Mittel- und langfristige Zukunft der Luftfahrt

Guten Morgen!

Als ich heute morgen so im Bett noch rumlag und mir den blauen streifenfreien Himmel anguckte, habe ich darüber wieder einmal nachgedacht, wie wohl die Zukunft des Fliegens aussehen könnte.
Da scheinen mir einige Faktoren von Bedeutung zu sein:

  • Das große Maß ausgefallener und noch ausfallender Flüge und wie verkraften das die airlines mit und ohne Hilfe?

  • Haben Hilfen Sinn, denn so schnell wird und sollte es ja auch nicht besser werden, denn

  • Halbleere Maschinen sollen angeblich nicht wirtschaftlich fliegen können, volle Maschinen (wie sie derzeit auch fliegen, gerade miterlebt im Freundeskreis) sind- Hepafilter hin oder her- epidemiologisch fahrlässig, wer will so fliegen, wenn er nicht muss?

  • Es scheinen nur wenige Menschen das Fliegen in diesem Jahr für den Urlaub nutzen zu wollen, auch in der nächsten Saison können wir keineswegs von einem Impfstoff in großem Stil ausgehen, es deutet sich eine Veränderung des Reiseverhaltens an, die möglicherweise nachhaltig ist.

  • Man hat mit Corona gelernt, dass ein umfangreiches berufliches Flugverhalten im Maße , wie es vor Corona statt gefunden hat verzichtbar ist, darf davon ausgehen, dass auch das dauerhaft weniger geworden sein wird.

  • Zunehmend mehr Menschen gefällt diese Entwicklung auch (gut, anderen auch nicht, vermutlich.)

  • Auf Grund einiger dieser Punkte dürften die Preise für´s Fliegen steigen, was einen selbstverstärkenden Effekt haben könnte.

Welche Prämissen spielen eine größere Rolle, welche eine weniger große und wie sehen Experten die Zukunft der Luftfahrt?

Einstweilen geniesse ich weiter den ungetrübten Himmel, der mich zunächst etwas verstört hatte, bis ich es gar nicht wieder missen wollte.

Wenn kaum jemand fliegt, werden kaum Flugverbindungen gebraucht. Ergo weniger Flugzeuge, und damit auch weniger (oder kleinere - aber klein lohnt sich ja nicht) Fluggesellschaften.
Wer auf Frachtflüge umsatteln kann oder sein Geld schon hauptsächlich damit verdient, wird ganz gut rauskommen aus dem Ganzen.

Aber das waren sie doch schon immer. Dazu braucht es kein „Corona“. Nur weil der Virus momentan gehypt wird, heißt das nicht, dass es nicht ansteckendere und tödlichere Krankheiten gibt.

Und welchen Anteil hat die allseits geschürte Angst vor Corona daran, bzw. wie viele Menschen treffen die Entscheidung aus anderen Gründen („die Trauben sind ja eh zu sauer“).

Ist das so? Ich meine, dass berufliches Fliegen weniger geworden ist, ist dank Skype & Co. ein Trend, der schon vor Corona eingesetzt hatte. Kann da aber leider keine Zahlen präsentieren, sondern nur für meinen Arbeitgeber und meine Beobrachtungen in der Branche sprechen.
Ich denke eher, dass privates Fliegen aktuell vermehrt für verzichtbar gehalten wird - aber wenn wieder „normal“ geflogen werden kann, wird das Marketing schon dafür sorgen, dass Verlangen erzeugt wird und es - im wahrsten Sinne des Wortes - wieder „aufwärts“ geht.

Naja… das ist bei jeder Änderung so.

Hier haben sich ein paar Leute Gedanken gemacht:

Und als hätte man es vorher gewußt, hat man BER schon mal viel kleiner gebaut, als er nach Vorcoronaprognosen notwendig gewesen wäre! Nachtigall, ick hör dir…! :face_with_monocle:

Gruß,

Kannitverstan

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Das ist eine ständig wiederholte Behauptung, die ich noch nie verstanden habe. Was genau können denn die großen besser?

Geht mir doch genauso. Jedenfalls kriegst du als „Großer“ bessere Einkaufsbedingungen.
Die eine oder andere bürokratische Hürde ist sicher auch leichter zu nehmen.
Und manche Kosten (z.B. Werbung, Rechtsberatung) sind einigermaßen unabhängig von der Größe. Auf je mehr Kunden man die umlegen kann, umso besser.

