Mobbing in der Ausbildung

Hallo,
mein Problem ist folgendes:
Vorgeschichte:
Ich arbeite seit Anfang 2006 in einem Einzelhandelsbetrieb in einem Bereich, der mir von je her zugesagt hat, quasi mein Traumjob.
Ich hab dort über ein Jahr ein Praktikum gemacht bis ich dann im August 2007 meine Ausbildung dort begann.

9 Monate vor mir fing ein ungelernter (Ex-Taxifahrer, Gamedesigner) Herr (aktuell 48j.) dort an.

Nun zur Situation:
Schon während meiner Praktikumszeit musste ich mir in einem Befehlston meine Aufgaben zuteilen lassen:
„Jetzt geh endlich mal staubsaugen!!“

Der gute Herr ist sehr barsch und schießt mit seinen Kommentaren oft übers Ziel hinaus.

An sowas gewöhnt man sich ja, aber irgendwie schafft er es immer wieder noch einen drauf zu setzten.

Kurz nachdem sich meine Eltern Anfang des Jahres getrennt haben guckte ich mir Wohnungsangebote an.
Dabei kam der Spruch: „Na, wollen dich deine Eltern nichtmehr haben, oder was?“

Das ist so oder so eine Frechheit, aber angesichts meiner Situation war das ein Schlag ins Gesicht.

Ein paar Tage später kam es zum ersten super GAU.

Ich hatte meinen MP3Player (Ipod mit Album-Cover-Anzeige) in der Schreibtischschublade.
Nach einer Kundenberatung kam ich zurück zum Schreibtisch, wo mein Kollege mit meinem iPod in der Hand wartete.

Sofort bekam ich zu hören: „Das hätte ich von dir nicht gedacht! Das du so einen Dreck hörst… das du so dumm bist…“

Das Album, über das er sich aufgeregt hat, bekam ich kurze Zeit vorher von einem Kunden geschenkt (Deutschsprachiger Punkrock aus Berlin).

Anmerkung:
Jeder der sich mit dem Programm iTunes auskennt, kennt die Funktion „Albumcover laden“.
So habe ich das Cover auf meinen MP3-Player bekommen. Und iTunes achtet ja auch darauf, was sie verkaufen…

Jedenfalls hielt er mir vor rechtsradikale Musik zu hören!
Aber das war noch nicht genug.
Am Abend wurden wir von einem Außendienstmitarbeiter eines Lieferanten zum Essen eingeladen.
Ich dachte, das Thema sei gegessen. Falsch gedacht!
Wir (der Außendienstler, mein besagter Kollege, meine Mitazubine und ich) saßem im Auto und dann kam Runde 2!
Mein lieber Kollege machte mich vor den beiden Anderen 15 Minuten lang zur Sau!
Irgendwann klang es so, als würde er mich persönlich für den Tot von millionen von Juden verantwortlich machen. Zum Schluss sagte er dann:
„Ich hab eigentlich gar keine Lust mit so einem Arschloch wie dir an einem Tisch zu sitzen!“
Das nahm ich dann wörtlich, verabschiedete mich dann noch kurz von dem Außendienstler und bin gegangen.

Am nächsten Tag hatte der liebe Kollege frei und nutzte diese Zeit aus um eine E-Mail an alle anderen Kollegen zu schicken, in der er seine Anschuldigungen gegen mich nochmal lang und breit erklärte. „Da wir ja ein Unternehmen mit internationaler Kundschaft sind, hat Ausländerfeindlichkeit bei uns nicht zu suchen“

Kurz danach bekam ich eine Standpauke von meinem Chef und er verteidigte meinen Kollegen!

Was niemand bedacht hat: Ich selbst bin halb-Italiener! Ich hab ja wohl als letzter irgendwas gegen Ausländer zu sagen.

Mein Kollege teilte mir noch mit, dass er kein Interesse daran hätte weiter mit mir in irgendeiner Art und Weise zu kommunizieren, außer es ist beruflich dringend notwendig.

Dieser Vorfall ist nun 8 Monate her. Damit war für mich das Thema durch.
Mittlerweile hat sich das Arbeitsklima wieder entspannt und man konnte, abgesehen von den üblichen, barschen Arbeitsanweisungen und Kritiken, auch wieder „normal“ miteinander umgehen.

Gestern hat er nun wieder den Vogel abgeschossen.
Ich wurde Kaffee holen geschickt.
Diesmal brauchte ich länger als sonst, da bei uns vorm Laden eine Bambule-Demo stattfand.
Als ich von meinem Mitazubi gefragt wurde, wieso ich so lange gebraucht hätte sagte ich „Draußen ist gerad die Bambule-Demo. Es ist total voll!“
In dem Augenblick wurde ich von hinten angemacht…
„Hätte sich unser Nazi-Rock-Liebhaber mal mehr über das Thema informiert, wüsste er, dass das nur anständige Menschen sind, die für ihre Rechte auf die Straße gehen!“

Das ist jetzt einfach zu viel!

