Hallo Musikliebhaber!
Passend zum Jubilar:
Ich finde, dass der erste Satz der genialen 40. Sinfonie von Mozart oft zu schnell gespielt wird. Auf einer Aufnahme von mir ist z. B. das Orchester nach 7m 17s fertig und ich empfinde das Tempo als hetzig. Geht das anderen auch so oder ist das nur mein individueller Geschmack?
Gruß!
Christian
Hallo Christian!
Ich finde, dass der erste Satz der genialen 40. Sinfonie von
Mozart oft zu schnell gespielt wird. Auf einer Aufnahme von
mir ist z. B. das Orchester nach 7m 17s fertig und ich
empfinde das Tempo als hetzig.
Das geht aber noch schneller )
Harnoncourt schaffte das mit dem Concertgebouw Orchestra in 6m 39s.
Geht das anderen auch so oder
ist das nur mein individueller Geschmack?
Freilich ist das persönlicher Geschmack.
Die Tempobezeichnung „molto allegro“ läßt schon einen Spielraum offen.
Gruß aus Wien
Barney
Zusatz: inklusiv Wiederholung der Exposition!otw
.
Nicht nur die
Hallo, Christian!
Du sprichst mir aus der Seele! Ich empfinde Vieles als viel zu schnell gespielt, nicht nur die 40! Onkel Karajan wollte zu Lebzeiten auch immer noch den Bus früher bekommen, fürchterlich!
Dies ist zum Einen natürlich Geschmackssache, andererseits auch Trend, genauso wie sie den Kammerton immer höher schrauben, damit die Aufnahmen „brillianter“ klingen.
Es gibt aber Orchester, die sich darauf spezialisiert haben, die Werke möglichst authentisch wiederzugeben, so wie zu Lebzeiten der Komponisten und bei ihnen staunt man: Langsamer, leiser und häufig auch auf den Instrumenten, für die eigentlich geschrieben wurden.
Leider habe ich im Moment keinen Namen eines solchen Orchesters parat, sonst würde ich gleich eine Empfehlung aussprechen, aber das lässt sich finden, denke ich.
Gruß
Lea
Hallo, Lea!
Onkel Karajan wollte zu
Lebzeiten auch immer noch den Bus früher bekommen,
fürchterlich!
Jaja, Herbertli hat’s meistens sehr eilig gehabt.
Kommt in meiner Sammlung auch nicht vor, der Mann.
Nettes Beispiel: 9. Beethoven.
Karajan 1968 ist um gute 20 Minuten schneller als Böhm 1980.
Die Böhm-Aufnahme ist aber auch wieder grauenhaft, weil die Sänger
gar nicht so viel Luft haben, wie der Böhm langsam war.
genauso wie sie den Kammerton immer höher
schrauben, damit die Aufnahmen „brillianter“ klingen.
Häää???
440 Hz sind doch heutzutage nicht höher als früher.
Es gibt aber Orchester, die sich darauf spezialisiert haben,
die Werke möglichst authentisch wiederzugeben, so wie zu
Lebzeiten der Komponisten und bei ihnen staunt man: Langsamer,
leiser und häufig auch auf den Instrumenten, für die
eigentlich geschrieben wurden.
Leider habe ich im Moment keinen Namen eines solchen
Orchesters parat, sonst würde ich gleich eine Empfehlung
aussprechen, aber das lässt sich finden, denke ich.
Hier ein paar solche:
The English Concert
Concentus Musicus
Hesperion XXI
Wiener Akademie
Gruß
Barney
Kammerton
Hallo Barney,
genauso wie sie den Kammerton immer höher
schrauben, damit die Aufnahmen „brillianter“ klingen.Häää???
440 Hz sind doch heutzutage nicht höher als früher.
440 Hz sind 440 Hz, das ist platterdings wahr.
Aber a’ ist nicht überall 440 Hz, viele Orchester verwenden einen höheren Kammerton. Und mit dieser Entwicklung hat Herbert von Karamalz angefangen, obwohl man sich doch 1939 bei der Stimmtonkonferenz endlich mal international auf 440 Hz geeinigt hatte.
