Wenn es nur noch 10 Wochen sind, dann mußt Du die durchhalten, irgendwie. Eine abgeschlossene Ausbildung ist Gold wert. Laß nicht zu dass Deine Chefin Dir das kaputt macht.
Wenn es im Betrieb niemanden gibt: Gibt es in der Familie oder im Freundeskreis Menschen mit denen Du über Deine Situation sprechen kannst? Oft hilft es schon wenn man über ein Problem sprechen kann. Und vllt. fällt dem einen oder anderen eine Möglichkeit ein, wie Du mit Deiner Chefin besser umgehen kannst. Aus der Distanz fällt es manchmal leichter, die Situation zu erkennen und Lösungen zu finden.
Wenn es wirklich nicht mehr auszuhalten ist (und das ist es, nach dem was Du beschreibst), dann geh zu Deinem Hausarzt. Ärzte sind mittlerweile geschult für das Thema Depression und Schwierigkeiten am Arbeitsplatz. Weil das etwas ist, was immer weiter zunimmt. Wie schon gesagt, so ein Gespräch entlastet. Und wenn Du einen guten Arzt hast, kann er Dir vllt. einen Tipp geben oder Dich unterstützen.
Wenn es gar nicht geht, laß Dich krank schreiben. Für ein paar Tage, für eine Woche, so wie Du es brauchst. Danach hast Du hoffentlich gerade so viel Kraft, dass es für eine Weile geht.
Du kannst Dir einen Strichkalender machen. Mal Dir die Tage an wo Du zur Arbeit mußt, und die Tage, wo Du frei hast. Die freien Tage darst Du schön bunt malen und Dich darauf freuen. Und streich die Tage, die Du bewältigt hast, ab. Leg, falls Du Resturlaub hast, die Tage so, dass Du möglichst ein langes Wochenenden hast. Oder nutz sie als Brückentage: Ostern steht vor der Tür, der Maifeiertag, Christi Himmelfahrt und Pfingsten. Da hast Du zusätzliche freie Tage. Der Kalender arbeitet für Dich. Vllt. kannst Du Überstunden abfeiern oder mal am Freitag eher nach Hause gehen und kommst so früher ins Wochenende. Alles Möglichkeiten, die verbliebenen 10 Wochen zu verkürzen und so günstig wie möglich zu legen.
Such nach Möglichkeiten, Deiner Chefin aus dem Weg zu gehen. Oder Situationen in denen sie Dich fertig macht, zu vermeiden. Wenn Sie Dich für bestimmte Dinge immer wieder ausschimpft, vllt. kannst Du etwas anders machen so dass es dazu nicht mehr kommt. Oder sie meckert nur dann, wenn niemand in der Nähe ist. Dann könntest Du dafür sorgen, möglichst immer einen Zeugen in der Nähe zu haben. Nur so als Anregung, die genaue Situation kenne ich ja nicht.
Vllt. gelingt es Dir, die Angriffe Deiner Chefin nicht ganz so persönlich zu nehmen. Ich bin sicher es liegt nicht an Dir. Mit Deiner Chefin stimmt was nicht, also solltest Du Dir ihre Gemeinheiten nicht so sehr zu Herzen nehmen.
Schaff Dir Freiräume in denen Du Dich auf der Arbeit wohl fühlen kannst. Vllt. kannst Du die Mittagspause im asiatischen Schnellimbiß um die Ecke verbringen oder mit einem netten Kollegen in der Kantine.
Ganz wichtig: wenn Du frei hast, unternimm etwas was Dich aufbaut und Dir gut tut. Langes Grübeln und Leiden tut Dir nicht gut. Vergiß für eine Weile was Dich auf der Arbeit erwartet, auch wenn es schwer fällt. Genieß bei dem Frühlingswetter die Sonne im Park oder im Café. Unternimm etwas mit Freunden. Schwing Dich aufs Fahrrad, geh ins Fitnessstudio, ins Kino. Nun weiß ich natürlich nicht, was Du gern tust, das waren Anregungen.
Es ist wichtig, ein positives Gegengewicht zu der belastenden Situation auf der Arbeit zu schaffen. So kannst Du Kraft tanken. Stell Dir eine Batterie vor. Dein Job kostet Dich viel Kraft, die Batterie ist leer. Füll sie wieder auf mit guten Erfahrungen, dann schaffst Du es noch eine Weile.
