Motivation - Kofsache; aber wie?

Hallöchen!

Mein zur Zeit größtes Problem ist, dass ich völlig demotiviert bin zu lernen. Zur Zeit besuche ich die letzte Klasse einer HAK (sowas wie eine Wirtschaftsschule, hier in Österreich) und mache - voraussichtlich - im Mai/Juni meine Matura (=Abitur).

Eigentlich sollte man meinen, dass mich dieses Ziel, die Matura zu erreichen und so gut als möglich zu bestehen, dazu bringen sollte zu lernen. Schließlich möchte ich danach auch studieren. Jedoch schaffe ich es einfach nicht, mich nach der Schule zu Hause hinzusetzen, meine Schulsachen rauszunehmen und meine Aufgaben zu machen… geschweige denn richtig zu lernen. Stattdessen setzt ich mich mal vor den PC, check’ meine Mails, schau in meinen Foren nach und leg mich vor die Glotze (wo ich für gewöhnlich einschlafe und erst knapp vor ‚Unter uns‘ wieder aufwache).

Was kann ich tun, damit ich endlich behirne, dass ich einfach lernen muss damit ich die Klasse bzw. Schule abschließen kann. Bin ich einfach zu blöd? Ich bin in der 4. Klasse einmal sitzen geblieben; einige Lehrer meinten, dass ich nun aus dem Fehler lernen werde. Tja… haben sie gedacht.

Im Grunde genommen möchte ich ja lernen, ich plane alles was ich wann mache, wann ich Pausen mache, welches Fach ich wann durchnehmen will, nur einzig zu der Durchführung kommt es nie. Ich lege mir teilweise schon Ausreden zurecht; „ich bin müde, wenn ich jetzt zwei Stunden schlafe lerne ich bestimmt besser“, „wenn ich die Aufgaben in einer Stunde mach ist es auch noch okay“ usw. irgendwann ist es dann 20.30 und ich denke mir „gut, jetzt ist es schon zu spät, da bringt lernen auch nichts mehr“. Teilweise bekomme ich auch einfach nur einen Zorn wenn ich auf meinen Kalender sehe und merke, dass ich in der Woche noch drei Tests habe, eine Schularbeit, ein Referat und fünf Hausübungen. Nachdem mein spezielles „Lieblingsfach“ Französisch auch mein absolute Albtraum ist, und meine Mitschüler auch alle grottenschlecht sind (liegt vermutlich auch daran warum ich so demotiviert bin), denke ich mir auch schon fallweise „lernen bringt eh nichts, wird sowieso schlecht“.

Hat vielleicht jemand irgendwelche Tipps und Ratschläge was man bei mir tun kann? Bitte jetzt nicht Vorschläge à la Psychotherapie, Exorzist und ähnliches. :wink:

LG
Christoph

Kof
Hi Christoph

du sprichst von einem nicht ganz simplen „größten Problem“, meinst aber zugleich, daß es mit „vielleicht irgendwelchen Tipps und Ratschlägen“ zu lösen sei?

Du beschreibst, wie du etwas, das dir angeblich wichtig sei, ziemlich zielsicher verbockst, machst dich aber gleichzeitig lustig über mögliche Hilfen „Bitte jetzt nicht Vorschläge à la Psychotherapie, Exorzist und ähnliches :wink:“, indem du genau den Bereich, aus dem Ratschläge kommen könnten, nämlich einem tieferen Verständnis für psychische Vorgänge, komplett veralberst?

Klar, daß eine Psychotherapie, die länger dauern würde als die Zeit bis zur Prüfung, keinen Sinn macht. Aber du glaubst du denn, daß du das jetztige Problemchen hinter dir gelassen haben wirst, falls du die Prüfung bestehst?

Also gut: Dann mal ein Schnellverfahren für jemanden, der ein paar lapidare schnelle Tips haben möchte, wie er lernen kann, das „sich selbst ernstnehmen“ ernstzunehmen.

