Ich helfe jemandem im Ausland, die deutsche Sprache zu perfektionieren. Er kann es bereits sehr gut. Nun kam eine Frage im Gespräch auf, die ich so einfach nicht beantworten kann und hoffe, hier weiß jemand, was denn nun grammatikalisch korrekt ist.
Es geht um das Verb „mitnehmen“
Der Satz lautet: Das nehme ich dann mit ins Zimmer.
Er meinte daraufhin, ob es nicht korrekter wäre, wenn es heißt: Das nehme ich ins Zimmer mit.
Was ist nun richtig? Das „mit“ vor dem Substantiv, oder dahinter, oder generell ans Satzende?
Meiner Meinung nach geht beides gleichberechtigt, aber vielleicht irre ich an dieser Stelle. Es wäre schön, wenn jemand das klären könnte
Der Satz lautet: Das nehme ich dann mit ins Zimmer.
Er meinte daraufhin, ob es nicht korrekter wäre, wenn es
heißt: Das nehme ich ins Zimmer mit.
er hat recht.
die satzklammer zwischen (hier) nehme und mit ist an sich die normale konstruktion. ein deutsches prädikat hat im normalen aussagesatz finite verbformen (in bezug auf die person festgelegte) „vorn“ (= an der 2. stelle) und infinite prädikatsteile (infinitive, partizipien, aber auch abgetrennte präpositionen) ganz hinten.
deine variante ist trotzdem nicht falsch. man kann satzglieder „ausklammern“, z.b. um sie zu betonen, aber auch zur übersichtlicheren strukturierung des feldes innerhalb der satzklammer.
„der deutsche satz ist durch eine satzklammer, die zahlreiche satzglieder mit umfangreichen attributen umfassen kann, die das feld in der satzklammer schon recht unübersichtlich gestalten kann, gekennzeichnet.“
(du kannst dir vielleicht vorstellen, wie höllisch die deutsche sprache oft für übersetzerInnen ist, die erst am schluss des satzes erfahren, welches verb wirklich das prädikat des satzes bildet.)
wie du von den anderen schon gehört hast, ist es auf jeden Fall möglich, eine solche Präpositionalphrase ins Nachfeld (hinter die Satzklammer) zu stellen.
Allerdings scheint mir das die Sache nicht restlos zu beschreiben. Als Sprecher scheinen mir diese beiden Sätze unterschiedlich. In der infiniten Form heißt es dann auch:
„etwas mit ins Zimmer nehmen“ (vs. „etwas ins Zimmer mitnehmen“)
Wie kommt die PP hier plötzlich mitten ins Verb? Ich weiß es nicht. Vielleicht kennt sich hier jemand mit dem Phänomen aus.
Wie kommt die PP hier plötzlich mitten ins Verb? Ich weiß es
nicht. Vielleicht kennt sich hier jemand mit dem Phänomen aus.
Die Verschmelzung der Präposition mit dem Verb ist eigentlich in anderen Kombinationen zu beobachten. Nimm zum Beispiel das Verb „zuschicken“. Dieses Phänomen kann wahrscheinlich am besten ein Sprachhistoriker erklären. Ich glaube jedoch nicht, dass es sich nur auf die deutsche Sprache beschränkt
„etwas mit ins Zimmer nehmen“ (vs. „etwas ins Zimmer mitnehmen“)
Wie kommt die PP hier plötzlich mitten ins Verb? Ich weiß es
nicht. Vielleicht kennt sich hier jemand mit dem Phänomen aus.
Ja - wir haben es einmal mit dem Verb „mitnehmen“ zu tun und einmal mit dem Verb „nehmen“, das mit einem Präpositionalobjekt verbunden wird.
In den folgenden Beispielen ist das Prädikat mit [] gekennzeichnet, die übrtigen Satzglieder mit ()
(Ich) [nehme] (etwas) (ins Zimmer) [mit]
(Ich) [nehme] (etwas) [mit] (ins Zimmer)
(Ich) [nehme] (etwas) (mit ins Zimmer)
und 3) sind im Prinzip gleichlautend - aber unterschiedlich konstruiert. Bei 2) handelt es sich um die bereits beschriebene Ausklammerung - bei 3) um das Verb „nehmen“ mit einem Präpositionalobjekt.
wir haben es einmal mit dem Verb „mitnehmen“ zu tun und
einmal mit dem Verb „nehmen“, das mit einem
Präpositionalobjekt verbunden wird.
Nur ist „mit ins Zimmer“ keine nach mir bekannten Regeln gebildete Präpositionalphrase. Üblicherweise folgt auf „mit“ der Dativ, hier folgt eine weitere PP.
Andererseits scheint dieses Phänomen durchaus von der Präposition abzuhängen, mit anderen Präpositionen als „mit“ habe ich keine weiteren Beispiele gefunden.
So ganz erklären kann ich es mir noch nicht. Vielen Dank auf jeden Fall für deine Antwort!
Nur ist „mit ins Zimmer“ keine nach mir bekannten Regeln
gebildete Präpositionalphrase. Üblicherweise folgt auf „mit“
der Dativ, hier folgt eine weitere PP.
Stimmt, das habe ich übersehen. Muss ich drüber nachdenken bzw. nachlesen.
Ich habe dennoch das Gefühl, dass sowohl 2) als auch 3) existieren - und man sie sogar durch eine leichten Betonungsunterschied kenntlich machen kann. („Das nehme ich mit | ins Zimmer“ vs „Das nehme ich | mit ins Ziommer“)
wir haben es einmal mit dem Verb „mitnehmen“ zu tun und
einmal mit dem Verb „nehmen“, das mit einem
Präpositionalobjekt verbunden wird.
