Mittelalter: Berufe

Liebe/-r Experte/-in,

Ich hätte da mal einige Fragen zu den Berufen im Mittelalter, oder eine Internetseite, wo ich diese Fragen evt finden kann:

  1. Mit wievil Jahren fing man an einen Beruf zu erlernen? Und gab es eine Altersgrenze ?
  2. Wie war das mit dem Verdienst? (Von wem wurde man bezahlt und wieviel im durchschnitt … )
  3. War es häufig dass man mehrere Berufe hatte oder immer nur einen Beruf?

Ich hoffe ihr könntet mir weiterhelfen, denn im Internet findet man nicht wirklich etwas zu diesen Fragen. :wink:

Liebe Grüsse

Bin leider momentan beruflich und privat derart ausgelastet, dass ich zur Beantwortung einer so komplexen Frage keine Zeit finde. Bitte um Verständnis.

lg
Schallaböck

Hallo Tigaentchen,

  1. Mit wievil Jahren fing man an einen Beruf zu erlernen? Und
    gab es eine Altersgrenze ?

Durchschnittlich begann man im ungefähren Alter von 10 Jahren als Lehrling, doch gab es auch massenweise Ausnahmen, die eine genaue Angabe erschweren. Manche fingen später an, manche arbeiteten nur als Gehilfe und verdienten dabei fast nichts, schufteten sich später zum festangestellten Mitarbeiter hoch und verrichteten ihren Job bis sie tot umfielen. Es kam allerdings immer darauf an, welchen Beruf man ausübte:
So konnte man als Gerber (also als Hersteller von Leder) eigentlich fest davon ausgehen oben genannten Weg einzuschlagen, auch Kotsammler o.Ä. waren solche Berufswege, doch gab es in anderen Zweigen gute Auftsiegschancen. Ein Maurergehilfe z.B. konnte schnell zum Meister aufsteigen, der Zunft beitreten und richtig gut verdienen. Eigentlich konnte jeder, der etwas im Hirn hatte oder fest mit anpacken konnte, Karriere machen, wenn er sich nur gut genug anstellte. Auf dem Land war das wieder etwas anders: Hier war auch der Gerber-in der Stadt meist in eigene Gassen verbannt, die aufgrund des Gestanks keiner betreten wollte- ein mehr als angesehener und geachteter Beruf.

  1. Wie war das mit dem Verdienst? (Von wem wurde man bezahlt
    und wieviel im durchschnitt … )

Der Verdienst war ganz unterschiedlich. Die Preise regelte meist die Zunft oder der „Chef“ selbst. Dabei nahm er sich, soviel er für richtig erachtete und bezahlte seine Arbeiter je nach Auftragslage. Es gab allerdings schon mündliche Abkommen über ein mehr oder weniger festes Einkommen-allerdings auch nicht in jedem Beruf. Einen Durschschnittsverdienst kann man nicht nennen, da damals das Geld-wie auch die Maßeinheiten-in jeder größeren Stadt eine andere Einheit hatte. Gulden sind dabei die bekannteste und am weitesten verbreiteste, die allerdings schon wieder am Ende des Mittelalters aufkam. Es kam allerdings immer auf den „Chef“ an.

  1. War es häufig dass man mehrere Berufe hatte oder immer nur
    einen Beruf?

Mehrere Berufe tat man sich nur selten an. Meist arbeitete man von Früh bis Spät, weshalb es nicht-wie heute-möglich war, tagsüber bei einem Gerber zu arbeiten und in der Nacht bei einem Weber, da man
a)seine Kräfte schon tasgüber verausgabte und
b)nachts fast keiner arbeitete, da z.B. schlicht die Beleuchtung fehlte, oder sich in großen Städten wie Nürnberg oder Bamberg das Gesindel auf den Straßen herumtreib und man schaute, dass man nach Hause kam.
Ich hoffe ich konnte dir damit weiterhelfen!

Adrian Roßner

Hallo, vielen Dank, das hat mir sehr geholfen! :smile:

Ich hatte nur irgentwo gelesen dass man normalerweise immer mit 7 Jahren anfängt … das hat mir doch komesch erschienen …

danke noch einmal :smile:

Hallo tigaentchen,

Freut mich, wenn ich helfen konnte!

…normalerweise immer
mit 7 Jahren anfängt

Wie gesagt kam das immer auf den Zweig-und vor allem den Stand an, dem man angehörte. Schwere Aufgaben-ich nehme einfach nochmal den Gerber-konnte man in dem Alter ja noch gar nicht verrichten, doch fingen manche trotzdem schon an, sich bei ihrem zukünftigen Boss ein Taschengeld mit einfacheren Arbeiten zu verdienen.