Ich mach es wie üblich durch Verständnisrückfragen:

Mein zur Zeit größtes Problem ist, dass ich völlig demotiviert bin zu lernen.

ist „demotiviert“ der richtige Ausdruck dafür? Könnte es auch „ich will nicht, weil es mir zu blöd ist“ heißen?

Eigentlich sollte man meinen, dass mich dieses Ziel, die Matura zu :erreichen und so gut als möglich zu bestehen, dazu bringen sollte zu :lernen.

Seit wann bringt ein Ziel einen dazu, zu lernen? Ist es nicht eher man selbst? Setzt du hier nicht schon selbst voraus, daß etwas anderes als du selbst , dich zum pauken bringt? Du übergibst die Verantwortung also an ein Ziel, statt sie selbst zu übernehmen?

Jedoch schaffe ich es einfach nicht, mich nach der
Schule zu Hause hinzusetzen, meine Schulsachen rauszunehmen
und meine Aufgaben zu machen…

Du „schaffst“ es nicht? Könnten wir auch besser sagen, du „willst“ nicht? Doch, doch, du schaffst es! Du schaffst es, deinen Willen durchzusetzen, die Hausaufgaben bis zur endgültigen Ermüdung hinauszuschieben! Du beschreibst es doch ausführlich, wie du es machst, und du machst es sehr raffiniert und konsequent.

Stattdessen setzt ich mich mal vor den PC, check’
meine Mails, schau in meinen Foren nach und leg mich vor die
Glotze (wo ich für gewöhnlich einschlafe und erst knapp vor
‚Unter uns‘ wieder aufwache).

Klasse! Perfekt! So macht man das, eine Pflicht, die gar nicht der eigenen Überzeugung entspricht, erfolgreich zu umgehen.

Was kann ich tun, damit ich endlich behirne, dass ich einfach lernen muss damit ich die Klasse bzw. Schule abschließen kann.

Wieso tun? Du behirnst es doch längst! Wenn du nämlich nicht behirntest, daß du müßtest, bräuchtest du doch nicht so viele ermüdende techniken zu erfinden, um das Müssen erfolgreich zu umgehen!?

Bin ich einfach zu blöd?

Nein, du bist zu clever!

Ich bin in der 4. Klasse einmal sitzen geblieben; einige Lehrer :meinten, dass ich nun aus dem Fehler lernen werde. Tja… haben sie gedacht.

Klar, Lehrer sind nämlich blöd, und du bist cleverer. Du hast sie getoppt.

Aber du hast recht: Sie haben tatsächlich falsch gedacht. Denn Sitzenbleiben ist kein Fehler , sondern eine erhebliche Verletzung des Selbstwertgefühls, eine Demütigung. Und diese zu bewältigen hat dir bisher niemand geholfen. Die fatale Folge für dich ist, daß dein Versuch, diese Demütigung durch Trotz gegen das Lernen-Müssen zu besiegen, sich gegen dich selbst auswirken könnte (daß du die Prüfung nicht bestehst).

Was du mußt , ist also, so schnell wie möglich umzudenken: Daß du nicht lernen mußt , sondern lernen willst. Du mußt lernen, nicht lernen zu müssen , um ein Ziel zu erreichen, oder um den demütigenden Lehrern zu trotzen, sondern lernen zu wollen , um den jetzt und heute gerade anliegen Lernstoff zu behirnen.

Im Grunde genommen möchte ich ja lernen

Ganz gewiß, aber nur im Grunde, in deinem Grunde. Und an den Grund mußt du wieder herankommen, und ihn nicht mit Vermeidungstechniken zuschütten.

ich plane alles was ich wann mache, wann ich Pausen mache, welches Fach ich wann durchnehmen will

Klasse!

nur einzig zu der Durchführung kommt es nie.

Das ist falsch formuliert: Es muß heißen " ich führe es nie durch" … mit der Ergänzung: „weil ich nicht will“.

Ich lege mir teilweise schon Ausreden zurecht

Frag dich gründlich und ernsthaft, wem du diese Ausreden „im Grunde“ lieferst.

