Hallo,
Melvilles Buch beginnt mit dem Satz „Nennt mich Ismael“.
Darauf sprach mich jetzt ein junger Bulgare an, der der dortigen türkisch-islamischen Minderheit entstammt, seit einiger Zeit in Deutschland lebt, hier die Realschule besucht, und dem ich (ehrenamtlich) Nachhilfeunterricht in verschiedenen Fächern (und allgemeinen deutschen Lebensüblichkeiten) gebe. Entgegen Sarrazins Meinung ist er nicht nur anpassungsbereit und -fähig, sondern geradezu wild darauf, alles zu verstehen, was ihm auffällt.
Anlass seiner Frage war in diesem Fall, dass er selbst Ismael mit Vornamen heißt. „Warum sagt Melville das?“, fragte er mich, „das wirkt abrupt und steht in keinem Zusammenhang mit dem übrigen Text. Danach kommt der Name im ganzen Buch kein einziges Mal wieder vor.“
Ich habe ein wenig gegooglet und gewikipediat. Die Namenswahl könnte zufällig sein, aber bei Wikipedia heißt es unter „Ismael“:
„Ismael in Literatur und Kunst
… Bei Herman Melville steht Ismael für den aus der Gesellschaft Ausgestoßenen - zuerst in dem Roman Redburn und schließlich in Moby Dick, wo der Erzähler, dessen wahrer Name nicht mitgeteilt wird, sich Ismael nennt.“
…
Redburn" kenne ich nicht, und Moby Dick habe ich vor rund 40 Jahren gelesen. Gibt es einen erklärbaren Grund, warum die Person „Ismael“ heißt? Wo wird erkennbar, dass es sich um einen „aus der Gesellschaft Ausgestoßenen“ handelt?
Gruß
Carsten