Adrian Roßner

Ich Hoffe ich kann dir hiermit helfen, wobei deine fragestellung sehr sehr vageist das mittelalter hat einige perioden durchgemacht und mit dennen hat sich dementsprechend viel geändert

Bereits im frühen Kindesalter lernten die Menschen die Berufe oft die ihrer Eltern oder andere Spezialisten im Dort ( Schneider Schmied etc pp)
Vom verdienst her gabs extreme unterschiede manche haben praktisch nix bekommen dafür unterkunft verpflegung etc oft wurde der verdienst auch an die Eltern weitergegeben und man bekam nur soviel wie nötig war

ein Lehrling musste sogar für die Ausbildung bei einem Meister zahlen

Man lernte normal nur einen Speziellen beruf dazu kamen halt noch sachen wie kochen nähen etc

auf rechtschreibung etc hab ich jetzt mal keinen wert gelegt ist ja auch schon ein wenig spät^^
gn8 und lg

Hallo,

ich erinnere mich daran, es gibt tatsächlich nicht allzu viel über Kinder im Mittelalter.
Normalerweise war die Kindheit mit sieben Jahren vorbei. Vieles wurde in siebener Schritten gerechnet, so auch das Leben. Arme Kinder mussten dann arbeiten, auf dem Feld oder wo auch immer, ohne eine Ausbildung zu bekommen. Es wurde auch entschieden, ob jemand einen geistlichen oder weltlichen weg einschlug. in der regel „schenkten“ Eltern einen Teil ihrer Kinder „dem Himmel“, das war eine konkretere Form, sich diesen selbst zu verdienten. Andere kamen zu Handwerkern in die Ausbildung, die besser gestellten und adeligen Kinder wurden an andere Höfe gegeben, um dort erzogen und ausgebildet zu werden. Das wurde natürlich auch gemacht, um Bündnisse zwischen den immer fehdebereiten Sippen zu festigen usw.
Über Gehälter weiß ich nicht viel. I.d.R. wurde der Lehrling vom Lehrherrn bezahlt, wobei der Lohn oft darin bestand, beim Lehrherrn Unterkunft und Verpflegung umsonst zu bekommen. Geistliche wurden von ihren Orden erhalten und von Spenden, Ritter mussten sich ihren Lebensunterhalt häufig erstreiten und im Kampf verdienen.

Vielleicht findest Du bei Arno Borst etwas, in seinen Büchern über den Alltag des Mittelalters. Die Standardwerke zur Kindheit im Mittelalter sind von Philippe Aries und Lloyd de Mause, etwas überholt, aber vielleicht trotzdem anregend für Dich (wobei ich die Geschichte des Todes von Aries viel stärker fand…)

Viel Glück weiterhin

Iris Rohmann

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Danke … hat mir sehr geholfen :smile: jetzt heisst es noch auf französisch übersetzen :smile:

Hallo, danke danke :wink: hab noch eine Frage … der Tauschhandel war ja ganz häufig im Mittelalter (mit Hühner und mit sonst allmöglichen Waren). Ist die Bezahlung mit Geld (also wie zb gulden wie du sagst) erst im späten Mittelalter aufgetaucht? Ich hab nämlich irgentwo gelesen dass die Adligen nur Geld besassen …

Hallo nochmal,

Der Wechsel von der sogenannten „Naturalienwirtschaft“ (d.h. Tauschhandel) hin zur Geldwirtschaft vollzog sich während des 15.-16.Jahrhunderts-was bereits im ausklingenden Mittelalter anzusiedeln ist. Vorher war vor allem unter der Landbevölkerung-wie auch bei der niederen Stadtbevölkerung der Tauschhandel gang und gebe. Allerdings kann man hier nicht genau differenzieren, da sich zeitweise auch beides vermischte.

Liebe Grüße,

Adrian

Ich bin’s wieder :wink: Wollte nur mal eben fragen ob du nicht in einem Buch oder Dokumentation Bilder von Berufen im Mittelalter hast? Zb vom Lehrling und seinem Meister …
Hab bei google geschaut, aber noch nicht etwas gefunden was mir gefiel …

Hallo Maxi. Hab noch eine Frage: Hast du nicht zufällig Bilder von Berufen ? Zb vom Lehrling, Meister, oder von KIndern bei der Arbeit? Bei google finde ich nichts passendes leider.LG, tessy

