Probieren geht über Studieren
Hallo Bernhard,
Wenn die MP3-Dateien nur gering komprimiert sind, z. B. 192
kbit/s oder 256 kbit/s (bei zwei Kanälen und 44 kHz
Abtastfrequenz), kann man daraus ohne große Einbußen wieder
unkomprimierte WAV-Daten o. ä. erzeugen, z. B. mit LAME oder
Audacity.
Du hast natürlich völlig recht, dass die Einbußen bei Datenraten von 192 kbit/s oder 256 kbit/s gering sind.
Leider aber bezieht sich dieses „gering“ auf das menschliche Gehör und nicht auf Originalität der Datei. Denn die Effektivität von MP3 und ähnlichen Codecs basiert ja gerade darauf, dass man die Fehler des menschlichen Gehörs ausnutzt und das Originalsignal nicht gleichmäßig sondern gezielt verändert: Es werden einfach benachbarte Frequenzen oder viele leisere Frequenzen komplett gelöscht.
Die Algorithmen zur Bearbeitung von Musikdateien sind aber so konzipiert, dass sie gleichmäßige, sich wiederholende oder charakteristische Störungen beseitigen. Aber genau diese Störungen sind in bereits komprimierten und wieder dekomprimierten Dateien deutlich verändert, weil sie für das menschliche Hörempfinden keine so große Rolle spielen.
Von daher sind die Effekte von Bearbeitungsprogrammen, die ohnehin allgemein überschätzt werden, noch einmal geringer, wenn das Ausgangsmaterial vorher schon durch Codecs, Dynamikkomprimierer und Exciter geschickt wurden.
Aber das hängt natürlich auch immer vom eigenen Anspruch an Perfektion ab, welchen Aufwand man betreiben möchte.
Maximale Datenrate und Rillenputz sind eine sehr gute Empfehlung und ich denke: Probieren geht über Studieren.
Ciao, Allesquatsch