Nur ist „mit ins Zimmer“ keine nach mir bekannten Regeln
gebildete Präpositionalphrase. Üblicherweise folgt auf „mit“
der Dativ, hier folgt eine weitere PP.
Andererseits scheint dieses Phänomen durchaus von der
Präposition abzuhängen, mit anderen Präpositionen als „mit“
habe ich keine weiteren Beispiele gefunden.
ins Zimmer ist eine Adverbialbestimmung. Mit ist ein Präfix, ein Partikel. Wenn normalerweise Präposition, hat mit hier nicht den Wert einer solchen, sondern ist lediglich eine Vorsilbe, die bei der Konjugation abgetrennt wird.
Präpositionalobjekte sind an Verben gebunden. Teilnehmen an ist z.B. ein Verb, welchem ein Präpositionalobjekt folgt. Dieses Verb hat nur eine bestimmte Bedeutung. Teil hat dann den gleichen Wert wie mit in unserem Beispiel.
Mitnehmen hingegen ist nicht an bestimmte Präpositionen gebunden, um seine Bedeutung zu halten.
Andere Verben gibt es beliebig viele - z.B.
überlaufen - Der Mann läuft über zu Feind.
runterfallen - Das Bauteil fällt runter in das Treppenhaus.
anmalen - Ich male die Wand an bis zur Decke.
…kann man mit unzähligen trennbaren Verben machen.
Möchte man etwas besonders betonen, kann man den infiniten Teil des Verbs vor das betonte Satzglied stellen. Ob das ausdrucksmäßig 100%ig flutscht, weiß ich nicht, aber grammatikalisch ist es korrekt.
Dadurch dass z.B. mit ein Partikel ist (Partikeln sind keine Satzglieder), kann man auch schreiben: Mit ins Zimmer nimmt sie mich.. Ins Zimmer ist damit immer noch 1. Satzglied.
ins Zimmer ist eine Adverbialbestimmung. Mit ist ein Präfix,
ein Partikel.
Eben, daher meine Verwunderung, dass „ins Zimmer“ plötzlich anscheinend mitten im Verb, zwischen „mit“ und „nehmen“, steht.
Andere Verben gibt es beliebig viele - z.B.
überlaufen - Der Mann läuft über zu Feind.
anmalen - Ich male die Wand an bis zur Decke.
…kann man mit unzähligen trennbaren Verben machen.
Hier funktioniert das nicht.
„über zum Feind laufen“ - nein.
„die Wand an bis zur Decke malen“ - keinesfalls.
runterfallen - Das Bauteil fällt runter in das Treppenhaus.
Stimmt, hier klappt es.
„runter ins Treppenhaus fallen“
Auch hier habe ich wieder das Gefühl, dass „runter ins Treppenhaus“ eine Phrase bildet (bilden kann).
ins Zimmer ist eine Adverbialbestimmung. Mit ist ein Präfix,
ein Partikel.
Eben, daher meine Verwunderung, dass „ins Zimmer“ plötzlich
anscheinend mitten im Verb, zwischen „mit“ und „nehmen“,
steht.
mitten im Verb?
Andere Verben gibt es beliebig viele - z.B.
überlaufen - Der Mann läuft über zu Feind.
anmalen - Ich male die Wand an bis zur Decke.
…kann man mit unzähligen trennbaren Verben machen.
Hier funktioniert das nicht.
„über zum Feind laufen“ - nein.
„die Wand an bis zur Decke malen“ - keinesfalls.
runterfallen - Das Bauteil fällt runter in das Treppenhaus.
Stimmt, hier klappt es.
„runter ins Treppenhaus fallen“
Auch hier habe ich wieder das Gefühl, dass „runter ins
Treppenhaus“ eine Phrase bildet (bilden kann).
Ich denke, dass hier der Hase begraben liegt.
Es gibt ja einen Unterschied zwischen
anmalen oder überlaufen und
runterfallen oder mitnehmen
über zum Feind laufen und die Wand an bis zur Decke malen geht nicht, weil die Verben im Infinitiv nicht getrennt werden. Trennbare Verben trennt man nur während der Konjugation.
Ich male die Wand an bis zur Decke oder ich laufe über zum Feind sind jedoch möglich.
An bis zur Decke male ich die Wand oder über zum Feind laufe ich grenzt dann schon an Star-Wars-Dialog. Hier merkt man schon, dass das Präfix nicht beliebig positioniert werden kann.
Runter ins Treppenhaus fallen und mit ins Zimmer nehmen sind m.E. dann doch keine trennbaren Verben mehr, sondern zugehörig zur Adverbialbestimmung/Präpositionalgruppe. Das dürfte auch gelten, wenn sie zu Beginn des Satzes stehen. Stehen sie am Ende, nur dann müssten sie eindeutig zum Verb gehören. Ansonsten müssten beide Varianten gelten.
Es gibt ja einen Unterschied zwischen
anmalen oder überlaufen und
runterfallen oder mitnehmen
Es gibt „ja“ einen Unterschied? Ist das eine bekannte Tatsache? Kann man irgendwo mehr über diesen Unterschied erfahren?
Runter ins Treppenhaus fallen und mit ins Zimmer nehmen sind m.E. dann doch keine trennbaren
Verben mehr, sondern zugehörig zur
Adverbialbestimmung/Präpositionalgruppe.