MS Mikrofonierung

Guten Tag,

Wo stelle ich bei einem Flügel ein MS Mikrofon auf? In die Beuge oder an den Schwanz?

Vielen Dank

Imme

Hallo Imme,

es kommt darauf an, um welche Musikrichtung und um welchen Zweck es sich handelt.

Wird es als Hauptmikrofon z.B.für Klaviermusik der letzten Jahrhunderte genutzt,würde ich die Beuge bevorzugen. Gleiches gilt für den Einsatz als Raummikro.Lieber als ein Koinzidenz-Mikro mag ich allerdings die „Klein-AB“-Aufstellung oder als Raummikro die „Groß-AB“-Anordnung.Die Laufzeit dieser Anordnung spannt für mich schönere Räume auf.

Die Auffstellung am Schwanz mag für bestimmte Musikrichtungen,Flügel,Interpreten oder Räume die schönere sein; ich probiere das gelegentlich, habe aber für mich hierfür keine Regel entdeckt.

Ich hoffe, Dir mit diesen Äußerungen bei Deiner Geschmacksfindung etwas geholfen zu haben und verbleibe

mit freundlichen Grüßen

Steffen Seithel
+49-177-4462721

[Team:Name entfernt]

Hallo Steffen,
es handelt sich hier um Klavier Solo fürs Fernsehen, also fällt, wegen der Monokompatibilität ein AB schon mal weg. Ich frage mich nur, wenn ich das Mikrofon in die Beuge stelle, habe ich dann wirklich konkrete R - L (bzw. Höhen - Tiefen) Informationen? Bekomme ich die am Schwanz nicht viel besser?

AB in der Beuge wäre sonst auch mein Mittel der Wahl, aber diesmal ist die Kompatibilität wichtig und ich hab nur das MS Mikrofon (auch kein Haupt).

Vielen Dank

Imme

Hallo Imme,

bin selber beim Fernsehen mit Ausbildung als Tonmeister in Detmold.

Nach meiner Praxiserfahrung spielt die Monokompatibilität keine Rolle,denn „Klein-AB“ klingt Mono vollkommen ok.Da Du aber nur 1 Position und nur ein MS-Mikro hast,würde ich das Mikro auf Höhe der Dämpfer in einer Entfernung von 1,5 bis 2,0m und auf der Achse des Flügeldeckels/große Stütze, also von vorne und nicht in der Beuge aufnehmen. Die Höhe an dieser Position sollte ca.2,0-2,5m betragen, also abgehängt (der Regisseur wird’s Dir danken) bzw.schlankes Hochstativ.Der Klang an dieser Stelle zeichnet sich durch einen gut artikulierten Anschlag, der nicht „springt“ und sowie vollen, nicht schwammigen Tiefen aus.In der Nachbearbeitung kannst Du eventuell noch etwas Hall hinzufügen.

Ich hoffe, daß Du mit den Äußerungen etwas anfangen kannst.Viel Spaß. Eine Rückmeldung nach vollbrachter Arbeit würde mich freuen.

MfG

Steffen Seithel

Hi,

ja das hängt natürlich wesentlich vom gewünschten Klangergebnis ab. Wünschst du einen eher harten, percussiven Klang, so solltest du dein (Stereo-)Mikrofon (oder 2 Kondensatormikros) auf den Bereich der Hämmer ausrichten. Der Mikrofonabstand sollte bei ca. 15-40 cm liegen. Wenn du den Klang etwas runder möchtest, solltest du die Mikros auf die Löcher im Bereich des Resonanzbodens richten. Abstand dort ca.30-60 cm. Für klarere und präsente Tiefen kannst du das Mikrofon für den Bassbereich im Bereich der Saiteneinspannung aufstellen. Im Zusammenspiel mit einem weiteren Mikro im Abstand von 1-1,5 m kannst du den Klang noch runder machen. So bekommst du jedenfalls eine größere Dynamik, die dem Musiker mehr Möglichkeiten zur eigenen Klangformung bietet.

MfG Andreas

Hallo Andreas, vielen Dank für die Antwort. Das Musikmaterial kenne ich noch nicht, werde aber deine Ratschläge beherzigen. Ich bin technisch etwas eingeschränkt, da ich nur ein MS Mikrofon habe, daher kein Hauptmikrofon aufbauen kann. Und ich bin mir unsicher, wie ich es aufstelle, um eine korrekte (vor allem seitenrichtige) Abbildung zu bekommen. Ganz konkret: Wo guckt links hin und wo rechts? Die Mitte ergibt sich zum Glück ja von allein :wink:

Imme

Hallo Steffen,

halte mich jetzt nicht für völlig blöd, aber wenn ich mein Mikrofon dort hinstelle, höre ich dann nicht im schlimmsten Fall links das Schnaufen des Pianisten (legendäre Schnaufnahme: Keith Jarret, The Köln Concert) und in der Mitte die Hämmer und rechts dann das Piano?

Imme?

