Mittelhochdeutsch Übersetzung Kol von Nuinzen

Hallo Liebe „Wer weiss was“ Community,

Im Rahmen meines Germanistik Studiums habe ich die Aufgabe den Text „Nu jârlanc stêt vil hô mîn muot“ vom „Kol von Nuinzen/Neunzen“ zu übersetzen und zu interpretieren. Ich habe mich an der Übersetzung mit Hilfe meines Mhd. Wörterbuchs versucht und würde mich gerne verbessern und kritisieren lassen, weil mir manche Übersetzungen zu frei wirken bzw. vieleicht auch schlichtweg falsch sind.
Der Text im Original:

Nu jârlanc stêt vil hô mîn muot (KLD 29.I)
Nu jârlanc stêt vil hô mîn muot; ich hôrt den süezen sanc
von einer swalwen dâ si flouc, ir stimme diu was guot.
‚frou magt, het iuch in eim holz, daz naeme ich für den kranz,
den ir zesamne habt gelesen von manger hande bluot‘.
„knappe, lât iur wünschen stân, diu rede ist gar verlorn:
sold ich mit iu ze holze gân, mich staeche lîhte ein dorn;
sô slüege mich diu muoter mîn, daz waer mir lîhte zorn.“
Er nam si bî der wîzen hant, er furtes in den walt,
dâ sungen kleiniu vogelîn ir stimme manicvalt,
undr eine grüene linde breit einen smalen stîc.
dâ wart diu maget vil gemeit ein alsô schoene wîp.
er leites an daz grüene gras die maget wol geborn.
in weiz waz brieves er ir las. was daz ir wênig zorn,
daz wart harte schier versuont: daz tet der liebe dorn.

Hier nun der Originaltext + versuchte Übersetzung Vers für Vers:

Nu jârlanc stêt vil hô mîn muot;ich hôrt den süezen sanc
Da war mein Verlangen das ganze Jahr sehr hoch; ich hörte den süßen/schönen Gesang

von einer swalwen dâ si flouc, ir stimme diu was guot.
von einer Schwalbe die da flog, ihre Stimme die war gut/schön

'frou magt, het iuch in eim holz, daz naeme ich für den kranz,
Frau Magd, hätte ich euch im Holz, so würde ich nehmen euren Kranz (Kranz hier als erotisches Symbol?)

den ir zesamne habt gelesen von manger hande bluot’.
den ihr zusammen habt gelesen mit mancher blutiger Hand (?)

"knappe, lât iur wünschen stân, diu rede ist gar verlorn:
"Knappe lasst eure Wünsche sein, eure Rede ist gar verloren

sold ich mit iu ze holze gân, mich staeche lîhte ein dorn;
Sollte ich mit euch ins Holze gehen, mich stäche sicherlich ein Dorn. (Metapher für das männliche Geschlecht?)

sô slüege mich diu muoter mîn, daz waer mir lîhte zorn."
so schlüge mich meine Mutter, ihr Zorn wäre mir sicher."

2 Er nam si bî der wîzen hant, er furtes in den walt,
Er nahm sie bei der weißen Hand, er führte sie in den Wald

dâ sungen kleiniu vogelîn ir stimme manicvalt,
da sangen kleine Vögelein mit vielfältiger Stimme

undr eine grüene linde breit einen smalen stîc.
Unter einer breiten grüne Linde war ein schmales Stück (?)
dâ wart diu maget vil gemeit ein alsô schoene wîp.
da war die Magd … (?) ein umso schöneres Weib/Frau?

5 er leites an daz grüene gras die maget wol geborn.
in weiz waz brieves er ir las. was daz ir wênig zorn,
Die beiden Zeilen bekomme ich nicht zusammen.

daz wart harte schier versuont: daz tet der liebe dorn.
doch sie versöhten sich schnell: dass tat der liebes Dorn (Wieder Matapher für das männliche Geschlechtsorgan ?)

Wie ihr sehen könnt ist Mhd. leider nicht wirklich meine Stärke und ich habe an dem Text wirklich zu knacken. Im Prinzip ist mir klar, dass das eher eine Mineparodie bzw. ein „erotischer“ Minnesang ist, indem ein Knappe versucht eine sich kurzweilig weigernde Frau zu überreden mit ihm in den Wald zu gehen, damit er ihren „Kranz“ (weibliche Geschlechtsorgan?) nehmen kann. Die Frau erkennt, dass er sie mit seinem „Dorn“ stechen möchte und geht trotz Angst vor dem Zorn ihrer Mutter mit dem Knappen in den Wald und legt sich mit diesem unter eine Linde. Ihr Zorn über das Erliegen gegenüber dem Charme des Knappen geht über den Liebesakt bzw. wegen des Liebesakt verloren.

Ich würde mich freuen, wenn ihr mir einige Tipps, Überstzungshilfen oder INterpretationshilfen gegen könntet.
Vielen Dank im Voraus

Hallo,

auch wenn ich kein Germanist bin: so’n alten deutschen Kram mag ich und ich habe versucht, ein paar Stellen „auszubessern“.
Hilfe gesucht habe ich hier http://germazope.uni-trier.de/Projekte/WBB2009/Lexer… und hier http://www.koeblergerhard.de/germanistischewoerterbu…

'frou magt, het iuch in eim holz, daz naeme ich für den kranz,
Frau Magd, hätte ich euch im Holz, so würde ich nehmen euren
Kranz (Kranz hier als erotisches Symbol?)

das wäre für mich ein Kranz (= Freudenkranz, die größte Freude)

den ir zesamne habt gelesen von manger hande bluot’.
den ihr zusammen habt gelesen mit mancher blutiger Hand (?)

den Ihr aus mancherlei Blüten zusammengelesen habt
(zu manger Hand vgl. das heutige allerhand)

sold ich mit iu ze holze gân, mich staeche lîhte ein dorn;
Sollte ich mit euch ins Holze gehen, mich stäche sicherlich
ein Dorn.

(Metapher für das männliche Geschlecht?)
Das denke ich auch

undr eine grüene linde breit einen smalen stîc.
Unter einer breiten grüne Linde war ein schmales Stück (?)

da war ein schmaler Weg (vgl. heutiges Stieg, Steig)
evtl: … wird ein schmaler Pfad breiter

dâ wart diu maget vil gemeit ein alsô schoene wîp.
da war die Magd … (?) ein umso schöneres Weib/Frau?

da wurde das Mädchen fröhlich wie im Mai, eine so schöne Frau

er leites an daz grüene gras die maget wol geborn.
in weiz waz brieves er ir las. was daz ir wênig zorn,

Er legt das wohlgeborene (=wunderschöne) Mädchen ins grüne Gras
wörtlich: in welchem Brevier er ihr auch las
–> ganz gleich, was er ihr sagte?
–> ganz gleich, was er mit ihr anstellte? (erotisch?)
sie wurde wenig (ein wenig? überhaupt nicht?) zornig

daz wart harte schier versuont: daz tet der liebe dorn.
doch sie versöhten sich schnell: dass tat der liebes Dorn

sie (das Mägdelein) war sehr schnell versöhnt, das tat der Dorn der Liebe

(Wieder Matapher für das männliche Geschlechtsorgan ?)

Ja, Mittelalter-Porno :wink:

Und morgen ist Mai!
Pit

Mittelhochdeutsch Übersetzung Kol von Nuinze
Vielen Dank für die Antwort und die Hilfe! Die ein oder andere Verbesserung ist echt gut!
Ich wünsche ein schönes Wochenende!