Hallo Chris!
Wenn dann frisches öl drin ist, kannst du den Motor mal von
Hand durchdrehen, normal hat man immer die Möglichkeit vorne
auf der Kurbelwenne mit nem Schlüssel/Ratsche mal zu drehen.
Ruhig ein bißchen länger, damit die Ölpumpe die Chance hat
schon mal ein bißchen was zu verteilen.
Wenn man an der Keilriemenscheibe per Schlüssel angreift und dabei letztlich Winkelgrad für Winkelgrad dreht, kann man nicht erwarten, daß die Ölpumpe Öl fördert.
Wenn man frisches Öl einfüllt, läuft das Öl vom Einfüllstutzen über die Nockenwelle in die Ölwanne. Gerade an die Stellen, wo sich ein Motor festsetzen kann, kommt dabei überhaupt kein Öl. Diese Stellen werden die Kolbenringe sein und oberhalb der Kolbenringe bis hin zum Zylinderkopf ist mit einiger Wahrscheinlichkeit Rost zu finden.
Wenn der Motor fest sitzt und es handelt sich um einen Oldtimer, wird jede Ersatzteilbeschaffung zum kostspieligen Problem. Dem steht gegenüber, daß die alten Motore vergleichsweise einfach und ohne viel Klimbim aufgebaut sind. Es ist also kein Hexenwerk, den Zylinderkopf zu demontieren und die Ölwanne abzuschrauben. Sodann kann man die Pleuel mit den Kolben demontieren und hat dann völlig freien Blick auf wirklich alle Problemstellen. Dann werden Laufflächen in den Zylindern gereinigt, die Kolben erhalten neue Kolbenringe (es gibt für solche Instandsetzungen spezielle Kolbenringe, die sich auf die Oberflächen der garantiert leicht unrunden Zylinder einlaufen) und schließlich wird auch noch der Zylinderkopf überholt. Sicherlich fällt noch das ein oder andere Teil auf, das erneuert oder aufgearbeitet werden muß, sei es die Einspritzpumpe, Lima oder Kühler, ein Haufen Muttern z. B. an den Gußteilen des Auspuffs sowie sämtliche Dichtungen und Schläuche sind zu erneuern, aber dann hat man mit überschaubarem Aufwand einen Motor, der noch lange hält.
Wer das bißchen Aufwand scheut, sollte die Finger von Oldtimern lassen, weil nur Verschlimmbesserung dabei heraus kommen kann. Hier gehts wohl um einen rund 40 Jahre alten 190D. Für gute Exemplare, die von Bastlern mit auf-die-Husche-Straßenrand-Brachialmethoden verschont blieben, werden inzwischen 15 bis 20 T€ bezahlt. Sobald unqualifizierte Basteleien stattfinden ist es damit vorbei, fällt der Wert auf den Schrottpreis. Rost darf sein, Verschleiß darf sein, alles ist reparabel. Sobald aber Bastler, Spachtelmassenpfuscher oder Leute Hand anlegten, die vom Schweißen keine Ahnung haben, es aber trotzdem machen, wird jede Restaurierung unkalkulierbar.
Ich bin gerade auf der Suche nach einer Citroen DS. Davon gibt es noch etliche Exemplare, aber an vielen Fahrzeugen versuchten sich schon Bastler und fragwürdige Werkstätten. Dann müßte man als Interessent erstmal deren Pfuscherei aufspüren und zurückbauen, was z. B. bei einem unsachgemäß in Gang gebrachten Motor unmöglich sein kann. So wie bei Gebäuden nicht Kriege den größten Schaden verursachen, sondern manche Architekten und Heimwerker, so richten auch bei Autos nicht der Zahn der Zeit und Verschleiß die schlimmsten Schäden an, sondern unqualifizierte Basteleien. Die unverbastelten Fahrzeuge sind selten. Es ist ein Jammer.
Gruß
Wolfgang