Liebe/-r Experte/-in,
ich bekomme am Montag unter Vollnarkose ein Ringbandganglion an der rechten Hand entfernt.
Das Vorgespräch hat bereits am Dienstag stattgefunden.
Ich bin wahnsinnig aufgeregt und wüsste gerne, wie das alles abläuft.
Ich habe ziemliche Angst, dass sich die Ärzte über mich lustig machen, wenn ich dann dort nur in diesem Hemdchen liege.
Schließlich kann man dann alles sehen.
Weiterhin wüsste ich gerne, ob ich den Operationssaal noch voll wahrnehme oder ob die Narkose schon vorher gespritzt wird.
Tut die Narkosespritze weh?
Wo wird sie gespritzt, in die Ellebogenbeuge oder auf dem Handrücken?
Wie lange dauert es, bis man wieder 100% fit ist?
Hallo Anne,
das Narkoserisikop hängt immer sowohl vom Eingriff (bei Dir sehr klein) und vom Patienten (wegen der sog „Vorterkrankungen“, zB früherer HErzinfarkt, Diabetes, Niereninsuffizienz, Leberzirrhose etc.) ab. Der Eingriff könnte, falls keine anderen Gründe dagegen sprechen auch als Regionalanästhesie durchgeführt werden. dabei wird an den das OP-Gebiet versorgenden Nerven lokales Betäubungsmittel gespritzt (wie beim Zahnarzt). Dewr muß erst gesucht werden mittel eines sog. Nevenstimulators, das ist eine dünne Metallkanüle, die elektrische Impulse aussendet und anhand der dadurch ausgelösten Zuckungen kann der Anästhesist erkennen, ob er nah genig am Nervan dran ist. Klappt nicht immer (Erfolgsquote etwa 80-90%). Wenn in sog. „Blutleere“ operiert werden soll, d.h. mit einer straffen Blutdruckmanschette am Oberarm, damit’s nicht blutet, muß man, wenn der Eingriff länger als etwa eine Viertelstunde dauern soll, ggf. noch die Haut am Oberarm extra betäuben. Dann ist aber keine Vollnarkose mit zB Beatmung nötig.
Als erfahrener Anästhesiet hat man schon alle möglichen Leute im „Hemdchen“ gesehen, dicke und dünne, schöne und häßliche, alte, junge und sogar ab und zu Prominente. Da macht sich niemand lustig, allein schon, weils langweilig wäre für alle anderen und natürlich auch nicht, weil sichs nicht gehört.
Wegen einer Hand-OP würde ich z.B. auch die Unterwäsche anlassen (sollte halt sauber sein).
Am ANfang bekommt man in jedem Fall eine Kanüle in die Vene. am liebsten stechen wir in den Handrücken, weil man da genau sehen kann, wenn sie verrutscht und das Medikament neben die Vene läuft (http://projekt-koni.klinikum.uni-muenster.de/index.p… schau mal bei „Braunüle“). Über diesen weichen Plastikschlauch werden dann alle Medikamente verabreicht. Es gibt Medikamente, die beim Spritzen ein brennendes Gefühl auslösen, das ist aber nicht bei jedem so. Ich spritze deshalb gerne vorher etwas lokales Betäubungsmittel, dann wird die Vene innen gefühllos.
Wie lange es dauert, bis man wieder fit ist, hängt vom Medikamentencocktail ab. Für kurze und hinterher wenig schmerzhafte Eingriffe wie Deinen sollte man nach etwa 2 Stunden hinterher wieder „geradeaus“ schauen können. Wie gesagt, mit Regionalanästhesie ist man die ganze Zeit fit, nur den Arm kann man dann eine zeitlang nicht richtig bewegen (etwa 3-4h). Auf jeden Fall darf man an dem OP-Tag nicht mehr aktiv am Strassenverkehr teilnehmen und für eine Überwachung nach der OP muß zB auch zuhause dann gesorgt sein, wenn man das ambulant machen lässt.
Aber im Grossen und ganzen sollte das schon klappen, ist keine Riesennummer und du scheinst mir auch noch jung & fit zu sein, deshalb „Kopf hoch“.
Alles Gute für Montag wünscht
Chris (Narkosearzt)
Hallo Anne!
Ob man den OP noch zu sehen bekommt, kommt auf das Krankenhaus an, in den Kliniken, in denen ich gearbeitet habe, hat man die Narkose meist im OP-Saal begonnen, zuvor wurde der PatientIn an EKG, Sauerstoffmessung (Klipp am Finger) und Blutdruckmanschette angeschlossen und bekam eine Infusion gelegt. Das ist nur ein kleiner „Stich“ oder pieks, wie bei der Blutentnahme, aber der Zugang bleibt in der Vene und das tut echt nicht weh, es ist dann keine NAdel mehr drin. Ob das an Handrücken oder Ellenbeuge gelegt wird, kommt auf die Venen an. Wenn es schöne am Handrücken gibt, wird man dort eine wählen, wenn nicht höher gehen, am Unterarm finden sich meist gute, alternativ die Ellenbeuge. Darüber wird dann das Narkosemittel gespritzt. weh tun wird das nicht. Meistens bekommt man in der zeit schon sauerstoff vorgehalten. Andere Kliniken beginnen die Narkose im Vorraum und dann wird man in Narkose in den OP-Saal gefahren, der liegt dann direkt hinter einer Tür, das sind nur 2m. Aber zuvor erhält man eine Beruhigungstablette, man döst schon etwas. Sobald die OP fertig ist und der Verband angelegt wird, wird die Zufuhr des Narkoemittels abgestellt und man wacht langsam wieder auf.
Richtig fit ist man dann noch nicht, aber nach ein paar stunden schon. (jeder reagiert anders, manche sind nach einer halben stunde wieder „topfit“, andere schlafen dann noch, aber ohne Narkose). Wenn man vorher sehr aufgeregt war und nachts nicht so gut geschlafen hat, ist man meist hinterher länger müde, aber das ist ja normal.
In der Narkose macht sich wirklich keiner lustig über einen. Es wird auch nicht über den PatientIn gesprochen, was Aussehen, irgendwelche Besonderheiten oder so angeht. Gespräche im OP beziehen sich auf das Fachliche, und sonst nichts. Außerdem wird man mit einer Decke zugedeckt, nur das OP-Gebiet muss ausreichend frei bleiben, wegen der Hygiene, zum sterilen Abwaschen, damit sich keine Entzündung im OP-Gebiet ergibt.
Ich hoffe, ich konnte weiter helfen und wünsche alles Gute, sowie Gute Besserung.
Wenn noch Fragen sind, ruhig noch mal schreiben,
viele Grüße
Ingrid