Grüße
Wolfgang
Hallo Wolfgang,
Aber a’ ist nicht überall 440 Hz, viele Orchester verwenden
einen höheren Kammerton.
Ah ja - Schweinerei )
Ist es aber nicht so, daß man nicht alle Instrumente so beliebig umstimmen kann?
Entstünden dann nicht Schwebungen, die man als störend wahrnehmen müßte?
Gruß
Barney
Hallo Barney,
Aber a’ ist nicht überall 440 Hz, viele Orchester verwenden
einen höheren Kammerton.Ah ja - Schweinerei
)
heutzutage aber gängige Praxis.
Ist es aber nicht so, daß man nicht alle Instrumente so
beliebig umstimmen kann?
für Bläser nicht immer problemlos, aber ein bisserl was geht halt immer noch
Der Dirigent Ralf Weikert sagt dazu:
Eigentliche Norm in Sachen Stimmung/
Schwingung/Tonhöhe ist die Zahl 440. E i n s t
galt 435, heute treiben sie nicht nur die
Wiener guinnessverdächtig bereits auf über
445. Was sagt Ihr Herz zur Hertz-Treiberei?
Man muss das Phänomen der immer höheren
Stimmung in historischem Zusammenhang
sehen. Natürlich klingt die heutige
hohe Stimmung auf einem grossen Streicherkörper
sehr brillant und den Bläsern
bleibt kaum etwas anderes übrig, als Ihre
Instrumente ebenfalls nach oben zu «manipulieren
». Wer aber auf der Strecke bleibt,
sind u.a. die Sänger in Verdi-Opern. Ein
Bariton z.B. dessen höchster Ton bei Verdi
normalerweise das «gis» ist, muss heute
fast auf das «a» hinauf brüllen, weil unsere
Stimmung gegenüber der in der Zeit Verdis
fast einen halben Ton höher liegt. Dabei
geht die schöne Stimmfarbe leider verloren
und das tut mir in der Seele weh. Ich wäre
dafür, sich endlich zu besinnen und wieder
zumindest unter 440 Hz zu gehen. Aber da
müssten eben alle mitmachen und in diesem
Punkt habe ich nicht viel Hoffnung.
Nachzulesen hier:
http://www.dirigentenverband.ch/pdf/maestro_3_04.pdf
Gruß
Roland
Hallo Roland,
Der Dirigent Ralf Weikert sagt dazu:
…
Nachzulesen hier:
http://www.dirigentenverband.ch/pdf/maestro_3_04.pdf
Besten Dank!
Gruß
Barney
Hallo,
auch die Technik hat darauf reagiert. Beim verschiedenen Stimmgeräten kann z.B. der Basis-A-Ton von 435 Hz bis 445 Hz kalibriert werden.
http://www.taktell.de/cgi-bin/db_search.pl?rubrik=IM…
Grüße, Peter
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Hallo, Christian!
Du sprichst mir aus der Seele! Ich empfinde Vieles als viel zu
schnell gespielt, nicht nur die 40! Onkel Karajan wollte zu
Lebzeiten auch immer noch den Bus früher bekommen,
fürchterlich!
Dies ist zum Einen natürlich Geschmackssache, andererseits
auch Trend, genauso wie sie den Kammerton immer höher
schrauben, damit die Aufnahmen „brillianter“ klingen.
Salut Lea,
ich habe in den letzten 15 Jahren eher das Gefühl, es sei ein Trend, alles, was besonders langsam ist, automatisch als künstlerisch wertvoller einzustufen. Natürlich gibt es phantastische Aufnahmen mit sehr breiten Tempi (Furtwängler), aber auch sehr flotte Aufnahmen, die durchaus nicht nur „sportlich“ sind (Toscanini).
Es gibt aber Orchester, die sich darauf spezialisiert haben,
die Werke möglichst authentisch wiederzugeben, so wie zu
Lebzeiten der Komponisten und bei ihnen staunt man: Langsamer,
leiser und häufig auch auf den Instrumenten, für die
eigentlich geschrieben wurden.