Teilweise bekomme ich auch einfach nur einen Zorn wenn ich auf meinen Kalender sehe

Nimm diesen Zorn ernst! Er ist Ausdruck deines inneren Konfliktes: Du verwendest deine offenbar vorhandene Energie, um gegen einen Feind zu kämpfen, den es gar nicht gibt: Du mußt nämlich gar nicht lernen. Blick nicht nach außen (zu den Zielen und sowas alles), sondern zurück nach innen, wo du zu deinem eigenen Willen wieder einen Draht kriegst.

Nachdem mein spezielles „Lieblingsfach“ Französisch auch mein absolute Albtraum ist

Du hast dir deinen „Liebling“ von fremden Ansprüchen ausspannen lassen. Macht nichts. Hol in dir zurück!

und meine Mitschüler auch alle grottenschlecht sind …

… möchtest du solidarisch sein?

„lernen bringt eh nichts, wird sowieso schlecht“.

oder „lernen bringt eh nichts, ich schaffs auch ohne“ ?

Das war’s schon, Christoph.
Auf die Schnelle eine kleine Dosis „irgendwelche Tipps und Ratschläge“
Ohne Psychotherapie, aber vielleicht mit ein bißchen „Exorzismus“ *fg* … oder ähnliches :smile:

Viel Spaß beim Lernen

Gruß

Metapher

meine Tippfehler
hi Metapher,

danke, dich lese ich wirklich gerne :smile:

viele Grüße
grilla

das kenn ich auch von früher…
hej christoph,

das problem ist mir aus alten tagen sehr wohl bekannt. beides: die fehlende
„motivation“ etwas zu lernen und die aussage: „das hat doch eh keinen zweck…“ -
bei mir war’s latein. gelöst hat sich das alles, nachdem ich in der 7. klasse
wegen latein, englisch und geographie (da hatte ich einen lehrer, mit dem ich gar
nicht konnte und deshalb extra auf leistungsverweigerung geschaltet hatte) und im
prinzip auch mathe sitzen geblieben bin. das war für meine umwelt ganz
schrecklich: „oh gott, mein sohnemann bleibt sitzen…“, aber so war’s…
als ich die klasse wiederholte, hatte ich sehr gute noten. klar: ich war ja nicht
doof, hatte den stoff schon einmal gehört und konnte mich damit gehörig
verbessern - auch in latein! ich wusste: latein ist NICHT mein lieblingsfach, im
gegenteil. also hab ich es irgendwie hinbekommen, den rest meiner latein-laufbahn
irgendwo um die 4 zu schawenzeln und damit immer ganz gut durchzukommen. den
aufwand für dieses fach habe ich aber immer so minimal wie möglich gehalten.

dafür habe ich meine liebe zu ein paar anderen fächern entdeckt: chemie,
biologie, kunst, sport, selbst die mathematik fand ich irgendwie interessant -
obwohl ich nach wie vor nicht besonders gut war. und dann sagte ein mathelehrer
zu mir: „tobias, du könntest eine zwei haben.“ und das war’s dann. ich wurde
ruckartig besser und schließlich richtig gut.
dass ich mir fächer gesucht habe, die ich gern mochte, die mich wirklich
interessierten, und fächer, die ich nicht mochte, die mich gar nicht
interessierten, das war für mich ein wichtiger schritt. ich kann nicht überall
gleich gut sein!
das heißt nicht, dass ich die anderen fächer komplett aufgegeben habe. durch die
konzentration auf meine lieblingsfächer blieb genügend „lernenergie“ für meine
problemfälle übrig. zumindest so viel, dass es reichte.

vielleicht solltest du auch dein lernen überprüfen: ist die art und weise wie du
lernst richtig für dich? versuch es auch mal anders: ich bin irgendwann mal dazu
übergegangen, ein fach anhand meines mitschriebs zusammenzufassen und
anschließend diese zusammenfassung zu lernen. und zwar so: ich ging, die
zusammenfassung in der hand, hinter der geschlossenen türe meines zimmers auf und
ab und habe sie mir mehrmals einfach nur aufmerksam VORgelesen. laut. nach drei,
vier solcher durchgänge habe ich versucht sie herzubeten… diese art und weise
ist bei weitem nicht so langweilig wie still dasitzen.
aber das ist ja nur eine möglichkeit. probier doch einfach ein paar dinge aus.
vielleicht hilft dir ja das schon weiter…

gruß
tobias

Hi Metapher,

Du hast noch jemandem geholfen!

