Hallo, Heiko,
sowohl beim Französischen als auch beim Englischen erfolgte die Kodifizierung und „Betonierung“ der schriftlichen Sprache und damit auch der Orthographie schon vor drei-, vierhundert Jahren.
In Großbritannien war es, so sagt mir mein vages Wissen, die „King-James-Bible“, in Frankreich wohl die Bemühungen der „academie francaise“, die das damalige Schriftbild fixierten.
Die Aussprache aber hat sich unter verschiedenartigen Einflüssen in den folgenden Jahrhunderten doch stark gewandelt.
De’ He’’ Beauha’nais, dessen Witwe Josephine späte’ Napoleon hei’atete, gebo’en auf der Insel Ma’tinique, b’achte zum Beispiel die Ma’otte mit, das „r“ nicht meh’ zu sp’echen, was in den Aste’ixheften du’ch den schwa’zen Pi’aten (‚öme‘, enno’m viele ‚öme‘! Wasse’fah’zeug ‚echts hinte‘ uns!) pa’odie’t wi’d.
Oder das englische Wort für Ritter „knight“, verwandt mit dem deutschen „Knecht“, wurde einst so wie das deutsche Wort gesprochen.
Im Schottischen sagt man heute noch (?) „brecht“ und schreibt „bright“. Das habe ich selber gehört; ich habe sogar eine Platte, auf der das so klingt!
Und sowohl den Franzosen als auch den Engländern fehlt die Kurasche, dieses Elend zu beseitigen! Da ist doch unsere Neue Rechtschreibung ein echter Segen!
Die deutsche Ortografie wurde erst um 1900 fixiert, weshalb wir denn eine viel größere Nähe von Schreibung und Sprechung haben.
Beim Übergang vom Französischen zum Deutschen kann man solche Sachen auch beobachten.
bureau => Büro; meubles => Möbel; coffre => Koffer
Ebenso beim Übergang vom Englischen zum Deutschen.
strike => Streik; cakes => Keks
Weißt du, was „ghoti“ bedeutet?
Die Korrelation zwischen Schriftbild und Ausprache ist ein spannendes und spaßiges Thema.
Gruß Fritz