnelen zu gehen. Trotz vieler Versteckmöglichkeiten bleiben so immer nur sehr wenige Jungfische übrig. Vielleicht wären die ja auch geeignet?

http://www.zierfischverzeichnis.de/klassen/pisces/ch…

Grüße

Yvonne

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Hallo Olli!

Zwergfadenfische sind wunderschön, leicht zu züchten und deshalb leider dermaßen degeneriert, dass sie wirklich sehr anfällig geworden sind.
Zur Vertilgung von Platy- Nachwuchs sind sie auch nur bedingt geeignet, weil sie doch eher ein ziemlich bedächtiges Wesen haben.
Ist bei Fadenfischen eben überhaupt ein Problem, wenn sie sich wohlfühlen, erzeugen sie selber Nachwuchs.
Deshalb würde ich lieber zu einem kleinen Schwarm (6 Stück) schneller Salmler oder Barben raten.
Haibarben werden viel zu groß! (35 cm).
Meine Empfehlung für solche Situationen ist der „Schwarze Tetra“ auch bekannt als Trauermantelsalmler. „Roter von Rio“ ginge eventuell auch, ist aber nicht ganz unproblematisch!
Wenn du dich unter Barben und Salmlern umschaust, wirst du sicher was geeignetes finden.

Gruß, Nemo.

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Hallo Nemo.

Haibarben werden viel zu groß! (35 cm).

Also unsere war 5 Jahre alt und ist bei einer Grösse von etwa 10 cm stehengeblieben. Schien an der Anpassung an die Beckengrösse gelegen zu haben.
Auch in grösseren und besatzärmeren Becken habe ich bisher selten Exemplare über 15cm gesehen.
Woran könnte das denn dann liegen, wenn sie, wie du sagst 35cm groß werden?
Interressierter Gruß
Anja

Haibarben werden viel zu groß! (35 cm).

Also unsere war 5 Jahre alt und ist bei einer Grösse von etwa
10 cm stehengeblieben. Schien an der Anpassung an die
Beckengrösse gelegen zu haben.
Auch in grösseren und besatzärmeren Becken habe ich bisher
selten Exemplare über 15cm gesehen.
Woran könnte das denn dann liegen, wenn sie, wie du sagst 35cm
groß werden?

Hallo Anja,

du stellst mich hier vor eine schwierige Frage, die, soweit ich weiß, selbst in der Fachliteratur noch nicht richtig beantwortet wurde.
Tatsache ist, dass die meisten Fischarten im Aquarium nicht so groß werden, wie in der freien Natur.
Dieses Argument, oft von Zoohändlern als positiv dargestellt, um groß werdende Fischarten, an Besitzer von kleinen Aquarien verkaufen zu können, hat zweifellos verschiedene Aspekte.
Zuerst mal sollte man sagen, dass Ähnliches auch in der freien Natur vorkommt. Karauschen, die oft schon in einem besseren Tümpel, (auch im Gartenteich), leben, werden da selten länger als 15 bis 20 cm, obwohl sie, unter optimalen Verhältnissen 60 cm und wahrscheinlich noch länger werden können.
Der Angler hierzulande kennt die Lippe-Rotaugen, die es meistens nur auf 15 cm bringen, während sie im Rhein, in den die Lippe ja schließlich mündet, bis zu 45 cm groß werden können.

Die Bachforelle bringt es in nahrungsarmen Gewässern, als so genannte Steinforelle, gerade mal auf 20 cm, in guten Gewässern kann sie 60 cm lang werden, die Seeforelle wird gewöhnlich mit 80 cm Höchstmaß angegeben, das längste Exemplar, das je gefangen wurde, war allerdings 116 cm lang. Stein- Bach- und Seeforelle sind dabei, wohlgemerkt, genetisch die gleiche Art, ob es sich um verschiedene Rassen handelt, wird, soweit ich weiß, noch bezweifelt.

