Motivation von Hans und Sophie Scholl

Was war die Motivation von Hans und Sophie Scholl in die HJ bzw. dem Bund der Deutschen Mädel zu gehen? Die beiden Kinder wurden durch ihre Eltern zu christlich-humanistischen Werten erzogen, deswegen frage ich mich was ihre Beweggründe waren.
Habt Ihr da vielleicht ein Buch, eine Internetseite oder sonstiges in dem das steht?
Würde mich über eine Antwort sehr freuen :wink:

http://www.dhm.de/lemo/html/nazi/widerstand/weissero…
http://www.dhm.de/lemo/html/biografien/SchollHans/in…

Hallo Diii…

die Motivation von Hans und Sophie Scholl sich zunächst gegen den Willen ihrer Eltern der Nationalsozialistischen Bewegung anzuschließen, dürfte im Freizeit-und Gemeinschaftsleben der Jugend zu sehen sein.
So hat sich Hans Scholl aber dann auch wieder davon abgewandt und sich der dj.1.11 einer damals sehr bekannten Jugendorganisation angeschlossen, nachdem ihm die Hitlerjugend zu autoritär und einengend war.
http://www.bpb.de/geschichte/nationalsozialismus/wei…

Do

Hermann Vinke: Das kurze Leben der Sophie Scholl
http://www.amazon.de/dp/3473580112/?tag=googhydr08-2…

Viele Quellen aus erster Hand (Interviews mit Geschwistern und Mitkämpfern, Auszüge aus Tagebuch und Briefen), die die geistige Entwicklung der Geschwister von Mitläufern zu Widerstandskämpfern beschreiben, allerdings liegt der Fokus, wie der Titel schon verrät, auf Sophie Scholl.

Gruß
smalbop

Hallo DiiiiDiiiii,

Was war die Motivation von Hans und Sophie Scholl in die HJ
bzw. dem Bund der Deutschen Mädel zu gehen?

Da kann man sicher nur spekulieren. Aber ich habe meine Jugend in einem kommunistischen Land verbracht und finde es nicht sehr erstaunlich, dass sie in die HJ bzw. BDM gegangen sind.
Ohne es vergleichen zu wollen, aber die Situation ist ähnlich. Fast alle traten ein, in die Pioniere oder damals eben in die HJ. Es wurde ja auch irgendwie erwartet, es gab so einen Gruppendruck. Wenn man es nicht tat, war man irgendwie Außenseiter und wer will das als junger Mensch schon sein. Außerdem fand man es zumindest anfangs spannend, Geländespiele, Besuche bei der Armee usw. Da haben auch Kinder von christlichen Eltern mitgemacht, vielleicht ohne grosse Motivation, aber eben mitgemacht, schon um nicht noch mehr „draussen“ zu sein.

Schönen Sonntag noch
Jan

Hallo

Was war die Motivation von Hans und Sophie Scholl in die HJ
bzw. dem Bund der Deutschen Mädel zu gehen?

Da kann man sicher nur spekulieren. Aber ich habe meine Jugend
in einem kommunistischen Land verbracht und finde es nicht
sehr erstaunlich, dass sie in die HJ bzw. BDM gegangen sind.
Ohne es vergleichen zu wollen, aber die Situation ist ähnlich.

Sebastian Haffner hat beides in seinen „Anmerkungen zu Hitler“ durchaus verglichen, weil es mit Uniformen, Märschen, Schießübungen, Liedern, Lagerfeuer- und Zeltromantik einander glich wie ein Ei dem anderen. HJ mit FDJ, Jungvolk mit Jungen Pionieren, Kraft durch Freude mit Schönheit der Arbeit, NS-Frauenschaft mit DFD usw. und über allem wachte die „Partei“, vor 1945 wie danach.

Der große Unterschied besteht für Haffner nich zwischen Sozialismus und Faschismus (siehe Pol-Pot und Nordkorea) oder Sozialismus und Imperialismus (siehe Stalin) oder Sozialismus und Kapitalismus (siehe China), sondern zwischen Sozialismus und Individualismus, also zwischen Kollektiv und Individuum. Insofern war der Nazismus weit sozialistischer, als das mancher Linke wahrhaben will. Das rührt eben daher, dass man irrig, da willkürlich die Abwesenheit von Privateigentum an Produktionsmitteln als das wichtigste Unterscheidungsmerkmal von Gesellschaftsordnungen annimmt.

Gruß
smalbop

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Servus,

hierzu kann man u.a. lesen:

H.-C. Brandenburg, „Die Geschichte der Hitlerjugend - Wege und Irrwege einer Generation“. Dort ist u.a. beschrieben, in wie großem Umfang die HJ auf Bündische und Wandervögel zurückgreifen musste, um überhaupt in der gebotenen Geschwindigkeit ihre Organisation aufziehen zu können; wie es umgekehrt auch nicht recht gelungen ist, die Bündischen innerhalb der HJ zu kontrollieren.