Ich leide seit Wochen unter starker Schlaflosigkeit, hatte einen Hörsturz und Magenverstimmungen (hab in 6 Wochen fast 10 Kilo abgenommen).
Dieses Arbeitsklima macht mich Krank!

Mein Chef (29j.) steht absolut nicht hinter mir. Er wird nichts dagegen tun!

Ich weiß nicht mehr weiter!
Ich überlege schon die ganze Zeit, ob ich mich Morgen krankschreiben lassen sollte um erst einmal wieder zur Ruhe zu kommen und meine Möglichkeiten zu prüfen.

Die Handelskammer hat mir schon einmal zu verstehen gegeben, dass sie mir nicht, bis auf eine Gesprächsrunde, helfen können.
Und wenn ich meinen Kollegen wegen Verleumdung verklage, kann ich mich da auch nichtmehr blicken lassen :frowning:

Reden hilft in meinem Fall leider nicht mehr…
Ich stehe nun vor den beiden Optionen: Abzubrechen oder weiter so zu tun, als wäre alles toll

Vielen Dank an alle Leute, die meinen Roman komplett gelesen haben.

Ich hoffe auf Ideen, Tips oder Lösungen.

Hey in welchem Lehrjahr bist du bzw anders gefragt wie lange müsstest du das ganze noch aushalten?

Hast du jemanden der für die Ausbildung verantworlich ist ?

Sollte das dein chef sein, dann vergiss es ganz schnell

ich würde erneut das gespräch direkt mit dem Arbeitsamt suchen und denen mehr oder weniger das Messer auf die Brust legen. Sprich, du sagst es geht nicht mehr und man soll dir bitte helfen eine andere ausbildungsstätte zu finden bzw die ausbildung nur durch den Berufsschulbesuch zu beenden !

Ich selbst bin auch ausbilder und so wie jeder ausbilder bzw deren Betriebsstätte MUSS man sich an das Berufsbildungsgesetz halten.

Ich würde auch wenns wirklich so krass is mit der Polizei reden da hier der Ausbilder bzw der Ausbildungsbetrieb seinen erziehungsauftrag völlig verfehlt.

Solltes du eine andere stelle bzw einen anderen Betrieb gefunden haben, dann würde ich deinen jetzigen Betrieb aber mal dermaßen auflaufen lassen, dass die so schnell niemanden mehr ausbilden dürfen

mich würde auch interessieren ob dein „Ausbilder“ überhaupt einen ADA schein besitzt, denn der ist ab 01.08.2009 wieder erforderlich !!!

Hallo Wolfgang,

danke für deine schnelle Antwort.

Ich wäre wahrscheinlich nächstes Jahr fertig…

Allerdings weiß ich nicht, ob ich das alles hinbekomme.

Durch die Trennung meiner Eltern und dem Scheiß im Betrieb bin ich ziemlich aus der Bahn geworfen worden.
Ich bin psychisch und körperlich Krank, hab schlechte Noten in der Schule und eine Menge Fehlzeiten.

Letztendlich ist die Frage, ob ich dem ganzen jetzt ein Ende setze oder den Scheiß weiter ertrage und dann bei der Prüfung auf die Fresse falle.

Hallo,

als ich deine Schilderung gelesen habe, war der erste Impuls „Tu dir das nicht an“. Da ich inzwischen aber eher selten impulsiv reagiere, habe ich mal einen Schritt weitergedacht. Ich schreib’ mal eine Liste:

Vorteile, wenn du abbrichst:

  1. Du beendest die schwierige Situation auf der Stelle.
  2. Du kannst dich ausruhen und Kraft schöpfen.

Nachteile, wenn du abbrichst:

  1. Du bringst die Ausbildung erst mal nicht zu Ende. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass sich das irgendwann nicht mehr gut anfühlt, egal, wie gut die Gründe waren, die man für den Abbruch hatte.

  2. Die Zeit des (möglichen) Nichtstuns bis zur nächsten Ausbildungsstelle kann auch dazu führen, dass du Ängste vor einer möglichen Wiederholung der Situation entwickelst. Diese hemmen die Motivation, einen neuen Anlauf zu wagen.

  3. Aus einer unguten Situation weglaufen hat auch etwas Verführerisches. Du wirst dich daran erinnern, dass es erfolgreich war, den Schwierigkeiten aus dem Weg zu gehen und es eventuell beim nächsten Anlass wieder tun.