Fast scheint es so, als würden manche Fische niemals aufhören zu wachsen, bietet man ihnen nur optimale Bedingungen. Dementsprechend sollte man mit Größenangaben in der aquaristischen Literatur auch entsprechend vorsichtig umgehen. Zur Haltung von Prachtschmerlen z.B. würde man wenigstens ein 2m langes Aquarium von entsprechender Höhe und Breite benötigen, wenn man sie bis zu der Größe, die sie erreichen können, bringen möchte.
Eingeschränkt wird das Wachstum in der freien Natur meist durch Überbesatz und dadurch bedingten Nahrungsmangel, Sauerstoffmangel (Karausche!) und schlechte Temperaturverhältnisse. Wobei zu hohe Temperaturen meistens einen Sauerstoffmangel bedingen, während zu niedrige Temperaturen zum Nahrungsmangel führen.
Wachsen Fische nur langsam, so werden sie auch bei geringen Größen geschlechtsreif, dadurch verlangsamt sich das Wachstum noch mehr. Natürlich werden Fische, die sich vermehren, so lange sie eigentlich noch zu klein dazu sind, bevorzugt in der Aquaristik nachgezüchtet und verkauft. Das zu geringe Nahrungsangebot bei Jungfischen führt zu einer weiteren Wachstumsbeschränkung.
Man kann das leicht selbst ausprobieren: Zieht man nur wenige Guppys bei gutem Nahrungsangebot (gesiebtes Tümpelfutter) in einem sauberen Meterbecken auf, so erlangen vor allem die Weibchen eine Größe (bis 7 cm), die einem der Durchschnittsaquarianer nicht mal glaubt, wenn er sie sieht.
Woran liegt es nun, dass Fische im Aquarium kleiner bleiben, selbst wenn Wasser- und Futterbedingungen optimal sind?
Ich denke, dass es ein psychischer Faktor ist, der das vegetative System beeinflusst. Irgendetwas signalisiert dem Fisch, der immer wieder an Grenzen stößt und bei jeder Wendung dem gleichen Partner begegnet, „Vorsicht, Überbesatz, langsam wachsen!“, zumindest bis die Verhältnisse wieder besser werden. Ein wesentlicher Faktor scheint mir auch die inzwischen übliche, zweimal tägliche Fütterung zu sein. In der freien Natur fressen Fische eben den ganzen Tag über, allerdings nur wenig, bei viel Bewegung, im Aquarium stopfen sie sich zweimal am Tag so voll wie möglich.
Die Frage ist, ob Fische unter solchen Bedingungen psychisch leiden.
Schwer zu beantworten! Ich halte mich da an den alten Tierpfleger- Grundsatz: Tiere fühlen sich in Gefangenschaft einigermaßen wohl, wenn sie versuchen, sich fortzupflanzen. (Gilt nicht für stark domestizierte Tiere, zu denen leider auch der Mensch gehört. *g)
Demnach genügt zur Haltung von Kampffischen schon ein 5l Einmachglas, während 2 Haibarben erstens für einen Schwarmfisch zu wenig Exemplare sind, und ein 100l Becken eben auch viel zu klein ist.

So, das war ein langer Vortrag, hoffentlich auch ein wenig hilfreich.

Liebe Grüße,

Nemo.

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Hallo Nemo.
Super! Damit kann ich doch schon eine Menge anfangen.
Danke für deine Mühe.
Gruß Anja

Hallo Nemo!

Danke für Deinen Tipp. Ich habe mich mittlerweile von den Zwergfadenfischen verabschiedet und denke über Trauermantelsalmler nach!

Viele Grüße

Olli

Hallo Olli!

Zwergfadenfische sind wunderschön, leicht zu züchten und
deshalb leider dermaßen degeneriert, dass sie wirklich sehr
anfällig geworden sind.
Zur Vertilgung von Platy- Nachwuchs sind sie auch nur bedingt
geeignet, weil sie doch eher ein ziemlich bedächtiges Wesen
haben.
Ist bei Fadenfischen eben überhaupt ein Problem, wenn sie sich
wohlfühlen, erzeugen sie selber Nachwuchs.
Deshalb würde ich lieber zu einem kleinen Schwarm (6 Stück)
schneller Salmler oder Barben raten.
Haibarben werden viel zu groß! (35 cm).
Meine Empfehlung für solche Situationen ist der „Schwarze
Tetra“ auch bekannt als Trauermantelsalmler. „Roter von Rio“
ginge eventuell auch, ist aber nicht ganz unproblematisch!
Wenn du dich unter Barben und Salmlern umschaust, wirst du
sicher was geeignetes finden.

Gruß, Nemo.