Mittelhochdeutsch Übersetzung

Hi!

Ich stehe vor einem mittelgroßen Problem und hoffe, irgendjemand hier ist recht fit in Mittelhochdeutsch.

Es dreht sich um das Wort „ginende“, zu dem ich einfach keine Übersetzung finden kann (Lexer und BMZ geben nichts her).
Ich hätte das Wort zwei Mal im Zusammenhang anzubieten:

  1. „durch gott soll ez dir sin genant,
    waer ich so ginende ,
    wie mich din tugent überwant.“ (Hartmann v. Aue, Die `Klage´)

  2. „unde solt sich wol bewarn
    daz er dar nien solde varn
    dâ der Tiuvel ginende ist
    als ein lewe zaller vrist.“ (Thomasin v. Zirklaere, Der welsche Gast)

Ich kann´s leider nicht mal aus dem Zusammenhang korrekt erschließen, also bitte: HELFT MIR!

Gruß, Dine

Hallo, Dine,

Es dreht sich um das Wort „ginende“, zu dem ich einfach keine
Übersetzung finden kann (Lexer und BMZ geben nichts her).

zu „ginen“ finde ich bei Lexer:

ginen swv. … das maul aufsperren, gähnen …dâ der tiuvel ginende ist…

http://germazope.uni-trier.de/Projects/WBB/woerterbu…

  1. „unde solt sich wol bewarn
    daz er dar nien solde varn
    dâ der Tiuvel ginende ist
    als ein lewe zaller vrist.“ (Thomasin v. Zirklaere, Der
    welsche Gast)

Zumindest hier müsste das passen - bei deinem ersten Text bin ich da nicht so sicher.

Auch bei Grimm gibt es (unter „gienen“) einiges dazu http://germazope.uni-trier.de/Projects/WBB/woerterbu…

Gruß
Kreszenz

Hi, Dine!

Es dreht sich um das Wort „ginende“, zu dem ich einfach keine
Übersetzung finden kann (Lexer und BMZ geben nichts her).

Bist du sicher?

Lexer bietet:

gin = Maul, Rachen
ginen, genen, ginnen = das Maul aufsperren, gähnen

Die ja wohl nicht in Frage kommen, oder?

Und

ginnen = (mit schw. Prät.) = beginnen

Hilft das weiter?

Gruß Fritz

Hi Kreszenz!

Danke erstmal für deine Bemühungen!

Das mit dem gähnen habe ich im Lexer auch gefunden, dachte aber, dass es bei meinem ersten Beispiel (und das ist leider dasjenige, auf das es ankommt:wink:) nicht passt. Ich hab allerdings „genenden, -nendec adj. kühn, mutig, eifrig“ gefunden und frage mich jetzt, ob das davon kommen kann. Denn das passt.

Gruß, Dine

Hi, Dine!

Es dreht sich um das Wort „ginende“, zu dem ich einfach keine
Übersetzung finden kann (Lexer und BMZ geben nichts her).

Bist du sicher?

Lexer bietet:

gin = Maul, Rachen
ginen, genen, ginnen = das Maul aufsperren, gähnen

Die ja wohl nicht in Frage kommen, oder?

So schaut´s aus:wink:

Und

ginnen = (mit schw. Prät.) = beginnen

Hilft das weiter?

Leider nicht, dann hieße es in meinem ersten Beispiel „wäre ich so beginnend“, das gibt nicht wirklich Sinn. Dennoch vielen, vielen Dank!

Gruß Fritz

Gruß, Dine

Leider nicht, dann hieße es in meinem ersten Beispiel „wäre
ich so beginnend“, das gibt nicht wirklich Sinn.

Schade. Gibt es Varianten zum Text? Im Apparat oder so?

Fritz

Sekündchen…

„w.i.in oriende; w.i.vorem ende; waere ich gemende; swar ich ernende; w.i. von oriente“

Ich hab jetzt mal auf die weiteren Angaben (z.B. Verweise auf den „Iwein“ etc.) verzichtet, das sind jetzt lediglich die Alternativen.

Gruß, Dine

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

„w.i.in oriende; w.i.vorem ende; waere ich gemende; swar ich
ernende; w.i. von oriente“

Äääähhähemmmbbrrm???

Letzter Versuch.

Wie wäre es mit

geinnern, ginnern = inne werden lassen, erinnern?

  1. „durch gott soll ez dir sin genant,
    waer ich so ginende,
    wie mich din tugent überwant.“ (Hartmann v. Aue, Die `Klage´)

Bei Gott (als schwörende Versicherung) soll es dir gesagt sein,
wäre ich so erinnerungsvoll (???) daran
als mich deine Vortrefflichkeit überzeugte.

