Mittelalter: Gelehrte und Gedichte

Hallo,

ich frage mich, ob im Mittelalter nur die Gelehrten diejenigen waren, die Minnegesänge und Gedichte in Mittelhochdeutscher Sprache aufschrieben (so wie die Mönche im Kloster bibl. Texte kopierten).

Wie machten das z.B. im 12. Jh. Der von Kürenberg, Walter von der Vogelweide und im 13. Jh. Carmina Burana?

Schrieben sie selbst oder ließen sie schreiben?

Lieben Dank, wenn jemand was weiß!

VG
Talis

Moin, moin Talis,

das wird unterschiedlich gewesen sein: von Hartmann von Aue wird ja in einem Gedicht gerühmt: Ein ritter so geleret was, das er an den buochen las; sein nam war Hart z’Ouwe.

Auch Walter wird haben schreiben können; eine solche Produktion wie seine läßt sich nur schwer vorstellen bei einem Analphabeten.

Der Archipoeta von den Carmina Burana konnte zweifellos schreiben; auch Oswald von Wolkenstein (na gut, das war schon sehr spät) konnte schreiben. Und Wolfram von Eschenbach, gar keine Frage!

Vom Kürenberger ist nicht viel bekannt; da wage ich keine Aussage.

Sonst müßte man einfach mal die einzelnen Dichter durchgehen.

Gruß - Rolf

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Hi Rolf!

Lieben Dank!! Das hilft weiter ;o)

LG
Talis

Hallo, Rolf und Talis

Wie machten das z.B. im 12. Jh. Der von Kürenberg, Walter von
der Vogelweide und im 13. Jh. Carmina Burana?

Man muss hier unterscheiden zwischen den fahrenden Sängern und den niedergelassenen Schreibern.

Erstere pflegten eine mündliche Kunst und nur wenn sich ein Mäzen fand, kam es zu Niederschriften. Zum Teil erst nach dem Tode des Dichters.

Walther war wohl so einer und die anderen in der Manesseschen Handschrift.

Der Schreiber des Nibelungenlieds, Gottfried von Straßburg, - beide vermutlich geistliche Schreiber in Kirchendiensten - Hartmann von der Aue muss man sich als Ministerialen vorstellen. Also kaiserlicher oder fürstlicher Beamter

Schrieben sie selbst oder ließen sie schreiben?

das wird unterschiedlich gewesen sein: von Hartmann von Aue
wird ja in einem Gedicht gerühmt: Ein ritter so geleret was,
das er an den buochen las; sein nam war Hart z’Ouwe.

Dies ist eine Selbstaussage Hartmanns aus dem „Armen Heinrich“!

Auch Walter wird haben schreiben können;

Da bin ich mir nicht so sicher.

Und Wolfram von Eschenbach, gar keine Frage!

Und doch sagt Wolfram von sich:

Ine kan deheinen buochstab!

Aber das ist wohl Koketterie.

Und er betont, dass „schildes ambet ist mîn art“

Stellt also sein Rittertum gegen das kirchliche Gelehrtenwesen.

Aber als Ministeriale hat er wohl geschrieben haben.
Den Parzival nur mündlich vorgetragen, das kann man sich in der Tat kaum vorstellen.

Sonst müßte man einfach mal die einzelnen Dichter durchgehen.

Genauso ist es.

Und da gibt es bei den meisetn wirklich wenige Fakten und Anhaltspunkte.

Wenn man bedenkt, dass Klingsor von Ungarlant - bei Wolfram eine Literarische Figur - im Sängerkrieg bereits eine historische Person ist und mit eigenen Strophen in der Manesseschen Handschrift.

Gruß Fritz

2 Like

Hallo,
als Beispiel mal Walter:
Der Reichsspruch I (Ich sz uf eime steine), setzt - da sind sich die Kommentatoren, soweit ich sehe, einig - Kenntnis und Auseinandersetzung mit der antiken Staastrechtslehre (Cicero, Augustinus) voraus.
Denn hinter dem Satz „fride unde reht sind sere wunt“ ist die Forderung nach pax/Friede und iustitia/Gerechtigkeit deutlich, den zentralen Forderungen an staatliche Herrschaft seit der Antike.
Auch sonst kann man Walter nur als einen in der Bildung seiner Zeit beschlagenen Dichter sehen, der in engem Kontakt zu den Großen seiner Zeit stand.
Vergleiche die „Pelzrock-Quittung“ für ihn aus Passau, die in ihrer Höhe exakt dem Entgelt für einen geleisteten diplomatischen Dienst entsprach.
Auch im Hinblick auf seine anderen anspruchsvollen Gedichte erscheint es mir unvorstellbar, dass er nicht selbst geschrieben haben soll.
Gruß!
H.