Hallo fufu88,
leider scheibst du wenig zu dir, 88 könnte man als Geburtsjahr deuten, und weiblich habe ich beim Überfliegen aufgeschappt.
Seit 5 Monaten leide ich unter einer Depression. Inzwischen
geht es mir wirklich schon wieder recht ok. Ich mache alles
was ich vorher auch gemacht habe, versuche so viele
Verabredungen wie möglich wahr zu nehmen, gehe zum Sport etc.
Ich kann mich auch wieder besser konzenrieren, denke nicht
mehr ganz soviel über die Krankhiet nach und gehe einfach
meinem Alltag nach.
Die Konzentrationsstörungen sind das, was mich an eine echte Depression glauben lässt. Reine Traurigkeit wirkt nicht so, und auch Wortfindungsschwierigkeiten haben soweit ich weiß nur echt depressive.
Die Intensität meiner Gefühle ist aber definitiv immernoch
nicht wieder voll da. Ich kann es natürlich nur abschätzen,
aber ich würde mal behaupten ich fühle 30 %. Ausserdem hab ich
immernoch häufig das Gefühl ich würde nicht so richtig scharf
sehen, besonders wenn ich Leuten in die Augen blicke. Und ich
beschäftige mich eben viel mit der Krankheit, was irgendwie
auch nervt - denn manchmal habe ich Angst, wenn ich nicht
aufhöre über Depressionen zu lesen, darüber zu sprechen, könne
sie ja auch nie aufhören bzw. ich würde mich nurnoch weiter
hineinsteigern.
Dazu gibt es zweierlei zu sagen:
Eine realistische Einschätzung der eigenen Gefühlslage, auch auf’s Prozent genau ist durchaus kein Quatsch. Depressionen zerstören nicht den Geist oder Verstand.
Das Hineinsteigern würde ich mal vorsichtig unter Schuld einordnen, und sich selbst die Schuld zu geben ist ein typisches Symptom.
Zu den Sehschwiegigkeiten kann ich nichts sagen.
Vor einer Woche habe ich mir überlegt, es könnte doch nicht
schaden vielleicht mal Antidepressiva auszuprobieren um den
Heilungsprozess zu becshleunigen. Ich dachte: Schaden kanns ja
nicht, und wenn du merkst es bringt dir nichts bzw
verschechert deine Situation dann hörst du eben wieder auf.
Sowas probiert man nicht aus. Das ist einfach nur respektlos, wem gegenüber auch immer.
Mal zum Mitschreiben:
Depressionen gehen mit einem Ungleichgewicht von Neurotransmittern einher.
Andererseits ist neben einer genetischen Disposition auch das bisherige Leben für die Lage im Hirn verantwortlich.
Mit anderen Worten: du musst dein Leben bereichern, um die Glückshormone zu erzeugen, die dir zustehen. Wenn du das nicht kannst, sind Medikamente eine Krücke. Und ob du eine solche brauchst, darüber wird nicht diskutiert oder schwadroniert, sondern im vertrauensvollenGespräch mit dem Arzt entschieden.
Und wenn du nicht an Gottes Hilfe oder die Homiopathie glaubst: denkst du allen Ernstes, dass tausende Ärzte spinnen? Viele kommen über Krisen von sich aus weg, und für die anderen gibt’s echte Hilfe. Die meisten profitieren davon.
Ich werde morgen nochmal zum Psychater gehen (er hatte mir
letzte Woche gesagt, ich solle mal eine „Wunschliste“
anfertigen mit Dingen die ich mir von der Medikation
verspreche, und Nebenwirkungen die ich nicht haben möchte und
dann nochmal vorbei kommen) und mir anhören was er sich bei
mir vorstellen könnte.
Könnte sein, dass dein Psych. deine Ernsthaftigkeit prüfen will? Fakt ist jedenfalls, dass Medikamente dich nicht glücklich machen, aber dabei unterstützen, dein Leben per Therapie so umzugestalten, dich glücklich zu machen.
Falls du das nicht raffst, ist eine gewisse Zurückhaltung verständlich.
ist es dann nicht besser ohne Medikation zu bleiben und
wirklich zu FÜHLEN dass sich ECHT etwas verändert an meinem
Zustand, anstatt sich durch die Medikation eine GEFAKTE
normalität zu holen
Hast du’s noch nicht gerafft. Es ist nicht die objektive Realität, die Menschen von der Brücke springen lässt, sondern fehlerhafte Wahrnehmung/Gewichtung derselben. Jeder Mensch hat eine gewisse Kapazität zur Bearbeitung von Konflikten. Wenn die überschritten ist, gibt es neben allerlei Süchten, Gewalttätigkeit und anderen üblichen Verfhren auch die Wendung der Aggressionen gegen das eigene Selbst. Man nimmt sich zurück, bis das Hirn weder Glück noch eigene Stärke sieht.
Das wirkt sich irgendwann auch auf den Hirnstoffwechsel aus, du bist nicht mehr du selbst, das merkst du doch. Da Medikamente zu nehmen, ist das Heilen einer Krankheit, nicht irgendeine Niederlage. Das Gefühl, dass du schuld bist, ist Teil der Krankheitssymptome. Dass die Medikamente dir helfen, wieder du selbst zu werden, und aus deinem wiedergefundenen Selbst dein Leben zu verbessern, das solltest du, auch wen du es nicht fühlen kannst, zuindest wissen.
Hat jemand von euch die Erfahrung gemacht, dass man eine
mittelschwere Depression wirklich auch GANZ OHNE Medikation
überwindet
Ich kenne nur eine, und das auch nur meiner Meinung nach. Sie selbst ist der Meinung, homöopatisch angereicherte Milchsäure hätte ihr geholfen. Gefühlte 100 Anläufe brauchte ich, um sie davon abzubringen, mich zu missionieren. Ihr Glauben ist aber wohl in keinster Weise erschüttert.
oder wäre es einfach nur Unsinn weiter damit zu
warten mal Medikamente zu testen, da alleine die
Psychotherapie meinen Gehirnhaushalt nicht komplett
normalisiert?
Das Hirn ist nun mal recht kompliziert. Das Finden des richtigen Medikaments kann da schon in ein Rumprobieren ausarten. Und da die Antidepressiva meist Wochen brauchen, bis sie wirken, kann dies leicht Monate brauchen.
Aber ich kann dich insgesamt beruhigen: die meisten, die ich als Betroffener kenne, finden ihren Weg in die Normalität, langsam aber sicher. Und meist mit Hilfe von Medikamenten. Da ist falscher Stolz fehl am Platz, du willst doch (wieder) stark und glücklich werden.
Dir alles Gute, Zoelomat