Möglicherweise steht Deine Chefin unter Druck, hat Streß oder ist unzufrieden. Vllt. hat sie Schwierigkeiten mit der Chefrolle und ersetzt natürliche Autorität durch Gemeinheit.
Ich frage mich, ob es in Deinem Betrieb einen Betriebsrat gibt. Oder ob Deine Chefin einen Vorgesetzten hat. Gibt es einen Personalchef der für diese Angelegenheit zuständig ist? Wenn ja, könntest Du dort um ein Gespräch bitten und Deine Situation schildern. Mobbing ist kein Kavaliersdelikt. Vorgesetzte sind verpflichtet, Hinweisen auf Mobbing nachzugehen. Es wäre zu wünschen, dass Du von dort Unterstützung bekommst. Vllt. ist es möglich, ein Gespräch mit dem Chef Deiner Chefin, der Chefin und Dir zu führen um die Angelegenheit zu bereinigen.
Gemobbt werden häufig solche Menschen, die von Natur aus eher zurückhaltend, schüchtern, sensibel und höflich sind. Wenn ein Mobber nicht in seine Grenzen verwiesen wird, macht er weiter. Aber sich zu wehren fällt diesen Menschen schwer. Gerade wenn man noch jung ist, traut man sich so was nicht. Die einzige Art sich vor Mobbing zu schützen ist, zu handeln, sich zu wehren, zu zeigen, dass man das nicht mit sich machen läßt. Manchmal reicht schon eine kleine Geste, eine kleine Aussage um der mobbenden Person zu zeigen dass es Grenzen gibt.
Ein Weg wäre, Deine Chefin in einer Situation wo Sie Dich angreift, auf Ihr Verhalten direkt anzusprechen und um ein klärendes Gespräch zu bitten. Zu einem festgelegten Termin auf den Du Dich vorbereitest, unter vier Augen oder evtl. mit einem Beistand den Du dabei hast.
In größeren Städten gibt es Beratungsstellen für so was: Jugendliche in Ausbildung und Arbeit, Beratungsstellen für Mobbing. Manchmal gibt es beim Gesundheitsamt solche Stellen. Auf den vorderen rosa Seiten in den „Gelbe Seiten“ sind zahlreiche Vereine, Gruppen und Anlaufstellen zu verschiedenen Themen aufgelistet. Es lohnt sich, da mal reinzuschauen, zu telefonieren und Beistand zu organisieren. Es gibt auch Psychotherapeuten die Leute mit beruflichen Problemen coachen. Allerding hat man da meist eine sehr lange Wartezeit. Und es ist nicht jedermanns Sache, zum Therapeuten zu gehen.
Zum Thema Depression: die entstehen durch belastende Situationen in denen man duldet und schluckt, zuläßt, dass eigene Grenzen überschritten werden. Ein Weg aus der Depression ist die Offensive. Würde bedeuten, Du nimmst es mit Deiner Vorgesetzten auf. Das darf zunächst mal ein kleiner Sieg sein indem Du z.B. widersprichst, konterst, frech bist oder souverän. Du kennst Deine Chefin und weißt so ungefähr im voraus, wie sie handelt. Du kannst Dich auf so was vorbereiten und Dir Deine Aktion überlegen. Das macht Mut und gibt Dir Kraft. Und durchbricht den Kreislauf.
Und noch etwas: Mobbing nimmt zu. Es ist aus meiner Erfahrung etwas, was einem immer wieder begegnet, egal in welchem Job Du arbeitest. Deshalb, so schwer es auch fällt, sieh es als Lehre. Versuch, daraus zu lernen und mit dieser Situation umzugehen. Das dürfen kleine Schritte sein, ein erster Sieg. Aber es ist ein Schritt nach vorn und eine Übung für das weitere Leben. Selbst wenn es im Lehrbetrieb nicht 100% klappt: Du kannst es versuchen und üben. Wenn es mißglückt muß es Dich nicht weiter kümmern. Schlimmer kann es nicht werden, Du hast es immerhin versucht. Und mußt nach Ablauf dieser 10 Wochen niemals wieder dorthin.
So, das war eine ganze Menge. Hoffentlich ist das eine oder andere Hilfreiche für Dich dabei. Ich drück Dir die Daumen und wünsche Dir viel Kraft.