Danke.
Irene,
die jetzt hoffentlich wieder lernt, ihren Haushalt zu bewältigen.

Hallo ‚Metapher‘,

du sprichst von einem nicht ganz simplen „größten Problem“,
meinst aber zugleich, daß es mit „vielleicht irgendwelchen
Tipps und Ratschlägen“ zu lösen sei?

OK, erwischt. Vielleicht war meine Wortwahl nicht gerade gut. Es ist vermutlich nicht mein allergrößtes Problem. Zur Zeit nervt es mich aber am meisten.

Du beschreibst, wie du etwas, das dir angeblich wichtig sei,
ziemlich zielsicher verbockst, machst dich aber gleichzeitig
lustig über mögliche Hilfen „Bitte jetzt nicht Vorschläge à
la Psychotherapie, Exorzist und ähnliches
:wink:“,
indem du genau den Bereich, aus dem Ratschläge kommen könnten,
nämlich einem tieferen Verständnis für psychische Vorgänge,
komplett veralberst?

Ich machte mich über gewisse Ratschläge nicht lustig - ich wollte damit nur Beiträge wie „Geh mal zum Seelendoktor“, etc. vermeiden.

Klar, daß eine Psychotherapie, die länger dauern würde als die
Zeit bis zur Prüfung, keinen Sinn macht. Aber du glaubst du
denn, daß du das jetztige Problemchen hinter dir gelassen
haben wirst, falls du die Prüfung bestehst?

Weiß ich ehrlich gesagt nicht, wobei ich mir natürlich schon Gedanken gemacht habe, wie es sein wird, wenn ich wirklich mal studiere… schließlich gibts dann keine Lehrer mehr die einen vielleicht noch mal darauf aufmerksam machen, dass eine oder ander zu tun.

Also gut: Dann mal ein Schnellverfahren für jemanden, der ein
paar lapidare schnelle Tips haben möchte, wie er lernen kann,
das „sich selbst ernstnehmen“ ernstzunehmen.

Ich mach es wie üblich durch Verständnisrückfragen:

Mein zur Zeit größtes Problem ist, dass ich völlig demotiviert bin zu lernen.

ist „demotiviert“ der richtige Ausdruck dafür? Könnte es auch
„ich will nicht, weil es mir zu blöd ist“ heißen?

Vielleicht ist es das falsche Wort. Vielleicht hat auch ein bisschen „ich will nicht“ damit zu tun - wie ich aber weiter unten geschrieben habe will ich eigentlich schon. Nur will ich so lange, bis es soweit wäre. Klingt unverständlich, es es mit Sicherheit auch.

Eigentlich sollte man meinen, dass mich dieses Ziel, die Matura zu :erreichen und so gut als möglich zu bestehen, dazu bringen sollte zu :lernen.

Seit wann bringt ein Ziel einen dazu, zu lernen? Ist es
nicht eher man selbst? Setzt du hier nicht schon selbst
voraus, daß etwas anderes als du selbst , dich zum
pauken bringt? Du übergibst die Verantwortung also an ein
Ziel, statt sie selbst zu übernehmen?

