Mittelhochdeutsch übersetzer

Hallo,
Ich habe hier einen Text von Oswald von Wolkenstein und ich bekomme ihn einfach nicht übersetzt. Vielleicht könnt ihr mir ja helfen?
mangen winkel haiss und kalt hab ich gebaut bei cristen kriechen haiden drei pfennig in den peutel und ein srücklin brot das was von haim mein zerung do ich loff in not von fremden freunden so hab ich manchen tropfen rot gelassen seider das ich wand verschaiden ich loffe ze fuess mit swerer buess

Jetzt schon mal danke!

Hi!

Ich habe hier einen Text von Oswald von Wolkenstein und ich
bekomme ihn einfach nicht übersetzt.

Schreib halt mal, was du schon herausgebracht hast!

Vielleicht könnt ihr mir
ja helfen?

Wer immer strebend sich bemüht, den können wir erlösen.
Gruß!
H.

Hallo

Alles ohne Punkt und Komma?

Ich mach mal einen Versuch:

mangen winkel haiss und kalt hab ich gebaut

Manchen Winkel heiß und kalt hab ich gebaut

bei cristen kriechen haiden drei pfennig in den peutel und ein srücklin brot

Bei Christen kriegen Heiden 3 Pfennig in den Beutel und ein Stücklein Brot

das was von haim mein zerung do ich loff in not von fremden freunden

Das war von zu Hause meine Zehrung (Essen), als ich in Not vor fremden Freunden davonlief

so hab ich manchen tropfen rot gelassen seider

So hab ich manchen Tropfen Blut gelassen seither

das ich wand verschaiden ich loffe ze fuess mit swerer buess

so dass ich werde verscheiden, ich laufe zu Fuß mit schwerer Buß.

Immerhin ein Anhaltspunkt.
Aber was ein kalt und heißer Winkel sein soll, weiß ich nicht.

Viele Grüße

Hallo

Alles ohne Punkt und Komma?

Ich mach mal einen Versuch:

mangen winkel haiss und kalt hab ich gebaut

Manchen Winkel heiß und kalt hab ich gebaut

bei cristen kriechen haiden drei pfennig in den peutel und ein srücklin brot

Bei Christen kriegen Heiden 3 Pfennig in den Beutel und ein
Stücklein Brot

An manchen Orten, heißen und kalten, hab ich gelebt:
bei Christen [katholischen], Griechen [orthodoxen Christen] und Heiden,
[Nur] drei Pfennig und ein Stück Brot im Beutel

usw. usf…

Ansonsten verweise ich auf die Antwort von Hannes. Im Übrigen - bei solch einer Anfrage sollte man wenigstens den Zeilenumbruch und die Rechtschreibung beachten (‚srücklin‘ ist Blödsinn und steht selbstredend auch nicht im Original).

Freundliche Grüße,
Ralf

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Es war ja nur ein Teil den ich geschrieben habe, hier die ganze Vollversion und ohne Fehler:
Do ich was von zehen jaren alt ich wolt besehen wie die werlt wer gestalt mit ellend armuet mangen winkel haiss und kalt hab ich gebaut bei cristen kirchen haiden drei pfennig in den peutel und ein stücklin brot das was von haim mein zerung do ich loff in not von fremden freunden so hab ich manchen tropfen rot gelassen seider das ich wand verschaiden ich loffe ze fuess mit swerer buess

Meine Vermutung:
…wie die Welt mit Elend und Amrmut aussieht. An manchen Tagen…
drei Pfennig und ein Stückchen Brot in der Tasche…
so habe ich manchen Tropfen Blut gelassen… ich laufe zu Fuß…

Hoffentlich könnt ihr mir jetzt besser helfen

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Hallo!
Immer noch ohne Zeilenbruch? ich teil’s mal ab:

Do ich was von zehen jaren alt
ich wolt besehen wie die werlt wer gestalt
mit ellend armuet mangen winkel haiss und kalt
hab ich gebaut bei cristen kirchen

nein! kriechen! (= Griechisch-Orthodoxen)

haiden.
drei pfennig in den peutel und ein stücklin brot
das was von haim mein zerung do ich loff in not.
von fremden freunden so hab ich manchen tropfen rot
gelassen seider das ich wand verschaiden.
ich loff ze fuess mit swerer buess …

Meine Vermutung:

Als ich zehn Jahre alt war,
wollte ich betrachten

…wie die Welt

beschaffen sei.
(Dann fängt ein neuer Satz an:smile:
Mit Elend und Amrmut, in manchem Winkel, heißem und kaltem,
bei Katholiken,Orthodoxen und Heiden.

drei Pfennig und ein Stückchen Brot in der Tasche,

das war meine Wegzehrung von daheim, als ich in die Armut lief.
Von ausländischen (also: falschen) Freunden

habe ich manchen Tropfen

rotes

Blut gelassen

seither,
dass ich wähnte, ich müsste sterben.
Ich lief zu

Fuß

als jemand (wie) mit schwerer Buße

Hoffentlich könnt ihr mir jetzt besser helfen

Ich hoffe, das war der Fall.
Gruß!
H.