Zum Beispiel Staatshilfen bekommen :wink: Systemrelevanz und so…

Gruß,

Kannitverstan

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Hallo,
nach Eu Vorgabe sind bis ?? 2050 ? alle CO2 Erzeuger nicht mehr neu erlaubt. Man muss dann alte Flugzeuge vorher im Vorat kaufen und weiterbetreiben, oder besser neue Flugzeuge ohne CO2 Erzeugung betreiben. So wird mittelfristig der Flugverkehr kaum elektrisch, vielleicht mit Wasserstoff oder wahrscheinlicher mit regenerativ erzeugtem Kerosin-Ersatz betrieben. Das wird deutlich teurer als heute, mehr Geld fuer Treibstoff, fuer neue Maschinen, und vermutlich auch mehr Landegebuehren fuer alte Dreckschleudern.
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Der Flugverkehr wird wegen CO2 also teurer.
Damit werden andere Verkehrstraeger bevorzugt, wo es wirtschaftlich geht.
Die Welle der Video-Verbindungen wird schon kurzfristig Kunden wegnehmen.
Wegen weniger Kunden werden viele Flugzeuge ueberfluessig und die anderen immer noch ziemlich voll gefuellt sein.
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Meine Meinung. Gruss Helmut

Hoffentlich. Auf Welt.de las ich mal in einem Vorspann zu einem Beitrag zum Thema: „Das Flugzeug ist der Sieg der menschlichen Phantasie über das irdische Elend“.

Möge es uns erhalten bleiben, zumal der Kohlendioxidausstoß der gesamten kommerziellen Luftfahrt nicht allzugroß ist.

Gruß T

Naja. Bis dahin fließt noch viel Wasser die Donau runter. Ich gehe eher davon aus, daß die EU in ihrer heutigen Form dann nicht mehr existieren wird.

Gruß T

Dir ist aber bekannt, dass bei Flugzeugen der CO2-ausstoß nicht das größte Problem ist, oder? Dass da erheblich mehr hinten raus kommt?

Erlaeuterung hinzu
" Die direkten CO2-Emissionen der Flugzeuge können mit dem Kerosinersatz Power-to-Liquid ( PtL ), das aus erneuerbaren Strom und CO2 hergestellt wird, auf Null reduziert werden. Damit diese E-Fuels … "
Quelle Umweltamt

Hallo,
damit der Flugverkehr NICHT weniger wird, greifen die Staaten ein und stützen ihre Fluggesellschaften gegen die mangelnden Aufträge. Frankreich hat gut investiert, vier Milliarden Euro Bankkredite sowie einem Darlehen von drei Milliarden Euro, das direkt von der Regierung kommt (äh - vielleicht doch von den Steuerzahlern ?).
Deutschland stützt die Lufthansa. Alle Aktien mal deren Kurs sind in der Krise ca 4 Millarden Euro, dafür koennte man die ganze Aktiengesellschaft kaufen. Der deutsche Staat investiert ca 9 Milliarden, erhaelt 20 Prozent an der Firma. Genau aufgelistet findet man dies nirgends, muss wohl dem Steuerzahler irgendwie verschluesselt werden. Sonst denkt jeder direkt an die damalige Commerzbank-Hilfe.
Wir haben also in Zukunft (einige) vom Staat „getragene“ geförderte Fluglinien. In Staaten, die Wachstum ihrem Handeln voranstellen.

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Moin,

Nun ja, man sieht es ja aktuell: Es ist im Grunde kaum zu verkraften, die Kapitalreserven der Airlines sind dünn und viele Airlines stehen vor der Insolvenz, sind insolvent oder werden durch die Staaten unterstützt. Ausnahmen sind lediglich da möglich, wo die Kostenbasis aufgrund von zumindest fragwürdigen Vertragsgestaltungen drastisch zu drücken ist.

Jein. Die Frage ist, wie es vor der Krise aussah. Es gibt viele Airlines, die in der Zeit sehr prosperierend da standen in einem boomenden Markt. Es gibt aber auch Airlines, die trotz des boomenden Marktes nur gerade so wirtschaftlich oder gar unwirtschaftlich waren. Hier sind Hilfen herausgeworfenes Geld. Bei den anderen kann es für eine Überbrückung reichen.

Die Lösung des Problems alleine sind nicht die HEPA-Filter, sondern a) die Masken an Bord, b) die Luftbewegung (von oben nach unten) und c) erst die HEPA-Filter.
Im Endeffekt ist mir bisher noch keine Nachgewiesene Ansteckung im Flugzeug bekannt.

Falsch! Viele wollen in den Urlaub, gerade weil viel Urlaub in der ersten Jahreshälfte weggefallen ist. Der Bedarf bei den Ferienfliegern ist groß und alle Lockerungen, die sich bieten, werden vom Markt angenommen. Das wird auch ein Thema für die großen Netzwerkcarrier.

Ja, jein. Es tut sich hier in der Tat etwas. Einerseits wird sehr deutlich, dass man nicht zu jedem x-beliebigen Meeting hin und her reisen muss. Vieles kann man eben per Videocall ersetzen. Auf der anderen Seite werden aber auch die Ungänzen des Systems sichtbar: Man merkt, wo es Grenzen hat und welche Meetings nach wie vor unbedingt face-to-face stattfinden müssen. Wir sind Menschen, wir kommunizieren extrem viel non-verbal, das kommt in großen Meetings völlig abhanden, wenn das Bild nur noch eine Briefmarke auf dem Monitor ist.
In Summe wird aber der Geschäftsverkehr vermutlich abnehmen.