  4. Der Idiot hat gewonnen.

Natürlich ist es nicht sinnvoll, deine Gesundheit aufs Spiel zu setzen, nur um diese Ausbildungsstelle zu behalten. Vielleicht gelingt es dir aber, deine Betrachtungsweise ein wenig zu verändern, so dass dich das Ganze nicht mehr so mitnimmt. In jedem Fall würde ich dir ans Herz legen, dich erst um einen neuen Ausbildungsplatz zu kümmern, bevor du diesen verlässt.

Das wird verhindern, dass du in ein Loch fällst. Tipp: Niemals beim neuen Arbeitgeber schlecht über den alten reden (und wenn du noch so viel Grund hast). Da phantasiert nämlich jeder schnell, dass du das irgendwann auch über ihn tun wirst.

Im Übrigen solltest du deine Leidensgeschichte minutiös dokumentieren (wer hat wann was gesagt/ getan?). Mobbing ist eine Straftat, und wenn du gehst, solltest du darüber nachdenken, das auch mit entsprechenden Konsequenzen zu tun.

Schöne Grüße,
Jule

hallo Collin,

bevor du abbrichst, solltest du die Hilfe einer Mobbingberatungsstelle in Anspruch nehmen.

Während du krankgeschrieben bist, solltest du unbedingt die Berufsschule weiter besuchen, damit du nicht mehr Unterricht als nötig versäumst.

Gruß
Sonja

Hi,

für all diese „Sprüche“ gibt es doch Zeugen, so wie ich das sehe, oder?

Da das ganze auf jeden Fall den Straftatbestand der Beleidigung erfüllt, würde ich mir definitiv überlegen, Strafanzeige gegen jenen „Kollegen“ zu stellen!

Darüber hinaus solltest du dich mit dem Ausbildungsbeauftragten der Handelskammer in Verbindung setzen.

Gruß & alles Gute
Christian

Hallo Christian,

es gibt in der Tat einige Zeugen… das Problem dabei, alle haben Angst vor onsequenzen!

Ich hab meinen Mitazubi gebeten den Vorfall vom Samstag zu bezeugen, was er ablehnte.
Er möchte sich da nicht einmischen…

Sowas gibts auch.

Hallo Collin,

wieso Konsequenzen? Ist das deren Vorgesetzter?
Finden die das etwa gut, was der veranstaltet?

Und: spätestens in einem Gerichtsverfahren werden sie die Wahrheit sagen *müssen*.

Ansonsten sollte eigentlich der Chef dafür sehr empfänglich sein, wenn man ihm mitteilt, daß man strafrechtliche Schritte plant - vor allem ist er als Ausbilder für dich verantwortlich und wird bei einem Rechtsstreit ebenfalls sein Fett wegbekommen, wenn er diese Angriffe nicht unterbunden hat.

Ich bleib also erstmal bei der Empfehlung, den Ausbildungsbeauftragten deiner Handelskammer zu kontaktieren - dort bekommst du auch rechtliche Unterstützung.

Gruß
Christian

Hi,
was für Musik und was für ein Plattencover war denn das?

Das der Kollege gleich so ne Welle macht?

Versteh mich nicht falsch, ich will nicht unterstellen daß der das mit irgendeiner Rechtfertigung abzieht, würde mich nur interessieren.

Gruß
Nick

Während du krankgeschrieben bist, solltest du unbedingt die
Berufsschule weiter besuchen, damit du nicht mehr Unterricht
als nötig versäumst.

Na, ich glaube diesen „Tipp“ sollten wir wohl lieber weglassen…

Hallo,

Und: spätestens in einem Gerichtsverfahren werden sie die
Wahrheit sagen *müssen*.

Sorry, aber das ist doch etwas weltfremd. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es überhaupt zu einem Verfahren kommen würde. Wenn er denjenigen tatsächlich anzeigen würde, steht Aussage gegen Aussage. Denn die Realität ist, dass sich niemand auf die Seite des Azubis stellen würde. Für die Nichtbetroffenen sind das „Streitereien unter Kollegen“, da wird sich niemand gegen Vorgesetzte stellen und seinen Job riskieren.
MfG

warum?
Man kann für die praktische Tätigkeit krank geschrieben sein - und sehr wohl am theoretischen Unterricht teilnehmen.
Wo siehst du da das Problem?

Gruß
Sonja

es ist ja nichtmal ein richtiger Vorgesetzter…
er ist bei uns der selbsternannte „obermufti“
Meine Kollegen werden garantiert nichts gegen den Kerl sagen, da sie fürchten, sie könnten das nächste Ziel sein…

Ich bin nu wirklich nicht empfindlich gegen sowas… ich habs früher in der Schule schon immer abbekommen…
aber wenn man wirklich in der Ehre so massiv angegriffen wird ist es echt genug