„Man lernt nicht für die Schule, man lernt für sich“ - hab ich schon im Gymnasium gehört und ich hab mich schon immer über diesen Spruch geärgert. Ich habe damals nicht für mich gelernt (zumindest aus der damaligen Sicht, dass ich vermutlich später, in der Berufswelt oder einfach in der Gesellschaft, davon profitieren werde, war mir noch nicht so bewusst) sondern für meine Eltern, Großeltern, Verwandte, Lehrer… Jetzt sehe ich das anders - ich lerne wie man auf französische Empfangsdame macht, wie man eine französische Weinkellerei präsentiert oder wie man sich auf französisch bewirbt. Natürlich lerne ich auch noch andere nette Sachen… zum Beispiel dass Drogen schlecht sind (natürlich auch auf englisch), dass AG’s publizitätspflichtig sind und wie man eine Rückstellung bucht. Nur brauche ich das - wieder aus meiner „Jetzt-sicht“ - nicht, da ich nicht in Frankreich leben/arbeiten möchte (und selbst wenn, denke ich mir, dass ich nach einigen Monaten schon der Sprache mächtig bin) und auch nicht Buchhalter, Steuerberater oder etwas in diese Richtung machen möchte. (Wenn jetzt von dir die Frage kommt, warum ich dann in diese Schule gehe, kann ich das auch erklären… mache ich dann aber, wenn es soweit ist).

Jedoch schaffe ich es einfach nicht, mich nach der
Schule zu Hause hinzusetzen, meine Schulsachen rauszunehmen
und meine Aufgaben zu machen…

Du „schaffst“ es nicht? Könnten wir auch besser sagen, du
„willst“ nicht? Doch, doch, du schaffst es! Du schaffst es,
deinen Willen durchzusetzen, die Hausaufgaben bis zur
endgültigen Ermüdung hinauszuschieben! Du beschreibst es doch
ausführlich, wie du es machst, und du machst es sehr
raffiniert und konsequent.

Körperlich schaffe ich es selbstverständlich. Genauso wie ich es psychisch schaffe, meinen „innersten Willen“ durchzusetzen, die HÜs nicht zu machen. Doch wie kann ich den berühmten „inneren Schweinehund“ überwinden?

Stattdessen setzt ich mich mal vor den PC, check’
meine Mails, schau in meinen Foren nach und leg mich vor die
Glotze (wo ich für gewöhnlich einschlafe und erst knapp vor
‚Unter uns‘ wieder aufwache).

Klasse! Perfekt! So macht man das, eine Pflicht, die gar nicht
der eigenen Überzeugung entspricht, erfolgreich zu umgehen.

Was kann ich tun, damit ich endlich behirne, dass ich einfach lernen muss damit ich die Klasse bzw. Schule abschließen kann.

Wieso tun? Du behirnst es doch längst! Wenn du nämlich
nicht behirntest, daß du müßtest, bräuchtest du doch
nicht so viele ermüdende techniken zu erfinden, um das Müssen
erfolgreich zu umgehen!?

Ich bin jetzt ehrlich gesagt etwas verwirrt. :wink:

Bin ich einfach zu blöd?

Nein, du bist zu clever!

Ich bin in der 4. Klasse einmal sitzen geblieben; einige Lehrer :meinten, dass ich nun aus dem Fehler lernen werde. Tja… haben sie gedacht.

Klar, Lehrer sind nämlich blöd, und du bist cleverer. Du hast
sie getoppt.

Zynismus?
Aus dem Alter, wo ich den Lehrern die Schuld für eventuelle Fehlleistungen in der Schule gebe, aus dem bin ich schon draußen.

Aber du hast recht: Sie haben tatsächlich falsch gedacht. Denn
Sitzenbleiben ist kein Fehler , sondern eine erhebliche
Verletzung des Selbstwertgefühls, eine Demütigung. Und diese
zu bewältigen hat dir bisher niemand geholfen. Die fatale
Folge für dich ist, daß dein Versuch, diese Demütigung durch
Trotz gegen das Lernen-Müssen zu besiegen, sich gegen
dich selbst auswirken könnte (daß du die Prüfung nicht
bestehst).

Klar wirkt es sich gegen mich aus. Das ist mir auch klar…

Was du mußt , ist also, so schnell wie möglich
umzudenken: Daß du nicht lernen mußt , sondern lernen
willst. Du mußt lernen, nicht lernen zu müssen ,
um ein Ziel zu erreichen, oder um den demütigenden Lehrern zu
trotzen, sondern lernen zu wollen , um den jetzt und
heute gerade anliegen Lernstoff zu behirnen.

Ich fühle mich nicht gedemütigt. Wie ich auch schon geschrieben habe, sind mir (teilweise) die schlechten Noten sogar schon egal (evtl. aus Gewohnheit?).