Das kommt immer darauf an, was du als Suchbegriff eingibst. :smile:
Ich z.B. habe das hier gefunden:
http://www.great-engineers.de/webseite/ingenieure/se…
Links der Geselle, rechts der Meister.
Du musst bei Google darauf achten deine Suche mit möglichst genauen Bezeichnungen zu bestreiten.
Versuch zum Beispiel nicht „Bild-Meister-Geselle“, sondern gib’ „Holzschnitt Meister und Geselle“ ein oder „Stich Meister Geselle“
Das waren die Techniken, die am weitesten verbreitet gewesen sind, da man mit wenig Aufwand viele Kopien herstellen konnte-und je mehr Exemplare es von einer Abbildung gab, desto wahrscheinlicher, dass sich mindestens eines davon erhalten hat. Gemalte Bildnisse hingegen waren nur den Priviligierten von Adel vorbehalten und zeigen meist keine einfachen Arbeiter, wie du sie suchst.
Was du machen könntest: Schau unter den einzelnen Berufen im Web nach. Nehmen wir doch nochmal den Gerber.
Viola: http://de.wikipedia.org/wiki/Gerben
Es gibt eigentlich genug Bilder-man muss sie nur finden. :smile:
Eine andere Möglichkeit wäre ein Museum-ich weiß z.B., dass sich im Archäologischen Museum in Bayreuth, das zu einem meiner Vereine gehört, einige Räume zum Thema „Beruf“ eingerichtet sind.
Gute Einblicke in das Leben der einfachen Leute bekommst du auch durch Historienfilme wie z.B. Das Parfum
Das älteste und eines der besten Bildnisse aber ist wahrscheinlich das Zunftwappen der einzelnen Berufszweige. Diese Wappen sind historisch belegt und basieren somit nicht auf der Phantasie irgendwelcher Autoren in Hollywood, außerdem zeigen sie meist die für den Beruf wichtigsten Werkzeuge auf. Ich weiß z.B. vom Buch der Bäckerzunft zu Münchberg, das auf der ersten Seite eine tolle Darstellung eines Bäckers in Sonntagskleidung enthält.
Also nochmal zusammenfassend:
Einzelne Berufe suchen, von denen du weisst, dass sie im Mittelalter existiert haben
Wenn du historische Bildnisse suchst, auch einmal „Stich“ oder „Schnitt“ als Suchwort eingeben
Zunftwappen verwenden
Gute Quellen: Wer weiß was-Bücher-solche Jugendbücher enthalten meist bessere Bilder als die Profischmöker
Ich hoffe das hilft dir weiter!

Adrian Roßner

Mittelalter Heiratsspolitik/Leibeigene/Freiheit
Hallo. Vor einiger Zeit hast du mir so gut weitergeholfen beim Thema Mittelalter. Jetzt habe ich noch andere Fragen …

Hab hier einige Geschichtsnotizen und möchte fragen ob die richtig sind.
Ab wann gab es die Heiratspolitik im Mittelalter ?
Hab hier stellen dass dies zu einer „wiedervereinigung“ führt ? warum denn das ?
Dann steht noch da dass es ab 1300 Leibeigene und Bauern gibt (also ab 1300 wird den Unterschied gemacht; wie war es denn vorher?)
Und dann steht dass noch dass die Bürger mehr Rechte haben wollen für die Städte und nicht mehr abhängig vom König sein wollen. Die Städte wollten frei sein. (wann war das denn ungefähr?)

Ist die Reihenfolge von diesen Hauptelementen richtig?

Lieben Dank auf jeden Fall schon mal! :smile:

Hallo tigaentchen,

Es freut mich, wenn ich dir damals weiterhelfen konnte und du dich noch jetzt daran erinnerst.

Heiratspolitik gab es schon in der Antike. Auch damals versuchten verschiedene Kaiser, wie etwa Theodosius, ihre Herrschaft im Nachhinein durch die Hochzeit mit der Gattin/Schwester des verstorbenen Kaisers zu rechtfertigen/legitimieren. In welchem Zusammenhang ist denn hier von einer „Wiedervereinigung“ die Rede?

Es gab schon im Reich der Merowinger eine Unterscheidung zwischen den einzelnen Ständen: Minsteriale (Zinspflichtige), Grundhörige und Unfreie. Insofern gab es also auch schon vor 1300 eine gewisse Form der Leibeigenschaft.

Stadtrechte und damit einhergehende „freie Städte“, wie etwa Nürnberg, entstanden bereits ab dem 10. Jahrhundert.

Ich hoffe, dir damit wieder ein wenig weitergeholfen zu haben.

Liebe Grüße,

Adrian

Also das Problem ist dass meine Notizen von dem Professor auf Französisch sind. Versuch dann nochmal :smile: Wir brauchen eigentlich nur die Hauptelemente zu wissen.

Also als erstes ist die Rede vom Feudalismus. Dann direkt danach ist die Rede von der Heiratspolitik. Und dann steht da, dass ab 1300 eine Wiedervereinigung war. Danach ist dann die Rede dass man die Bauern eigentlich in 2 Gruppen einteilt. Die die gratis arbeiten müssen und die die freie Bauern.
Danach steht das mit der Freiheit der Städte, aber das hab ich jetzt verstanden. Das heisst wenn die Stadt frei ist, gab es keine „Sklaven“ (Unfreien ?) mehr.
Ist das richtig so?
Lieben Dank

Hallo tigaentchen,

Nun, das Feudalsystem beinhaltet ja unter anderem Frondienste und Leibeigenschaft. Vielleicht also bezieht sich der Text darauf.

„Frei“ war eine Stadt dann, wenn sie, ganz salopp gesagt, keinem Adeligen o.Ä. „gehörte“. So unterstanden freie Städte meist nur dem Kaiser selbst und waren ansonsten, was Rechtssprechung und Münzprägung anging, vollkommen unabhängig von den Vorschriften des Landesherrn.