Mehr krieg ich nicht raus. :frowning:

Dabei war Hartmann einer meiner echten Favoriten.

Gruß Fritz

„w.i.in oriende; w.i.vorem ende; waere ich gemende; swar ich
ernende; w.i. von oriente“

Äääähhähemmmbbrrm???

Hehehehe, genau! :wink:

Letzter Versuch.

Wie wäre es mit

geinnern, ginnern = inne werden lassen, erinnern?

  1. „durch gott soll ez dir sin genant,
    waer ich so ginende,
    wie mich din tugent überwant.“ (Hartmann v. Aue, Die `Klage´)

Bei Gott (als schwörende Versicherung) soll es dir gesagt
sein,
wäre ich so erinnerungsvoll (???) daran
als mich deine Vortrefflichkeit überzeugte.

Mehr krieg ich nicht raus. :frowning:

Okay, mich dünkt, ich bin der Sache näher gekommen: es scheint so, als habe Hartmann, oder auch der Schreiber der Handschrift (ein gewisser Hans Ried), des öfteren ein i´ benutzt statt eines e´, zumindest ist mir das bei einigen anderen Worten auch aufgefallen. Dann hätte ich recht (s.u. mein Posting zu Kreszenz), dass es tatsächlich von „genende“ kommt. Aber sicher bin ich auch nicht.

Danke trotzdem, viele Grüße, Dine

Hi Dine!

Ich hab allerdings „genenden, -nendec adj. kühn, mutig, eifrig“
gefunden und frage mich jetzt, ob das davon kommen kann. Denn
das passt.

Dazu passt auch:

Belege für „genende“ als Form von „genendec“ gibt es, hierzu zwei Links:

http://www.fh-augsburg.de/~harsch/germanica/Chronolo…"
http://www.ieed.nl/cgi-bin/response.cgi?root=leiden&…

Dafür, dass es sich um zwei verschiedene Wörter handelt, spricht m. E. auch der Versrhythmus: Wenn ich die Stellen skandiere, bekomme ich ginénde beim ersten (also das Adjektiv), aber gínende beim zweiten. Und dass der Vokal (im ersten Text) in einer unbetonten Silbe ein bisschen ungenau behandelt wird, ist ja nicht so ungewöhnlich.

Gruß, Beate

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spannendes Thema
Hallo Dine,

herzlichen Dank für die schöne Frage!

Ich habe als völliger mhd.-N00b erstmal länger nach Hartmann von Aue etc. gegoogelt, bringt einem doch die eigenen Wurzeln nahe.

Sprache ist doch was Schönes!

So long

MainBrain

Hi Beate!

Danke für den tollen zweiten Link, und überhaupt für deine Antwort, das bestätigt, was ich mir dachte.
Ich zitiere:
_oot / lemma: nant-

English meaning: to dare, risk

German meaning: `wagen, sich erkµhnen’

Comments: nur kelt. und germ.

Material: Air. ne´it m. Kampf (*nanti-); got. ana-nan?jan wagen’, aisl. nenna µbers Herz bringen', ahd. Pr„t. ginand Mut wozu haben’, **ginenden, as. nƒthian, ags. nŒ?an wagen'** , aisl. nenninn t„tig, strebsam’ (\*wagefroh') mhd. genende(c) eifrig’, ahd. nand (auch in Namen wie Ferdinand), ags. n¡? f. `Mut’._

Liebe Grüße, Dine

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Hallo Dine,

herzlichen Dank für die schöne Frage!

Ich habe als völliger mhd.-N00b erstmal länger nach Hartmann
von Aue etc. gegoogelt, bringt einem doch die eigenen Wurzeln
nahe.

Hi MainBrain!

Das freut mich natürlich ganz besonders, dass ich dich zu so etwas „inspirieren“ konnte:wink:

Sprache ist doch was Schönes!

In der Tat!
Lieben Gruß, Dine

Bissl spät, aber hier:
https://books.google.de/books?id=6PHmBQAAQBAJ&pg=PT418&lpg=PT418&dq=ginende&source=bl&ots=DEjuqPFCwY&sig=Qqw6gaY05NhEnQzDvZhVaHk5D-8&hl=de&sa=X&ved=0CDEQ6AEwA2oVChMI6-fHmtyFyQIVQoosCh1_XQKf#v=onepage&q=ginende&f=false

ginende - begierig

Gruß,
Eva