Im Grunde genommen möchte ich ja lernen

Ganz gewiß, aber nur im Grunde, in deinem Grunde. Und
an den Grund mußt du wieder herankommen, und ihn nicht
mit Vermeidungstechniken zuschütten.

Das ist mir jetzt schon zu philosophisch - Was ist _mein_ Grunde?

ich plane alles was ich wann mache, wann ich Pausen mache, welches Fach ich wann durchnehmen will

Klasse!

nur einzig zu der Durchführung kommt es nie.

Das ist falsch formuliert: Es muß heißen " ich führe es
nie durch" … mit der Ergänzung: „weil ich nicht will“.

Okay… muss ich dir wieder Recht geben.

Ich lege mir teilweise schon Ausreden zurecht

Frag dich gründlich und ernsthaft, wem du diese
Ausreden „im Grunde“ lieferst.

Mir selbst. Siehe auch „lernen bringt eh nichts, weil wenn ich zwei Srunden lerne, bekomme ich auch eine Schlechte Note“

Teilweise bekomme ich auch einfach nur einen Zorn wenn ich auf meinen Kalender sehe

Nimm diesen Zorn ernst! Er ist Ausdruck deines inneren
Konfliktes: Du verwendest deine offenbar vorhandene Energie,
um gegen einen Feind zu kämpfen, den es gar nicht gibt: Du
mußt nämlich gar nicht lernen. Blick nicht nach außen (zu den
Zielen und sowas alles), sondern zurück nach innen, wo du zu
deinem eigenen Willen wieder einen Draht kriegst.

Stellt sich nur die Frage ob mein Willen jetzt der ist, dass ich mache was ich wohl ‚wirklich‘ will (also nicht lernen) oder der, dass ich die Matura schaffen will.

Nachdem mein spezielles „Lieblingsfach“ Französisch auch mein absolute Albtraum ist

Du hast dir deinen „Liebling“ von fremden Ansprüchen
ausspannen lassen. Macht nichts. Hol in dir zurück!

Ich glaube du hast mich missverstanden - das „Liebling“ war ironisch gemeint. Mir geht dieses Fach schon sowas auf die Nerven, wobei da wohl vielmehr der Stoff und der Unterricht daran schuld ist. So gesehen könnte mein „Feind“ der F-Prof. sein

und meine Mitschüler auch alle grottenschlecht sind …

… möchtest du solidarisch sein?

Ich möchte nicht solidarisch sein. Nur ist es vermutlich für mein Ego (oder was auch immer) besser wenn neben mir noch zehn andere eine schlechte Note haben, als wenn ich der einzige wäre.

„lernen bringt eh nichts, wird sowieso schlecht“.

oder „lernen bringt eh nichts, ich schaffs auch ohne“ ?

Nein!

Das war’s schon, Christoph.
Auf die Schnelle eine kleine Dosis „irgendwelche Tipps und
Ratschläge“
Ohne Psychotherapie, aber vielleicht mit ein bißchen
„Exorzismus“ *fg* … oder ähnliches :smile:

Viel Spaß beim Lernen

Gruß

Metapher

Danke. Ich bin mir zwar über einige deiner Kommentare nicht 100%ig bewusst was du genau sagen wolltest, aber vielleicht klärt sich das ja noch.

Christoph

Hallo Christoph,

beim „Seelendoktor“ dürftest Du höchstwahrscheinlich nicht richtig sein. Da gebe ich Dir recht. Es ist wohl eher ein „normales“ Motivationsproblem, das Du ansprichst. Metapher ist da - denke ich - ein guter Ansprechpartner, denn beruflich gibt er auch Kurse, in denen motivationale Aspekte thematisiert werden, auch wenn es sich - soweit ich informiert bin - um den beruflichen Bereich handelt.

