Hallo Johannes,
Ich nehme an, diese waren zu damaliger Zeit ausschließlich mit
Stroh gedeckt? Oder gab es da schon Schindeln?
Holzschindeln gab es hierzulande nachweislich schon 1.000 Jahre, bevor die Römer kamen. Wahrscheinlich sehr viel länger, aber Holz archäologisch nachzuweisen ist natürlich schwierig (organisches Material). Das ‚nachweislich‘ oben bezieht sich auf Schindeln, die sich in Moorboden (also unter Luftabschluss) erhalten hatten.
In der von Dir gewählten Zeitepoche war Schindelbedachung weit verbreitet. Dachziegel gab es auch (sie wurden durch die Römer eingeführt) und die Ziegelbrennerei war in Gegenden, wo es Tongruben gab, häufig ein Nebenerwerb für Bauern. Die Bedachung mit Ziegeln konnten sich allerdings nur Wohlhabende leisten. Karl der Große beispielsweise schrieb im Jahr 794 für seine Domänen (Wirtschaftshöfe, gewissermaßen landwirtschaftliche Musterbetriebe) Bedachung mit Ziegeln vor. Dass das eigens vorgeschrieben wurde, zeigt aber auch, dass die Verwendung von Dachziegeln selbst bei einem königlichen Wirtschaftshof nicht selbstverständlich war.
Schilf (Stroh eher weniger) benutzte man eigentlich nur in wirklich holzarmen Gegenden, das war also die seltenste Variante - die Wälder hatten damals noch eine ganz andere Ausdehnung als heute und Holz gab es fast überall in Hülle und Fülle. Man muste es nur schlagen und gewann damit gleich auch noch weitere landwirtschaftliche Nutzfläche (o.k., roden musste man natürlich auch noch). Schindeln konnte sich jeder Bauer selbst machen; besonders im Winter hatte er auch Zeit dazu.
Grundsätzlich hast Du also die Wahl zwischen Reet/Schilf, Dachziegel und Dachschindel - letztere war am weitesten verbreitet.
Freundliche Grüße,
Ralf