http://www.martinschlu.de/kulturgeschichte/mittelalt…

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Hallo Hannes,
wenn ich noch meinen Senf dazugeben darf …
Ergänzen wir erst mal die erste Zeile, die immerhin auch der Titel des Gedichts ist:

Es fuegt sich

Do ich was von zehen jaren alt
ich wolt besehen wie die werlt wer gestalt
mit ellend armuet mangen winkel haiss und kalt
hab ich gebaut bei cristen kirchen

nein! kriechen! (= Griechisch-Orthodoxen)

haiden.
drei pfennig in den peutel und ein stücklin brot
das was von haim mein zerung do ich loff in not.
von fremden freunden so hab ich manchen tropfen rot
gelassen seider das ich wand verschaiden.
ich loff ze fuess mit swerer buess …

Es fügte sich,

Als ich zehn Jahre alt war,

da

wollte ich betrachten

…wie die Welt

beschaffen sei.
Mit In Elend und Armut

hab ich

in manchem Winkel, heißem und kaltem,

gewohnt (hier ist die altertümliche Bedeutung von bauen, bawen, buwen = habitare, wohnen, zu beachten)

bei Katholiken,Orthodoxen und Heiden.

drei Pfennig und ein Stückchen Brot in der Tasche,

das war meine Wegzehrung von daheim, als ich in die Armut
lief.

Von ausländischen (also: falschen) Freunden

  • würde ich lesen als: Durch Fremde und Freunde

habe ich manchen Tropfen

rotes

(- kann man ruhig weglassen. Rot -> Blut)

Blut gelassen

seither,
dass ich wähnte, ich müsste sterben.
Ich lief zu

Fuß

als jemand (wie) mit schwerer Buße

und dann auch noch den Rest, weil’s so ein schönes Gedicht ist:

„… pis das mir starb
mein vater zwar, wol vierzen jar, nie ross erwarb,
wann ains raubt, stal ich halbs zumal mit valber varb
und des geleich schied ich davon mit laide.
Zwar renner, koch so was ich doch und marstallär,
auch an dem rueder zoch ich zue mir, das was swär,
in Kandia und anderswa auch wider här.
vil mancher kitel was mein pestes klaide.
Gen Preussen, Littwan, Tartarei, Türkei, über mer,
gen Lampart, Frankreich, Ispanien mit zwaien küngesher
traib mich die minn auff meines aigen geldes wer,
Rueprecht, Sigmund, paid mit des adlers streiffen.
Franzoisch, mörisch, katlonisch und kastilian,
teutsch, latein, windisch, lampertisch, reuschisch und roman,
die zehen sprach hab ich gepraucht, wann mir zeran;
auch kund ich vidlen, trummen, pauken, pfeiffen.
Ich hab umbvarn insel und arn, manig lant
auf scheffen gross, der ich genoss von sturmes pant,
des hoch und nider meres gelider vast berant;
die Swarze Se lert mich ain vass begreiffen,
Do mir zerprach mit ungemach mein wargatin.
ain kauffmann was ich, doch genas ich und kam hin,
ich und ain Reuss; in dem gestreuss haubtguet, gewin
das suecht den grund und swam ich zue dem reiffen.“

Freundliche Grüße,
Ralf

Euch allen vielen Dank, für den Link und auch für die Übersetzungen.

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Hallo

Auch, Ralf!

wenn ich noch meinen Senf dazugeben darf …

Das nehm ich mir auch heraus :smile:) :

Es fuegt sich

Do ich was von zehen jaren alt

Im Unterricht für mich immer ein schönes Beispiel für dergleichen Unternehmungen. Heut hocken sie im „Hotel Mama“.

mit ellend

Das nehm ich im alten Sinn: Ausland („exilium“ übersetzen sie ja noch aus dem Kirchenlatein mit „Ausland“: post hoc exilium nobis ostende …)

Es fügte sich,

Erinnert mich an an Wendungen aus dem Evangelium wie „Es begab sich aber …“

Von ausländischen (also: falschen) Freunden

  • würde ich lesen als: Durch Fremde und Freunde

Genehmigt, wenn ich mal so sagen darf :smile:

und dann auch noch den Rest, weil’s so ein schönes Gedicht
ist:

Ja, ich hab’s inzwischen auch mal wieder nachgelesen.
Die Leute, die das Hochmittelalter für die erste (Erste?) Blüte der deutschen Literatur halten, haben sie so Unrecht?

lert mich ain vass begreiffen,

Wieder der Unterricht: Eines meiner Beispiele dafür, dass das Begreifen eine handfeste und sinnliche Sache ist.

Freundliche Grüße,

die ich aufs freundlichste erwidere.
H.