Paulus Buscher, „Das Stigma. ‚Edelweiß-Pirat‘“. Paulus Buscher war wie die Geschwister Scholl in der dj.1.11 und er war wie sie „Edelweiß-Pirat“ (Scholls waren keine Einzeltäter, auch wenn das heute öfter mal so dargestellt wird.). Buscher beschreibt seine eigene Geschichte in der Wuppertaler dj.1.11, das Verhältnis der Bündischen zur HJ, auch den Kult des „Soldatischen“ bei der bündischen Jugend, er erzählt von bündischen Führern, die ihren persönlichen Weg bei Wehrmacht und auch Waffen-SS gefunden haben, von den teils eher naiven, teils durchaus wirksamen (und heute vergessenen) Sabotageakten der Edelweißpiraten in Wuppertal etc. etc. - sehr subjektiv, sehr persönlich; kein historisches Werk, aber ein Buch, mit dem man als Nachgeborener eine Perspektive von damals einnehmen kann.

Ebenfalls gänzlich subjektiv noch eine kleine Episode aus unserem „Familienalbum“: Mein Onkel Albrecht hatte sich freiwillig zur Wehrmacht gemeldet, als die SS begann, auch nicht Freiwillige zu rekrutieren - als ein (für seine Generation) Hüne mit Bilderbuch-Arierschädel und -profil musste er damit rechnen, zur Waffen-SS rekrutiert zu werden, wenn er nicht rechtzeitig Wehrmachtsoffizier würde. Als er in Ungarn Anfang Mai 1945 die Entlassungspapiere bekommen hatte und demobilisiert wurde (ja, es gab in Ungarn einige Einheiten der Wehrmacht, an denen die Rote Armee vorbeimarschiert war), griffen ihn auf dem Heimweg die Amerikaner in Österreich auf, erzählten ihm, dass das jetzt erstmal Essig wäre mit Heimgehen, und verschickten ihn in ein Gefangenenlager, in dem Wehrmachtsoffiziere „politisch gesiebt“ wurden.

Dort wurde er von einem amerikanischen Offizier verhört, der der Sprache nach offenbar Sohn oder Enkel von deutschen Einwanderern war. Der arbeitete einen Fragebogen zum politischen Kontext der Gefangenen Punkt für Punkt ab: „In irgendwelchen NS-Organisationen gewesen?“ - „Ja.“ - „Welche Organisation, welche Funktion?“ - „Hitlerjugend, Fähnleinführer.“ - „Hat es Ihnen dort gefallen?“ - „Ja, es hat mir dort gefallen.“

Da stand der US-Offizier auf, kam um seinen Tisch herum, und mein Onkel rechnete damit, dass es jetzt ein paar Backpfeifen setzen würde. Der andere aber nahm seine Rechte, drückte sie fest, mit einer halben Umarmung mit der Linken. „Finally, I meet a German that doesn’t tell me lies…!“

Der Amerikaner war begeisterter Boyscout, schwärmte für Rheingold, Wagner, deutsche Nibelungentreue etc. etc., und er war trostlos unglücklich darüber, dass er im Lauf der Vernehmungen junger deutscher Offiziere keinen gefunden hatte, der nicht behauptete, die Lagerfeuerromantik mit Klampfe und Fahrtenliedern, die Geländespiele, die gemeinsamen Märsche, die Fähnleinabende etc. etc. bei der Hitlerjungend seien ganz furchtbar gewesen, man habe ihn unter Drohungen in die HJ gezwungen etc. etc.

Eine Woche später durfte Onkel Albrecht dann wirklich nach Hause gehen.

Schöne Grüße

Dä Blumepeder

Bitte nicht Sozialismus und Korporatismus in einen Topf werfen.
das sind zwei paar Stiefel.

Und Haffner sah das auch schon etwas differenzierter, wie aus seinen durchwegs lesenswerten Publikationen hervorgeht.

LG
Mike

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Bitte nicht Sozialismus und Korporatismus in einen Topf
werfen.
das sind zwei paar Stiefel.

Ich pflege Stiefelpaare nicht in Töpfe zu werfen.

Und Haffner sah das auch schon etwas differenzierter, wie aus
seinen durchwegs lesenswerten Publikationen hervorgeht.

Das habe ich nicht bestritten. Es war mir allerdings zu langwierig, Haffners Gesamtwerk hier abzutippen.

Wer etwas von ihm lesen will, kann sich ja selbst ein Buch kaufen.

Gruß
smalbop

Moin,

sehr schön dargestellt! Ich glaube Wehner war es, der mal darlegte, wie die Nazis alles , was vielen Menschen so vertraut und lieb war - Lagerfeuer, Pfadfinder, Singen, im Wald rumlaufen, Gruppenerlebnisse usw. usw. - „besetzt“ hatten und genau dadurch ihre schnellen Erfolge erzielen konnten.

Laika

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