Bei Dir liegt - denke ich - ein motivationales Problem vor, das Du schon ziemlich gut und - ich mache Dir dieses Kompliment wirklich gern - trefflich psychologisch beschrieben hast, auch wenn Du Dir dessen vielleicht nicht bewußt bist. Deine Beschreibungen, was Du getan hast, um Dich zu motivieren - Ziele setzen, Zeitplan aufstellen usw. - sind tatsächlich Faktoren, welche die Motivation steigen lassen, wenn man sie richtig einsetzt. Allerdings beziehen sich diese Dinge v.a. auf die sogenannte extrinsische Motivation. Diese Motivation ist die von außen (daher extrinsisch) an Dich „herangetragene“ Motivation (auch wenn Du sie selbst an Dich heranträgst). Ganz wichtig ist es jedoch, daß nicht nur extrinsische Motivation vorliegt, sondern auch intrinsische Motivation. Also das aus Dir heraus und nicht nur von außen an Dich heran getragen Lernmotivation existiert. Ich denke, daß Metapher darauf hinaus wollte.

„Man lernt nicht für die Schule, man lernt für sich“ - hab ich
schon im Gymnasium gehört und ich hab mich schon immer über
diesen Spruch geärgert.

Dieser Spruch zielt auf die intrinsische Motivation ab. Daß Du Dich geärgert hast, kann ich verstehen. Denn man lernt im wirklichen Leben nicht immer für sich, sondern oft auch, weil äußere Faktoren einen dazu veranlassen bzw. zwingen. Daher wohl auch die Umkehrung des Spruches durch Seneca (die Philosophen mögen mich korrigieren, wenn das nicht Senecas Grund war, den Spruch umzudrehen). Besser lernt man allerdings, wenn man von sich aus motiviert ist, lernen zu wollen. Und genau diese intrinsische Motivation fehlt Dir. Du beschreibst es so schön, als Du aufzählst, für wen Du alles lernst - nur nicht für Dich. :wink: Übrigens ging mir das ähnlich bei meiner letzten Prüfung fürs Diplom. Habe lieber am Computer gehangen und Mails geschrieben als den „Scheiß“ zu lernen. Hat mich ´ne Note gekostet, aber ich hab´s überlebt.

Im Grunde machst Du nichts wirklich „falsch“. Du wendest die Techniken an, die man empfiehlt, um die Motivation zu steigern. Allerdings geht es da um die extrinsische Motivation. Wie man wirklich intrinsische Motivation herstellt, ist immer noch ein kniffliges Problem für uns Pädagogen und Psychologen.

Denn was soll man machen, wenn jemand wie Du sagt: „Ich will lernen. Aber lernen bringt eh nichts, weil wenn ich zwei Srunden lerne, bekomme ich auch eine schlechte Note“? Nun, Du müßtest erfahren, daß Lernen wirklich etwas bringt. Das würde bedeuten: Lernen, sich selbst überprüfen, bei gutem Ergebnis sich selbst mit einer Kleinigkeit belohnen (meinetwegen 15 Minuten Mails lesen), und zum Schluß ist das Prüfungsergebnis hoffentlich die größte Belohnung. Allerdings: wieder vornehmlich extrinsisch.

Ich möchte noch etwas zu der „Solidarität“ mit Deinen Mitschülern sagen. Du hast es wirklich sehr treffend beschrieben, besser findet man es selbst in der Literatur nicht:

Ich möchte nicht solidarisch sein. Nur ist es vermutlich für
mein Ego (oder was auch immer) besser wenn neben mir noch zehn
andere eine schlechte Note haben, als wenn ich der einzige
wäre.

Genau so lautet eine der gängigen psychologischen Erklärungen. Der Vergleich nach „unten“ rettet das Selbstwertgefühl im Falle der Überzeugung, es nicht schaffen zu können.

Und was machst Du jetzt mit dieser „Diagnose“?

Wenn´s Dich nicht von innen heraus interessiert, dann versuch´s weiter über die extrinsische Schiene. In Deinen Plan solltest Du noch Selbstbelohnungen (z.B. was ich oben schrieb) einbauen, dann wäre er ziemlich vollständig.

Ich wünsche Dir „intrinsische Motivation“! :wink:

Gruß,

Oliver Walter

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