Hi nochmals,

also die Tiefen hat man gewöhnlicherweise links und die Höhen rechts, wobei ich persönlich den Sound am Pult nicht total links-rechts aufspreizen würde, da das Ergebnis zwar spektaktulär klingt, aber nichts mit dem wirklichen Hörereignis zu tun hat. Wenn du nur dieses Mikrofon hast, würde ich etwas experimentieren mit dem Abstand von Hämmern und Tiefen. Ist der Sound etwas zu hart, dann mehr in Richtung Schwanz positionieren. Den Abstand zu den Saiten würde ich dann auch eher höher nehmen, damit die Dynamik besser ist.
Wenn der Flügel im Zusammenspiel mit anderen Instrumenten ist, würde ich Ihn im Panorama je nach Geschmack positionieren und nur ein wenig aufspreizen. Ist er jedoch Einzel- bzw. Soloinstrument, dann doch eher in der Mittelposition (oder leicht darum)
Da du ja leider nur dieses eine Mikrofon hast würde ich dem Flügel dann aber einen guten Stereohall spendieren, denn sonst wird das Ergebnis wohl doch etwas trocken und ungewohnt klingen.

mfG Andreas

Hallo Imme,

wenn Du einen stark schnaufenden Pianisten hast,könnte der sicherlich stärker zu hören sein, als an anderen Positionen.Nur ist das nicht die Regel,und für die Ausnahme findet sich sicherlich eine Lösung.Der Anschlag bei dieser Aufstellung kommt mit leichter Varianz aus der Mitte, was ich ganz schön finde. Anfänglich hatte ich auch wegen der vermuteten asymetrischen Abbildung Sorgen, aber das trat hörmäßig nicht ein.Vermutlich weil die Tiefen unter 500Hz nicht bzw.schwer ortbar sind. Da die von mir beschriebene Aufstellung mit ca.75% die am häufigsten genutzte ist, würde ich damit anfangen.Du bist dann wahrscheinlich auf der sicheren Seite.Sonst leih Dir aus der Filmtonabteilung einen 6-Spur-Recorder und Mikrofoniere bei der Probe/Klavierstimmung an drei unterschiedlichen Stellen (Stütze, Beuge, Schwanz).Ein interessanter Vergleich dürfte hinterher möglich sein.

Viel Spaß und Erfolg

MfG

Steffen

MS Mikrofonierung
Hallo Steffen,
erinnerst Dich? MS Klavieraufnahme für arte… Gestern war nun die Aufnahme und wie immer es so kommt, wurde alles anders. Der Komponist brachte eigene Mikrofone mit, die die Produktionsfirma nicht zahlen musste :smile: und so konnte ich, wie gewohnt, mit zwei MK 4 ein schönes XY machen. Alle Aufregung umsonst. Aber trotzdem vielen Dank nochmal für Deine guten Tipps.

Imme

Hallo Imme,

danke für den Nachbericht. Das die Aufnahme für arte war,hattest Du bisher nicht erwähnt. Wo bist Du denn und wo habt Ihr die Aufnahmen gemacht? Wäre die Zusendung eines MP3-Files möglich? Bin [email protected]
Liebe Grüße
Steffen
+49-177-4462721

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Hallo Steffen,

hab eine Fehlermeldung bekommen, Email nicht versandt und so. Deshalb auf diesem Wege:

es handelte sich hierbei um eine Dokumentation über Henry Steinway, die Sendereihe heisst Vom Pionier zum Millionär, deutsche Auswanderer, die in Amerika zu Ruhm und Ehre gelangt sind. Wir haben zwei Filme gemacht, den einen über Steinway in New York, den anderen über Levis, der in San Francisco gelandet ist. Und weil Steinway New York es nicht geschafft hat, uns einen Flügel nebst Pianisten zu organisieren, in der Zeit, in der wir da waren, wurde diese Aufnahme nun in Hamburg gemacht. Sehr aufwendig übrigens, mit einer Dollyfahrt um das ganze Instrument… Wann das allerdings gesendet wird, weiß ich gar nicht. So ist das mit vielen Projekten, meistens bekommt man noch nicht einmal eine DVD.

-)

Imme

hallo,
MS bei Flügelaufnahmen ist wohl nur wegen Monokompatibiltät Ihre erste Wahl.
Ansonsten bevorzuge ich Klein AB oder ORTF ggf. erweitert um Stützen. Sogar XY ist genauso „unauffällig“ wie MS.
Aber zurück zu Ihrer MS.
Der Raum sollte für das „S“ bei „MS“ gut genug sein.
Bei freier Aufstellung würde ich als Position die Verlängerung der Dämpferachse mit einer Abweichung von ca. 10-20 Grad in Richtung Flügelspitze bei einem Abstand von 2-2,50m und einer Höhe von 2-2,5m nehmen.
Eine „MS“ über den Dämpfern, würde ich nicht favorisieren da die Niere des „M“ Signals zu punktuell und vorwiegend Dämpfergeräusche aufnimmt.
Wenn es nicht unbedingt MS sein muss,gibt es durchaus noch andere gute Möglichkeiten,den Flügel „unauffällig“ aufzunehmen.
Hängt aber ein bischen von der zur Verfügung stehenden Zeit und der technischen Ausstattung ab.
Und nicht zuletzt auch davon, welche Musik Sie aufnehmen wollen.

Sorry f.d. Verspätung

gruss
microrman

Hallo Imme,

das kommt darauf an, wie der Flügel klingen soll.

Ich empfehle die Beuge mit einer Tendenz Richtung Tastatur.

Die besten Ergebnisse bekommst Du durch interaktives Ausprobieren in der realen Situation.

Beste Grüße
Norbert