München - warum so teuer?

Ich hatte 2001/2002 eine Freundin, die in München lebte. Damals wollte ich unbedingt zu ihr ziehen, aber daraus wurde nichts, da München verdammt teuer war/ist. Die Beziehung ist eh schon seit 10 Jahren aus, daher ist das mittlerweile egal.
Nur was mich bis heute beschäftigt: Die Mieten sind unerschwinglich hoch und viele andere Stimmen, die ich im Internet gefunden habe, berichten dasselbe. Es heißt oft, dass man sich München prinzipiell nur leisten kann, wenn man einen gut bezahlten Job hat oder eine Führungsposition inne hat. Aber ich lernte damals auch viele Leute kennen, die dort ganz normale Jobs hatten und trotzdem eine Wohnung zur Miete bewohnten. Wie geht das also? Machen diese Leute mehrere Jobs gleichzeitig? Warum ist München die teuerste Stadt Deutschlands, war das schon immer so? Warum entwickelte sich das so?

Ist halt so, frag doch im Touri Stand. Oder wo auch immer.

Schlechte Antwort: Hättest dir das Tippen komplett sparen können.

Lieber Anfragender,
das sind zwar eine Menge Fragen auf einmal, aber das lässt sich alles mit einem Wort beantworten; „Marktwirtschaft“.
Die Kosten und Preise sind so hoch, weil eine dementsprechende Nachfrage von Personen gegenübersteht, welche (aus den unterschiedlichsten Gründen / bei Dir war es z.B. eine Beziehung) in München wohnen, das Umfeld geniessen (Freizeit- und Kulturangebot) und konsumieren ( Gastronomie, Lebens- und Gebrauchsmittel) wollen.
Das machen auch die „Normalen“, aber auf einen anderen Niveau - das nicht schlechter sein muss, aber eben „anders“.
Nicht jeder kauft in Boutiquen ein, sondern geht zu C&A, nicht jeder fährt neuen BMW, sondern gebrauchten „Japaner“, nicht jeder geht 1x die Woche aus, sondern seltener oder garnicht, kocht lieber selbst und lädt Freunde ein.
Das Bier steht im Keller und kommt aus dem Getränkemarkt, Lebensmittel von ALDI, statt Theater gibts höchstens Kino oder DVD daheim usw.

Verstehst Du, was ich meine?
Ist alles eben auch eine Sache der persönlichen Einstellung und Ansprüche.

Gruss
Walter

Angebot / Nachfrage und Verschwörungstheorie
Hallo,

also nochmal zum nach vollziehen wie das vor 10 Jahren war:

  • deine Freundin wohnte in MUC und konnte sich das anscheinend leisten.
  • du wolltest mit der Freundin zusammenziehen und konntest dir das nicht leisten.

Also warst du wohl arbeitslos - dann konnte es sich deine Freundin wohl nicht leisten dich aufzunehmen :wink:.
Weil sonst hätte sie ja einen Teil der Miete (die in MUC einen sehr hohen Anteil an den Lebenshaltungskosten hat) dir überlassen können und hätte somit sogar noch gespart.

Zu deinen Fragen:
Es gibt „günstigen“ Wohnraum in MUC. Die Stadt ist groß und nicht überall sind Dachterrassenwohnungen in Top-Lage der Standard. Viele städtische Einrichtungen bieten bezahlbaren Wohnraum für ihre Angestellten an und es gibt Genossenschaften deren Wohnungen nie in der Zeitung stehen, weil sie sofort an den nächsten in der Warteliste vergeben werden.

Auch ich kenne Leute die mehrere Jobs haben. Aber die Jobs sind für die Extras im Leben: der Zweit-Urlaub auf den Malediven, das dicke Auto (das man nicht braucht), die teuren Klamotten…

Echt jammern können in MUC nur die Familien - und die, die ich kenne ziehen fast alle ins Umland. Die einen weil ein Hauptverdiener die Miete in familienfreundlichen Innenstadtteilen nicht aufbringen kann und die reicheren, weil sie sich am Land gleich ein Haus mieten / bauen / kaufen.

Für das Geld was ich hier als Miete zahle könnte ich mir im weiteren Umland wohl ein kleines Haus leisten - aber dann bräuchte ich ein Auto. Dann relativiert sich der Preisvorteil gleich wieder.

MUC und vor allem einige Stadtteile sind „in“. Und dort werden dann Mieten verlangt (und gezahlt) die sich wirklich nur Großverdiener leisten können (das sind dann die Wohnungen die durch die Presse gehen). Ich kenne Paare, bei denen ein Teil praktisch nur für die Miete arbeitet. Aber nur, so lange keine Kinder da sind kann das gut gehen.

MUC hat in der Tat mehr sehr gut bezahlte Arbeitsstellen zu bieten als z.B. kleine Gemeinden in Nord-Ost-Oberfranken.
Wenn unsere tollen Politiker ihren Ehefrauen 5000 Euro im Monat für ihre Dienste am Staat zahlen dürfen (aus unseren Steuergeldern) - dann können die sich auch schöne Wohnungen leisten. MUC zieht auch - wie jede Großstadt - große Firmen (also deren Verwaltungen) an. Schon allein wegen der Nähe zur Politik… und die Gehälter in den oberen Etagen sind jenseits von gut und böse.

Und als vorletztes kommt noch hinzu, dass die Ansprüche gestiegen sind. In meiner Wohnung haben bevor ich eingezogen bin zwei Leute mehr gewohnt als jetzt. Das hat die Kosten reduziert, aber die Wohnqualität meiner Meinung auch. Ich kenne auch einen Fall, dass zwei Auszubildende zusammen ziehen wollen und keine bezahlbare Wohnung finden. Das war leider schon immer so - und nicht nur in MUC.

Und dann hätten wir noch die VT, dass „die da oben“ die kleinen Leute immer schön unten halten wollen. Soll das Arbeitergesindel doch wie vor 100 Jahren zu sechst auf 50 qm hausen. Fürs Volk gibt es „Brot“ (billige Discounter) und „Spiele“ (Fußball) - die haben sich nicht dort anzusiedeln wo die Reichen wohnen.

Grüße,
Wolfgang

Da könnte man wahrscheinlich eine Doktorarbeit darüber schreiben. Denke, die alte Binsenweisheit über Angebot und Nachfrage reicht. Ob es tatsächlich sooo teuer ist, kann ich nicht sagen. Es gibt viele Menschen, die schon sehr lange in einer Wohnung leben und die erschwinglich ist. Oft verteuert die Sache, dass alle Augenblicke - meist notgedrungen - umgezogen werden muss. Für weitere Infos hab ich jetzt leider nicht die Zeit.
Herzliche Grüße aus München