Abwarten, momentan ist auf dem Markt sehr viel Kapazität, bzw. kann sehr schnell wieder bereit gestellt werden. Das sollte gut für die Preise sein.

Gruß,

Nabla

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Kleine Airlines haben den Nachteil, dass auch für sie ein fixer organisatorischer Dachmantel vorgeschrieben ist. Dieser Overhead ist kostenseitig ungünstig, wenn man nur wenige Flugzeuge (=kleine Flotten) betreibt. Eine sinnvolle Betriebsgröße fängt bei ca. 10 Flugzeugen einer Baureihe bzw. ingesamt an.

Gleiches gilt auch für die Flugzeuge: Die Mehrkosten für ein großes Flugzeug sind nur in Teilen proportional. Vieles relativiert sich durch das Mehr an Gästen, was befördert werden kann. So sind es z.B. immer 2 Piloten per Vorschrift. Legt man diese Personalkosten auf 180 Leute um ist es deutlich besser, als wenn man es nur auf 120 umlegt. Voraussetzung ist natürlich, dass man die Plätze auch verkauft bekommt.

Gruß,

Nabla2

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Moin moin,

Du siehst eher keine langfristigen großen Pandemieeinflüsse auf die Luftfahrt- wenn ich Dich richtig verstanden habe- am ehesten noch eine Verringerung bei den Berufsfliegern.

Ist es wirklich so, dass die Leute dann auch mit dem Flugzeug in den Urlaub wollen??
Ich habe in den letzten Tagen immer nur wieder gelesen davon, dass erheblich viele den Urlaub in D verbringen wollen und in Österreich .
In der Werbung fällt mir das auch auf, es wird vorwiegend D beworben.
Wer mutiger ist fährt ins europäische Ausland.
Es wird ja auch den Leuten klar sein, dass keiner mehr staatlicherseits heim geholt werden wird, wenn er irgendwo weit weg strandet.

Ich kenne übrigens wirklich niemanden, der jetzt bereit ist, ein unnötiges Risiko einzugehen, indem er sich in ein Flugzeug setzt, aber einige, die die Gelegenheit ergreifen, sich D einmal explizit angucken zu wollen.
Was ja eine Chance ist, wie diese Krise einige Chancen mit sich gebracht hat.

Ah, genau, das hatte ich vergessen, das gehört ja zu den Filtern unmittelbar dazu, wenn man das Sicherheitskonzept verstehen will.
Dennoch wurden die Sitzreihen (2?) vor und hinter Infizierten als potentielle Risikoorte behandelt, das war am Anfang der Krise mal durch erörtert worden.
Ab da spielt doch ausserdem der psychologische Faktor eine Rolle. (Vielleicht spielt der sowieso die Hauptrolle?)
Vertrauen, oder nicht Vertrauen. Ich sehe das ganz pragmatisch, warum sollte ich vertrauen, wenn es gute Alternativen gibt. Aber das könnten andere auch anders wahrnehmen soweit sogar, dass sie diesen Konflikt gar nicht als Konflikt wahr nehmen.

Dass die Spielmasken (die sie in diesem Kontext wirklich fast sind) in so unmittelbarer Nähe, wie in einem Passagierflugzeug, auch eher eine psychologische, als eine tatsächlich schützende Wirkung haben, das ist ein Fakt.

Aber Du bist der Fachmann:
Ist die Nachfrage eine Vermutung von Dir, eine Hoffnung oder gibt es diese Nachfrage tatsächlich schon?

Der zweite Name dieser Krise :slight_smile: .

Grüße,
farout

Wir haben nicht genug Strom aus erneuerbaren Energien für alles. Jede kWh, die ich „aus erneuerbaren Energien“ für die Anwendung X verwende, steht den anderen Anwendungen nicht mehr zur Verfügung. CO2-arm wird eine Anwendung nur, wenn ich die für deren Betrieb notwendigen Anlagen zur Erzeugung regenerativer Energien neu baue - „arm“ - nicht „frei“, denn Windkraftanlagen werden ja nicht aus Stroh und Baumrinde gebaut…

Ich sage damit nicht, dass da alles keinen Sinn ergeben würde. So lange ich aber irgendwo Brennstoffe verheize, um Strom ins Netz einzuspeisen, ist jede Entnahme aus dem Stromnetz mit CO2-Ausstoß verbunden.

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Man braucht dafür keinen Strom mehr:

Gruß T

Genau deshalb hat jeder Elektro-Auto-Käufer die moralische Pflicht, sich auch gleich eine Solaranlage dazu (ggf. mit Akku) auf’s Dach zu schrauben.

Aber so weit zu denken kann man von lobbyistengesteuerten Politikern nun wirklich nicht verlangen.