Also, dass man früher langsamer gespielt hat, halte ich für ein Gerücht. Lies Dir mal die Metronomangaben von Schumanns Werken durch, da wird einem schwindlig. Oder hör Dir mal die Aufnahmen an, in denen Prokoffief, Skrjabin, Schostakowitsch oder Rachmaninoff ihre eigenen Werke spielen, das ist nicht gerade langsam.
Dass nur wenige Interpreten diese Tempi so vortragen können, dass nichts von dem Gehalt verloren geht, ist eine andere Sache, aber es hat ja noch nie jemand behauptet, dass es leicht wäre, ein guter Interpret zu sein oder dass es viele davon gibt.
liebe Grüße
Fredun
Hallo Christian,
!
es gibt wie schon erwähnt einige Dirigenten, die Viruosität mit Geschwindigkeit verwechseln.
Ich hab noch eine Aufführung der Brandenburgischen Konzerte im Ohr die von Justus Frantz dirigiert wurde. Ein Schweinsgallop und ich hätte speien mögen.
Gandalf
Hallo Namensvetter,
meines Erachtens wird nicht nur Mozart zu schell gespielt sondern vieles im Bereich Barock, Klassik und Frühromantik. Als halbprofessioneller Musiker höre ich immer wieder insbesondere von den Kollegen der 2. Geige, daß ja Mozart und Beethoven so langweilig zu spielen sei, weil man da immer nur Terz-Achtel dudelt. Nun, bei vielen Aufnahmen und Konzerten kann ich persönlich ihnen nur zustimmen! Es war für mich wie eine Erlösung, als ich letztens eine Aufnahme von der 8. von Beethoven dirigiert von Hans Knappertsbusch im Radio gehört habe. Der spielt den ersten Satz so langsam, daß die begleitenden Achtel Eigengewicht kriegen – für mich macht es die ganze Symphonie gleich doppelt interessant. Ganz davon abgesehen, daß diese Symphonie vollgepackt ist mit musikalischen Scherzen, die man in schnellem Tempo kaum mehr heraushört. Ich habe diese CD umgehend in meine Sammlung aufgenommen.
Auch bei Mozart würde ich persönlich Dir zustimmen. Ich habe mich sehr mit den alten Aufnahmen von Josef Krips angefreundet, der z.T. deutlich langsamere Tempi wählt als allgemein üblich und mir gefällt es gut. Wie unten schon angedeutet läßt natürlich eine Tempobezeichnung wie »Allegro ma non troppo« oder was auch immer Variabilität zu, aber es bleiben Tanzsätze. Man sollte das Tempo zumindest nicht so weit erhöhen, daß man nicht mehr dazu tanzen könnte. Und ich habe z.B. auch hier in England das Gefühl, daß viele Dirigenten dies gerne außer Acht lassen.
Ansonsten ist die Tempo-Frage natürlich auch Geschmackssache. Ich habe vor längerer Zeit einmal einen sehr guten Artikel bezüglich historischer Aufführungspraxis gelesen. Insbesondere über einen Gedanken habe ich lange nachgedacht. Der Autor hat ausgeführt, daß wir natürlich versuchen können, alles so »historisch« wie möglich zu machen. Aber man darf dabei nicht vergessen, daß wir eben eine Entwicklung durchgemacht haben. Früher war der Weg von Berlin nach Paris eben nur in einer Pferdekutsche über mehrere Tagesreisen zu bewältigen – das war normal. Die Wahrnehmung von Tempo war also definitiv anders und jeder muß für sich überlegen, ob er eine solche »historische« Reise nach dem ersten Tag noch als etwas Besonderes empfindet, oder ob es einem schlicht auf den Geist geht. Das kann nur jeder für sich selbst entscheiden.
Ich persönlich kann z.B. normalerweise die historische Aufführungspraxis nicht besonders gut vertragen. Ich bin an den Klang der modernen Instrumente und der modernen Stimmung gewöhnt. Ich bin auch an sehr gute Intonation gewöhnt. Wenn die historischen Instrumente nicht sehr gekonnt gespielt werden, dann sind sie intonatorisch deutlich anfälliger - und das jagt mir immer einen Schauer nach dem anderen über den Rücken. Aber das ist nur meine ganz persönliche Wahrnehmung.
Grüße,
Christian